IT-affine Quereinsteiger

Wie Computacenter neue Mitarbeiter sucht

02.07.2019 von Hans Königes
Der IT-Dienstleister Computacenter sucht ständig neue Mitarbeiter. Da Informatiker schwer zu bekommen sind, setzt man auch auf IT-affine Quereinsteiger.

HR-Consultant Katja Könnecke ist schon lange im Geschäft und hat viele Bewerber eingestellt. Sie weiß nur zu gut, dass im umkämpften Arbeitsmarkt für IT-Experten vor allem kreative Lösungen und Pragmatismus weiterhelfen. Selbst ein IT-Dienstleister wie Computacenter, der weltweit 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 6700 in Deutschland, und damit nicht unbedingt als ein unbekannter Mittelständler oder No Name am Markt agiert, hat es im Wettlauf gegen die Googles, SAPs und Microsofts dieser Welt nicht gerade leicht, genug und gute Kandidaten zu bekommen. Das Unternehmen sucht die ganze Bandbreite von Beschäftigten - angefangen von Young Professionals, die in Trainee-Programmen ausgebildet werden, über Berater, Help-Desk-Mitarbeiter, System Engineers und Projektmanager.

Die Abteilung Human Resources des IT-Dienstleisters Computacenter hat gute Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht und lässt IT-Skills schulen.
Foto: Duncan Andison - shutterstock.com

Weil die Bildungsstätten längst nicht ausreichend viele junge Menschen mit IT-Know-how ausbilden, setzt Computacenter nun in einigen Bereichen auch auf Quereinsteiger. Die Bandbreite umfasst dabei fünf Trainee-Programme für unterschiedliche Zielgruppen, die vom Vertrieb über Berater bis hin zu technischen Mitarbeitern reichen. Der IT-Dienstleister scheut sich dabei nicht, auch Bewerber mit einem komplett IT-fernen Studium wie Pädagogen oder Biologen einzuladen, aber natürlich auch Absolventen der MINT-Studiengänge (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

Computacenter schwört auf Assessment Center

Zunächst finde ein ausführliches Telefonat oder Videointerview statt, in dem sich der Fachbereich einen ersten Eindruck von der Persönlichkeit und der IT-Affinität des Kandidaten machen könne, schildert Könnecke die Vorgehensweise bei Computacenter. Sei diese erste Hürde geschafft, gehe es weiter ins Assessment Center (AC). Obwohl diese Einstellungsmethode bei vielen HR-Managern auf Vorbehalte stößt, schwört der Bereich Human Resources des Service-Providers auf dieses Verfahren. Der Grund: "Wer das AC bestanden hat, startet auch erfolgreich im Trainee-Programm durch", erklärt die Personalexpertin. Nur in wenigen Ausnahmefällen hätten "Future Talents" die Ausbildung abgebrochen, was aber nicht mit ihrer Eignung zusammengehangen habe. Die AC-Übungen seien mittlerweile so ausgefeilt, dass man sich ein sehr gutes Bild vom Kandidaten machen könne - auch was seine IT-Affinität betreffe.

IT-Skills lassen sich schulen

Gute Erfahrungen mit Quereinsteigern hat das Unternehmen damit gemacht, Personal für den Bereich Service Desk unter anderem im Handel zu rekrutieren. "Wir benötigen Mitarbeiter, die es gewohnt sind, ständig mit Kunden in Kontakt zu sein und kommunizieren zu können", also die "kompletten Quereinsteiger", wie es Könnecke formuliert. Denn wichtig seien die Einstellung, Haltung und das Engagement. "IT-Skills lassen sich schulen", ist ihre Erfahrung.

10 unentbehrliche IT-Skills
1. Kommunikation
Von vielen als "weicher " Faktor belächelt, sollte die Fähigkeit, mit anderen Menschen verbal zu interagieren, auch im "harten" IT-Geschäft nicht vernachlässigt werden. Die Welt im Datenzentrum verändert sich noch rascher als anderswo. Hier eine strukturierte Umgebung aufrechtzuerhalten erfordert Kommunikation - nicht nur mit dem Business, sondern auch innerhalb der IT-Organisation.
2. Service-Management
Viele Unternehmen beziehen bereits Teile ihrer IT-Services aus der Cloud. Diese Auslagerung verlangt von den IT-Verantwortlichen ein Umdenken in Sachen Service-Management. Sie müssen das komplexe Zusammenspiel von Kapazität und Nachfrage in einer nicht länger fest umrissenen Infrastruktur im Griff haben.
3. Unified Computing
Das "Unified Computing System" von Cisco, die "Blade System Matrix" von HP und die Cloud-Computing-Strategie von IBM stehen laut Rockwell Bonecutter, Data-Center-Experte bei Accenture, beispielhaft für einen Trend, der auch noch die kommenden Jahre kennzeichnen werde.
4. Projekt-Management
Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, werden die Unternehmen auch ihre verschobenen IT-Projekte in Angriff nehmen. Aber sie werden darauf achten, dass sich die Investitionen am Ende auch auszahlen. Deshalb sind die Fähigkeiten zur Business-Analyse und zum effizienten Projekt-Management gefragt.
5. Ressourcen-Management
In einen Zusammenhang mit dem Thema Green IT gehört die Beherrschung der Wechselwirkungen zwischen IT- und Facilities-Management. Keine Kapazitätsplanung kommt heute ohne eine Betrachtung des Energieverbrauchs und der Wärmeabstrahlung aus. IT-Teams brauchen also dringend jemanden, der diese Faktoren auf dem Schirm hat und in der Lage ist, dieselbe Sprache wie die Facilities-Experten zu sprechen, also einen "Ressourcen-Manager". Auch der Data-Center-Chef selbst darf diese Aspekte nicht aus den Augen verlieren.
6. Engineering
Die Leute, die heute am verweifeltsten gesucht werden, sind, so Pricewaterhouse-Coopers, Mechanik- und Elektro-Ingenieure, die sich mit modernem IT-Equipment auskennen. Heutige Rechenzentrumskonzepte, beispielsweise virtualisierte Server, unterscheiden sich auch hinsichtlich der Elektrik und Kühlsysteme fundamental von denen der vergangenen Jahre.
7. Netzwerk-Know-how
Wenn ein Rechenzentrum ohne Menschen vor Ort auskommt (die Stichworte heißen hier "lights out" und "remote"), dann nur, weil es über ein Netz gesteuert wird. Folgerichtig braucht ein IT-Manager moderner Prägung ein solides Wissen hinsichtlich Netzkonfigurationen, - hardware, und -schwachstellen. Zudem sollte er Mitarbeiter einstellen, die über solches Know-how verfügen.
8. Finanzanalyse
Gerade in einer Wirtschaftskrise wird von einem IT-Verantwortlichen wirtschaftliches Denken verlangt. Er muss beispielsweise in der Lage sein, die Applikationen nach ihrer Bedeutung für das Business zu priorisieren und auf dieser Basis zu entscheiden, welche Lösung einen eigenen Server benötigt und welche beispielsweise in die Cloud ausgelagert werden kann.
9. Green IT
Mögen manche auch die Augen verdrehen - kein Unternehmen kommt an dem Mandat für eine "nachhaltige" Technologie vorbei.
10. Virtualisierung
Die Basistechnik für eine moderne IT-Infrastruktur ist eine Trumpfkarte für den, der sich mit ihr auskennt. Die Unternehmen packen immer mehr IT-Komponenten in flexible, leicht zu wartende und günstig zu betreibende, sprich: virtualisierte Umgebungen.

Genauso kreativ ist das Unternehmen, wenn es darum geht, zusätzliche Recruiting-Kanäle zu nutzen. Die klassischen Kanäle wie Jobbörsen, firmeneigene Homepage und Hochschulkontaktmessen zählen dabei zum Standardrepertoire. Darüber hinaus müsse man, so die Personalerin, auf die Verhaltensweisen und Gewohnheiten der jungen Menschen reagieren, sprich auf Instagram und den sozialen Medien im Allgemeinen vertreten sein. Außerdem sollten die Stellenausschreibungen für mobile Geräte optimiert sein, denn bereits jetzt würden sich um die 80 Prozent der Jugendlichen via Smartphone über Jobangebote informieren und am liebsten auch auf diesem Wege bewerben. Das ganze Bewerbungsverfahren müsse für die Generation Z möglichst einfach sein, sonst habe man keine Chance, als Arbeitgeber zum Zug zu kommen. Ein weiterer Baustein, um auf sich aufmerksam zu machen, seien Plakate. All diese Maßnahmen seien notwendig, meint die HR-Managerin, denn das Unternehmen wolle weiterwachsen, die Geschäfte liefen gut und man benötige auch für die nächsten Jahre eine Menge guter und engagierter Mitarbeiter.