Software à la carte

Was hat BlackBerry App World zu bieten?

27.04.2009 von Moritz Jäger
RIMs Gegenentwurf zum iPhone App Store erleichtert BlackBerry-Nutzern die mühsame Suche nach Applikationen. Unsere Kollegen vom TecChannel haben den Software-Marktplatz vorab getestet.
Eigene Anwendung: Die App World muss zunächst auf dem BlackBerry installiert werden.

Bereits seit langem haben sich BlackBerrys in der Geschäftswelt etabliert und allmählich beginnen sie auch in den Consumer-Bereich vorzudringen. Daher ist es kein Wunder, dass sich inzwischen viele Drittentwickler für die mobile Smartphone-Plattform interessieren. Als Resultat sind eine ganze Reihe von genialen, sinnvollen und mitunter auch witzigen Applikationen für die E-Mail-Maschine entstanden. Um von der Existenz der Zusatzprogramme zu erfahren, mussten sich die BlackBerry-Nutzer jedoch bislang intensiv mit der Materie auseinandersetzen, Fachzeitschriften studieren oder einschläge Foren wie CrackBerry oder Blogs wie BlackBerryCool aufsuchen. Einmal fündig geworden, konnten sie die Zusatzprogramme nur über den Desktop-Manager oder direkt aus dem Internet installieren.

Nachdem Apple mit dem in iTunes integrierten App Store als Erster einen zentraler Marktplatz für Anwendungen für das iPhone geschaffen hat und Google mit dem Android Market für das T-Mobile G1 und künftige Geräte inzwischen nachgezogen ist, war die RIM-Lösung BlackBerry App World längst überfällig.

Ähnlich wie bei Google Android handelt es sich bei der BlackBerry App World um ein Zusatzprogramm, das auf den BlackBerrys installiert werden muss. Über die Anwendung kann der Nutzer auf eine Datenbank zugreifen, in der bereits eine beachtliche Anzahl von Programmen hinterlegt wurden. Aktuell ist die BlackBerry App World allerdings nur für Nutzer aus den USA, Kanada und Großbritannien zugänglich. Andere Länder, darunter auch Deutschland, Österreich und die Schweiz, sollen aber im Lauf der nächsten Monate folgen.

Bildergalerie: BlackBerry App World.
Das Hauptmenü nach dem Start.
Die BlackBerry App World Anwendung.
Im Hauptmenü sind eine Reihe von empfehlenswerten Anwendungen zu sehen.
Hinter diesem Punkt verbergen sich die einzelnen Kategorien.
Ein Teil der Kategorien.
Die Unterkategorie Maps & Navigation.
Eine einzelne Anwendung, hier GPS Tracker.
Das Rating für eine Anwendung.
Zu den meisten Programmen gibt es Screenshots zu sehen.
Screenshot zu GPS Tracker in der App World.
Screenshot zu GPS Tracker in der App World.
Screenshot zu GPS Tracker in der App World.
Die Top Downloads mit den beliebtesten Anwendungen.
Die ersten vier Top Downloads.
Die App World lässt sich auch durchsuchen.
Die Suche in Aktion.
In MyWorld erhalten Sie Zugriff auf alle bisher geladenen Anwendungen.
MyWorld Übersicht.
Aus MyWorld kann man Anwendungen deinstallieren.
Die Sicherheitsabfrage.
Der BlackBerry muss nach einer Deinstallation neu gebootet werden.
Download einer neuen Anwendung
Die Installation ist geglückt.
Google Talk wird richtig im Ordner Instant Messaging abgelegt.
Details zu einer Anwendung
Bezalungen werden über PayPal abgewickelt.
Auch Security Token werden unterstützt.
Weiter Infos zu PayPal.

Unsere Kollegen vom TecChannel hatten die Möglichkeit, bereits einen Blick in die neue App World zu werfen. Hier ein Vorgeschmack auf den neuen Dienst und einige der besten Anwendungen.

Installation und Voraussetzungen

Wie bereits erwähnt, erfordert die App World einen Client auf dem Endgerät. Dieser lässt sich per Over-the-air-Installation von der Website BlackBerry.com/AppWorld laden und installieren. Anschließend ist der Client einsatzbereit und kann aus dem Untermenü „Downloads“ aufgerufen werden. Beim ersten Start benötigt die App World eine Verbindung über die 2G- oder 3G-Verbindung des BlackBerrys, danach kann man auch über WLAN in den virtuellen Shop.

Noch geschlossen: Derzeit ist die App World nur für Nutzer aus den USA, Kanada und Großbritannien zugänglich. Das soll sich aber ändern.

Ein Großteil der Anwendungen ist kostenfrei. Dennoch können Entwickler auch die Vergütungen festlegen. Die RIM-Preisskale sieht demnach 2,75 Euro als Mindestpreis vor. Die Bezahlung läuft dabei über die eBay-Tochter PayPal. Das ist ein cleverer Schachzug, da sich RIM so den Aufbau einer eigenen Infrastuktur für E-Commerce spart.

BlackBerry App World in der Praxis

Die Bedienung der App World ist einfach. Startet man die Anwendung, baut sie eine Verbindung zum zentralen Server auf und lädt die Daten nach. Begrüßt wird der User von den „Featured Items“. Das sind ausgewählte Anwendungen, die das Team hinter der App World für besonders empfehlenswert hält.

Ausgewählt: Die empfohlenen Anwendungen werden regelmäßig aktualisiert.

Unter den Empfehlungen finden sich die vier Menüpunkte Categories, Top Downloads, Search und MyWorld. Vor allem der Bereich Categories hat es in sich. Dahinter verbergen sich zum Testzeitpunkt 13 Unterkategorien, in denen alle verfügbaren Applikationen hinterlegt sind. Teilweise überschneiden sich diese, die Sortierung ist nicht immer klar. Das könnte Anwender möglicherweise verwirren, sodass sie in der falschen Kategorie suchen. Praktischerweise lässt sich jede Unterkategorie direkt nach Schlüsselwörtern durchsuchen, was bei der Orientierung hilft. Wenn der Softwarebestand in Zukunft aber wächst, kann die Einteilung schnell unübersichtlich werden. Hier sollte RIM in jedem Fall noch nacharbeiten und die Kategorien vereinfachen.

Hitliste: Die Top-Downloads beheimaten die beliebtesten BlackBerry-Anwendungen.

Experimentierfreudige Anwender werden die Rubrik Top Downloads mögen. Dort sammeln sich die beliebtesten Downloads der gesamtem App World. Zum Testzeitpunkt waren dort vor allem kostenlose Anwendungen und die Messenger vertreten.

Besonders praktisch ist der Menüpunkt Search. Hier kann man die App World nach Begriffen und Produktnamen durchsuchen. Die Suche ist dabei überraschend schnell. Angezeigt werden alle Anwendungen, die zum Begriff passen. Das klappte im Test bereits gut, allerdings zeigt sich, dass beliebte Anwendungen wie beispielsweise TwitterBerry noch nicht im Katalog stehen. Das kann unter anderem damit zusammenhängen, dass RIM eine Gebühr von 200 Dollar für das Einstellen der Programme verlangt. Es bleibt abzuwarten, ob es eine Art Stipendium oder Sponsoring für Freeware-Entwickler geben wird.

Verzeichnis: Unter MyWorld finden sich alle installierten Anwendungen.

Bleibt noch der Punkt MyWorld. Darin kann man einsehen, welche Anwendungen bereits auf dem BlackBerry installiert wurden. Zusätzlich kann man Rezensionen zur jeweiligen Anwendung schreiben oder sie jemand anderem empfehlen.

Kauf, Download, Installation

Der eigentliche Installationsvorgang ist simpel. Sobald man eine passende Anwendung gefunden hat, kann man sie direkt herunterladen und installieren. Sollte sie nicht kostenlos sein, wird man aufgefordert, seine Zugangsdaten zu PayPal anzugeben. Die App World erkennt auch, wenn ein Sicherheits-Token von Verisign verwendet wird. In diesem Fall muss das Passwort um den sechsstelligen Schlüssel ergänzt werden.

Bezahldienst: der Login zu PayPal.

Praktisch ist, dass einige Hersteller für ihre Anwendungen kostenlose Trial-Versionen anbieten. Damit lassen sich die Anwendungen - anders als etwa bei Apples App Store - vor dem Kauf testen. Hier sollte RIM die Entwickler dazu anhalten, für deutlich mehr Anwendungen Testversionen in den Markt zu stellen.

Nach der Installation finden sich die Anwendungen teilweise gleich in den passenden Ordnern. So wurde der ICQ-Client etwa direkt im Untermenü Instant Messaging abgelegt. Andere Anwendungen landen im Download-Ordner und müssen separat verschoben werden.

Ablage: Einige Anwendungen kann die App World gleich passend ablegen, hier zwei Instant Messenger.

Eine Grenze gibt es aber in der App World: Anwendungen, egal ob gekauft oder kostenlos, lassen sich nur auf dem internen Speicher des Smartphones ablegen. Die Applikationen können nicht auf Speicherkarten gesichert oder von diesen gestartet werden.

Fazit: Gute Anlaufstelle für Anwendungen

Die App World erfüllt ihren Zweck bislang nur zum Teil: Sie ist zwar ein zentrales Lager für eine große Anzahl von Applikationen, beliebte Freeware-Programme fehlen aber noch. Dennoch ist die App World eine praktische Erweiterung für alle, die ihre BlackBerrys nicht nur als reine E-Mail-Maschinen verwenden. Hierin liegt übrigens auch ein mögliches Problem. Denn vergnügungssüchtige Nutzer können den verbrauchten Traffic des Smartphones durch verschiedenste Anwendungen deutlich in die Höhe schnellen lassen. Als Gegenmaßnahme können Administratoren die App World oder einzelne Anwendungen mittels eine IT Policy im BES deaktivieren.

Alles in allem macht die App World einen guten ersten Eindruck. Klar, sie ist weder neu noch übermäßig innovativ, aber man findet Zusatzanwendungen damit deutlich einfacher, als wenn man sie im Internet zusammensuchen müsste.

Zeitkiller: Schon jetzt ist die App World mit vielen Programmen gefüllt.

Innerhalb der nächsten Monate soll die App World auch bei uns verfügbar sein. Einen genauen Termin zum Start wollte uns RIM noch nicht mitteilen. Administratoren sollten sich daher zeitig auf eine zum Unternehmen passende Nutzer-Policy für die App World festlegen und diese den Nutzern klar kommunizieren.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.