Die Tablet-PC-Strategie

Was der SAP-CIO mit dem iPad 2 vorhat

25.03.2011 von Thomas Pelkmann
SAP zählt zu den Protagonisten eines Unternehmenseinsatzes von Tablet-PCs. Unsere Kollegen von "CIO.de" haben daher SAP-CIO Oliver Bussmann nach seinen Plänen für das iPad 2 befragt.

CIO.de: Herr Bussmann, wie finden Sie das neue iPad 2?

Oliver Bussmann: Ich werde es selbst noch testen müssen. Aber die neuen Funktionen wie Front- und Back-Kamera und die Änderungen im Design haben für mich zunächst nichts mit der Tatsache zu tun, dass das iPad 2 jetzt besser für den Einsatz im Unternehmen geeignet wäre. Das liegt in erster Linie in einer verbesserten Verarbeitungsgeschwindigkeit durch den neuen, schnelleren Dual-Core-Prozessor A5.

Wir bei SAP haben aktuell rund 3.500 iPads im Einsatz. Die Praxistauglichkeit für die tägliche Nutzung bei SAP ist aus unserer Sicht also schon jetzt gegeben. Dafür hat mein Team gesorgt.

CIO.de: Müssen Sie diese iPads jetzt gegen das iPad 2 austauschen?

Bussmann: Nein, das ist nicht nötig. Das iPad der ersten Generation ist für unseren Business-Einsatz wie gesagt bestens gerüstet. Wir entwickeln Apps, die Sie auch im Appstore von Apple finden, zum Beispiel den SAP BusinessObjects Explorer für Mobile Dashboards.

CIO.de: Welche Tablet-PCs stehen noch auf Ihrer Einkaufsliste?

Bussmann: Natürlich nenne ich hier das Playbook von RIM sowie die Android Tablet-Geräte. Dieses Jahr werden circa 75 Tablets auf den Markt kommen. Da muss ich als CIO gemeinsam mit meinem Team selbstverständlich die Spreu vom Weizen trennen.

CIO.de: Wird es auf Dauer im Tablet-Gebrauch bei heterogenen Landschaften bleiben?

Bussmann: Das wird es. Wir haben uns bei SAP der Vielfalt verschrieben. Wir entwickeln nicht nur für iOS, sondern auch für Android und RIM.

Die Rolle des RIM Playbook in der SAP-Strategie

CIO.de: Oder werden Sie dem Playbook den Vorzug geben, weil es schon in Ihre Smartphone-Landschaft passt?

Bussmann: Die Enterprise-Anbindung von RIM-Geräten ist mit Sicherheit ein großer Vorteil, spielt aber nicht unbedingt die entscheidende Rolle. Dennoch: Das Playbook von RIM unterstützt Anwendungen, die auf Adobe Flash laufen. Apple hat sich bei seinen mobile Geräten wie iPhone, iPod Touch, iPad, gegen die Unterstützung dieses Standards entschieden.

Wir sehen aber, dass Flash auch in der Geschäftswelt eine wichtige Plattform ist, die es zu unterstützen gilt. Unser BI-Dashboard XCelsius beispielsweise basiert auf Flash und läuft auf dem Playbook sehr gut. Das haben wir auf dem Mobile World Congress in Barcelona letzten Monat eindrucksvoll demonstriert.

Problem: heterogene Landschaften managen

CIO.de: Wie managen Sie die heterogenen Landschaften?

Bussmann: Hier sprechen Sie ein ganz zentrales und wichtiges Thema an. Im gleichen Atemzug sind wir dann auch beim Thema "Sicherheit für mobile Endgeräte". Mit der Akquise von Sybase im letzten Jahr sind wir hier einen großen Schritt weiter gekommen.

Sybase bietet unter anderem die Lösung Afaria an, die wir auch bei SAP selbst einsetzen. Das Programm beherrscht das Life-Cycle-Management von verschiedenen mobile Endgeräten (Apple, Android, Windows) in vollem Umfang: vom ersten Einsatz und der Vorbereitung des Gerätes bis hin zur Ablösung durch ein neues Gerät. Daten und Inhalte werden gesichert und können gelöscht werden, falls ein Gerät verloren geht oder gestohlen wird. Sensible Daten werden auf den Geräten verschlüsselt, Sicherheitsrichtlinien zentral gesteuert und durchgesetzt. Die IT-Abteilung kann sich darauf verlassen, dass sensible Unternehmensdaten auch außerhalb des Büros sicher sind.

CIO.de: "Bring your own devices" ist ein heiß diskutiertes Thema in den Unternehmen: Wie stehen Sie zu diesem neuen Leitsatz?

Bussmann: Heutzutage müssen wir als IT mit dieser Herausforderung umgehen. Auch unsere Mitarbeiter nutzen privat die Smartphones der neuen Generation und wollen damit gerne auch im Unternehmen arbeiten, weil sie das Gerät kennen und nicht unbedingt mit einem Privat- und einem Firmen-Smartphone hantieren möchten. Also muss ich als CIO einen Weg finden, wie ich dieses Dilemma löse.

Privat- von Firmendaten trennen

Und schon sind wir wieder beim Thema Device-Management, also bei Afaria. Auch hier hilft Ihnen die Sybase-Lösung, diese Herausforderung zu meistern. Sie trennen schlicht die Privat- von den Unternehmensdaten auf dem mobilen Endgerät und sehen zu, dass die Firmendaten gemäß der Firmenrichtlinien gesichert und gegenüber dem privaten Bereich abgeschottet sind.

CIO.de: Lassen Sie überhaupt Firmendaten auf dem iPad zu? Oder bleiben alle Daten auf dem Server?

Bussmann: Da die iPads im Einklang mit unseren Firmenrichtlinien eingerichtet und demnach abgesichert sind, können Mitarbeiter auch dort Daten vorhalten in Form von Dokumenten zum Beispiel. Bis auf E-Mails werden derzeit alle Daten auf dem Server gehalten wie zum Beispiel Reports, die mit einem Frontend wie dem SAP BusinessObjects Explorer abgerufen werden.

iPad schon Notebook-Ersatz fürs Management

CIO.de: Was machen Ihre Mitarbeiter eigentlich mit ihren Tablet-PCs?

Bussmann: Hauptsächlich haben wir die iPads bei drei Gruppen im Einsatz: In der Entwicklung, bei Vertrieb und Service und im Management.

Die Entwicklung benötigt die Geräte, um eben dafür Apps zu entwickeln. Der Vertrieb zeigt dann Prototypen der Apps bei Kunden und nutzt das Mobile CRM von Sybase für das iPad, um die Kundenkontakte sowie die Pipeline zu pflegen. Natürlich gehören E-Mail und Kalender auch zum Nutzerrepertoire. Das Management schließlich verwendet das iPad schon fast als Notebook-Ersatz, macht E-Mails damit, verwaltet seine Termine, ruft Management-Cockpits auf, um sich über aktuelle Geschäftszahlen zu informieren und so weiter.

Ich selbst nutze das Gerät ebenfalls sehr intensiv und bin mittlerweile mehr oder weniger völlig papierlos unterwegs. Da ich ebenfalls auf einigen Social Media-Plattformen wie Twitter unterwegs bin (@sapcio), hilft mir das iPad, überall dabei zu sein, Erfahrungen in der Community auszutauschen und auch andere an meinen Erfahrungen schnell und unkompliziert teilhaben zu lassen.

CIO.de: SAP hat vor kurzem seine neue Business Objects-Suite vorgestellt. Was bietet die Suite in Hinblick auf Mobility/mobile BI?

Bussmann: Über mobile Plattformen und Endgeräte hinweg können Anwender auf BI mit Echtzeitfunktionalität zugreifen und somit auf Ereignisse reagieren, sobald sie auftreten. Neue, interaktive Ansichtsmodelle und ein verbesserter Anwenderkomfort sorgen dafür, dass der Nutzer die Software leicht bedienen kann - unabhängig davon, wo er sich befindet oder wo er arbeitet.

Die 4.0-Versionen bauen auf der Übernahme von Sybase durch SAP auf: Sie nutzen die Sybase Unwired Platform als Basis für eine umfassende mobile BI-Suite, die Daten aus SAP- und Nicht-SAP-Geschäftsanwendungen verarbeiten kann.

Geheimnis um neue Mobile SAP-Apps

CIO.de: In der Computerwoche hieß es, dass SAP sämtlichen Mitarbeitern in Unternehmen Kleinstapplikationen anbieten möchte, mit denen sie ihren Arbeitsalltag effizienter gestalten könnten. Was also hat SAP noch in der Pipeline? Und wie viele Leute bei SAP entwickeln derzeit mobile Apps?

Bussmann: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu der Zahl an Mitarbeitern, die Mobile Apps entwickeln, keine Auskunft geben. Was die Pipeline angeht, so haben wir unter anderem Apps für den Bereich HR oder auch SRM auf der Agenda. Mehr verrate ich aber noch nicht. Da werden wir auf der anstehenden Sapphire im Mai dieses Jahres mehr verkünden.

CIO.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Dieser Artikel basiert auf einen Beitrag der Schwesterpublikation CIO.de.