Tools für Virtualisierung

VMware gegen Microsoft gegen Citrix

07.09.2010 von Hartmut  Wiehr
Die Führungsrolle von VMware ist nicht mehr unangefochten. Konkurrenten wie Microsoft und Citrix holen auf. Vor allem, seit beide ihren Hypervisor kostenlos verteilen.
VMware liegt zwar deutlich vorn am Markt für Virtualisierung. Doch die Konkurrenten Microsoft und Citrix haben längst zum Angriff geblasen.

VMware hat viele Jahre lang die Vorherrschaft bei der Server-Virtualisierung für x86-Rechner genießen können, weil man als Pionier technologisch weit voraus war. Zur Belohnung gab es einen sehr großen Marktanteil: 2008 schätzten Marktforscher, dass 50 bis 80 Prozent der Unternehmen den Hypervisor von VMware in irgendeiner Form benutzen würden.

Die Konkurrenz von Microsoft und Citrix holt auch deshalb auf, weil viele IT-Verantwortliche Virtualisierung nicht mehr ausschließlich unter dem Gesichtspunkt Server-Konsolidierung und Kostenersparnis sehen, sondern als Mittel zum vereinfachten gemeinsamen Management von physikalischen und virtuellen Servern. Außerdem betrachten sie Virtualisierung als Hebel, um Service-Angebote im Rahmen von Cloud Computing zu planen.

Trotz aller optimistischen Verkündigungen von Seiten der Hersteller wächst die Anzahl der virtuellen Installationen nur allmählich. Gartner und IDC schätzten Ende 2009 den Anteil virtueller Workloads auf lediglich 18 bis 20 Prozent, und das gleichermaßen für Europa und die in IT-Sachen führenden USA. Selbst VMware geht nur von einem jährlichen Wachstum von zwei bis drei Prozent aus. Es wird also noch eine Weile dauern, bis der von einigen Marktforschern für die Zukunft prognostizierte Virtualisierungsanteil bei 50 Prozent liegen wird.

Gegenwärtig bemühen sich Anbieter wie Microsoft, Citrix, Oracle, Parallels oder Novell darum, sich gegen VMware durch Managementfunktionalitäten, Automatisierungstechnologie und den Ausbau von Partnerschaften zu behaupten.

Virtuelle Umgebungen monitoren und steuern können

Doch diese Marketing- und Verkaufsaktivitäten wirken nur bedingt. Von Anwenderseite wird inzwischen etwas mehr verlangt als lediglich der Einsatz von Hypervisoren, um virtuelle Maschinen zu erzeugen. IT-Mannschaften brauchen Tools, um virtuelle Umgebungen auf verschiedenen Plattformen zu monitoren und zu verwalten – vom x86-Server bis hin zum Mainframe. Nur so wird man der Realität in den Rechenzentren einschließlich der physikalischen Basis der Infrastruktur gerecht. Hinzu kommen erweiterte Ansprüche an Security und Live Migration, um kontinuierliche Geschäftsprozesse (Business Continuity) zu gewährleisten.

Die Einführung von Automatisierung bei der Zuweisung von Rechenkapazitäten kann nach Ansicht des IDC-Analysten Matt Eastwood ein wichtiger Zwischenschritt für Unternehmen sein, um „Private Cloud" einzuführen. Bei Private Cloud geht es letztlich um den Aufbau und die Verrechnung von individuell zugeschnittenen Software-Leistungen, ähnlich wie es Salesforce.com schon seit Jahren für Customer Relationship Management (CRM) anbietet. Eastwood geht davon aus, dass viele Anwender sich schon jetzt für Virtualisierungseffekte wie Mobilität der Anwendungen, Self Provisioning, genaue Performance-Messungen und Abrechnungsmodalitäten interessieren.

VMware bietet bereits zunehmend Tools für Management und Automatisierung an und hat in diesem Zusammenhang erst kürzlich Teile des Ionix-Management-Portfolios der Mutter EMC übernommen. Auch in der Partnerschaft mit Cisco und EMC, in der es um integrierte Server- und Storage-Systeme (genannt „V-Blocks") geht, spielt die Virtualisierungsschicht auf VMware-Basis eine bedeutsame Rolle. (Siehe dazu den CIO-Artikel „Cisco und EMC greifen IBM, HP & Co. an".)

HP und IBM lancieren ebenfalls integrierte Systeme einschließlich Virtualisierungsfunktionen und treten so klammheimlich in Konkurrenz zu ihren Geschäftspartnern VMware, Microsoft und Citrix.

Mit diesen verschiedenen Aktivitäten älterer und neuerer Konkurrenten gerät VMware allmählich in eine Verteidigungsstellung, in der es vornehmlich darum geht, Besitzstände zu verteidigen. Die Basis an bestehenden Kunden und Lizenzen soll zugleich als Anknüpfungspunkt für den Verkauf weiterer (Zusatz-)Produkte an eben diese Klientel dienen. Ein im Prinzip unscharfes Schwert, weshalb VMware nicht vergessen darf, selbst Neuland zu betreten.

Hypervisoren gibt es von Citrix und Microsoft kostenlos

Der Ionix-Kauf zeigt allerdings, dass sich der Marktführer offenbar dieser Problematik bewusst ist.

Citrix hat mittlerweile ebenfalls mehr Management-Angebote im Umfeld von Virtualisierung herausgebracht. Zudem gibt es jetzt XenServer plus XenCenter und XenMotion for free. Microsoft verschenkt seinen Hyper-V zusammen mit Windows Server 2008 und hat beim Thema Management ebenfalls mit Systems Center Virtual Machine Manager zugelegt.

Laut Gartner ist Microsoft mit seiner Strategie vor allem in mittelständischen Unternehmen erfolgreich. Die Gartner-Analysten schreiben in ihrem Report vom Mai 2010: „Der größte Trumpf von Microsoft besteht darin, dass man nicht auf Virtualisierung als einziges Geschäftsmodell angewiesen ist. Die breite Produktpalette erlaubt es, weiterhin Preisvorteile gegenüber VMware auszureizen."

Lesen Sie hierzu auch:

So arbeiten die Verwaltungstools von vSphere, Hyper-V und XenServer

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.