TomTom Traffic & Co.

Diese Verkehrslage-Dienste gibt es für Autofahrer

14.10.2018 von Hans-Christian Dirscherl
Apple Karten, Google Maps, TMC, Navteq Traffic/TMCpro, TomTom Traffic, Inrix XD Traffic, Here WeGo – eine Reihe von Verkehrslage-Diensten versprechen Autofahrern exakte Echtzeit-Verkehrsinformationen. Wir geben einen Überblick und erklären die jeweiligen Techniken mit Vorteilen und Nachteilen.
Here spielt schon heute eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des hochautomatisierten Fahrens.
Foto: Audi/Here

Damit Sie besser durchden Verkehr kommen, können Sie sich schon vor Antritt der Fahrt am PC oder auf dem Tablet über die Verkehrslage informieren, aber auch während der Fahrt mit der entsprechenden App.

Nahezu alle Navigationssysteme - ob fest im Auto eingebaut ab Werk wie bei Audi Connect, BMW ConnectedDrive oder VW Discover Pro, als Stand-Alone-Navigationsgerät wie Garmin Nüvicam, als App auf dem Smartphone wie Apple Karten, Google Maps, TomTom Go Mobile oder Here WeGo, im Browser auf dem Desktop-Rechner oder Notebook - können sich aus einer Vielzahl von Quellen zur Verkehrslage-Ermittlung bedienen. Wir geben einen Überblick über die verfügbaren Verkehrslage-Dienste für Autofahrer. Wobei einige Dienste wie Google Maps oder Here WeGo auch für Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs, für Radfahrer, Fußgänger, Taxi-Nutzer und Carsharer zur Verfügung stehen.

In diesem Smart 451 Cabrio kann man nur TMC-Verkehrsinformationen aus dem Auto-Radio empfangen.

TMC - gratis, aber ungenau

Der Klassiker ist Traffic Message Channel (TMC). Hierbei handelt es sich um Verkehrslage-Daten, die über UKW-Radio übermittelt werden. Die TMC-Verkehrslage-Informationen stammen beispielsweise von der Polizei und von den Verkehrsclubs sowie von Staumeldern. In der Regel sind diese TMC-Informationen kostenlos. TMC-Daten werden zirka alle 15 Minuten aktualisiert. Sie decken vor allem die Ballungsgebiete ab.

TMC-Daten werden aber nicht nur via Radio übermittelt, sondern stellen auch bei preiswerten Festeinbau-Navigationsgeräten diverser Automobilhersteller die dann zwangsläufig ziemlich ungenaue Basis für die Stauanzeige dar.

Navteq Traffic (ehemals: TMCpro): Kostenpflichtig und genauer

Das mittlerweile zu Here (siehe unten) gehörende Navteq Traffic (ehemals TMCpro, das als Marke vom Markt genommen wurde, nachdem Navteq den Dienst übernommen hatte - der Dienst hieß dann zunächst Navteq Traffic, ehe daraus Nokia HERE wurde) ist dagegen ein kostenpflichtiger Dienst.

Das Datenmaterial wird für TMCpro automatisch erfasst, und zwar durch Datensensoren auf Autobahnbrücken, Sensorschleifen in der Fahrbahn und ausgewählte Fahrzeuge, in die GPS-Geräte eingebaut sind, die die Bewegungen der Fahrzeuge übermitteln ((Floating Car Data).

Download: Google Earth

Navteq Traffic gibt es grundsätzlich in zwei Varianten: Der Service wird durch eine einmalige Zahlung beim Kauf des Navis abgedeckt. Folgekosten gibt es dann nicht. Diese Variante wird auch per Radiostation übermittelt. Noch leistungsfähiger ist die Variante, bei der die Handy-Daten der Nutzer ausgewertet werden und dadurch der Verkehr relativ exakt abgebildet wird. Die Daten sind dann allerdings so umfangreich, dass sie nicht mehr über das Radio übermittelt werden können, sondern per UMTS übermittelt werden, wofür eine monatliche Zahlung nötig ist.

TMCpro ist zwar genauer als TMC. Doch sind damit keine so exakten Vorhersagen möglich wie mit TomTom Traffic, Inrix oder Google Maps Navigation. Oft steht man bereits längst im Stau, wenn die Stauwarnung von TMCpro erst eintrifft. Und abseits der Fernstraßen sowie im Innenstadtbereich ist TMCpro teilweise völlig wertlos.

Viele Automobilhersteller verwenden TMCpro für die Staumeldungen in ihren fest eingebauten Navigationsgeräten.

TomTom Traffic : Schnell, exakt und meist kostenlos

So sieht Tomtom HD Traffic im Browser aus.

TomTom Traffic (ehemals TomTom HD Traffic - HD stand für High Definition) bzw. TomTom Live Traffic dürfte zu den bekanntesten Echtzeit-Verkehrslage-Diensten überhaupt gehören. Die Verkehrslagedaten von TomTom können Sie auf ausgewählten Navigationsgeräten von TomTom, in den iOS- und Android-Apps von TomTom und in den fest eingebauten Infotainmentsystemen verschiedener Automobilhersteller wie Renault oder Toyota , Alfa Romeo, Daimler, Lexus, Fiat, Lancia, Mazda, Abarth, Kia und Hyundia sowie in VW- und Audi-Modellen und in Android-Nachrüstlösungen von Parrot sowie im Browser auf dem PC nutzen.

Update 8.10.2018: Seit April 2018 beliefert TomTom auch BMW (und Mini sowie Rolls-Royce) mit Echtzeitverkehrsinformationen. Diese heißen bei BMW RTTI und sind Bestandteil von BMW ConnectedDrive+. Im April 2018 startete BMW zunächst die Erprobung von TomTom Traffic. Anfang Oktober 2018 teilte TomTom dann mit, dass die Testphase abgeschlossen sei und BMW die TomTom Traffic Daten dauerhaft für RTTI verwenden werde. Neben den Verkehrslagedaten nutzt BMW auch die Electric Vehicle (EV) Services von TomTom. Diese geben dem Fahrer nicht nur Auskunft über die Entfernung, die sein Fahrzeug ohne erneutes Aufladen noch zurücklegen kann. Sie planen darüber hinaus die effizienteste Route zu einer Ladestation und berücksichtigen, ob diese für das jeweilige Fahrzeug geeignet und zum nötigen Zeitpunkt tatsächlich verfügbar ist.

Kurios: Audi/VW, BMW und Daimler sind an Here beteiligt und nutzen auch durchaus das Kartenmaterial von Here. Doch bei den Verkehrslagedaten vertrauen die deutschen Automobil-Hersteller auf TomTom und nciht auf Here.

Aber auch Apple Karten, die Navigations-App auf iPhone und iPad, verwendet TomTom-Verkehrslagedaten. Da Apple Karten die einzige Navigationslösung ist, die vor iOS 12 für Carplay verfügbar ist, nutzen auch Carplay-Nutzer die Verkehrslageinformationen von TomTom.

Im Browser ist TomTom Traffic in 36 Ländern kostenlos; auf allen aktuellen Navigationsgeräten auch. In der Android- und in der iOS-App ist Traffic für 75 Kilometer pro Monat kostenfrei. Wer Navigation, Echtzeit-Verkehrslagedaten und die Radarwarnungen pro Monat auf mehr als 75 Kilometern nutzen will, muss bezahlen: Ein Jahr Nutzung ohne Begrenzung kostet 19,99 Euro. Für drei Jahre Nutzung ohne Begrenzung verlangt TomTom 44,99 Euro.

In der europäischen Version der TomTom-Navigationsgeräte wird TomTom Traffic für 19 Länder angeboten (Österreich, Belgien, Schweiz, Tschechien, Deutschland, Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Schweden).

Die Quellen der TomTom-Daten

Die Traffic-Daten stammen aus verschiedenen Quellen. So liefern zunächst einmal die in den Fahrzeugen verbauten Tomtom-Navigationsgeräte mit angeschlossenen Live-Services ihre Daten an die TomTom-Traffic-Server. Durch die im Februar 2015 bekannt gemachte Kooperation mit der Volkswagengruppe vergrößerte sich diese Datenbasis noch einmal deutlich.

Die Datenquellen für TomTom Traffic. Alfa Romeo, Renault, Daimler, Lexus, Fiat, Lancia, Mazda, Abarth, Toyota und Audi verwenden laut TomTom in ausgewählten Fahrzeugen ihrer Flotten TomTom Traffic.
Foto: TomTom

Der Benutzer bekommt also aktuelle Verkehrslagedaten, gleichzeitig trägt sein Gerät aber auch dazu bei, dass die Traffic-Informationen möglichst exakt sind. Ebenso übermitteln die TomTom-Apps vom iPhone oder vom Android-Smartphone ihre GPS-Daten an die TomTom-Server, die damit ein noch exakteres Abbild der aktuellen Verkehrslage erstellen.

Zusätzlich wertet TomTom für Traffic noch Tracking-Daten aus Fahrzeugflotten (Floating Car Data) von TomTom sowie Drittanbietern aus. Dazu kommen noch Störungsinformationen von Straßensensoren. Klassische TMC-Daten von den Verkehrsclubs und der Polizei fließen ebenfalls mit ein. Das alles führt dazu, dass im Unterschied zu TMC die TomTom Traffic-Daten nicht nur schneller und exakter sind, sondern auch Nebenstraßen abdecken.

TomTom-Routenansicht auf dem TomTom GO 6000
Foto: TomTom

Lange Zeit flossen in Deutschland auch die anonymisierten Bewegungsdaten von mehreren Millionen Smartphones in die Verkehrslage-Berechnungen ein, auf denen nicht die TomTom-Apps installiert ist. Die Mobilfunkprovider, in diesem Fall Vodafone, wiederum verdienen an der Bereitstellung dieser Daten.

Mittlerweile nutzt TomTom diese Floating-Phone-Daten aber zumindest in Deutschland nicht mehr für TomTom Traffic, weil laut TomTom mehr als genug GPS-Daten von Navigationsgeräten vorliegen. Es gibt aber Regionen, in denen Floating-Phone-Daten noch immer herangezogen werden. Der größte Nachteil an den diesen Daten ist deren Ungenauigkeit im Vergleich zu GPS-Probes.

Inrix versorgt via Car-net auch VW-Fahrer mit Echtzeitverkehrslageinformationen. Voraussetzung ist allerdings das teure Discover Pro-Radio-/Navigationsgerät mit Farb-Touchscreen. Zudem fallen für Car-net zusätzliche Kosten an.
Foto: Volkswagen

TomTom schrieb im Jahr 2011 mit seinen Verkehrslagedaten aber auch Negativschlagzeilen, als bekannt wurde, dass das niederländische Unternehmen diese Daten an die niederländische Regierung verkauft hatte. Die Regierung gab diese Daten dann an die niederländische Polizei weiter, damit diese die optimalen Standorte für Radarfallen ermitteln konnte. TomTom räumte dies ein und bedauerte diese Vorgehensweise. Die Daten-Weitergabe hat TomTom danach beendet: TomTom hatte in seinen Geschäftsbedingungen bis dato keine Klausel, die die Weitergabe der Daten untersagte. Dies wurde nach diesem Fall geändert.

Großes April-2016-Update für TomTom Traffic

Ab April 2016 erweitert TomTom seinen Verkehrslage-Dienst um diese Neuerungen:

Stauinformationen für Abbieger

An einigen Kreuzungen beeinflusst Stau nur Fahrer, die abbiegen oder geradeaus fahren wollen. Die neue Funktion erkennt die unterschiedlichen Verkehrssituationen an Kreuzungen abhängig von der geplanten Abbiegung und ermöglicht dem Navigationssystem, nur Staus zu berücksichtigen, die tatsächlich die Abbiegemanöver auf der Route des Fahrers betreffen.

Meldungen zu dynamischen Geschwindigkeitsbegrenzungen

Behörden, die für die Verkehrssteuerung zuständig sind, nutzen unter anderem Schilder am Straßenrand oder über der Straße, um die zulässige Höchstgeschwindigkeit dynamisch anzupassen. Dies geschieht zum Beispiel auf der Autobahn A9 im Norden von München, um die Geschwindigkeit in verkehrsreichen Zeiten zu reduzieren, damit Autofahrer sich sicherer und in einem gleichmäßigen Verkehrsfluss fortbewegen. TomTom Traffic berücksichtigt diese variierbare Geschwindigkeitsanzeigen auf Autobahnen und zeigt diese dem Fahrer an.

Wetterabhängige Vorhersagen
Foto: TomTom

Wetterabhängige Vorhersagen

Schwerer Regen- oder Schneefall kann erheblichen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Verkehrs haben. TomTom Traffic nutzt nach dem Update Wetterinformationen, die auch andere Einflussfaktoren wie den Schweregrad und die Tendenz eines Staus berücksichtigen, um die Angaben zur voraussichtlichen Staudauer und der künftigen Verkehrsflussgeschwindigkeit auf einer Straße zu verbessern.

Beobachtungen der Straßenverhältnisse nach Regen oder Schnee

Die Verkehrslage kann auch dann noch für einige Zeit beeinträchtigt werden, wenn Schneefall bereits aufgehört hat, die Fahrbahn aber weiterhin schneebedeckt ist. TomTom Traffic beobachtet Bereiche, die durch wetterbedingte Verzögerungen betroffen sind und zeigt weiterhin Verzögerungen an, bis die Straße wieder in den Normalbetrieb übergeht. So wird sichergestellt, dass solche Verzögerungen mit Blick auf die beste Route und die voraussichtliche Ankunftszeit berücksichtigt werden.

Größere Abdeckung

Zudem weiten die Niederländer ihre Verkehrslage-Dienste auch auf Indonesien und Slowenien aus. Damit soll TomTom Traffic in 50 Ländern weltweit verfügbar sein.

Kombinierter Screenshot: Links die Park-Me-App mit Parkplätzen in München, in der Mitte Verkehrslageinformationen und rechts die Kartenansicht.
Foto: Inrix

Inrix XD Traffic: Kostenpflichtig, schnell und exakt

Ein direkter Konkurrent zu TomTom Traffic ist Inrix XD Traffic. Inrix stellt Unternehmen sowie Privatpersonen Verkehrslagedaten in weltweit 42 Ländern zur Verfügung.

Inrix XD Traffic bezieht seine Verkehrslage-Informationen von den Smartphones der Inrix-Nutzer, aber auch von LKWs aus teilnehmenden Fahrzeug-Flotten, von Fahrbahnsensoren (mit Induktionsstreifen) und öffentlichen Verkehrsüberwachungskameras. Die hochpreisigen Infotainmentsysteme Audi Connect und VW Discover Pro mit Car-net im Golf GTD boten bis Frühjahr 2015 ebenfalls die Möglichkeit, die Echtzeit-Verkehrsinformationen von Inrix zur Navigation zu verwenden - danach wurden sie aber durch TomTom Traffic abgelöst. Im damals getesteten VW Polo standen dagegen die Echtzeit-Verkehrslage-Informationen von Inrix ohnehin noch nicht zur Verfügung.

Garmin Live Traffic bekommt seine Verkehrsdaten aus verschiedenen Quellen
Foto: Garmin

Die Inrix Traffic App für iPhone und iPad ab iOS 7.1 kann man sich grundsätzlich kostenlos herunterladen. Für bestimmte Zusatzfunktionen wie die Kraftstoffpreis-Recherche muss man aber für 10,99 Euro die Premiumversion kaufen. Für Android kostet die Premiumversion 7,49 Euro.

Inrix mit Parkplatzsuche ParkMe

Inrix hat zudem ParkMe im September 2015 aufgekauft. Mit der ParkMe-App, die es kostenlos für Android-Smartphones sowie für iPhones und Windows gibt, können Sie sich freie Parkplätze in Ihrer Umgebung anzeigen lassen. Allerdings nur solche von Parkplatzbetreibern, die mit ParkMe zusammenarbeiten. Und auch nur in ausgewählten Städten wie in Deutschland in München, Berlin und Frankfurt.

Automobilhersteller, die Inrix für ihre Navigationssysteme nutzen, bieten auch die Nutzung von ParkMe an, beispielsweise Audi und Volkswagen.

Here: Kostenlos und genau

Auch Nokia besaß mit Nokia Here Traffic (ehemals Ovi Maps oder Nokia Maps) einen Verkehrslage-Dienst samt Kartendienst Here Maps. Dieser verblieb auch nach dem Verkauf der Smartphone- und Handy-Sparte an Microsoft lange Zeit noch bei den Finnen. Nokia verkaufte damals seine Verkehrslagedaten nicht nur an Microsoft für die Windows Phone-Geräte, sondern auch an andere Unternehmen wie Garmin, das Nokia-Here-Verkehrslagedaten in seinen Navigationsgeräten wie der Nüvicam verwendet.

Das Kartenmaterial für Here Maps geht zurück auf Navteq, das Nokia im Jahr 2007 aufgekauft hat. Navteq war neben Teleatlas, das mittlerweile zu TomTom gehört, der wichtigste Lieferant von exaktem Kartenmaterial für Navigationsgeräte. Navteq liefert wie oben erwähnt auch die Echtzeit-Verkehrsinformationen für Nokia Here. Einer der bekanntesten Abnehmer dieser Echtzeit-Verkehrsinformationen von Navteq ist der Navigationsgeräte-Hersteller Garmin, zu dem auch die Navigon-Navigations-App gehört. Garmin vermarktet diese Verkehrslage-Informationen für seine Geräte unter der Bezeichnung Garmin Live Traffic.

Google Maps mit Stau-Anzeige

Here gehört Audi, BMW und Daimler

Der gesamte Kartendienst von Here gehört seit dem 4.12.2015 einem Konsortium aus Audi, BMW und Daimler.

Aktuell basieren die Karten von Here auf rund 80.000 Quellen. Dazu gehören statische 3D-Daten, die Here mit seiner eigenen Fahrzeugflotte erfasst, wie auch dynamische Daten. Jeden Tag reichert Here seine Plattform mit Milliarden von Verkehrsflussdaten und anderen dynamischen Daten an, wie sie von vernetzten Geräten und Sensoren vernetzter Fahrzeuge generiert werden.

Um den nächsten Schritt in der Entwicklung von Echtzeitkarten zu gehen, wird Here sondieren, anonymisierte Daten aus vernetzten Fahrzeugen von Audi, BMW und Daimler zu integrieren. Gespräche sollen in den kommenden Monaten auch mit anderen Unternehmen geführt werden. Die Anreicherung der Here-Plattform mit Daten aus der größtmöglichen Anzahl von Quellen soll die Entwicklung der nächsten Generation von Karten weiter beschleunigen. Diese Karten sind eine zentrale Komponente für die Automatisierung des Fahrens. Jeder Kunde von Here aus der Autobranche kann von ihr profitieren, wie Here, das als eigenständiges Unternehmen weiter besteht, verspricht.

Vier von fünf Neuwagen mit integriertem Navigationssystem, die in Europa und Nordamerika verkauft werden, haben das Kartenmaterial von Here an Bord, wie Audi, BMW und Daimler betonen. In Zukunft sollen die Fahrzeuge dank dieser Karten beispielsweise um die Ecke schauen und dadurch Gefahrenstellen auf den Straßen frühzeitig erkennen können, um das eigene Fahrverhalten entsprechend anzupassen und den Fahrer auf die Situation vorzubereiten.

Here WeGo-App lotst Auto, ÖPNV, Fahrradfahrer und Fußgänger

Here können Sie nicht nur im Browser auf dem PC nutzen, sondern auch als App für iOS und Android. Seit dem 27. Juli 2016 heißt diese Smartphone-App nicht mehr Here Maps, sondern Here WeGo. Von dieser wenig originellen Namensänderung einmal abgesehen navigiert Here WeGo nun aber nicht nur Autofahrer, sondern auch Fahrradfahrer und Fußgänger. Zudem zeigt die App Nahverkehrsverbindungen zum Ziel an, inklusive der Abfahrtszeiten. Außerdem kann die App in ausgewählten Städten auch Fahrten mit Taxis sowie Carsharing mit Car2Go vermitteln. Bei den Taxis wird der voraussichtliche Preis und die Wartezeit angezeigt.

Zu den großen Stärken von Here WeGo (Here Maps) zählen die Echtzeitverkehrslageinformationen und die Tatsache, dass man das gesamte Kartenmaterial komplett auf das Smartphone herunterladen kann. Damit kann man dann unterwegs auch ohne Mobilfunkverbindung navigieren. Außerdem gibt es Turn-by-Turn-Sprachanweisungen und man kann während der Fahrt mit einem Fingertipp eine Übersichtskarte der gesamten Route anzeigen lassen.

Für Windows 10 Mobile dagegen ist die Here-Karten-App ab dem 30. Juni außer Funktion. Windows-Phone-8-Nutzer können Here zwar weiterhin nutzen, bekommen aber keine neuen Funktionen und auch keine neuen Karten mehr.

Google Maps mit Echtzeitverkehrslage: Gratis und genau

Aus dem Herausforderer Google Maps (ehemals Google Maps Navigation) ist längst der Platzhirsch unter den Navigationslösungen für Desktop und Mobile geworden. Sozusagen der Standard, mit dem sich alle Konkurrenten messen müssen.

Google Maps bietet exakte Verkehrslage-Informationen (Google Live Traffic), die mittlerweile nicht nur in Ballungsgebieten und auf Fernstraßen ziemlich exakt den Verkehrsfluss anzeigen, sondern mit der zunehmenden Verbreitung von Android-Smartphones auch auf dem flachen Land einigermaßen zeitnah vor Staus warnen.

In sehr dünn besiedelten oder abgelegenen Regionen wie dem Bayerischen Wald zum Beispiel sieht es mit den Verkehrslagedaten von Google Maps stellenweise noch nicht ganz so gut aus, hier kann Google vielleicht manchmal noch keine ausreichenden Informationen liefern. Doch die meisten Staus beziehungsweise Verkehrsbehinderungen gibt es ohnehin auf den Autobahnen und in den Großstädten. Insofern dürften die Verkehrslagedaten von Google Maps für viele Autofahrer völlig ausreichend sein, zumal sie vollkommen kostenlos sind.

Google Maps zeigt auch Höhenmeter an.

Tipp: Sie können sich mit Google Maps auch die Höhenmeter anzeigen lassen. Allerdings nur im Routenmodus für Fahrradfahrer. Wie das geht, lesen Sie in unserem Tipp So erhalten Sie Höhenangaben und Höhenmeter über Google Maps.

Offline-Nutzung der Karten in der App möglich

Nutzt man Google Maps nicht auf dem PC, sondern als App auf dem Smartphone, hatte man lange Zeit das Problem, dass man das Kartenmaterial fortlaufend während der Fahrt herunterladen musste. Das hat sich aber schon vor längerer Zeit geändert: Die Google-Maps-App bietet mittlerweile auch die Möglichkeit, das Kartenmaterial für einen bestimmten Bereich auf das Smartphone herunterzuladen. Damit erspart man sich das fortlaufende Herunterladen der Karten während der Fahrt und es entfällt die Notwendigkeit, während der Fahrt immer eine gute Mobilfunkverbindung zur Verfügung zu haben. Außerdem belastet Google Maps dann nicht das monatliche Traffic-Volumen des Mobilfunkvertrags und verursacht im Nicht-EU-Ausland keine Roamingkosten. Nachteil: Sie müssen natürlich vor Fahrtantritt wissen, wohin Sie fahren. Denn unterwegs können Sie nur dasjenige Kartenmaterial offline nutzen, dass Sie sich zuvor zu Hause im WLAN heruntergeladen haben. Seit kurzem gibt es dazu als Ergänzung auch noch einen "Nur WLAN"-Modus.

Komplett neu in Google Maps ist die übersichtlichere Darstellung von "Meine Orte" sowie die Integration von Taxi-Diensten in die Routenberechnung.

Google Maps dürfte für Android-Smartphones und Android-Tablets derzeit die Navigationslösung mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis sein. Google Maps kommt auch in Android Auto und Mirrorlink, den beiden Infotainmentschnittstellen für Autos, zum Einsatz. Für iPhones gibt es Google Maps ebenfalls, hier konkurriert Google Maps mit seinen Echtzeit-Verkehrslageinformationen direkt mit der Apple-Karten-App und deren TomTom Traffic Infos (siehe unten). Für Carplay steht Google Maps dagegen nicht zur Verfügung.

Doch woher bekommt denn nun Google Maps seine Informationen?

Google erfasst für die Verkehrslage die Fortbewegungen von Fahrzeugen, in denen sich Android-Smartphones oder Android-Tablets befinden. Die Besitzer der Android-Geräte müssen dafür die GPS-Funktion ihres Androiden aktiviert haben, Google Maps verwenden, auf Google Maps ihren Standort anzeigen lassen und diese Positionsdaten übermitteln lassen.

Google Maps sendet anonymisiert die Standortdaten des Androiden an die Google-Server - von jedem Punkt der Erde aus. Dort wird daraus berechnet, wie schnell sich der Android-Smartphone-Besitzer fortbewegt. Diese Informationen werden dann abgeglichen mit den Infos vieler, vieler weiterer Smartphones, die ebenfalls ihre Lokalisationsdaten übermitteln. Daraus entsteht dann ein mehr oder weniger wirklichkeitsgetreues Abbild der Straßenlage, das Sie sich auf Google Maps anzeigen lassen können, wenn Sie die Ebene (Layer) "Verkehr" auswählen. Je nach Verkehrslage/Staulage markiert Google Maps die Route farblich unterschiedlich, wobei rot eingefärbte Abschnitte auf Stau hindeuten.

Natürlich hängt die Effektivität dieses Systems von der Zahl der teilnehmenden Android-Benutzer ab. In den USA, wo Google Maps schon deutlich früher als in Deutschland gestartet ist, waren die Verkehrsinformationen lange Zeit exakter und flächendeckender als in Deutschland. Mit dem großen Erfolg von Android und der weit gehenden Verbreitung von Android-Smartphones wurden aber auch in Deutschland die Google-Verkehrslagedaten immer genauer und für immer mehr Straßen verfügbar.

In unserem konkreten Testfall an einem späten Nachmittag auf der A9 von München Richtung Autobahn-Dreieck Hallertau konnte Google die Verkehrslage recht treffend abbilden - offensichtlich standen etliche weitere Android-Smartphone-Besitzer mit mir zusammen im alltäglichen Feierabendstau auf der Autobahn…

Mit diesen Verkehrsinformationen und Google Maps lässt sich aus einem GPS-fähigen Smartphone ein leistungsfähiges Navigationsgerät machen .

Einen Haken hat das kostenlose Google Maps allerdings: Jeder Benutzer liefert dem Datenkraken damit genaue Positionsdaten. Diese sollen zwar anonymisiert sein, wie Google verspricht. Aber trotzdem beschleicht den einen oder anderen Nutzer dabei vielleicht ein schlechtes Gefühl.

Die Karten-App von Apple lotst erstaunlich exakt. Dank der Verkehrslagedaten von TomTom Traffic.

Karten-App von Apple - mit TomTom Traffic

Was Google kann, können wir schon lange, dachte sich Apple und brachte 2012 mit iOS 6 seine eigene Karten-App heraus. Google Maps, das bis dahin als Karten-App unter iOS diente, kickte Apple erstmals vom iPhone; Google Maps lässt sich aber als App aus dem App Store nachinstallieren. Apple erntete prompt schallendes Gelächter, Spott und Hohn, weil die Karten-App von Apple anfangs voller Fehler steckte, Tim Cook entschuldigte sich sogar für die Pleite bei den Apple-Kunden.

Doch Apple verbesserte seine Karten- und Navigationslösung konsequent weiter. Mittlerweile ist sie richtig gut und bietet genauso wie Google Maps auch Verkehrslagedaten mit dynamischer Stauumfahrung. Und die sind erstaunlich exakt. Apple verwertet für die Anzeige der Verkehrslage nicht nur die Bewegungsdaten der iPhones - so wie es Google mit den Android-Bewegungsdaten für Google Maps macht, sondern zusätzlich fließen die bewährten TomTom-Traffic-Verkehrslagedaten in die Stauvorhersage mit ein. Damit eignet sich die Karten-App von Apple sehr gut zur exakten Navigation und macht in einem Auto mit Carplay ein fest eingebautes teures Navigationsgerät überflüssig. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Seat Ibiza Connect mit Apple Carplay.

Das Kartenmaterial für Apple Karten stammt übrigens nicht nur von TomTom, sondern von verschiedenen Zulieferern. (PC-Welt)