Deutsche Anbieter im Aufwind

US-Anbieter dominieren die Public-Cloud – noch!

03.08.2016 von Heinrich Vaske
Public-Cloud-Dienste werden bis 2019 um bis zu 40 Prozent pro Jahr wachsen, prognostizieren der eco–Verband und Arthur D. Little in einer gemeinsamen Studie. US-Anbieter dominieren zwar, aber die deutschen Provider holen auf.

Public-Cloud-Dienste werden hierzulande von 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf ein Umsatzvolumen von 4,4 Milliarden Euro im Jahr 2019 wachsen, prophezeien die Studienautoren vom eco-Verband der Internetwirtschaft e.V. und Arthur D. Little. "Alle Public-Cloud-Segmente werden deutlich an Bedeutung gewinnen", sagt Andreas Weiss, Direktor EuroCloud Deutschland_eco e. V. Das gelte sowohl für den B2B- als auch den B2C-Bereich (Interessenten können die Studie als PDF hier kostenfrei abrufen).

Software as a Service bringt meisten Umsatz

Unter den Public-Cloud-Segmenten erreicht Software as a Service (SaaS) seit jeher den Spitzenplatz - und wird ihn auch bis 2019 behaupten. Hier geht es darum, Anwendungen nach Bedarf über das Internet zu mieten. Im Jahr 2012 betrug der Umsatz noch eine halbe Milliarde Euro, im Jahr 2015 war es bereits eine Milliarde und 2019 sollen es 2,3 Milliarden Euro sein. In dem Zeitraum, den die Studie von eco und Arthur D. Little abdeckt, also von 2015 bis 2019, wächst dieses Segment damit um 23 Prozent jährlich.

Sehr solide Entwicklung des SaaS-Geschäfts in Deutschland.
Foto: eco/Arthur D. Little

Der SaaS-Trend ist den Autoren zufolge deshalb so stark, weil Mitarbeiter in den Unternehmen ebenso wie Privatnutzer stets und überall auf Anwendungen und Daten zugreifen können möchten. Zudem könnten SaaS-Lösungen mit Kostenvorteilen und hoher Flexibilität punkten.

In den deutschen Unternehmen liegt die SaaS-Durchdringung laut Studie derzeit bei rund 20 Prozent. "Sie wird in allen Industriezweigen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen", prognostiziert Weiss.

Wer den Markt beobachtet, wird sich nicht wundern, dass Lösungen für Customer Relationship Management (CRM), E-Mail/Kommunikation sowie Collaboration die Verkaufsschlager im SaaS-Umfeld sind. "Solche Apps machen rund 66 Prozent des SaaS-Marktes aus", sagt Lars Riegel, Principal bei Arthur D. Little.

Den deutschen SaaS-Markt dominieren ausländische Unternehmen wie Microsoft, Apple, IBM, Salesforce und Sage. Doch auch deutsche Anbieter positionieren sich immer besser, wie Riegel beobachtet: "SAP etwa ist als einer der führenden Softwarehersteller der Welt auch im SaaS-Segment vertreten und gewinnt hier aufgrund innovativer Lösungen stetig an Bedeutung."

Infrastructure as a Service mit dem größten Umsatzwachstum

Der Markt für Infrastructure as a Service (IaaS) befindet sich noch immer in einer frühen Wachstumsphase und wird den Studienautoren zufolge in den kommenden Jahren massiv an Umsatz zulegen. Hier geht es um die bedarfsabhängige Bereitstellung von Rechen- und Speicherressourcen. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 42 Prozent bis 2019 ist das Segment Public IaaS ein Wachstumstreiber im Cloud-Markt. "Während der IaaS-Markt mit einem Umsatz von rund 0,4 Milliarden Euro im Jahr 2015 noch etwa ein Viertel des Public-Cloud-Markts ausmachte, wird sein Anteil im Jahr 2019 bei rund 40 Prozent liegen", prognostiziert Weiss. "Der Umsatz wird dann rund 1,8 Milliarden Euro betragen."

Der deutsche Markt für Infrastructure as a Service (IaaS) wächst ebenfalls sehr stark.
Foto: eco/Arthur D. Little

Im Jahr 2015 hat jedes zehnte deutsche Unternehmen auf IaaS-Ressourcen aus der Public Cloud zurückgegriffen. "Hier ist in Zukunft ein starker Anstieg zu erwarten, was sich in der Entwicklung des Marktvolumens widerspiegelt", meint Lars Riegel.

Der deutsche IaaS-Markt wird wie das SaaS-Segment von amerikanischen Anbietern dominiert. Sie können durch massive Skaleneffekte niedrige Preise anbieten. So ist mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent Amazon Web Services (AWS) in Deutschland der mit Abstand führende Anbieter. Die Nächstplatzierten Microsoft, IBM und Google kommen gemeinsam auf weitere 20 Prozent Marktanteil. Doch Weiss sieht andere Zeiten anbrechen: "Die aufkommende Nachfrage nach IT-Integrationsleistungen, Vor-Ort-Service, Rechtssicherheit und einem besseren Datenschutz beflügelt europäische und deutsche Unternehmen." Allerdings reagieren längst auch die ausländischen Unternehmen auf diese Kundenwünsche: AWS hat 2014 sein erstes Rechenzentrum auf deutschem Boden in Betrieb genommen. Es bietet Kunden erhöhten Datenschutz und die Möglichkeit, personenbezogene Daten sicher innerhalb des Landes zu speichern.

Platform as a Service mit konstantem Marktanteil

Das relativ kleine Segment Public Platform as a Service (Public PaaS) ist stark mit dem Segment Public IaaS verschmolzen. PaaS Services kommen fast ausschließlich im B2B-Bereich und hauptsächlich bei größeren Unternehmen zum Einsatz. Dabei wird PaaS vermehrt als Tool verwendet, um die Einführungszeit von Applikationen zu beschleunigen.

Kleiner ist der Markt für Platform as a Service (PaaS). Doch auch der wächst solide.
Foto: eco/Arthur D. Little

Während der Umsatz des Public-PaaS-Markts im Jahr 2015 noch rund 100 Millionen Euro betrug, wird er im Jahr 2019 beim Vierfachen liegen. Der Marktanteil am deutschen Public-Cloud-Markt bleibt dabei konstant bei rund zehn Prozent. Laut Riegel wird auch dieses Marktsegment stark von amerikanischen Anbietern wie AWS, Microsoft, Google, Salesforce und HP dominiert. "Die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes werden aber auch hier zu einem Wachstum der europäischen Unternehmen führen."

Wie auch die anderen Segmente des Public-Cloud-Markts ist das PaaS-Segment außerordentlich profitabel. Die EBITDA-Marge etablierter PaaS-Anbieter liegt zwischen 20 und 30 Prozent.