Update: Googles Finanzchef frustriert die Anleger

03.03.2006
Nachdem Chief Financial Officer George Reyes mit zurückhaltenden Prognosen zur Geschäftsentwicklung des Suchmaschinen-Primus für einen Aktieneinbruch gesorgt hat, ist nun das Management um Schadensbegrenzung bemüht: Dem Wachstum seien keine Grenzen gesetzt.

Mit seiner Äußerung vor Finanzanalysten, die hohe Wachstumsquote von Google werde jedes Quartal geringer ausfallen, hatte Finanzchef Reyes diese Woche für Aufregung an der Börse und Kursverluste gesorgt (die CW berichtete). Auf einem gestrigen Treffen mit Wallstreet-Analysten versuchte nun das Top-Management rund um Chairman and Chief Executive Officer Eric Schmidt Zweifel am weiteren Erfolg des Suchmaschinenbetreibers auszuräumen. Der Himmel sei die einzige langfristige Wachstumsgrenze, hieß es überschwänglich. Es gebe immer noch große Spielräume zur Verbesserung der Monetarisierung.

Weniger Wachstum ja, aber

Allerdings räumt das Management dann doch ein, dass sich das Umsatzwachstum verlangsamt habe und sich auch künftig nicht mehr erhöhen wird (siehe auch "Google: wo soll das enden?). Grund hierfür sei das bereits erreicht hohe Umsatzniveau, das Prozentsprünge nach oben immer schwieriger mache. Laut Schmidt könne Google aber noch auf vielen Gebieten zulegen, beispielsweise im Anzeigenmarkt. Neben dem Online-Geschäft, auf das in den USA nur vier Prozent des Werbeumsatzes fielen, sehe man Potenzial vor allem im Print- und Broadcasting-Geschäft.

Gleiches gelte für Werbeeinträge in den Suchergebnissen, die heute 99 Prozent des Gesamtumsatzes von Google ausmachten. So sei es vorstellbar, Werbung gezielter mit einzelnen Suchdiensten wie beispielsweise lokalen Abfragen zu verknüpfen. Hier warte laut Schmidt ein dickes Geschäft. Ein erhebliches Umsatzpotenziel stecke zudem in Online-Werbemarkt in Europa und Asien, und auch die kürzlich erweiterte Partnerschaft und Beteiligung an AOL eröffne neue Möglichkeiten, um Werbebanner zu vermarkten - ein Werbeformat, das Google bisher kaum nutzt (siehe "Update: AOL und Google schließen Partnerschaft").

Als vordringlichste Aufgabe für die Zukunft will Schmidt die eigene Suchtechnik verbessern, um die Benutzerzahlen und damit den Umsatz zu steigern. Eine ernsthafte Bedrohung des eigenen Pay-per-Click-Modells durch den zunehmenden Click-Betrug sieht Schmidt nicht. Auch wies der Manager Vermutungen zurück, die Preise für Keyword-Advertising hätten ihre Grenze erreicht. "Das trifft nur auf einzelne Segmente zu", sagte Schmidt.

Übergriffe der Regierungen

Gefragt, warum Google seinen Suchdienst in China von den Behörden zensieren lasse, erklärte Mitbegründer Sergey Brin, dass ihm der Schritt nicht leichtgefallen sei. Das Management sei aber zu dem Schluss gekommen, dass es für Google wirtschaftliche Nachteile hätte, auf den Dienst zu verzichten. "Wir werden die Situation beobachten, weil wir natürlich nicht alles machen, was man von uns verlangt." Diesbezüglich verwies Brin auch auf die Weigerung, Nutzerdaten an die US-Justiz auszuhändigen, was Google nun ein Gerichtsverfahren eingehandelt hat (siehe auch "US-Justiz zieht Google vor den Kadi"). Die US-Regierung überschreite mit ihrem Anliegen ihren Einflussbereich. Auch wolle Google nicht deren "Hausaufgaben" in punkto Sicherheit machen. (as)