Web

Update: AOL und Google schließen Partnerschaft

21.12.2005
Nach monatelangen Verhandlungen beteiligt sich der Suchmaschinenspezialist mit fünf Prozent am Online-Dienst. Beide arbeiten bei Internet-Werbung zusammen.

Durch den Schulterschluss rücken AOL und Google noch näher zusammen. War die kalifornische Internet-Firma bisher nur Suchmaschinenlieferant für den Online-Dienst, ist er nun mit einer Milliarde Dollar an der Tochter des Medienkonzerns Time Warner beteiligt. Das Abkommen umfasst auch eine engere Zusammenarbeit beider Anbieter in Europa.

Kern der Kooperation ist die Vermarktung von Online-Werbung. Während Google mit "Adwords", also Textanzeigen, gut im Geschäft ist, erschließt sich die Firma über den AOL-Deal nun auch grafische Internet-Anzeigen. Im Gegenzug wird AOL-Content auf der Google-Suchseite sichtbar.

AOL nutzt bereits Googles Suchmaschine und präsentiert gesponserte Links von Google-Kunden. An den Einnahmen wurde der Online-Dienst beteiligt. Die geschlossene Vereinbarung gestattet es AOL nun, Suchmaschinen-gestützte Werbung direkt an Kunden zu verkaufen, was bisher nicht möglich war.

"Es ist in erster Linie die Erweiterung des Status Quo, AOL ist den sicheren Weg gegangen", kommentiert Charlene Li von Forrester Research die Transaktion. Li spielt auch auf die Tatsache an, dass AOL vor der Vertragsunterzeichnung neben Google auch mit Microsoft und Yahoo verhandelt hatte. "Mit dem Deal kann Google seine Marktführerschaft festigen und Microsoft auf Abstand halten", meinen Analysten der Marktforschungsfirma Susquehanna International Group LLP.

Microsoft hatte Interesse daran, sein neues System für Online-Werbung "MSN Adcenter" mit AOL zu verknüpfen. Zudem hatte der Softwarekonzern darauf spekuliert, bei einem AOL-Einstieg auch die Google-Suchmaschine zu verdrängen und das eigene, noch vergleichsweise junge System zu etablieren. Microsoft wollte das Abkommen zwischen AOL und Google nicht kommentieren. "Für MSN ist es ein Verlust und eine große Hürde, um im Internet-Werbemarkt zu den Konkurrenten aufzuschließen", finden die Susquehanna-Analysten.

Wie zu erwarten war, arbeiten Google und AOL auch in Sachen Video-Suche zusammen. AOL beziehungsweise dessen Mutterhaus verfügt über Filme und Videos, Google über eine Suchtechnik, mit der sich solche Inhalte via Web ausfindig machen lassen. Und die unlängst von Google vorgestellte Musik-Suche passt ebenfalls in die Medienvermarktungsstrategie (siehe Google startet Musik-Dienst im Web).

Ferner passen beide Unternehmen ihre Instant-Messaging-Dienste ("Google Talk" und "AOL Instant Messaging") so an, dass die Anwender miteinander kommunizieren können. AOL ist in diesem Segment Marktführer, Google ein Newcomer. Zudem betreiben beide Firmen mittlerweile kostenfreie E-Mail-Konten für Web-Anwender.

Ärgern über den AOL/Google-Deal wird sich nicht nur Microsoft, sondern auch der Time-Warner-Investor Carl Icahn. Er hatte sehr deutlich gemacht, dass er von einem Google-Einstieg bei AOL nichts hält und hatte auf bessere Partner verwiesen (siehe Großinvestor wettert gegen AOL/Google-Deal).

Ob mit dem Google-Einstieg die Probleme von AOL beseitigt sind, ist allerdings noch offen. Der Online-Dienst leidet an Abonnentenschwund. Anleger wie Icahn sowie AOL-Mitgründer Steve Case, der ebenfalls ein großes Aktienpaket besitzt, sehen mehr Perspektiven für das Unternehmen, wenn es losgelöst von Time Warner agieren könnte (siehe Sinneswandel: Ex-Time-Warner-Chef befürwortet Abspaltung von AOL). (fn)