Google: Wo soll das enden?

05.10.2005
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Das Geheimnis des Unternehmenserfolgs ist das Geheimnis, das sich um die Strategie rankt. Als Microsoft unlängst seine interne Umstrukturierung mitteilte und bekannt gab, die bislang sieben Geschäftseinheiten in nur noch drei zu verwandeln, war sich die weltweite Presse einig: Googles Wettbewerbsdruck zwingt das Microsoft-Management zu massiven Anpassungen. Wirklich neu und überraschend war der Tenor der Analysen nicht, denn seit geraumer Zeit muss sich mindestens ein etablierter Konzern pro Woche dafür rechtfertigen, wieso er nicht ebenfalls das verschenkt, was bei Google als Betaversion kostenlos verfügbar ist. Das Google-Phänomen erinnert zeitweise an den Wettlauf vom Hasen und dem Igel - nur dass Google ein Heer geklonter Steroid-Igel gegen viele alte Hasen ins Rennen geschickt hat.
Ohne Durchblick: Googles Strategie gibt allen Beobachtern ein Rätsel auf. Auch die Suchmaschine hilft hier nicht weiter.
Ohne Durchblick: Googles Strategie gibt allen Beobachtern ein Rätsel auf. Auch die Suchmaschine hilft hier nicht weiter.
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Eine Wette auf die Zukunft

In der Auseinandersetzung Googles gegen den Rest der Welt geht es nicht um bestehende Produktportfolien, sondern einzig und allein um die richtige Interpretation der Zukunft. Wer im Internet-Zeitalter die dominierende Rolle spielt, dem eröffnen sich Perspektiven - auch an den Geldmärkten. Und hier spricht einiges für Google: Knapp die Hälfte aller Internet-Recherchen weltweit läuft immer noch über die Suchmaschine, eine Ausgangsbasis, von der aus die Company neue Geschäftsfelder erschließen will. Die Umsätze explodieren, und zu allem Überfluss ist Google auch noch hochprofitabel.

Der Autor Stephen Arnold hat sich mit den von Google angemeldeten Patenten sowie den öffentlich zugänglichen Entwicklungsdokumenten beschäftigt. In seinem nur als PDF-Datei erhältlichen Buch "The Google Legacy: How Google’s Internet Search is Transforming Application Software" heißt es unter anderem: "Google ist die alles verändernde Computing-Plattform dieser Jahre und könnte es schaffen, Microsoft von seinem Thron zu stürzen." Arnold argumentiert unter anderem damit, dass Google 99 Prozent seiner Einnahmen mit Werbung erwirtschafte und seine Anwendungen daher, anders als die meisten Wettbewerber, kostenlos anbieten könne. Das trifft schon jetzt auf Programme wie Google Mail, Google Talk oder Google Earth zu und wird in Zukunft wohl für noch viel mehr Anwendungen gelten.