Interview mit Charles Giancarlo, CEO Pure Storage

Unternehmen müssen ihr Kapital - die Daten - besser nutzen

25.10.2018 von Bernhard Haluschak
Daten sammeln, analysieren, daraus neue Services und Produkte entwickeln, das sind Kernaspekte der digitalen Transformation in Unternehmen. Doch auch die IT-Infrastruktur muss stimmen. Der CEO Charles Giancarlo verrät im Interview, wie sich Pure Storage auf diese technologischen Herausforderungen vorbereitet und warum das Unternehmen so erfolgreich ist.
Die digitale Transformation ist in vielen Unternehmen die Antriebsfeder, um aus ihren Daten neue Services und Produkte zu generieren.
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Neue Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und autonome Fahrzeuge generieren und erfordern große Datenmengen, die extrem schnell verarbeitet werden müssen. Was bedeutet das für Pure Storage?

Charles Giancarlo: Einige Analysten glauben, dass bis 2020 jeder Mensch 1,7 Megabyte Daten pro Sekunde erzeugen wird. Derzeit werden nur 0,5 Prozent der Daten tatsächlich analysiert oder genutzt. Wir haben diese Trends frühzeitig antizipiert. In den letzten Jahren haben wir mehrere Lösungen auf den Markt gebracht, um der wachsenden Nachfrage der Kunden, Partner und des Marktes nach unstrukturierten Daten-Workloads - wie KI, maschinelles Lernen und Analytik - gerecht zu werden.

Charlie Giancarlo, CEO bei Pure Storage, schaut optimistisch in die Zukunft.
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Mit FlashBlade zum Beispiel tragen wir dem wachsenden Bedürfnis Rechnung, große Mengen unstrukturierter Daten schnell zu verarbeiten und zu analysieren. Mit AIRI und AIRI Mini haben wir die ersten Lösungen auf den Markt gebracht, die Unternehmen und sonstige Institutionen dabei unterstützen, ihre Initiativen im Bereich KI und maschinelles Lernen zu beschleunigen. Nicht zuletzt mit der Data-Hub-Plattform konzentriert sich Pure in erster Linie darauf, Unternehmen zu helfen, ihr wichtigstes Kapital zu nutzen, ihre Daten.

Das Ziel von Unternehmen ist es, aus ihre großen Datenmengen neue/bessere Produkte und Dienstleistungen zu generieren. Welche aktuellen Kundenbeispiele können Sie hier nennen?

Charles Giancarlo: Ein gutes Beispiel ist Zenuity. Das Unternehmen hat seine KI-Infrastruktur mit Pure- und NVIDIA-Technologie aufgebaut, um seinen Datenwissenschaftlern und Forschern eine hochgradig leistungsfähige KI-Plattform für intelligentere und sicherere autonome Fahrzeuge zu bieten. Der Durchbruch bei der Datenbereitstellung für die KI-Infrastruktur ermöglicht es den Datenwissenschaftlern, die riesigen Datenmengen, die zur Gewährleistung der Sicherheit benötigt werden, einfach und schnell zu verarbeiten. Ebenso konnten dadurch Schulungsintervalle erheblich verkürzt werden, wodurch die IT-Investitionen besser genutzt werden und die Produktivität der Datenwissenschaftler erhöht wird.

Ein weiteres interessantes Kundenbeispiel ist UnternehmerTUM GmbH, eines der größten Innovations- und Gründerzentren Europas, das ich kürzlich besucht habe. UnternehmerTUM unterstützt Gründer und Startups von der ersten Idee bis zum Börsengang und richtet sie gezielt auf Innovationen aus, nach denen Großunternehmen Ausschau halten. Durch die Implementierung von Pure-Technologie in Kombination mit NVIDIA verfügt UnternehmerTUM über eine der führenden innovativen Lösungen auf dem Markt, die den Partnern den Zugang zu realen Möglichkeiten für KI und maschinelles Lernen bietet.

Nicht zuletzt unterstützt unsere Technologie auch die ITSCare GmbH, eine von vier IT-Tochtergesellschaften der AOK, die für die Erbringung von IT-Dienstleistungen innerhalb der gesamten Organisation verantwortlich ist. Unser Flash-basiertes Speichersystem liefert deutlich schnellere Datenübertragungsgeschwindigkeiten. Dies ist im Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung, wo die Kosten im Vordergrund stehen und das Datenmanagement immer wichtiger wird.

Acht Jahre nach seiner Gründung hat Pure Storage die Grenze von einer Milliarde Dollar Umsatz überschritten. Was ist die Grundlage für den Erfolg des Unternehmens?

Charles Giancarlo: Von Anfang an wollten wir in die verschlafene Speicherindustrie Unruhe hineinbringen und den Status quo mit neuen Ideen herausfordern. Die Kombination aus innovativer Technologie, einem neuen Geschäftsmodell und unserer Fokussierung auf den Kunden hat uns ein enormes Wachstum ermöglicht. Wir profitierten dabei und profitieren nach wie vor von unserer Fähigkeit, ein First Mover in unserem Markt zu sein.

Wir waren der erste Anbieter, der mit 100-prozentigen All-Flash-Lösungen Pionierarbeit leistete. Eine weitere Premiere gab es, als wir unser "Evergreen"-Geschäftsmodell einführten. Es veränderte die Branche, indem es den Kunden erlaubte, Speicher-Arrays in regelmäßigen Abständen hinsichtlich Kapazität, Dichte, Leistung und Funktionen zu warten und zu aktualisieren, ohne Ausfallzeiten oder größere Produktwechsel.

2017 haben wir unser erstes All-NVMe-All-Flash-Array der Enterprise-Klasse auf den Markt gebracht, und in diesem Jahr liefern wir alle unsere Produkte mit All-NVMe aus. Last, but not least sind wir mit AIRI und AIRI Mini, der ersten Infrastruktur der Branche, die KI-Projekte schnell zum Laufen bringt, zum wichtigen Anbieter von Speicherlösungen für KI und maschinelles Lernen avanciert. Und mit der aktuellen Data-Hub-Plattform, einer datenzentrischen Lösung, geht die Reise weiter.

Neben spezifischen Dienstleistungen und Produkten, glaube ich, dass unsere Fähigkeit, einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze zu sehen sowie entsprechend zu handeln, eine wichtige Rolle für unseren Erfolg spielt.

Storage - die wichtigsten Trends 2018
Uwe Müller, Head of Sales & PreSales Datacenter; Cisco:
„Die Speicherung und Verarbeitung der Daten finden zunehmend auf Endgeräten, Edge-Servern und in der Cloud statt. Durch dieses Fog Computing und Edge Computing lassen sich mit Hilfe neuer Applikationen Daten auf neue Weise verarbeiten. Wenn kumulierte Daten oder Anomalien zur weiteren Analyse in die Cloud gesendet werden, spart dies Bandbreite und Speicherplatz.“
Andre Braun, Director Dell Storage Germany; Dell/EMC:
„Ein Trend ist das Full Flash Datacenter. Die Zukunft der Storage-Landschaften in Unternehmen ist klar auf Flash-basierte Systeme ausgerichtet. Flash ermöglicht einen deutlich schnelleren Zugriff, eine einfachere Verwaltung und bietet im Gegensatz zu herkömmlichen Storage-Systemen, die auf drehenden Platten beruhen, auch einen erheblichen Kostenvorteil."
Stefan Roth, Head of Storage, Category Management Datacenter Central Europe; Fujitsu:
„Der Trend im Bereich Storage geht auch 2018 eindeutig zu Flash-Speicher in Form von All-Flash- und Hybrid-Flash-Systemen. Das liegt zum einen an den sinkenden Kosten dieser Systeme, insbesondere, wenn man die Kosten Ende-zu-Ende betrachtet. Dadurch werden Flash-Storage-Systeme auch für kleinere und mittelständische Unternehmen erschwinglich. Zum anderen haben Nutzer von Storage-Komponenten erkannt, dass Flash-Speicher-Systeme ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie sind.“
Florian Bettges, Category Manager Storage, Hewlett Packard Enterprise:
„Durch die Digitalisierung und den Einsatz von IoT-Lösungen muss Speicher schneller, intelligenter und ortsunabhängig zur Verfügung stehen. Schnelligkeit kann neben dem Einsatz von All-Flash-Lösungen durch ergänzenden NAND/NVMe-Speicher und neue Protokolle, wie RDMA incl. iWARP gewonnen werden. Intelligenter wird der Speicher durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz."
Dieter Stehle, General Manager Lenovo Data Center Group DACH; Lenovo:
„Wir sehen derzeit eine starke Diversifizierung von Storage-Arten und auch wenn es für eine Festlegung noch etwas früh ist, das könnte in der Zukunft wieder zu einer Konsolidierung führen. Als Schlagworte für 2018 sind sicherlich Software-Defined Storage, Hyper-Konvergenz und Cloud Storage sowie S3 AWS Object Storage (Hybrid Cloud/Cloud & Online Archiving) zu nennen.“
Thomas Muggendobler Thomas Krenn AG:
„Datenwachstum wird das alles bestimmende IT-Thema in den kommenden Jahren sein. Das heißt aber nicht, dass die Investitionen in traditionelle Storage-Systeme steigen werden. Stattdessen wird Software Defined Storage weiter wachsen, und zwar bei Anwendern jeder Größenordnungen, denn inzwischen stehen für jedes Budget und jeden Bedarf ausgereifte Lösungen zur Verfügung.“

Seit August letzten Jahres leiten Sie das Unternehmen. Welche Veränderungen oder Entwicklungen streben Sie für die Zukunft an?

Charles Giancarlo: Ich bin seit mehr als einem Jahr bei Pure. Ich freue mich, sagen zu können, dass das, was für mich damals diese Rolle attraktiv machte, auch heute noch gilt: Pures solides Team, seine starke Kultur und der Wunsch, die Grenzen zu überschreiten. Das Pure-Team widmet sich seinen Kunden und der Entwicklung von Technologien der nächsten Generation. Wir haben dies mit Flash, NVMe und KI erreicht, und jetzt schauen wir nach vorne in Richtung datenzentrische Architektur. Am wichtigsten war, warum ich von Pure angezogen wurde, weil das Unternehmen Kunden die Möglichkeit gibt, großartige Dinge mit ihren Daten zu tun.

Im Hinblick auf die Marktentwicklung findet eine kontinuierliche Innovation von Prozessoren, Speicher und Netzwerken statt. Ich glauben, dass Pure das Unternehmen sein wird, das nun die Innovation der Speichertechnologie in gleichem oder sogar schnellerem Tempo ermöglicht. Die explosionsartige Zunahme der Datenmengen, die von den Unternehmen erzeugt werden, wird neue und fortschrittlichere Datenmanagementlösungen erfordern. Wir wollen Unternehmen mit zukunftssicheren Lösungen ausstatten. Diese sollen ihnen die Freiheit geben, sich auf die Wertschöpfung aus ihren Daten zu konzentrieren, anstatt dass IT-Teams ihre Zeit mit der Verwaltung von Daten und Speicher verbringen.

Wir arbeiten daran, die Rechenzentrumsumgebung durch unsere Produkte und datenzentrischen Architekturen zu vereinfachen und IT-Personal von der Storage-Administration in Richtung nützlicherer Aktivitäten zu verlagern. Wir wollen es unseren Kunden ermöglichen, agiler zu sein und dabei besonderes Augenmerk auf diejenigen richten, die in einer Multi-Cloud-Umgebung arbeiten. So ermöglichen wir es Unternehmen, von Cloud-ähnlichen Attributen in ihren privaten Rechenzentren zu profitieren und die Integration mit Cloud-Umgebungen von Drittanbietern umzusetzen.