Nichts verpassen

TV für unterwegs - mit Tablets und Notebooks

16.11.2012 von Bernd Weeser-Krell
Auch unterwegs braucht man nicht auf Live-Events und die eigenen Lieblingsserien zu verzichten. Wir stellen Ihnen das aktuelle TV-Angebot für iPad und Notebooks vor.

Unser Ratgeber gibt einen Überblick über das aktuelle TV- und Video-Angebot auf Notebook, iPad und Co.

Notebook: Live-Fernsehen mit einem DVB-T-Stick

Terratec ran T Stick+: Liefert mobiles TV-Programm und DAB-Radio fürs Notebook.
Foto: Terratec

Unterwegs fernsehen geht ganz einfach mit kleinen DVB-T-Sticks für den USB-Anschluss. Mittlerweile ist das DVB-T-Signal in ganz Deutschland zu empfangen. Zudem sind die Empfangs-Chips der aktuellen Stickgeneration viel leistungsstärker als ihre Vorgänger. Empfangsprobleme treten nur noch an sehr ungünstig gelegenen Orten auf. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind in ganz Deutschland zu empfangen, private meist nur in Ballungszentren.

Für den mobilen Einsatz eignen sich vor allem sehr kompakt gebaute DVB-T-Sticks wie der Picostick von pctv. Der Winzling ragt in eingestecktem Zustand nur knapp einen Zentimeter aus dem Notebook-Gehäuse. Ebenfalls sehr klein ist der Aver3D Volar Mini von Avermedia. Für schwierige Empfangssituationen eignen sich besonders DVB-T-Sticks mit Diversity-Technik. Diese TV-Empfänger – etwa der Terratec T5 – besitzen zwei TV-Tuner. Die Diversity-Technik erlaubt es, die Signale der beiden Empfänger zu einem stärkeren Signal zusammenzuschalten.

Diversity-Technik: Bester Empfang dank Doppel-Tuner

Wollen Sie den DVB-T-Stick zu Hause an Ihrem Kabelanschluss nutzen, gibt es Kombigeräte mit mehreren Tunern. Der Hauppauge WinTV HVR-930C-HD beherrscht neben DVB-T auch DVB-C-Standard – sogar in HD-Qualität.

DVB-T-Sticks lassen sich sehr schnell am Notebook einrichten. Meist dauert es nur wenige Minuten, bis der Stick und die mitgelieferte TV-Software installiert sind sowie der erste Sendersuchlauf abgeschlossen ist. Mittlerweile ist auch die TV-Software, die Hersteller den DVB-T-Sticks beilegen, ausgereift und einfach zu bedienen. Sollten Sie mit dem Programm unzufrieden sein, lassen sich die TV-Empfänger mit Fremd-Software betreiben – etwa dem Media Center von Windows. Dazu verfügen alle modernen DVB-T-Sticks über einen BDA-Treiber, also einen standardisierten Treiber für Windows. Eine gute Software ist DVBviewer (15 Euro). Das Programm bietet viele Konfigurations-, Wiedergabe- und Aufzeichnungsmöglichkeiten. Die Bedienung ist zudem recht komfortabel. Eine der wenigen ernstzunehmenden Alternativen zu kostenpflichtigen Media-Center-Programmen ist Media Portal. Das Programm verwaltet das gesamte Multimedia-Angebot auf dem PC und kann TV-Sender empfangen.

Fernsehen aus dem Internet: Ohne WLAN läuft nichts

Zattoo bringt die Olympischen Spiele auf das Notebook.
Foto:

Haben Sie keinen DVB-T-Stick, können Sie TV-Programme per Internet auf Ihr Notebook holen. Im Gegensatz zu einem DVB-T-Stick, der das Signal von den Sendestationen empfängt, brauchen Sie beim Internet-TV einen WLAN-Zugang.

Als umfangreiches, zudem kostenloses Angebot von Web-TV hat sich Zattoo etabliert. Das Internet-Portal stellt über 50 Sender gratis zur Auswahl. Es ist lediglich eine Online-Registrierung notwendig. Unter den Sendern finden sich ARD, ZDF und weitere öffentlich-rechtliche dritte Programme sowie einige Privatsender. Im Abo können Sie Sender hinzubuchen, unter anderem türkische, bosnische, kroatische und polnische Programme. Die Auflösung der H.264-Streams beträgt passable 480 x 288 Bildpunkte. Gegen 2,50 Euro pro Monat bekommen Sie eine doppelt so hohe Auflösung. Weiterer Vorteil: Die im Gratis-Angebot bei einem Senderwechsel eingeblendete Werbung entfällt. Zur Nutzung benötigen Sie lediglich einen Browser mit Flash-Plug-in. Zusätzlich gibt es eine Zattoo-Software, die das Programm im separaten Fenster darstellt. Zattoo bietet Apps für mobile Apple-und Android-Geräte.

Mediatheken: Nach 14 Tagen sind die Inhalte weg

Mediatheken: Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten viele Inhalte, aber nur für kurze Zeit.

Als weiteres Schwergewicht im Web-TV-Markt haben sich die Mediatheken der Programmanbieter herauskristallisiert. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender sind hier sehr engagiert. Mittlerweile bieten ARD, ZDF und die dritten Programme nahezu alle gesendeten Inhalte online zum erneuten Sehen an. Wenn Sie also eine Sendung auf dem normalen Fernseher versäumt haben, können Sie dies auf dem PC nachholen. Ein Problem gibt es: Waren Sie länger im Urlaub oder hatten keine Gelegenheit, Ihre Wunschsendung zeitnah anzusehen, schauen Sie in die Röhre. Die Angebote von ARD und Co sind nur sehr kurz verfügbar. Nach spätestens 14 Tagen werden sie aus dem Netz genommen.

Mediathek View: Sendungen komfortabel streamen

Zwei komfortable, kostenlose Programme sorgen für dauerhafte Aufnahmen. Die Open-Source-Anwendung Mediathek View lädt aus dem Web eine Liste der aktuell verfügbaren Programme herunter. Danach entscheiden Sie, welchen Inhalt Sie streamen und auf der Festplatte speichern möchten. Mediathek View erlaubt per Abo-Funktion auch die Serienaufnahme. Das Programm benötigt die Java-VM-Umgebung, sonst startet es nicht. Zusätzlich braucht Mediathek View ein Programm, das Streaming und Aufnehmen der Sendungen übernimmt. Hier empfiehlt Mediathek View den VLC-Player, eine kostenlose Abspiel-Software, die auf allen Plattformen läuft. Praktisch: Das Tool speichert direkt im MP4-Format, das auf dem PC und auch auf fast allen sonstigen Geräteklassen läuft.

Die Alternative zu Mediathek View ist Streamtransport. Das Programm kommt wie ein Browser daher, in den Sie Ihre Wunschadresse – etwa www.ardmediathek.de – eingeben. Dann wählen Sie Ihre Sendung aus und Streamtransport startet den Download. Die Software speichert die Streams im flv-Format, das nicht so kompatibel wie das MP4-Format ist. Abhilfe schafft das Gratis-Programm Handbrake, das eine einfache Konvertierung erlaubt. Private Anbieter sind mit dem Angebot ihrer Mediatheken deutlich zurückhaltender.

Für Sportfreunde bietet sich die englischsprachige Internetseite myp2p an. Sie bietet nicht nur Fußballübertragungen, sondern auch viele andere Sportarten an, etwa American Football und Basketball. Myp2p zeigt selbst keine Übertragungen, bietet vielmehr ein Adressenverzeichnis der jeweiligen Anbieter. Es sind deshalb zusätzliche Abspielprogramme notwendig. Es gibt beispielsweise Veetle und Sopcast, die viele Sender im Programm haben. Weitere Anbieter sind Tvants und Ppmate. Diese Programme streamen meist chinesische Sender, da diese die Online-Übertragungsrechte vieler Sport-Events erworben haben.

Eine weitere interessante Website für Sport-Fans ist laola1. Dieses in Österreich beheimatete Internet-Angebot ist besonders für Freunde des spanischen Fußballs wichtig, zeigt laola1 doch viele Spiele der ersten spanische Fußballliga Primera Division. Daneben gibt es weitere Live-Übertragungen etwa aus der russischen Eishockey-Liga KHL und Hintergrundberichte aus der deutschen Fußball-Bundesliga.

Online-Videorecorder TV-Programm bequem speichern

Im Internet gibt es diverse Angebote, die gegen einen monatlichen Abo-Betrag das Speichern von TV-Sendungen erlauben. Der Online-Videorecorder OTR (ab 4,99 Euro) beispielsweise hat über 50 deutschsprachige und viele fremdsprachige Sender im Programm. Nach einer Registrierung können Sie sich ihr Programm anhand einer Übersicht zusammenstellen. Kostenlos sind 15 Sendungen pro Monat. Save TV (ab 4,99 Euro) bietet Ihnen über 40 deutschsprachige Sender – darunter auch private Anbieter wie RTL. Die Programmierung erfolgt über einen Guide, wobei Sie Filme, aber auch ganze Serien auswählen können. Bong TV (ab 4,99 Euro) können Sie per App auch über die mobilen Apple-Geräte wie über Adroid-Modelle steuern. Zur Auswahl stehen über 30 deutsche Sender. Auf einige private Sender wie RTL müssen Sie jedoch verzichten.

Bong TV gefällt durch eine übersichtliche Programmdarstellung. Pro Kundenkonto stehen 10 GB Speicher zur Verfügung, was für etwa 10 Stunden Aufzeichnung reicht. Gegen einen Aufpreis lässt er sich auf 30 GB erweitern.

Fernsehen auf iPad & Co.: Streamen oder DVB-T-Stick

Hauppauge myTV 2go-m: Der kleine DVB-T-Stick bringt digitales Fernsehen aufs iPad.
Foto: Hauppauge

Wie für Notebooks gibt es DVB-T-Empfänger, die speziell für das iPad (und damit exklusiv für den Dock-Anschluss) ausgelegt sind. Auch hier müssen Sie nicht mit dem Internet verbunden sein, um das TV-Signal empfangen zu können.

Pctv Broadway: Streamt das eigene TV-Angebot weltweit auf Tablet und Smartphone.
Foto: Pctv Broadway

Diverse Hersteller bieten kleine TV-Tuner an, die über den Dock-Anschluss das TV-Signal auf das iPad bringen. Von Equinux gibt es beispielsweise den DVB-T-Empfänger Tizi Go. Der Tuner ist so klein wie eine Zündholzschachtel und verfügt über einen eigenen Akku, der die Laufzeit verlängert und über einen Micro-USB-Anschluss aufgeladen wird. Gesteuert wird der kleine Empfänger über die kostenlose App Tizi.tv. Das Programm bietet eine Timeshift-Funktion für zeitversetztes Fernsehen. Über den elektronischen Programmführer lassen sich Informationen zu den jeweiligen Sendungen abrufen. Zusätzlich verfügt Tizi.tv über eine Aufnahmefunktion. Zeitgesteuertes Recording ist aber nicht möglich, da Apple dies verbietet. Sendungen lassen sich lediglich zur Aufnahme vormerken – zum Termin erhalten Sie dann eine Nachricht. Die Aufnahmen im MPG-Format können auf Apple- und Windows-Rechner übertragen werden. Ähnliche DVB-T-Empfänger bieten auch Elgato mit Eyetv mobile und Hauppauge mit myTV 2go-m an. Für Android-Tablets gibt es vergleichbare Hardware plus App derzeit noch nicht, es sind allerdings Anpassungen für einige DVB-T-Sticks etwa von pctv in Arbeit.

iPod und Android: Streamen oder App nutzen

Bei anderen Tablets oder Smartphones sind Sie auf TV-Angebote aus dem Internet angewiesen, die Sie per WLAN oder 3G-Empfang streamen. Das Angebot für Android-Geräte ist umfangreicher, da diese dank Flash-Unterstützung Webdienste nutzen können, die iPad-Besitzern verwehrt bleiben. Web-seitig können Sie über den Browser auf den Tablets das gleiche Angebot nutzen wie auf einem Notebook. Neben Sopcast und Mediathek View bietet sich hierfür etwa der Streaming-Dienst Online-TV an. Das Angebot ist ein All-in-one-Empfänger für Multimedia-Angebote im Internet. Neben vielen Fernsehsendern haben Sie Zugriff auf kostenlose Musik. Sie finden ein umfangreiches Verzeichnis verfügbarer Online-Medien, darunter Podcasts und Musikvideos.

Daneben gibt es viele, die das Fernsehprogramm direkt auf das Tablet bringen. Die Angebote schwanken stark, es gibt große Unterschiede zwischen kostenlosen und bezahlpflichtigen Programmen. Besonders die privaten Anbieter RTL und Prosiebensat1 erweisen sich hier als Bremsklotz.

Vor allem das iPad kann mit einem großen das App-Angebot punkten. Viele TV-Sender nutzen den App-Store, um ihr Programm zu verbreiten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Nachrichtensendungen. Erwähnenswert sind hier die Angebote von ARD mit der Tagesschau-App und das ZDF. Die privaten Kanäle N-TV und N24 bieten kein Live-Angebot, bringen über ihre Apps aber regelmäßig Videos aufs iPad. Arte zeigt über eine Gratis-App Dokumentationen und Filme.

Viele Privatsender bieten dagegen nur kostenpflichtige Apps an. RTL etwa verlangt 3,99 Euro für die App RTL Now. Zudem nervt das Angebot an Eigenproduktionen durch Werbeeinblendungen. Die App von Prosiebensat1 ist zwar kostenlos, das Angebot aber recht spärlich. Eine rühmliche Ausnahme ist die Ran-App, die von Sat1 übertragene Fußballspiele komplett aufs iPad liefert.

Das beste Angebot fürs iPad liefert Zattoo. Über die kostenlose App können Sie auf das gleiche Angebot wie auf dem Notebook zugreifen. Auch das werbefreie Abo (2,50 Euro monatlich) steht zur Verfügung.

Für die Android-Gemeinde ist das Angebot an TV-Apps (noch) deutlich magerer. Die meisten Programmanbieter haben derzeit passende Apps erst in Planung. Diesen Makel machen Android-Tablets aber durch ihre Flash-Unterstützung wett. Ab Android 3.0 lässt sich beispielsweise das komplette Angebot von Zattoo abrufen. Auch die Mediatheken von ARD und ZDF sind über den Browser zu empfangen.

iPhone: Weltweit das eigene Programm sehen

Eine weitere pfiffige Lösung, um auf Smartphones (und Tablets) fernzusehen, bietet eine spezielle Hardware-Lösung. Das Besondere: Sie können Ihr eigenes Programm per WLAN oder UMTS auf Ihr mobiles Gerät bringen. Beim Anbieter pctv beispielsweise heißt diese Lösung Broadway. Die kleine Netzwerkbox erlaubt es, das Programm eines angeschlossenen Satelliten-Receivers oder DVB-T-Empfängers drahtlos an Ihr iPad, iPhone oder Android-Gerät zu schicken. So können Sie Ihr eigenes TV-Angebot weltweit über UMTS oder über einen WLAN-Hotspot verfolgen. Der Stream wird im H.264-Format komprimiert, um das Datenaufkommen zu reduzieren. Ähnliche Lösungen haben auch Elgato, Belkin und Hauppauge im Programm.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.