US-Kundenoffensive kostet Geld

Telekom schafft Umsatzwende

08.08.2013
Die Deutsche Telekom hat nach jahrelangen Rückgängen den Weg zurück zu Wachstum gefunden.

Die Umsatzwende im zweiten Quartal verdanken die Bonner in erster Linie der Übernahme des US-Regionalanbieters MetroPCS. Aber auch ohne Zukäufe und Währungseffekte wären die Erlöse wegen des verstärkten Kundenzustroms in den USA, Deutschland und Europa gestiegen. "Wir erleben einen Kundenansturm auf beiden Seiten des Atlantiks", sagte Vorstandschef Rene Obermann am Donnerstag. Die Nachrichten kamen bei Anlegern gut an. Zum Handelsstart legte die T-Aktie um rund 3,5 Prozent zu.

Gestärkt durch die Übernahme wollen die Bonner in den USA nun eine Kundenoffensive fahren. Statt die Zahl der Kunden nur zu stabilisieren, peilen sie eine Steigerung um 1 bis 1,2 Millionen an. Das kostet Geld. Daher erwartet die Telekom beim Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten (bereinigtes EBITDA) in diesem Jahr statt 18 Milliarden nur noch 17,5 Milliarden Euro. In beiden Prognosen wurde MetroPCS für acht Monate berücksichtigt. Der freie Barmittelzufluss soll statt fünf Milliarden Euro nur noch 4,5 Milliarden Euro betragen.

Insgesamt stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 5,4 Prozent auf 15,16 Milliarden Euro. Dabei fällt ins Gewicht, dass die amerikanische Mobilfunksparte T-Mobile USA zum 1. Mai MetroPCS übernommen hatte und deren Erlöse für zwei Monate des Quartals in den Konzernumsatz eingingen. Einen weiteren Teil des Umsatzschubs verdankt die Telekom dem Verkauf von Handys. Das lockt Kunden in die Verträge, doch zunächst kostet es Geld. Daher sank das bereinigte EBITDA um sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Unterm Strich wuchs der Überschuss dank geringerer Abschreibungen um zehn Prozent auf 530 Millionen Euro.

In der US-Sparte, lange Zeit das Sorgenkind der Bonner, beginnt es rund zu laufen. Der Startschuss für die Trendwende fiel im April, als T-Mobile USA den Hauptgrund für den Kundenschwund abstellen konnte: Als letzter der vier großen landesweiten Anbieter nahm die Telekom-Tochter das begehrte iPhone ins Programm. Seit der Übernahme von MetroPCS im Mai steht die Netzqualität auf dem Programm. Dazu wird das LTE-Netz ausgebaut. In der Folge kamen im abgelaufenen Quartal unterm Strich 688.000 neue Vertragskunden hinzu. Vor einem Jahr hatte T-Mobile noch mehr als eine halbe Million dieser lukrativen Kunden verloren. Einschließlich MetroPCS kann T-Mobile nun 44 Millionen US-Kunden vorweisen.

Im wichtigen Heimatgeschäft konnte die Telekom ihre starke Position dank hoher Werbeausgaben und Investitionen ins eigene Netz gegen die Konkurrenz aus Mobilfunkern und Kabelnetzbetreibern behaupten. Die Anzahl ihrer Handy-Kunden legte im Jahresvergleich von 35,5 Millionen auf 37,5 Millionen zu, der Löwenanteil davon sind wertvolle Vertragskunden. Zwar gingen Umsatz und Gewinn leicht zurück, doch kann sich das Ergebnis im Vergleich zur Konkurrenz sehen lassen. Wie bisher zieht die Telekom mit 2,28 Milliarden Euro die Hälfte ihres operativen Gewinns aus dem Heimatmarkt.

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Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
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Feldmann leitet seit 2006 den Lehrstuhl für „Intelligent Networks“ und „Management of Distributed Systems“ der Deutsche Telekom Laboratories, einem An-Institut der Technischen Universität Berlin. Sie erhält den Leibnitz-Preis für ihre Konzepte eines Internet 2.
2007:
Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
2006:
Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Online-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Am 1. Januar 2005 ...
startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Von 2002 bis 2006 ...
steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
2000:
Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998:
Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996:
28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
Tim Berners Lee:
Der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
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Telefonieren auch in die USA über den Satelliten Early Bird.
1961:
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1904 ...
installierte Quante in Berlin die erste Telefonzelle
1877 ...
funktionierte in Berlin das erste Telefon, hergestellt von Siemens.

In der gebeutelten Europa-Sparte konnte die Telekom die Rückgänge in Grenzen halten. In mehreren südeuropäischen Ländern hatten Regulierer niedrigere Preise erzwungen. Auch zeigen sich Kunden angesichts des Konjunktureinbruchs wegen der Schuldenkrise knauseriger. Umsatz und operativer Gewinn schrumpften. Mit der IT-Sparte sackte zwar der Umsatz nach unten. Doch trotzt T-Systems dem Preisdruck in der Branche, holte Aufträge über zwei Milliarden Euro herein und steigerte die Gewinnspanne. (dpa/tc)