Nach der Goldgräberstimmung des Vorjahres ist im Tablet-Markt etwas Besonnenheit eingekehrt. Nicht etwa, dass die Nachfrage nachlässt – der Branchenverband Bitkom rechnet damit, dass 2012 rund 2,7 Millionen Tablets in Deutschland verkauft werden, knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Hersteller haben aber augenscheinlich ihre Lehren aus dem vergangenen Jahr gezogen.
Damals wurden nicht nur die ersten im Frühjahr vorgestellten iPad-Kopien in kürzester Zeit von der zweiten Generation des Apple-Tablets überrollt. Hinzu kam, dass Google die Android-Version 3.0 nicht freigab und Apple gegen angebliche iPad-Klone vor Gericht zog. Viele No-Name-Hersteller sind daher mittlerweile wieder aus dem Rampenlicht verschwunden. Die etablierten Anbieter setzen weniger auf die Konfrontation mit dem iPad, sondern versuchen, sich durch Features zu differenzieren, die Apple mit seinem Zehn-Zoll-Tablet derzeit nicht bieten kann oder will.
Samsung setz auf verschiedenen Display-Größen
Sein Glück mit verschiedenen Display-Größen versucht etwa CeBit-Rückkehrer Samsung. Die Südkoreaner haben inzwischen Tablets fast jeder denkbaren Größenordnung im Portfolio. Von Flachmännern mit 10,1 Zoll Bildschirmdiagonale, wegen derer man sich regelmäßig mit Apple vor Gericht trifft, geht es über drei Zwischenstufen (8,9, 7,7 und sieben Zoll) bis hinunter zum Galaxy Note. Dieses bildet wegen seines 5,3-Zoll-Screens und der Möglichkeit, damit zu telefonieren, einen Übergang zu den Smartphones.
In Hannover präsentiert Samsung unter anderem das Galaxy Tab 7.0 Plus N mit einem sieben Zoll großen Touchscreen mit 1024 mal 600 Pixeln Auflösung sowie einem 1,2 Gigahertz schnellen Dual-Core-Prozessor mit 1 Gigabyte Arbeitsspeicher. Das Android-Gerät gleicht in den meisten Punkten dem Galaxy Tab 7.0 Plus, das der Hersteller vermutlich wegen der anhaltenden Rechtsstreitigkeiten mit Apple nicht in den deutschen Markt eingeführt hat. Nur an der Optik wurden Veränderungen vorgenommen.
Iconia A700 und A510 von Acer
Auch bei anderen Herstellern gibt es Flachmänner zu bestaunen. So kommt etwa Acer voraussichtlich gleich mit drei neuen 10,1-Zoll-Geräten angereist. Die noch für die erste Jahreshälfte erwarteten Tablets „Iconia A700“ und „Iconia A510“ sind beide mit Nvidias neuem Quadcore-Chipsatz Tegra 3 mit 1,3-Gigahertz Taktung bestückt und laufen mit dem neuen Android-Betriebssystem 4.0, der Preis wird vermutlich im Bereich von 500 Euro liegen.
Als wesentlichen Unterschied besitzt das A700 aber ein IPS-Display mit der besonders hohen Auflösung von 1920 mal 1200 Pixeln, außerdem soll es eine UMTS-Version geben. Mit dem bereits verfügbaren A200 adressiert Acer den Einsteigerbereich: Das Modell arbeitet noch mit dem Dualcore-Chipsatz Tegra 2, läuft zumindest zu Beginn mit Android 3.2 und auch das eine oder andere Ausstattungsmerkmal fehlt. Bei einem Preis von knapp 370 Euro für ein 10-Zoll-Tablet sind diese Mängel aber zu verschmerzen.
Business oder Badewannen-Tablet?
Windows-Tablet-PCs
Geht es um die Tablet-Nutzung im Business, hat mittlerweile das iPad die Nase vorne. Dennoch gibt es nach wie vor Einsatzszenarien, in denen die von einigen PC-Herstellern angebotenen Windows-Tablet-PCs Sinn machen. So demonstriert Dell in Halle 2, Stand B42, unter anderem, wie sich das mit Intel-Atom-CPU und Windows 7 ausgestattete 10-Zoll-Tablet „Latitude ST“ nahtlos in seine Electronic-Medical-Records- oder Mobile-Clinical-Computing-Lösungen integrieren lässt.
Bei Microsoft, möglicherweise aber auch an den Ständen einiger Hersteller, dürfte man außerdem einen Ausblick auf die ersten ARM-basierenden Tablets mit Windows 8 bekommen, mit denen der Softwareriese wieder ins Spiel kommen will.
Android-Tablets im Unternehmen
Angesichts der allgemein wachsenden Marktanteile der Google-Plattform werden auch Android-Tablets allmählich ihren Weg in die Unternehmen finden. Fujitsu hat sich darauf vorbereitet und zeigt in Halle 2 mit dem „Stylistic M532“ ein schickes, schlankes und dazu besonders Business-taugliches 10.1-Zoll-Tablet. Das nur 8,5 Millimeter dünne Android-Modell ist für ByoD-Szenarien gedacht, in denen das Endgerät lediglich Portalfunktion hat.
Für den sicheren Zugriff auf sensible Unternehmensdaten unterstützt das Stylistic M532 die virtuellen Umgebungen von Citrix, VMware und Microsoft, auch eine sichere Verwaltung von E-Mail, Kalender und Kontakten via Exchange ist gewährleistet. Zur Hardware-Ausstattung ist aktuell nur wenig bekannt, integriert sind neben WLAN auch UMTS und GPS, außerdem besitzt das Tablet zwei Kameras, einen microSD-Slot sowie eine HDMI-Schnittstelle.
Fujitsu auf Tauchgang
Als besonderes Extra ist am Fujitsu-Stand auch das "Arrows F-01D" zu sehen, vermutlich in einem Aquarium: Das zunächst nicht für den deutschen Markt vorgesehene Android-Tablet unterstützt nämlich nicht nur LTE und Gestensteuerung, sondern ist auch bis zu einer Tiefe von einem Meter komplett wasserdicht - lässt sich also beispielsweise auch in der Badewanne nutzen.
Ob die neue Tablet-Generation insgesamt gesehen obenauf schwimmt oder baden geht, wird sich spätestens zeigen, wenn Apple seine nächste iPad-Generation an den Start bringt. Die Kalifornier machen es der Konkurrenz nicht leicht. Sie haben nicht nur Vorreiterstatus, dank der hohen Stückzahlen können sie außerdem besonders leichte und dünne Tablets anbieten und dies auch bei extrem niedrigen Fertigungskosten.
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