Erhältlich ab 24. Juni

Steve Jobs kündigt das iPhone 4 an

08.06.2010
Eigentlich war dank des Missgeschicks eines Apple-Ingenieurs in einer Bierbar schon fast alles bekannt. Aber Apple-Chef Steve Jobs hatte neben dem neuen iPhone 4 doch noch "one more thing" zu bieten - eine Videochat-Funktion mit dem Namen "FaceTime".

Apple greift die Konkurrenz mit der vierten Generation seines iPhone-Handys an - und hat dabei vor allem den Internetkonzern Google im Visier. Apple-Chef Steve Jobs präsentierte auf der Entwickler-Hausmesse WWDC das iPhone 4, das im Vergleich zu seinen Vorgängern über einen deutlich verbesserten Bildschirm, längere Batterielaufzeiten, einen schnelleren Prozessor und zwei eingebaute Videokameras verfügt. Das neue Apple-Smartphone kommt in den USA, Deutschland und drei weiteren Ländern am 24. Juni auf den Markt.

"iPhone 4 ist der größte Sprung seit dem ursprünglichen iPhone", sagte Steve Jobs am Montag vor rund 5000 Entwicklern und Medienvertretern. Der neue "Retina"-Bildschirm hat viermal so viele Pixel wie bisher. Die höhere Auflösung sorgt für deutlich schärfere Bilder, wie der Apple-Chef im Vergleich zum Vorgängermodell iPhone 3GS demonstrierte. "Wir denken, das wird den Standard setzen und niemand wird da herankommen", geizte der Apple-Mitgründer nicht mit großen Worten.

Mit der zweiten Kamera auf der Bildschirmseite führt Apple eine Videochat-Funktion mit dem Namen "FaceTime" ein, die zunächst nur über WLAN, nicht über eine Mobilfunkverbindung, verfügbar sein wird. "Es gibt keine Einrichtung und keine Konfiguration", sagte Analyst Michael Gartenberg nach der Präsentation. "Es gibt kein Echo auf der Leitung. Audio und Video sind vollständig synchronisiert. Kurz gesagt: Es funktioniert einfach" - allerdings nur von iPhone 4 zu iPhone 4.

iPhone 4
Apple iPhone 4
Das Display des iPhone 4 basiert nun auf der IPS-Technologie und weist eine Auflösung von 960 x 640 Pixel auf. (Quelle: Apple)
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Mit der höheren Auflösung des 3,5-Zoll-Displays geht eine Pixel-Dichte einher, die über dem vom menschlichen Auge wahrnehmbaren Bereich liegen soll. Das Resultat: Ein bisher unerreichter Schärfegrad. Apple tauft die Technologie "Retina Display". (Quelle: Apple)
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Das iPhone 4 verfügt über eine Front- sowie eine Rückenkamera. Die Kamera an der Vorderseite wird für Videotelefonie genutzt; auf der Rückseite des Gerätes befindet sich eine 5-Megapixel-Kamera die Videos in 720p aufnimmt. (Quelle: Apple)
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Der Videochat-Dienst des iPhone 4 heißt FaceTime. Ohne extra Einrichtung und ohne extra Kosten können iPhone-Besitzer die Videotelefonie nutzen. Technische Finessen wie die H.264-Kodierung des Video-Streams sollen für eine hohe Qualität des Services sorgen. (Quelle: Apple)
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Von den Multitasking-Funktionen des iOS4 profitiert das iPhone 4 besonders auf Grund des neuen A4-Prozessors von Apple. Der gleiche CPU-Typ fand bereits im iPad Verwendung. (Quelle: Apple)
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Apple bleibt seiner Tradition treu und verkauft das neue iPhone in schwarz und weiß. (Quelle: Apple)
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iPhone 4 wird ab dem 24.6. unter anderem in Deutschland erhältlich sein. Weitere Länder zum Verkaufsstart sind: USA, UK, Frankreich und Japan. (Quelle: Apple)
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Wie bereits beim iPhone 3G S, wird die vierte iPhone-Generation mit 16 GByte und 32 GByte Flash-Speicher ausgestattet. Eine Erweiterung durch Speicherkarten ist jedoch nach wie vor nicht möglich. (Quelle: Apple)
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Vorder- und Rückseite des neuen iPhone sind aus Glas gefertigt und soll eine Vielfaches der Stabilität von modernen Kunststoffen aufweisen. (Quelle: Apple)
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Der Rahmen des iPhone 4 ist aus Edelstahl und dient nicht nur der Dekoration: Er fungiert als Antenne der integrierten UMTS-, WLAN- Bluetooth- und GPS-Empfänger. (Quelle: Apple)
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Die Buttons für die Lautstärke sowie der Mute-Switch sind nun - wie beim iPad - aus Aluminium gefertigt. Spielerei: Plus- und Minussymbol wurden in die Lautstärkeregler eingraviert. (Quelle: Apple)
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Auch an der Unterseite des iPhone befinden sich - wie gewohnt - der Dock-Connector sowie ein Lautsprecher samt Mikrofon. (Quelle: Apple)
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Der neue LED-Blitz findet direkt neben der Kameralinse Platz. (Quelle: Apple)
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Gewohntes Bild: Der 3,5 mm Klinkenstecker. (Quelle: Apple)
Apple iPhone 4
(Quelle: Apple)
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(Quelle: Apple)

Überarbeitetes Design

Mit dem iPhone 4 rückt Apple vom rundlichen Aussehen der Vorgängermodelle ab. Jobs verglich das Design des neuen iPhones mit dem einer Leica-Fotokamera. Es sei mit 9,3 Millimetern Dicke das bisher dünnste Smartphone, sagte er. Das Herzstück ist der von Apple selbst entwickelte Prozessor A4, der zuerst im neuen Tablet-Computer iPad zum Einsatz kam. Mit dem neuen Chip und einem vergrößerten Akku soll sich auch die Batterielaufzeit verlängern. Das neue Betriebssystem iOS4 ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Programme. Als dritte Suchmaschine nach Google und Yahoo! wird Microsofts Bing hinzugefügt.

Mit der Präsentation bestätigte sich auch, dass einem Apple-Entwickler vor einigen Wochen tatsächlich ein Prototyp des neuen Geräts abhandengekommen ist. Deshalb hatten alle erstmals schon lange vor der Produktvorstellung ein Bild von dem neuen Gerät. Apple habe eineinhalb Jahre an dem iPhone 4 gearbeitet, sagte Jobs.

Zum Auftakt überschüttete Jobs das Publikum mit Zahlen zum Tablet-Computer iPad, der sich in den ersten zwei Monaten zwei Millionen Mal verkaufte. So seien in dieser Zeit fünf Millionen elektronische Bücher für das Gerät abgesetzt worden - das bedeute einen Anteil von 22 Prozent am E-Book-Markt. Mit der neuen Version der iBooks-Software, die nun auch PDF-Dateien anzeigen kann, werde man beim Lesen eines digitalen Buchs nahtlos zwischen iPhone, iPad oder iPod touch wechseln können. Die inzwischen 8500 Programme für das iPad seien bisher 35 Millionen Mal heruntergeladen worden, sagte Jobs.

Jobs kündigte für den 1. Juli auch den Start von Apples Plattform iAds an, mit der kostenlose und niedrigpreisige Anwendungen für das iPhone finanziert werden können. Apple werde 60 Prozent der Werbeeinnahmen an die Programmentwickler ausschütten.

Bei der Präsentation der Online-Funktionen des neuen iPhones hatte Jobs auf der Keynote-Bühne im Moscone West in San Francisco mit Wi-Fi-Problemen zu kämpfen, was an den vielen WLAN-Stationen im Saal gelegen haben soll. Um live von der Veranstaltung zu berichten, hatten Blogger und andere Zuhörer gleichzeitig 570 mobile Funkstationen betrieben. Erst nach einem Appell von Jobs, die mobilen WLAN-Stationen auszuschalten, konnte der Apple-Chef seine Produktpräsentation fortsetzen.

Apple hat mit dem iPhone in den vergangenen drei Jahren maßgeblich die Entwicklung des Handy-Marktes geprägt, vor allem bei den Smartphones, wie die Mischung aus Handy und Computer genannt wird. Der iPod- und Mac-Hersteller sieht sich jedoch einer immer stärkeren Konkurrenz des Internetkonzerns Google mit dessen Handy-Betriebssystem Android ausgesetzt. Marktführer bei den Smartphones ist derzeit noch der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia, die Rivalen holen jedoch schnell auf. In den USA führt der kanadische Hersteller RIM mit seinen Blackberry-Modellen vor Apple, Microsoft und Google.

Apple rüstet sich mit neuem iPhone gegen Google-Androiden

Bei der Vorstellung des ersten iPhones im Januar 2007 saß Google-Chef Eric Schmidt noch als Ehrengast in der ersten Reihe. Als Mitglied des Apple-Aufsichtsrats konnte Schmidt damals bereits absehen, wie Apple-Chef Steve Jobs mit seinem neuartigen Smartphone die Mobilfunkbranche durcheinanderwirbeln sollte. Gut drei Jahre später ist aus dem Verbündeten Google klar der Apple-Wettbewerber Nummer eins geworden, noch vor Microsoft, Nokia und Research In Motion (RIM).

Eine ganze Armada von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ist angetreten, die Marktführerschaft im Mobilfunkmarkt zu erobern. Apple will sich diesem Vormarsch mit einem runderneuerten iPhone 4 in den Weg stellen. Das neue Apple-Handy wurde am Montag auf dem Entwicklerkongress WWDC angekündigt und soll am 24. Juni auch in Deutschland in die Läden kommen.

Das neue Apple-Smartphone ist schneller als seine Vorgänger, hält länger durch und brilliert mit einem neuartigen Bildschirm, der Texte auf dem Display wie gedruckt erscheinen lässt. Ein eingebautes Kreiselinstrument erkennt die Lage des Handys im Raum und eröffnet Programmierern von Spielen ganz neue Optionen.

Das iPhone 4 sieht aus wie der Prototyp, den das Technikblog "Gizmodo" im April einem jungen Mann abgekauft hat. Der will es in einer deutschen Bierbar in der Nähe des Apple-Firmensitzes gefunden haben, wo es ein Programmierer angeblich verloren hatte. Mit dem Spruch "Viele von Euch haben das schon gesehen" kaschierte Jobs seinen gewaltigen Ärger über diesen Vorfall. Der Apple-Chef hasst es nämlich, wenn Firmengeheimnisse vorab bekanntwerden.

Apple-Chef Jobs geht es aber nicht nur darum, ein neues Spielzeug für Technikverliebte zu präsentieren. Er möchte den Entwicklern im Saal deutlich machen, dass es sich lohne, Apple die Treue zu halten und nicht ins Google-Lager zu wechseln. Die Programmierer sollen weiter Anwendungen ("Apps") für Geräte von Apple schreiben und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Fünf Milliarden Apps seien inzwischen heruntergeladen worden. Von den Erlösen habe Apple eine Milliarde Dollar an die Entwickler ausgeschüttet, betonte Jobs. Mit dem mobilen Werbesystem iAd will Apple diesen Kuchen, der mit den Entwicklern geteilt wird, noch vergrößern.

Der Apple-Chef setzte Google einen weiteren Warnschuss vor den Bug: Auf dem iPhone kann künftig auch Bing von Microsoft als Suchmaschine genutzt werden. Standard-Suchanbieter bleibt zwar vorerst Google, aber das kann sich schnell ändern. Und da das iPhone derzeit die am häufigsten genutzte Plattform für das mobile Surfen im Web ist, hat die Entscheidung von Apple unmittelbare Auswirkungen auf den Geschäftserfolg von Google im Mobilfunksektor.

Unbeantwortet ließ Jobs an diesem Tag den jüngsten Vorstoß von Google ins Fernsehgeschäft. Der Internet-Konzern hatte im Mai auf seiner Entwicklerkonferenz I/O 2010 die neue Plattform "Google TV" angekündigt, die nicht weniger als "die Zukunft des Fernsehens verändern" soll. Google wolle in Kooperation mit Firmen wie Sony, Intel und Logitech "das ganze Web ins Fernsehen bringen", versprach Projektleiter Rishi Chandra.

Wer als Antwort darauf eine Erneuerung der Settop-Box Apple TV erwartet hatte, wurde enttäuscht. Kein Wort von Jobs in dieser Sache. Allerdings hatte er schon im Vorfeld angedeutet, das Thema Fernsehen habe für ihn derzeit weniger Bedeutung. Auf der Konferenz D8 hatte der Apple-Chef in der vergangenen Woche erklärt, das Geschäftsmodell der TV-Industrie lasse im Moment kaum Platz für Neueinsteiger aus der Tech-Branche. Das werde auch Google in ein paar Monaten feststellen. (dpa/tc)

WWDC-Nachlese in Düsseldorf

Apple hat gerufen, und alle strömen zur jährlichen Entwicklerkonferenz WWDC. Auf der Agenda stehen ein neues iPhone und das neue iPhone-OS 4.0, Pflichttermin also für App-Entwickler. Und IDG bringt die Highlights der WWDC nach Deutschland!

Wer keines der begehrten WWDC-Tickets ergattern konnte, hat nun die Gelegenheit, sich am 30. Juni in Düsseldorf über die Highlights der WWDC zu informieren: Was hat Apple in San Francisco präsentiert, wie funktioniert das Multitasking auf dem neuen iPhone, was ist beim Programmieren von Apps fürs iPad zu beachten?