"Google TV"

Google will Internet und Fernsehen verschmelzen

21.05.2010
Google geht ins Fernsehen. Mit der Plattform "Google TV" will der Internet-Riese TV und Web miteinander verschmelzen.

Bei den ambitionierten Vorhaben hat Google - der unangefochtene Marktführer bei Online-Werbung - auch den immer noch gewaltigen Fernsehwerbemarkt im Visier.

Die Grundidee von Google TV ist, dass man TV-Programme und Web-Dienste nahtlos zusammen nutzen kann, wie der Internet-Konzern am Donnerstag auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco erläuterte. So kann man sich zum Beispiel eine Fernsehsendung ansehen und gleich danach Videos von Googles Online-Dienst YouTube oder einer anderen Internet-Plattform aufrufen.

Automatische Untertitel in beliebiger Sprache

Mehr noch, der Nutzer kann sich auch - wie auf einem Computer - die Fernsehübertragung in einem kleineren Fenster anzeigen lassen und gleichzeitig im Internet unterwegs sein. So könnte er sich etwa mit seinen Freunden über den Kurznachrichtendienst Twitter austauschen, während das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft läuft. Ein Sahnehäubchen sollen automatische Untertitel in beliebiger Sprache sein.

Google TV soll in Fernseher, Blu-ray-Player und einzeln erhältliche Settop-Boxen integriert werden. Sie können dann auch über Telefone mit Googles Betriebssystem Android gesteuert werden, und auf den Handys abgespielte Videos landen direkt auf den großen Fernsehbildschirmen.

Technische Grundlage Android

Technisch baut Google TV auf dem Android-Betriebssystem auf. Webvideo läuft in Googles Browser Chrome, auch das Format Flash, gegen das der Wettbewerber Apple ins Feld zieht, wird unterstützt.

Kann der Internet-Konzern seine Vision durchsetzen, wäre eine neue Art des Fernsehens, das mit interaktiven Web-Angeboten gepaart ist, in Aussicht. So demonstrierte die Basketball-Liga NBA bei der Google- Konferenz eine angepasste Version ihrer Website, auf der Aufzeichnungen aktueller Spiele oder Statistik-Ergebnisse auf den Fernseher kommen. Google-Manager kündigten an, dass an neuen Fernbedienungen gearbeitet werde, die traditionelle TV-Steuerung mit einer Computer-Tastatur verbinden.

Google betritt mit dem Fernseh-Projekt allerdings auch ein Terrain, auf dem schon einige gescheitert sind: Diverse große und kleine Unternehmen aus Computer- und Elektronik-Branche haben es bisher nicht geschafft, das Internet auf den Wohnzimmer-Fernsehern zu etablieren.

Nicht im Alleingang

In Anbetracht der Herausforderung versucht Google es nicht allein: Mit dem Chip-Giganten Intel und dem Elektronik-Schwergewicht Sony holte sich Google zwei gebrannte Kinder ins Boot. Sony wird Google TV ein seine "Bravia"-Fernseher integrieren, Intel liefert Atom- Prozessoren. Auch der Schweizer Peripherie-Spezialist Logitech ist mit von der Partie.

Mit Spannung darf man nun auf eine Antwort des Konkurrenten Apple warten, der bereits seit mehreren Jahren die Box "Apple TV" anbietet. Über sie kann man Filme und Videos aus Apples iTunes-Store oder von YouTube auf den Fernseher holen - hat aber keinen vollen Zugriff auf das Internet. Bisher bezeichnete Apple das im Vergleich etwa zum iPhone-Handy nur mäßig erfolgreiche Gerät stets nur als "ein Hobby" und hielt sich bei seiner Weiterentwicklung zurück. (dpa/tc)