Boom der App-Stores

Software-Entwickler sind wieder heiß begehrt

28.10.2010
Apple, Google und andere werben um die besten Software-Entwickler für ihre App Stores. Was noch fehlt: Eine Entwicklungs-Plattform für alle Systeme.

Small is beautiful: In der Software-Branche machen die kleinen Apps vor, wie mit Anwendungen für den kleinen Geldbeutel Milliarden-Umsätze zusammenkommen. Allein der App Store von Apple werde in diesem Jahr ein Umsatzvolumen von 2,3 Milliarden Euro erwirtschaften, schätzt das Beratungsunternehmen Booz & Company. Davon gehen 70 Prozent an die Entwickler und 30 Prozent an Apple.

Immer mehr Downloads registriert auch der Android Market von Google mit den gleichen Geschäftsbedingungen. Microsoft und Nokia bauen ebenfalls ihre Marktplätze für mobile Software aus, weitere Unternehmen stehen in den Startlöchern.

Die Anbieter mobiler Betriebssysteme wie iOS (Apple), Android (Google), Symbian (Nokia) oder Windows Phone 7 (Microsoft) stellen kostenlose Programmier-Werkzeuge bereit, sogenannte Software Development Kits (SDK). Eine App für mehrere Systeme zu entwickeln, kann zeitaufwendig und mühsam sein. Auf einer Entwicklerkonferenz in Los Angeles warb die Software-Firma Adobe in dieser Woche für ihre Flash-Plattform mit dem einst schon von der Programmiersprache Java geprägten Versprechen: "Write once, run everywhere" - der nur einmal geschriebene Software-Code läuft auf allen Betriebssystemen und Geräten.

In einem der Vorträge der Entwicklerkonferenz "Adobe Max" zeigte Christian Cantrell am Mittwoch, wie er mit fünf Code-Zeilen eine kleine App schreibt, die den Gruß "Hello World" auf den Bildschirm bringt - im Browser ebenso wie auf einem Android-Handy. "Das waren jetzt ein paar Sekunden meines Lebens, und schon habe ich eine App auf dem Handy", freute sich der Adobe-Entwickler.

Aber auch auf dem iPhone oder dem iPad? Denn die Apple-Geräte können keine Flash-Inhalte anzeigen, weil der Hersteller beschlossen hat, die Technik nicht zu unterstützen. Flash mit der Skriptsprache ActionScript und die darauf aufbauende Entwicklungsumgebung AIR eignen sich aber durchaus, um damit auch Apps für die Apple-Geräte zu entwickeln. Adobe hat dazu einen "Packager for iPhone" bereitgestellt, der den ActionScript-Code in die iOS-Welt überträgt.

Auf allen Schirmen

Im April hatte Apple den Entwicklern zwar untersagt, fremde Programmier-Werkzeuge zu verwenden. Nach scharfer Kritik wurden diese Regeln aber vor wenigen Wochen gelockert. Und jetzt werden auch auf der Flash-Plattform eifrig iOS-Apps entwickelt. Bisher seien schon einige hundert mit Flash und AIR entwickelte Apps von Apple geprüft und in den App Store gestellt worden, sagte Cantrell der Deutschen Presse-Agentur.

Cantrell hat eine Version des Brettspiels Reversi entwickelt, die im Browser und auf dem Desktop ebenso läuft wie auf dem Android-Handy, auf dem iPhone oder auch auf dem großen TV-Bildschirm. "Das ist unsere Multi-Screen-Mission, den kürzesten Weg zu gehen von der Idee bis zur Anwendung auf jedem Bildschirm."

Jenseits der Flash-Plattform verspricht der kommende Webstandard HTML5 den Entwicklern aber einen neuen Ansatz zur Lösung des Problems, Anwendungen für unterschiedliche Geräte und Betriebssysteme zu entwickeln. Nach Schätzungen von Experten könnte ein großer Teil der mehr als 300.000 Programme im App Store von Apple auch mit HTML5 und den darin unterstützten Möglichkeiten der Skriptsprache JavaScript entwickelt werden.

Zwar werde es noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis HTML5 von der zuständigen Organisation W3C als voll gültiger Standard beschlossen werde, vermutet Adobe-Manager Dave McAllister. Aber auf der Adobe Max ist HTML5 in aller Munde. Und HTML5 wird auch von Google und Apple geliebt. (Peter Zschunke, dpa)