Unified Communications

So kommunizieren Mittelständler künftig

19.10.2009 von Jürgen Mauerer
Cisco, Alcatel, Avaya, IBM, Siemens, Microsoft - wer bietet welche Kommunikationslösung? Hier finden Sie eine Übersicht.

Die Suche nach einer passenden UC-Lösung (Unified Communications) ist angesichts der Vielfalt der Hersteller nicht einfach. Integrierte Systeme gibt es zuhauf, doch eine All-in-One-Lösung, die das gesamte Produktspektrum inklusive Hardware, Software und (IP-)Telefonie umfasst, hat kein Anbieter im Programm. Um das gewählte UC-Produkt bei Bedarf erweitern zu können, sollte es auf offenen Standards basieren und bestehende Anwendungen und Lösungen einfach integrieren.

Der folgende Überblick listet UC-Produkte wichtiger Anbieter auf, die sie speziell für den Mittelstand entworfen haben.

Aastra

Die Kommunikationssoftware "Aastra 800" bietet bis zu 200 Nutzern Funktionen für die Computer-Telefon-Integration.
Foto: Astraa

Die Aastra DeTeWe GmbH aus Berlin bietet für den Mittelstand die Kommunikations-Server der "OpenCom"-Familie an, die für maximal 200 Nutzer Sprach- und Datenübertragung verbinden. Neben IP-fähigen Telefonen hat Aastra auch die Kommunikationssoftware (SIP-Callmanager) "Aastra 800" für bis zu 200 Teilnehmer im Portfolio. Aastra 800 ist speziell auf die Anforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen zugeschnitten.

Das IP-basierende Produkt bietet Computer Telephony Integration (CTI) mit Unified Messaging und sorgt für das Management von externen Anrufen. Auch Anrufe an mobile Mitarbeiter werden weitergeleitet. Offene Standards sollen Interoperabilität von Systemen, Telefonen und Applikationen gewährleisten. Für größere Unternehmen bietet Aastra zudem den SIP-Callmanager "Aastra 5000" für 150 bis über 150.000 Teilnehmer.

Alcatel-Lucent

Alcatel-Lucent Deutschland bietet neben IP-Telefonen, TK-Anlagen und Netzprodukten auch die integrierte Kommunikationslösung "BiCS" (Business integrated Communication Solution) speziell für Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern an. BiCS basiert auf dem hauseigenen TK-System "OmniPCX Enterprise" und kombiniert in einem herkömmlichen Server klassische Telefoniefunktionen für Unified Communications, Call-Center und die Anbindung mobiler Mitarbeiter.

Ein weiterer BiCS-Baustein ist der "My Instant Communicator" aus der "OmniTouch"-Familie. Als zentrale Schnittstelle laufen dort unter einer einheitlichen Oberfläche E-Mail, Fax, Softphones, Messaging und der Assistent für Rufweiterleitungen zusammen.

Was eine UC-Lösung leisten muss

Mittelständische Unternehmen sollten beim Kauf einer Unified-Communications-Lösung darauf achten, dass sie Standards wie XML (Extensible Markup Language) und LDAP (Lightweight Directory Access Protocol) unterstützt und offene Schnittstellen besitzt, damit sie sich nahtlos in die bestehende IT-Infrastruktur einfügt. Zudem sollte sie modular aufgebaut sein, da es selten sinnvoll ist, alle Unified-Communications-Funktionen auf einen Schlag einzuführen. Damit die Lösung mit dem Unternehmen wachsen kann, muss das gewählte Produkt gut skalierbar sein. Ingesamt sollte eine komplette UC-Lösung folgende Bausteine enthalten:

Adressverzeichnis zur Verwaltung der Kontaktdaten;

Präsenzinformationen, die anzeigen, ob ein anderer Nutzer gerade erreichbar ist;

E-Mail;

Instant Messaging (IM);

Voice over IP (VoIP);

Audio-, Video- und Web-Konferenzen;

virtuelle Teamarbeitsräume und Web-2.0-Technologien, insbesondere soziale Netze zum Austausch von gemeinsamen Themen und Interessen;

Unified Messaging, um Anrufe, Sprachnachrichten, SMS, E-Mail und Faxnachrichten zusammenzuführen;

Einbindung mobiler Endgeräte;

• Portal mit einheitlicher Oberfläche zum besseren Zugriff auf Anwendungen, Prozesse und Dienste.

Kaum eine Lösung bietet sämtliche Funktionen. Standardkonforme Produkte können jedoch einzelne Bausteine unterschiedlicher Hersteller kombinieren.

Avaya

Avayas Portfolio umfasst auch Hardware-Lösungen. Die IP-Telefonielösung "IP Office" hat der Anbieter für mittelständische Anwender mit bis zu 270 Nutzern entworfen.
Foto: Avaya

Avaya besitzt unter den Unified-Communications-Anbietern eines der größten Produktportfolios - von Kommunikations-Servern und TK-Anlagen über IP-Telefone bis hin zu Softwarelösungen für Unternehmen jeder Größe. Alle Angebote basieren auf Standards und bieten offene Schnittstellen zu den Systemen beliebiger Hersteller. Speziell für kleine und mittlere Unternehmen für zwei bis 272 Benutzer ist "Avaya IP Office" entwickelt. Das Produkt vereint Telefonie, Messaging, Networking und Konferenzen und lässt sich einfach durch zusätzliche Anwendungen erweitern.

Für größere Unternehmen hat Avaya den "Avaya Communication Manager" (CM) im Portfolio, eine offene und skalierbare Kommunikationslösung für Unternehmen mit weniger als 100 bis zu 36.000 Anwendern in einem System sowie bis über eine Million Anwender in einem Netzwerk.

Nischenanbieter fordern die Großen heraus

Cisco

Der Networking-Hersteller Cisco nähert sich dem Thema Unified Communications von der Routing-Seite. Er unterhält eine vollständige Produktpalette für die Daten-, Sprach- und Videokommunikation. Sie reicht vom Call Processing über Voice-Gateways bis hin zu den IP-Telefonen. Daneben hat das Unternehmen auch Telepresence-Systeme für Videokonferenzen und seit der Übernahme von Webex eine Web-Konferenz-Lösung im Portfolio. "Unified Presence" und der "Unified Communications Manager" sind Softwareprodukte, die Präsenzinformationen sammeln und Sprach-, Video- und Datendiensten IP-Telefonie bereitstellen.

Speziell für kleine und mittlere Unternehmen bietet Cisco das "Smart Business Communications System". Es soll herkömmliche Telefonanlagen ersetzen und vereint als Komplettlösung Sprach-, Daten- und Videodienste sowie Wireless-Geräte und Sicherheitanforderungen unter einem Dach.

Cycos

mrs Vanguard von Cycos ist eine Software-basierende Lösung für Unified Communications.
Foto: Cycos

Neben den großen Herstellern gibt es auch kleine Nischenanbieter, die UC-Lösungen vertreiben. Die Cycos AG bietet beispielsweise mit "mrs Vanguard" eine Unified-Communications-Lösung für mittelständische Unternehmen an. Sie führt E-Mail, Fax, Sprachnachrichten, Instant Messaging und SMS auf einer Benutzeroberfläche zusammen und lässt sich mit zusätzlichen Modulen erweitern. Dazu gehören Telefon- und Web-Konferenzen, Mobilität, Contact-Center sowie Anruf- und Nachrichten-Routing.

IBM

Sametime und Lotus bilden die Basis für die Unified-Communications-Lösungen von IBM.
Foto: IBM

IBM positioniert das Thema Unified Communications rund um die hauseigene Collaboration-Software "Lotus Notes" und "Sametime". Dazu hat das Unternehmen den Gattungsbegriff erweitert und vertreibt die Produkte nun unter dem Markenzeichen "UC²" (Unified Communications and Collaboration). Unter diesem Dach vereint IBM unterschiedliche Kommunikationsmedien (Telefonie, Instant Messaging, Web-Meetings, Video etc.) und kombiniert sie mit Collaboration-Tools wie virtuellen Teamarbeitsräumen und Web-2.0-Techniken (Social Software, Twitter etc.). Das Ergebnis möchte IBM mit den Geschäftsprozessen verflechten.

Unified Communications & Collaboration ist laut Hersteller plattformunabhängig, beliebig skalierbar und integriert Anwendungen anderer Anbieter, darunter auch Microsoft Office (umgekehrt gilt das übrigens nicht). "Sametime Instant Messaging" und "Unified Telephony" arbeiten zum Beispiel in Verbindung mit den Produkten aller wichtigen Telefonanbieter. Dazu pflegt IBM Technologiepartnerschaften mit anderen Unternehmen wie Alcatel-Lucent, Avaya, Cisco, Iscoord, Nortel, Polycom, Radvision, Siemens und Tandberg.

Microsoft wirbt mit Office-Integration

Microsoft setzt großen Hoffnungen in den Unified-Communications-Markt. Das Portfolio gruppiert sich im die Software Office Communications Server (OCS).
Foto: xyz xyz

Microsoft hat sich auch im UC-Geschäft zu einem großen Anbieter aufgeschwungen. Der Konzern hat in den letzten Jahren mit seinen Softwareprodukten ein fast vollständiges UC-Portfolio aufgebaut. Die Zentrale bildet der "Office Communications Server 2007" (OCS) für Echtzeitkommunikation via SIP (Session Initiation Protocol). Er kombiniert Funktionen wie Präsenzinformationen, Instant Messaging und Web-Konferenzen. Dem zweiten Release hat Microsoft neue Telefonkonferenz-Möglichkeiten und verbesserte Sprachfunktionen hinzugefügt. Der OCS 2007 ist skalierbar und daher für kleine, mittlere und große Unternehmen geeignet.

Ein großer Vorteil des OCS 2007 ist seine Integrationsmöglichkeit mit Office und "Microsoft Outlook". Zudem lässt sich die Installation mit Microsoft-Produkten wie "Office Live Meeting" und "Office Round Table", einem Audio-Video-System mit 360-Grad-Kamera, ergänzen.

Siemens Enterprise Communications

Die HiPath-Serie von Siemens soll sich in eine vorhandene Infrastruktur integrieren lassen.
Foto: Siemens Enterprise Networks

Siemens Enterprise Communications bietet mit dem "HiPath OpenOffice" ein Produkt speziell für kleine und mittelgroße Unternehmen an. Es ist in verschiedenen Versionen für Unternehmen mit zehn bis mehr als 1000 Mitarbeitern erhältlich. Die Software vereint Telefonanrufe, Voice-Mail, Konferenzschaltungen, Fax und Instant Messaging in einer Unified-Communications-Lösung. Zu den Funktionen zählen Präsenzanzeige, Integration in Outlook, Call-Pop-ups oder Konferenzaufbau per Drag and Drop.

Laut Siemens ist HiPath OpenOffice auch preislich auf das Budget mittelständischer Unternehmen ausgerichtet und lässt sich dank offener Schnittstellen nahtlos in die bestehende IT-Umgebung integrieren. Die Installation sei einfach, betont Siemens, zudem sei die Lösung skalierbar.

Swyx

Foto: Swyx

Die Firma Swyx hat ihre Softwareplattform "SwyxWare Essential" für die Anforderungen von kleinen und mittelgroßen Unternehmen konzipiert. Die Software gibt es als Stand-alone-Version oder im Paket mit einem Server, der als IP-Telefonanlage fungiert. Der Essential-Server ist Basis für eine modulare Erweiterung der Lösung. So lassen sich bei Bedarf etwa Funktionen für Web-Conferencing, mobile Mitarbeiter und Voice-Mail hinzufügen.

Tobit

Die Tobit-Lösung David.fx integriert mobile Endgeräte wie das iPhone.
Foto: Tobit

Tobit schickt mit "David.fx" eine Softwarelösung ins Rennen, die E-Mails, Fax, Sprachnachrichten, Fotos und Videos integriert und auf die der Nutzer ortsunabhängig zugreifen kann. Das Produkt ist voll auf IP-Technologien ausgerichtet und erweitert die Optionen für den mobilen Einsatz.

Unified Communications zur Miete

Eine Alternative zum Kauf einer eigenen UC-Lösung und dem damit verbundenen Aufwand für Installation und Administration ist "Unified Communications as a Service". Mittelständische Unternehmen sparen sich damit Investitionen in eine neue IT-Infrastruktur. Sie können alle Kommunikationsfunktionen via Internet als Dienstleistung beziehen und ohne feste Laufzeit monatlich pro User abrechnen.

So bietet Avaya die Plattform "Avaya Aura" sowie die Lösung "IP Office" auch als Managed Service an. Ersteres Angebot richtet sich an den gehobenen Mittelstand mit mehr als 100 Nutzern. IP Office als Mietservice ist für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 272 Nutzern vorgesehen. Auch Microsoft (Office Communications Server 2007) oder IBM (Lotus Sametime) vertreiben ihre Produkte als Hosting-Lösung via Partner.