Die derzeitige Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe macht es vielen Unternehmen schwer, ihre geplanten Vorhaben zu finanzieren, zumal viele der angestrebten Projekte nicht aus dem Cashflow zu bezahlen sind. Das gilt für Investitionen genauso wie für die Forschung und Entwicklung. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die einen Großteil der Innovationen in Deutschland betreiben. Sie tun sich jedoch oft schwer, die Idee zu einem Produkt zu entwickeln.
Hier hilft in vielen Fällen die öffentliche Hand, zumindest was die Finanzierung betrifft. Dabei verfolgen EU, Bund und Länder durchaus Eigeninteressen. Zwar fließen die Fördergelder zunächst dem Unternehmen zu, doch die Allgemeinheit profitiert, weil die Innovationen Arbeitsplätze schaffen, den Standort Deutschland stärken und Steuereinnahmen verbessern.
Die COMPUTERWOCHE startet mit diesem Artikel eine Serie, die die aktuellen Fördermöglichkeiten und ihre Bedingungen vorstellt. Wir eröffnen die Reihe mit einem Überblick über die Förderlandschaft.
Förderprogramme im Überfluss
Zur Finanzierung von Unternehmensplänen mit öffentlichen Geldern stehen einige hundert Programme zur Verfügung. Zuschüsse gewähren Bund und Ländern sowie die Europäischer Union und private Stiftungen. Für nahezu jedes Vorhaben gibt es die passende Unterstützung. Leider ist die Vielzahl der Programme fast unüberschaubar.
Grundsätzlich fördern die Geldgeber sowohl bei Investition- als auch bei Innovationsvorhaben (also Forschung und Entwicklung). Auch dort, wo Firmen in die Qualität ihrer Arbeitsplätze investieren oder Stellen schaffen, helfen entsprechende Institutionen. Zudem können Unternehmen bestimmter Branchen auf Gelder hoffen, wenn sie etwa Produkte in den Markt einführen sowie Klima- und Umweltschutzziele verfolgen. Der Aufwand, sich um die Fördermittel zu bemühen, lohnt sich, denn es locken durchaus große Summen.
Die EU spricht immer mit
Über staatliche Förderprogramme entscheidet nicht der Bund allein. Sie müssen erst einmal von der EU ratifiziert werden. Und auch Brüssel kann nicht nach eigenem Gutdünken über Subventionen befinden. Die EU muss die Regeln der Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organisation) beachten. Die internationalen Abkommen legen fest, wann und unter welchen Bedingungen ein Staat wie viele Fördergelder bereitstellen darf. Wichtig ist, dass die staatliche Förderung den Wettbewerb nicht verzerrt. Subventionen können nur äußere Wettbewerbsnachteile ausgleichen. Für Unternehmen, die aus einer Idee ein neues Produkt entwickeln wollen, bedeutet dies:
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Der Staat darf ein Projekt komplett finanzieren, solange es eine neue wissenschaftliche oder technische Idee erforscht. Dabei haben die beteiligten Forscher noch keine Anwendung geplant. Diese Art der Förderung kommt üblicherweise den Universitäten, Fachhochschulen, staatlichen Forschungsinstituten zugute.
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Entwickelt ein Unternehmen aber eine Technik und möchte daraus ein Produkt gestalten, das es anbieten und verkaufen will, spricht man von Produktentwicklung. Hier besteht augenscheinlich keine Chance auf Förderung, denn eine staatliche Unterstützung würde den Empfänger gegenüber dem Wettbewerber bevorzugen.
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Zwischen diesen Polen gibt es dennoch Möglichkeiten zur Förderung. Ist eine Technik prinzipiell bekannt, und entwickelt ein Unternehmen daraus eine innovative Anwendung, kann dieses Projekt bis zur Fertigstellung eines so genannten "Funktionsmusters" gefördert werden. Diese Projektphase nennt sich "vorwettbewerbliche Entwicklung". Sie hat noch nicht die Umsetzung des endgültigen Produktes zum Ziel.
Weitere Geldtöpfen stehen etwa für Forschung und Entwicklung in kleinen Unternehmen, für strukturschwache Regionen, für die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, für die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und für Investitionen in den Umweltschutz bereit.
Wo gibt es das Geld?
Nicht nur die Bundesregierung schüttet Geld aus, auch die Bundesländer betreiben entsprechende Programme, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Unternehmen in Sachsen und Bayern haben beispielsweise reichhaltige Auswahl. Für Firmen, die in Hamburg und Baden-Württemberg ansässige sind, gibt es weniger Angeboten. Darüber hinaus spielt die europäische Förderung eine immer größere Rolle. Das "7. Europäische Rahmenprogramm" für Forschung und Technologie schüttet in sieben Jahren 50 Milliarden Euro aus. Außerdem unterstützen zahlreiche Fachprogramme in Brüssel und Luxemburg die Verbreitung von digitalen Inhalten und die Entwicklung transnationaler Netzdienste.
Zur ersten Orientierung unterhält das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine recht gut gepflegte Datenbank, in der Nutzer nach thematischen und regionalen Programmen suchen können (www.foerderdatenbank.de). Für europäische Fördergelder ist die Web-Site www.cordis.lu eine lohnende Anlaufstelle an. Aber auch die örtliche Industrie- und Handelskammer (IHK) leistet Beratung. In vielen Regionen gibt es auch regelmäßig veranstaltete Fördertische. Hier treffen sich Wirtschaftsfachleute, die sich in der regionalen Förderung gut auskennen, und die auch beraten können.
Es gibt keine Geschenke
Wer sich für die Förderung von Unternehmensprojekten interessiert, sollte folgende Hinweise beachten:
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Es geht nicht um Kleingeld. Die Förderbeträge liegen meistens im Bereich zwischen 100.000 Euro und zwei Millionen Euro, bei Investitionen oft auch darüber. Fördergelder sind also Chefsache.
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Sie sollten erst das Ziel formulieren und dann die geeigneten Fördergelder suchen, niemals umgekehrt. Es gibt keinen Sinn, ein Vorhaben so umzumünzen, dass es subventioniert wird.
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Der Aufwand für Antrag und Verwaltung eines geförderten Projektes ist groß, doch er lohnt sich. Um im Kerngeschäft einen Überschuss von eine Millionen Euro zu erwirtschaften, muss ein Unternehmen viel umsetzen und leisten. Der Aufwand in Produktion, Vertrieb und Verwaltung ist immens. Ein Förderbetrag in gleicher Höhe erfordert sehr viel weniger Engagement.
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Wichtige Fragen, die Interessenten frühzeitig stellen und beantworten sollten, sind: Kommt die Förderung prinzipiell in Frage oder gibt es Ausschlusskriterien? Kann der Antrag allein oder nur im Verbund mit weiteren Partnern gestellt werden? Wie innovativ und einmalig muss die neue Idee beziehungsweise das neue Produkt sein? Passt die mögliche Fördersumme überhaupt zum Umfang des Vorhabens? Wie hoch ist die Förderquote, und wie wird sie kalkuliert? Wie lange dauert es vom Antrag bis zur Förderung?
Der erste Schritt sollte sein, eine Übersicht über Entwicklungsvorhaben und Investitionen der nächsten 24 bis 36 Monaten zu erstellen. Darin sollten auf jeden Fall die Projekte aufgelistet sein, die das Interesse der EU, des Bundes und der Länder treffen könnten.
Zu folgenden Förderprogrammen sind auf COMPUTERWOCHE Online bereits Artikel erschienen:
- Zentral-Initiative Mittelstand (ZIM) schiebt Entwicklungen an;
- KMU-Innovativ (bereits erschienen);
- Geld für die Regionen und KfW-Förderkredite;