Refernzmodell des SOA Innovation Lab

Smart Services leichter entwickeln und einsetzen

11.10.2016 von Christoph Witte
Wenn ein Service "smart" ist, gilt er als cool, als passend zur digitalen Welt. Fragt man aber, was smart eigentlich bedeutet, werden die Antworten schnell unklar. Deshalb hat das SOA Innovation Lab ein Referenzmodell für Smart Services entwickelt. Es hilft Anwenderunternehmen "Smartness" zu bewerten und Providern erleichtert es, Smart Services zu entwickeln.

"Ok Google, Jörg anrufen". Nachdem in einem kurzen Sprechdialog geklärt ist, welcher Jörg aus der Kontaktliste gemeint ist, ruft die App den gewünschten Teilnehmer an. Auf die gesprochene Frage: "Wer ist Ada Lovelace, antwortet Siri: "Augusta Ada Byron King, Countess of Lovelace, allgemein als Ada Lovelace bekannt, war eine britische Mathematikerin…" Diese und andere Assistenzfunktionen wie Routenberechnungen, SMS verschicken oder Whats App Nachrichten aufrufen von Google Now, Siri oder Cortana sind zwar praktisch, gerade wenn man das Handy nicht in der Hand halten kann, aber sind sie auch smart? Ein System, das selbstständig auf Basis bestimmter Parameter Aktien kauft und verkauft - ist das selbst smart oder ist es nur intelligent programmiert? Welche Anforderungen muss ein Softwareservice eigentlich erfüllen, um tatsächlich als "smart" eingestuft zu werden?

Alles wird Smart

Smart-Home-Produkte & -Lösungen auf der IFA 2016
AEG Puzzle Skylight
Wie vielschichtig das Smart Home inzwischen ist, zeigt unter anderem AEG mit der smarten Technologie "Hob2Hood" für die Dunstabzugshaube Puzzle Skylight. Über einen Infrarotsensor "kommunizieren" Kochfeld und Abzugshaube künftig miteinander, wodurch manuelle Bedienung der Vergangenheit angehören soll.
AEG SenseCook
Der Backofen SenseCook - ebenfalls aus dem Hause AEG - kommt mit einem integrierten Kerntemperatur-Sensor. Der soll sicherstellen, dass jegliche Speisen punktgenau zubereitet werden - ohne zwischendurch den Ofen öffnen zu müssen, versteht sich. Ein TFT-Farbidsplay hält den Nutzer über alle wichtigen Prozesse auf dem Laufenden.
AVM FritzDect 300
AVM zeigt auf der IFA nicht nur neue Fritzboxen und Zubehör, sondern hat auch Smart-Home-Produkte dabei. Beispielsweise den smarten Heizkörperregler FritzDect 300. Eingerichtet wird das Ding über die Fritzbox - per App auch von unterwegs.
Devolo Home Control
"Das erste Smart Home zum Selbermachen" verspricht Devolo mit seiner Smart-Home-Lösung Home Control. Dazu schnürt Devolo einige Komplettpakete, Kunden dürfen aber auch aus einem umfänglichen Portfolio verschiedenster Devices (Rauchmelder, Thermostate, Funkschalter, etc.) wählen und sich ihr individuelles Paket zusammenstellen.
D-Link DCH-Z410
D-Link zeigt auf der IFA mit dem DCH-Z410 ein smartes Heizungsthermostat, dass sich nahtlos in D-Links Smart-Home-Systemhub einfügt.
Dyson Pure Hot+Cool Link
Dyson stellt auf der IFA mit dem Pure Hot+Cool Link ein Multifunktions-Device vor, das Luftreiniger, Heizlüfter und Ventilator sein will. Wer sich das Ding in die Wohnung stellt, kann auch von unterwegs per App überprüfen, ob in Sachen Luftqualität alles im Reinen ist.
Dyson 360 Eye
Natürlich hat Dyson auch eine Staubsauger-Innovation im IFA-Gepäck: 360 Eye heißt der erste Saugroboter der Briten. Der lässt sich per Smartphone-App steuern und verfügt über Infrarotsensoren und eine 360-Grad-Kamera. So soll der Dyson 360 Eye zuverlässig jeden noch so versteckten Winkel finden und bereinigen.
Krups Latte Smart EA 860E
Krups präsentiert auf der IFA seinen ersten smarten Kaffeevollautomaten, der sich mittels Bluetooth oder auch per Smartphone-App steuern lässt. Über besagte App dürfen Nutzer außerdem ihre eigenen Kaffeespezialitäten kreieren und speichern. Die Applikationen hält darüber hinaus auch zahlreiche Daten zur Nutzung bereit, schickt Warnhinweise, wenn mal wieder eine Entkalkung oder Reinigung ansteht und hilft auch bei Serviceanfragen weiter.
LG SmartThinq-Hub
LG hat auf der IFA sein komplettes Smart-Home-Portfolio dabei, das nun auch mit Amazon Echo kompatibel ist. Zu den Produkt-Highlights zählt beispielsweise der intelligente Windows-10-Kühlschrank Smart Instaview.
Netatmo Smart Radiator Valve
Netatmos Smart-Thermostat für die Heizung besitzt ein E-Ink-Display und ist mit Apples HomeKit kompatibel.
Philips Hue Bewegungsmelder
Philips erweitert sein intelligentes Beleuchtungssystem Hue um einen Bewegungsmelder. Der soll dank zwölf verschiedener Sensoren für eine nutzerfreundliche Automatisierung von bis zu 50 Lichtquellen sorgen.
Roberts Radio R100
Roberts Radio zeigt auf der IFA diverse smarte Radios. Die sind nicht nur für den Empfang digitaler Sender geeignet, sondern können - wie das R100 - auch auf Smartphones und Tablets, sowie auf Streaming-Dienste wie Spotify zugreifen.
Samsung Family Hub RB7500
Auch Samsung hat Produkte für das Smart Home nach Berlin mitgebracht. Zum Beispiel den Family Hub RB7500. Dabei handelt es sich um einen Kühlschrank, der mit Wifi, Full-HD-LCD-Touchscreen und Mirroring-Funktionen ausgestattet ist. Sie können mit diesem Kühlschrank also digitale Einkaufslisten führen, online shoppen, das TV-Bild spiegeln oder Musik hören. Per Smartphone-App lässt sich der Inhalt des Family Hub über drei hochauflösende Kameras im Innenraum überprüfen.
Tado Smart Radiator Thermostat
Auch Tado hat zur IFA ein smartes Thermostat mitgebracht. Das nutzt weiße LED-Lämpchen, um die Temperatur besonders elegant zur Geltung zu bringen.

Das Adjektiv "smart" wird zurzeit inflationär benutzt. Es gibt Smart Watches, Glasses, TVs, Homes, Factories oder sogar smart Cities" zählt Andreas Riegg auf. "Dabei sollen alle diese Produkte, Services und Umgebungen mehr können als ihre un-smarten Pendants, aber was sie genau schlau macht, ist nicht wirklich definiert." Dabei seien die Anforderungen an "Smartness" ganz wichtig, findet der Leiter der Arbeitsgruppe Smart Services im SOA Innovation Lab, einem Anwenderverband aus Großunternehmen, der sich mit den Themen Enterprise Architecture Management und serviceorientierten Architekturen auseinandersetzt. Unternehmen, die einen solchen Service entwickeln, Komponenten dafür bauen oder ihn auch nur professionell nutzen möchten, müssten schließlich wissen, um welche Eigenschaften es genau geht. Sei es um verschiedene Smart Services miteinander vergleichen zu können, entsprechende Eigenschaften selbst zu entwickeln, Komponenten dafür einzukaufen, oder solche Services in die eigene Enterprise Architektur einzubetten.

Die Arbeitsgruppe im SOA Innovation Lab, hat deshalb ein Referenzmodell für Smart Services entwickelt, mit dem sich genau verstehen lassen soll, was einen Service smart macht und welche Eigenschaften ein solcher Service bis zu welchem Grad aufweisen soll, wenn man ihn entwickelt. "Das Referenzmodell stellt ein Bauprinzip dar, keinen Plan und keine Werkzeuge, mit denen ein solcher Smart Service entwickelt werden kann", betont Riegg.

Um herauszubekommen, welche Eigenschaften den Begriff "Smartness" definieren, untersuchte die Arbeitsgruppe zunächst generische Definitionen. Zum Beispiel, die von Michael Youngblood: "Eine smarte Umgebung kann Wissen über sich selbst und seine Bewohner sammeln und anwenden, um ihre Lebensumstände zu verbessern." Oder die der Eastern Connecticut State University: "Smart Devices sind elektronische Geräte, die schnurlos, mobil und immer verbunden sind. Sie beherrschen Daten-, Sprach- und Videokommunikation, können im Internet surfen, ihre Lokation bestimmen und sie können bis zu einem gewissen Grad autonom agieren."

Referenzmodell für Smart Services

Aber auch Definitionen über menschliche und künstliche Intelligenz spielten bei der Annäherung an den Begriff eine Rolle. "Mit Smartness backen wir allerdings bewusst deutlich kleinere Brötchen als mit Künstliche Intelligenz (KI)", erklärt Riegg. Zum einen sei der Begriff Künstliche Intelligenz sehr stark mit dem Vergleich zur menschlichen Intelligenz aufgeladen. Zum anderen seien die Ziele hochgesteckt. Die Encyclopaedia Britannica dazu: "Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit (eines Computers oder Computer kontrollierten Roboters) zu schlussfolgern, Bedeutung zu entdecken, zu generalisieren und aus vergangenen Erfahrungen zu lernen." Diesen KI-Attributen stellt die SOA-Gruppe vier konkrete Fähigkeiten oder Capabilities gegenüber, die "Smartness" definieren:

Referenzmodell Smart Services des SOA Innovation Lab
Foto: SOA Innovation Lab

Self Description - Ein Service kann sein eigenes Verhalten beschreiben und macht sich so für andere Services nutzbar. Diese Fähigkeit kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Statisch, semantisch und dynamisch. Im Gegensatz zu "statisch" nutzt eine semantische Selbsterklärung zum Beispiel eine bestimmte Sprache, die den Sinn der Selbstbeschreibung für andere Services verständlich macht. Dynamisch wird die Beschreibung, wenn der Service zum Beispiel neu integrierte Fähigkeiten in seine Beschreibung aufnimmt und damit jederzeit auf Knopfdruck in der Lage ist, seine aktuell gültige Servicebeschreibung zu liefern.

Beispiel: Der Ortungsservice eines Handys macht sich gegenüber anderen Services als solcher erkennbar und kann für Ortungen zum Beispiel in Navigationssystemen oder Bewertungsportalen genutzt werden. Der Service weiß, ob er funktioniert oder nicht.

Context Consideration - Ein Service kann die Umgebung und deren Zusammenhänge (also den Kontext) erkennen, in dem er benutzt wird. Auch diese Fähigkeit ist in Abstufungen definiert: Erfassen, verarbeiten, reagieren. Der Service erfasst einen bestimmten Zusammenhang, verarbeitet seine Auswirkungen und reagiert darauf zum Beispiel mit einem "alternativen" Lösungsvorschlag.

Beispiel: Ein Navigationssystem erkennt, dass es von einem Fußgänger zur Nachtzeit befragt wird und schlägt eine Route vor, die zu Fuß nachts auch als ausreichend sicher angesehen werden kann. Und wenn es eine solche Route beginnend von dem aktuellen Standort nicht gibt, dann empfiehlt es dringend zum Beispiel doch besser ein Taxi zu rufen.

Learning - Ein Service kann sein Verhalten aufgrund von Informationen verändern, um sich neuen Zusammenhängen anzupassen. Diese Fähigkeit ist abgestuft, von Anpassen über Verbessern bis hin zu Selbstverbessernd. Mit "Verbessern" ist gemeint, dass ein Service aufgrund früherer Ereignisse und Erfahrungen sein Verhalten anpassen kann. Der Nutzer kann eingreifen. Mit "Selbstverbessernd" ist gemeint, dass der Service mit Mitteln der Selbstoptimierung oder Selbstheilung komplexe Situation ohne Eingreifen des Nutzers meistern kann.

Beispiel: Ein digitaler Assistent "lernt", dass sein Nutzer in 90 Prozent der Fälle aus den drei vorhandenen "Jörg" in seinem Adressbuch mit dem ersten telefoniert. Der Assistent wählt daraufhin standardmäßig die Telefonnummer des ersten Jörg.

Agency - Ein Service kann durch Interaktion mit anderen Services und proaktivem Verhalten die ihm gesteckten Ziele selbständig erreichen. Auch diese Fähigkeit ist abgestuft in cooperate, plan und execute. Ein Service auf der Stufe "cooperate" kann mit anderen Services kooperieren, um seine Ziele zu erreichen. "Plan" bedeutet, dass ein Service auf Basis von Informationen, die ihm über interne Schritte zur Verfügung stehen, sein Ziel innerhalb eines bestimmten Aktivitätenmusters erreichen kann - zum Beispiel in dem er mit anderen bekannten und zugelassenen Services interagiert. Auf der Stufe "execute" kann der Service auch mit anderen Services interagieren, die vorher noch nicht bekannt waren, die ihm aber helfen können, seine Ziele zu erreichen.

Beispiel: Ein Aktienhandels-Service interagiert mit anderen Services, die ihn zum Beispiel in kurzen Zeitintervallen über den aktuellen Wert von Börsenpapieren informieren. Der Handelsservice vergleicht die aktuellen Kurse, mit den Schwellenwerten, die ihm für sein Portfolio vorgegeben sind. Werden die Schwellenwerte erreicht, kauft oder verkauft der Service selbsttätig. Dabei kann es sein, dass ihm ein Schwellenwert für das gesamte Portfolio vorgegeben ist oder für einzelne Papiere oder er sogar auf wechselnde Schwellenwertvorgaben reagiert, die ihm von einem anderen Service aktuell zur Verfügung gestellt werden.

Fähigkeiten sind konkret und messbar

Diese Fähigkeiten sind zwar keineswegs anspruchslos, aber sie sind konkret und sie müssen weder alle in einem Service vertreten sein, noch müssen die vorhandenen Fähigkeiten in vollem Ausmaß entfaltet sein. Die granulare Beschreibung hilft einerseits, den Grad an Smartness zu beurteilen, den ein Service aufweist. Andererseits hilft sie aber auch Providern oder Anwenderunternehmen zu beurteilen, welche Fähigkeiten ein Service benötigt, den sie bereitstellen wollen.

Um Smartness einfacher bewerten zu können, hat die SOA Gruppe Capabilities und ihre Einstufung in einen dreidimensionalen Würfel gepackt und diesen außerdem mit den nichtfunktionalen Aspekten Softwareentwicklung, Security und Recht ausgestattet. Diese haben zwar nichts mit den Fähigkeiten zu tun, die ein smarter Service aufweisen kann, aber jeder Service muss bestimmte Gesetze und Security-Regeln einhalten. Darüber hinaus werden bestimmte Technologien und Vorgehensweisen benutzt, um einen Service zu entwickeln. Um den Grad der Smartness - den Reifegrad quasi - noch einfacher bewertbar zu machen, wurden für alle Capabilities die selbsterklärenden Levels "handled", "reasoned" und "autonomous" dem Würfelmodell hinzugefügt.

Wie smarte Produkte Unternehmen verändern
Wie smarte Produkte Unternehmen verändern
Auf Basis der unendlichen Datenströme, die vernetzte Produkte und Maschinen liefern, entstehen auch neue Geschäftsmodelle. Hier einige Beispiele.
Tesla Motors
Bei vernetzten Produkten wird eine kontinuierliche Weiterentwicklung auch nach Verkauf möglich. Der E-Autohersteller Tesla z.B. will seine Autopilotfunktionen im Laufe der Zeit mit Softwareupdates ausbauen. Die gegenwärtige Software-Version 7.1 fügt die Lenkautomatik und die Parallel-Einparkautomatik hinzu. Im Bild der hochauflösende 17-Zoll-Touchscreen, der als Kommandozentrale für die meisten Fahrzeugfunktionen dient.
Bosch Güterwaggons
Bosch ist eines der deutschen Unternehmen, die beim Thema IoT ‚vorn dabei‘ sind. Eine neue Lösung zur intelligenten, vernetzten Echtzeit-Zustandsüberwachung von Güterwagen geht Mitte 2016 in Serie. Sie bietet Funktionen wie eine exakte Lokalisierung der Waggons, Informationen über die Transportbedingungen der Ladung, das Erkennen von Erschütterungen beim Rangieren und das Aufzeichnen der gefahrenen Kilometer eines Waggons für eine kilometerabhängige und zustandsbasierte Wartung.
CIIT 3D-Montageanleitung
Cyberbrillen sind ‚von gestern‘: Bei den Augmented Reality-Lösungen gibt es eine erste an Holografie erinnernde mobile Projektion, entwickelt vom Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule OWL und IOSB-INA/Fraunhofer, bei der alle (3D-) Informationen, die der Monteur benötigt, einfach auf seinen Arbeitsplatz projiziert werden.
GE Turbine Brilliant Factory
General Electric stattet im Rahmen seiner ‚Brilliant-Factories‘-Initiative die Maschinen mit vernetzten Sensoren aus. Die Rückmeldedaten werden ausgewertet, um Stillstandzeiten zu verringern bzw. die Effizienz zu erhöhen. Einem der Werke sei es damit gelungen, die Produktion fehlerfreier Einheiten zu verdoppeln. Im Bild der Bau von Turbinen in der Brilliant Factory.
John Deere
Vernetzte Produkte lassen sich kostengünstig variieren: Der Landmaschinenhersteller John Deere stellt nur noch eine Standardgröße seiner smarten Motoren her. Die PS-Zahl wird dann je nach Bedarf per Software eingestellt.
Smoove
Mit der IoT-Plattform ThingWorx von PTC erstellte die französische Firma Smoove ein Fahrrad-Verleihsystem für Clermont-Ferrand in der Auvergne. Da die vernetzten Räder bei diesem Dienstleistungsmodell im Besitz von Smoove bleiben, wurde der Konstruktionsprozess angepasst und besonders auf Langlebigkeit und Diebstahlschutz geachtet. Die Räder kommen u.a. ohne eine Kette aus, haben pannensichere Reifen und diebstahlsichere Schrauben.
KTM - Reparatur mit Augmented Reality
PTC hat die IoT-Plattform ThingWorx mit der Augmented-Reality-Plattform Vuforia erweitert. Damit erhält dann ein Techniker, dem über ThingWorx ein Problem vom KTM-Motorrad gemeldet wird, die dazu passenden einzelnen Reparaturschritte visuell auf sein Tablet oder seine Datenbrille.

Daraus ergibt sich für die SOA-Gruppe folgende Definition von Smartness: "Ein smarter Service ist ein digital vernetzter Service, der von den als smart identifizierten Capabilities (Self Description, Context, Learning und Agency) mindestens eine aufweist. Der Grad der Smartness bemisst sich am erreichten Reifegrad der jeweiligen Capabilities."

Wie smart ist Enterprise IT?

Aspekte dieser Definition von Smartness finden sich heute teilweise bereits in den Enterprise IT Umgebungen wieder. Die Capability "Agency" taucht zum Beispiel in aktuellen Technologien wie autonome Fahrzeuge, cyber-physische Systeme auf. Die Fähigkeit "Learning" lässt sich am prominentesten im Sektor Data Analytics beobachten. "Content Consideration" findet sich in den Bereichen Location-based Services. "Self Description" schließlich begegnet uns am deutlichsten in den Web Service Beschreibungssprachen WSDL, RSDL oder Swagger.

Smartness realisiert sieht SOA-Mann Riegg zum Beispiel in den digitalen Assistenten Siri, Google Now oder Cortana. "Wenn Sie da unseren smarten Würfel anlegen, können sie den Grad der Smartness genau bestimmen und wissen, welche Fähigkeiten genau die Schlauheit der Assistenten definieren. Damit können wir smarte Services vergleichen", freut sich der Service-Experte. Wenn ein Anwenderunternehmen vor der Wahl stehe, brauche es objektive Kriterien, mit denen sich smarte Services vergleichen lassen. "Das liefert unser Referenzmodell."

Doch nicht nur beim Bewerten hilft das Modell des SOA Lab, sondern auch beim Entwickeln. "Es hilft, festzulegen, welche Fähigkeiten ein Service braucht und es unterstützt die Entscheidung, ob bestimmte Fähigkeiten selbst entwickelt werden müssen oder nicht", erklärt Riegg. Er geht davon aus, dass sich der Markt für Smart Service schnell weiterentwickelt und viele Teilnehmer hineindrängen werden. "Das wird wahrscheinlich ein sehr arbeitsteiliger Markt, in dem die Rollen von Anbieter und Nutzer immer wieder wechseln können. Die Marktteilnehmer brauchen Orientierung, die können wir mit dem Referenzmodell liefern."

Eine detaillierte Herleitung und Erklärung für das SOA Lab Referenzmodell Smart Services finden Sie hier: https://soa-lab.de/fileadmin/pdf/Whitepaper_Smart_Services_SOA_Innovation_Lab.pdf