Skype: Der preiswerte Einstieg in VoIP-Firmennetze

23.04.2008 von Diego Wyllie
Immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen kommen auf den Geschmack von Skype. Auf Basis dieser Lösung können Einsteiger eine integrierte und kostengünstige Kommunikationsplattform auf einfache Weise aufbauen, bei der die Grenzen zwischen traditionellem Telefonieren und VoIP verschwinden.

Software für Internet-basierende Telefonie (VoIP) gibt es seit 1995. Die neue Technologie war damals innovativ, aber nicht massentauglich. Ein paar Jahre später suchten die KaZaA-Entwickler Niklas Zennström und Janus Friis eine neue Herausforderung für ihre P2P-Technologie (Peer to Peer) und fanden diese im VoIP-Bereich. Die Verbindung der P2P-Technologie mit VoIP in Skype stellte den klassischen Telefonie-Markt auf den Kopf. Damit wurde VoIP einfach und das kostenlose Telefonieren über das Internet zum Massenphänomen. Heute zählt die Skype-Community bereits 200 Millionen Nutzer und die Lösung bietet viel mehr als nur kostenlose Audio-Chats.

Niklas Zennström und Janus Friis, die Erfinder von Skype.
Foto: Skype

Das enorme Potential von Skype haben IT-Größen schnell entdeckt und Spekulationen über Akquisitionen schossen 2005 ins Kraut, nachdem der 2002 gegründete Luxemburger VoIP-Pionier ankündigte, Aktien für vier Milliarden Dollar verkaufen zu wollen. Der Medienkonzern News Corporation (MySpace), eBay, Yahoo und Google waren damaligen Medienberichten zufolge an eine Skype-Übernahme interessiert. Schliesslich übernahm das Internet-Auktionshaus eBay die Company für knapp 2,6 Milliarden Dollar. Branchenexperten zweifelten den Sinn hinter dem Deal schon bei den ersten Verhandlungen an. eBay habe seit dem vieles falsch gemacht, behaupten Experten. Knapp drei Jahre nach der milliardenschweren Übernahme habe eBay nun seine Bemühungen aufgegeben, Skype enger in sein Kerngeschäft Online-Auktionen zu integrieren. Seit wenigen Wochen kursiert das Gerücht, Google sei wieder an die Übernahme von Skype interessiert. Verhandlungsgespräche zwischen eBay und dem Internetriesen hätte es bereits gegeben. Die Verknüpfung der Google-Dienste mit Skype wäre sicherlich spannend.

Skype für KMUs

Dank der innovativen Technik und der intuitiven Benutzeroberfläche konnte sich Skype in den vergangenen zwei Jahren rasant verbreiten und hat über die privaten Anwender den Weg in die Unternehmen gefunden. Eine aktuelle Studie des Berliner Marktforschungsinstitutes Berlecon und der Fraunhofer Gesellschaft belegt, dass mehr als die Hälfte der befragten Firmen für die kommenden zwölf Monate einen verstärkten Einsatz von IP-Voice- und Video-Technologien planen. Dabei greifen laut Studie viele kleine und mittelständische Firmen zunächst auf Skype zurück, um sich mit diesen Techniken anzufreunden. Für den Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen eignet sich Skype als Einstiegslösung in die VoIP-Welt vor allem wegen seiner Einfachkeit und der geringeren damit verbundenen Einführungs- und Telefonkosten. Die Plattformunabhängigkeit der Software (Windows, Linux und Mac) spielt dabei ebenfalls eine Rolle.

Unter einer Oberfläche bietet Skype alle gängigen Kommunikationstechniken wie Telefonie, Instant Messaging, Videotelefonie und File-Sharing. Zudem kann das viel beschworene Konzept der Unified Communication damit unkompliziert umgesetzt werden. So lässt sich mit der kostenlosen Office Toolbar, Skype direkt in Office-Programme einbinden. Bei Bedarf ist es also möglich, direkt aus Anwendungen wie Outlook, Word, oder Excel heraus Skype-Kommunikationsfunktionalitäten zu nutzen, zum Beispiel ein VoIP-Telefonat zu initiieren, Presence-Informationen anzuzeigen oder Instant-Messages und Daten auszutauschen. Das Skype-Transfervolumen und die versendbaren Dateiformate unterliegen dabei keinerlei Beschränkungen. In puncto Sicherheit übrigens genießt die Anwendung seitens der IT-Administratoren immer mehr Vertrauen.

Integrierte Kommunikation mit Skype

3 Skypephone: Das Handy ist in Deutschland derzeit noch nicht erhältlich.
Foto: Panagiotis Kolokythas

Beim Skype geht es in erster Linie um Anrufe und Videoanrufe über das Internet, die zwischen Skype-Nutzern kostenfrei sind. Mit kostenpflichtigen Services ermöglicht Skype allerdings, eine integrierte Kommunikationsplattform aufzubauen, bei der Anrufe sowohl über Skype als auch über das Fest- oder Mobilfunknetz getätigt und entgegengenommen werden können. Dabei kommt Skype-kompatible Hardware wie Wifi-, schnurlose oder Tischtelefone und Smartphones zum Einsatz. Mit dem neuen 3 Skypephone bietet Skype zudem gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter 3 die Möglichkeit, Skype- und Mobilfunk-Services mit einem Gerät zu nutzen. In Deutschland und in der Schweiz ist das Skype-Handy allerdings nicht verfügbar, in Österreich aber schon.

Bei den Wifi-Telefonen handelt es sich um VoIP-Geräte mit vorinstalliertem Skype-Client, welche die Internet-Verbindung über einen Wireless-Router aufbauen. Im Handel sind solche Telefone ab etwa 60 Euro erhältlich, für das weit verbreitete Wifi-Telefon für Skype von Belkin zahlt man zum Beispiel rund 100 Euro. Allerdings unterstützen diese Geräte nur Skype-Anrufe. Wer mit einem einzigen Gerät sowohl Skype- als auch Festnetz-Anrufe tätigen und empfangen will, muss auf ein so genanntes Dualtelefon zugreifen. Die bei diesen Telefonapparaten mitgelieferte Basisstation wird an den Festnetz- und Breitband-Internet-Anschluss angeschlossen. Das schnurlose Dualtelefon Philips 841 kostet beispielsweise rund 140 Euro und ist um bis zu vier Basisstationen mit jeweils bis zu vier Mobilteilen erweiterbar, und somit für den Einsatz im Büro geeignet. All diese Skype-kompatible Telefone verfügen über ein LCD-Bildschirm, auf dem unter anderem Kontakte und Anruflisten angezeigt werden und unterstützen die Telefoniedienste SkypeOut und SkypeIn.

Philips 841: Das Dualtelefon ist Skype-kompatibel.
Foto: Philips

Mit dem SkypeOut-Service lassen sich direkt vom Skype aus Gespräche in in- und ausländische Fest- und Mobilfunknetze führen. Die Minutengebühr für Festneztanrufe in die beliebtesten 30 Länder beträgt einheitlich und rund um die Uhr zwei Eurocent (sofern Mehrwertsteuer anfällt). Die Minutenpreise für Anrufe in Mobilfunknetze variieren stark je nach Land. Ein Anruf in ein deutsches Mobilfunknetz kostet beispielsweise 20 Cent (unabhängig davon, aus welchem Land angerufen wird), nach Frankreich rund 16 Cent und in die USA nur 1,7 Cent. Für alle SkypeOut-Anrufe wird eine Verbindungsgebühr (0,045 Euro inklusive Mehrwertsteuer) erhoben. Die Liste der Minutengebühren für Anrufe in die Fest- und Mobilfunknetze aller Länder steht online zur Verfügung. Um für SkypeOut zu bezahlen, können Unternehmen Skype-Guthaben online erwerben und administrieren.

SkypeIn hilft Kosten sparen

Ein weniger genutztes aber gerade für KMUs interessantes Telefonieservice stellt SkypeIn dar. Dabei wird der Skype-Anwender anhand einer Online-Nummer von einem Fest- oder Mobiltelefon angerufen und kann den Anruf überall auf der Welt in Skype entgegennehmen. Je nach Aufenthaltsort der Anrufer ist es dabei möglich, dass sie die SkypeIn-Nummer zum Ortstarif anrufen. Angenommen eine Firma hat viele Kunden in Japan. kann sie eine SkypeIn-Nummer für Japan beantragen. Die japanischen Kunden können dann zum Ortstarif angerufen werden. Der Anrufer muss in diesem Fall also keine Auslandsgebühren zahlen und für die Firma fallen keine zusätzlichen Kosten für die Entgegennahme des Anrufs an. Derzeit sind SkypeIn-Nummern für 20 Länder erhältlich, darunter auch Deutschland. Eine Nummer kostet 15 Euro für drei Monate oder 50 Euro für ein Jahr. Einem Skype-Account können maximal zehn SkypeIn-Nummern zugewiesen werden.

Zusätzlich können mit der Software SMS-Nachrichten ab 3,8 Cent verschickt werden. Mit Hilfe eines entsprechenden Add-On - für Windows etwa Pamfax for Skype oder Skax - kann man auch ohne Faxgerät faxen. Darüber hinaus lässt sich mit Skype ein Callcenter für eingehende und ausgehende Anrufe und mit Help Desk-Funktionalitäten einrichten und verwalten. Pretty May bietet mit seinem Call Center for Skype eine Software, mit der kleine und mittelständische Unternehmen, ein Skype-PBX-System implementieren können. Eine Web-basierende Callcenter-Lösung für Skype bietet zudem OnState.

Einsatz von Skype im Unternehmen

Wer auf die kostenpflichtigen Skype-Services zurückgreifen möchte, findet in Skype Pro eine Komplettlösung mit einigen Vergünstigungen. Ein Pro-Account kostet zwei Euro im Monat und bietet eine Voicemail sowie die Möglichkeit, Anrufe an Festnetz- oder Mobiltelefone durchzustellen. Kunden erhalten dabei eine Ermäßigung von 30 Euro für eine SkypeIn-Nummer und zahlen keine Minutengebühren für Anrufe ins Festnetz des Landes, in dem sie sich gerade aufhalten. Skype bietet aktuell zudem ein Paket für Kleinunternehmen, das die Einführung der Lösung erleichtern soll. Für 99 Euro netto sind dabei 50 Euro Skype-Guthaben und zehn Skype Pro-Abonnements für ein Jahr enthalten.

Für Windows ist eine Business Edition erhältlich, welche IT-Administratoren die Bereitstellung der Software innerhalb eines Unternehmensnetzwerks erleichtern soll. Mit dem Control Panel für Unternehmen bietet Skype zudem ein kostenloses, Web-basierendes Management-Tool, das die zentrale Verwaltung aller Skype-Konten im Unternehmen ermöglicht. Damit kann der Administrator Skype-Guthaben erwerben, das sich Mitarbeitern zuteilen und überwachen lässt. Dabei kann der Adminstrator auf die Funktion "automatisches Guthaben" zugreifen, damit das Kontingent eines Mitarbeiters automatisch wieder aufgeladen wird, wenn der Kontostand unter die festgelegte Grenze fällt. Ein Bericht über alle Ausgaben lässt sich per Knopfdruck erstellen und ausdrucken. Zudem ist es möglich, SkypeIn-Nummern zu erwerben und Mitarbeitern zuweisen.

Unternehmen mit besonderen Kommunikationsanforderungen, die Hilfe bei der Integration von Skype in ihre Netzwerkumgebung benötigen, können auf die Services von Systemintegratoren wie die PalmConsult GmbH zurückgreifen.