Mittelstand unterschätzt Ausfallkosten

SharePoint hochverfügbar machen in 5 Schritten

15.05.2015 von Zoltan Marton
In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen gehört SharePoint zu den kritischen Anwendungen, die auf keinen Fall ausfallen dürfen. Dieser Ratgeber beschreibt, wie sich eine hochverfügbare SharePoint-Umgebung kostengünstig mit Hilfe von Virtualisierungstechniken einrichten lässt.

Die Anforderungen an die Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) steigen kontinuierlich. IT-Systeme gewinnen zunehmend an geschäftskritischer Relevanz und müssen daher hochverfügbar sein. Doch Hochverfügbarkeit hat ihren Preis. Daher nehmen insbesondere KMU mögliche Ausfälle häufig in Kauf, um ihr Budget zu schonen.

SharePoint hochverfügbar machen in 5 Schritten
Foto: adimas, Fotolia.com

Doch gerade der Ausfall geschäftskritischer IT-Systeme kann Betriebe teuer zu stehen kommen, wie eine aktuelle Befragung des Marktforschungsunternehmens Techconsult im deutschen Mittelstand bestätigt: Demnach kosten Ausfälle ein Unternehmen pro Jahr durchschnittlich 380.000 Euro. Der unterbrechungsfreie Geschäftsablauf ist also auch für kleine und mittlere Unternehmen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.

SharePoint von A bis Z
A wie Ansichten:
Durch sogenannte Ansichten kann gesteuert werden, welche Spalten in einer Liste oder Bibliothek angezeigt werden und wie Inhalte sortiert, gruppiert und gefiltert werden. Die Art der Darstellung, der Elemente in der Liste oder Bibliothek kann ebenfalls beeinflusst werden, d. h. Sie sind nicht darauf beschränkt eine Liste oder Bibliothek in der gewohnten tabellarischen Art darzustellen.
B wie Bibliothek:
Informationen, Dokumente (doc, xls, ppt, pdf, etc.) und Bilder werden im SharePoint in Listen und Bibliotheken abgelegt und anschließend mit zusätzlichen Metadaten versehen. Hierzu stellt der SharePoint im Standard eine Vielzahl spezifischer Bibliotheks- und Listentypen bereit. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich vergegenwärtigen, dass eine Bibliothek nur eine besondere Art von Liste ist. Im Prinzip ist eine Dokumentbibliothek dasselbe, wie zum Beispiel eine Ankündigungsliste. Die Zeilen, die Sie einer Liste, und die Dateien die Sie einer Bibliothek hinzufügen, sind Elemente. Zu einem Element können Sie Eigenschaften definieren, die dieses näher beschreiben. Sogenannte Metadaten, die dann als Spalten der Liste oder der Bibliothek angezeigt werden.
C wie Community-Template:
SharePoint 2013 brachte ein neues Community-Template mit, mit dem sich Mitarbeiter virtuell austauschen und in Themen kategorisieren können. Das Community-Template enthält zudem ein erweitertes System für Bewertung von Beiträgen und Reputation der User.
D wie Dashboard:
Dashboard ist eine Visualisierungsform von Informationen in verdichteter Form – eine Art Kennzahlen-Cockpit. Es kann dem Management z.B. Informationen über die Nutzung von SharePoint bieten.
E wie Ein- und Auschecken:
Checken Sie eine Datei in einer Dokumentbibliothek aus, stellen Sie damit sicher, dass andere Benutzer keine Änderungen an der Datei vornehmen können, während Sie diese bearbeiten. Das heißt, in der Zeit, in der die Datei ausgecheckt ist, können Sie diese in aller Ruhe bearbeiten, speichern, schließen und erneut öffnen. Andere Benutzer können das Dokument währenddessen nur schreibgeschützt öffnen und keine Änderungen an der Datei im SharePoint vornehmen. Ihre Änderungen sehen andere Benutzer erst, wenn Sie die Datei wieder einchecken. Beim Einchecken einer Datei können Sie Kommentare zu den vorgenommenen Änderungen eingeben. Daran erkennen andere Benutzer, was Sie an der ausgecheckten Datei geändert haben. Die Kommentare sind in der Versions Historie des jeweiligen Dokumentes einsehbar.
F wie FAST for SharePoint:
FAST ist die verbesserte Search Engine von SharePoint und mit der Version SharePoint 2013 im Standard enthalten. Ein wichtiges Feature, das die FAST Search von der Standard-SharePoint-Suche unterscheidet, ist die Dokumentenvorschau.
G wie Globale Navigation:
Diese Navigation stellt die Hauptmenüpunkte der Inhaltsstruktur dar. Grundsätzlich nimmt die Globale Navigation neu erstellte Websites als Menüpunkt automatisch mit auf. Diese Navigation kann in ihrem Verhalten, d.h. welche Menüpunkte werden dargestellt und in welcher Reihenfolge, konfiguriert werden.
H wie Hierarchien:
SharePoint ist hierarchisch aufgebaut. Auf oberster Ebene befindet sich die sogenannte Websitesammlung (engl. Sitecollection). Die Websitesammlung bietet eine in sich abgeschlossene Verwaltungseinheit. Dort werden die Berechtigungen der Benutzer, sowie sämtliche Inhalte, Workflows und Regeln gespeichert. Die Websitesammlung besitzt immer mindestens eine Website, die sog. Top-Level Website. Darüber hinaus kann eine Websitesammlung beliebig viele weitere Websites auf beliebig vielen Hierarchie-Ebenen enthalten.
I wie Inhaltstyp:
Ein Inhaltstyp ist ein einzigartiges Set von Eigenschaften: Template (Word/Excel/Powerpoint), mit oder ohne Inhalte, Metadaten, Workflows und Aufbewahrungsrichtlinien. Inhaltstypen können z.B. Lebensläufe oder Urlaubsanträge für eine Personalakte sein oder eine Definition der Spalten, Workflows und anderer Attribute liefern, mit denen ein Listenelement in der betreffenden Liste definiert wird. Ein Dokumenteninhaltstyp legt auch die Dokumentenvorlage fest und definiert z.B. Aufbewahrungsfristen. Auch Inhaltsseiten besitzen einen speziellen Inhaltstyp der die Eigenschaftenvom Basis-Inhaltstyp Seite erbt.
J wie jQuery:
Wird in Bezug auf SharePoint über jQuery gesprochen, ist ein freies, umfangreiches JavaScript-Framework gemeint, welches komfortable Funktionen zur HTML-Manipulation und -Navigation zur Verfügung stellt.
Keyword (Suche):
Ein Keyword in der SharePoint Suche ist ein definierter Begriff, dem eine Erläuterung zugeordnet wird. Beim Aufrufen des Begriffs oder Kürzel wird dieses Keyword ganz oben in den Suchergebnissen angezeigt - z.B. als Erläuterung oder Erinnerung an einen Sachverhalt.
L wie Liste:
Listen sind das Herzstück von Sharepoint. Sie speichern Informationen und zeigen diese an. Eine Bibliothek ist auch eine Art von Liste, die aber Dateien enthält. Neue Informationen, die einer Liste hinzugefügt werden, nennt man Elemente. Für jede Liste können sie Eigenschaften definieren, um Elemente im Detail zu beschreiben: die sogenannte Metadaten, die dann als Spalten in der Liste oder Bibliothek angezeigt werden
M wie Masterpage:
Die Masterpage definiert die grundsätzliche Platzaufteilung zwischen den verschiedenen Elementen einer Sharepoint Website. Diese bildet den Rahmen für die Inhaltsseiten und beinhaltet bspw. die Navigationselemente, das Benutzer Interface, die Suche usw. Seitenlayouts und Masterseiten ergeben gemeinsam die Präsentation für eine Webseite.
N wie Newsfeed:
Der Newsfeed ist der Kern der sogenannten „MySite“, also der persönlichen Seite, auf der alle für einen User relevanten Informationen – basierend auf seinem persönlichen Profil und seinen Aktivitäten in SharePoint – zusammengefasst dargestellt werden.
O wie Out-of-the-Box:
Spricht ein SharePoint-Consultant von “Out-of-the-Box” meint er, dass etwas mit den Standardmitteln von SharePoint umgesetzt werden kann und bspw. keine programmatischen Änderungen notwendig sind.
P wie Papierkorb:
Mithilfe des Papierkorbs ist es möglich, Elemente wiederherzustellen, die von Websites gelöscht wurden. Er bietet einen zweistufigen Schutz gegen versehentliches Löschen. Wenn Sie ein Dokument oder ein anderes Element löschen, wird es von der Site entfernt und in den Papierkorb der Site verschoben. Von dort lässt es sich bei Bedarf wiederherstellen. Falls Sie das Element aus dem Papierkorb der Site löschen, wird es in den Papierkorb der Websitesammlung verschoben. Von hier aus lässt sich das Dokument entweder an seinen ursprünglichen Speicherort wiederherstellen oder endgültig löschen.
Q wie Query:
Query (zu Deutsch „Abfrage“) bezeichnet den Prozess der Kommunikation mit einem Datenobjekt (z.B. mit einer Datenbank). Eine Query besteht aus Kommandos, die von dem jeweiligen Datenobjekt interpretiert und ausgeführt werden können.
R wie Rating:
Das Rating zählt zu den Social Features von SharePoint und ist bspw. im Community-Template von SharePoint 2013 enthalten. Mit einem 5-Sterne-Bewertungssystem können Mitarbeiter damit Inhalte bewerten.
S wie Sites:
Sites bilden die Basis für die Bereitstellung von Webseiten für Intra-, Extra- und Internetseiten. Das Seitenlayout bildet dabei eine Vorlage für eine Inhaltsseite, welche die Platzaufteilung für die verschiedenen Inhalte der Seite vorgibt, indem Inhaltsbereiche definiert und auf der Seite platziert werden.
T wie Teamsite:
Eine Teamsite ist eine fest definierte Website-Vorlage, die Teams bei Ihrer Zusammenarbeit in SharePoint unterstützen soll. Die Vorlage stellt eine Dokumentenbibliothek sowie Listen zum Verwalten von Ankündigen, Kalenderelementen, Aufgaben und Diskussionen bereit.
U wie UI (User Interface):
Ist in Bezug auf SharePoint vom UI die Rede, so ist die Benutzeroberfläche (engl. User Interface) gemeint. Unter einer Benutzeroberfläche (auch Benutzerschnittstelle genannt) versteht die Schnittstelle zwischen Maschine und Mensch.
V wie Versionierung:
Die Versionierung ist eine Methode, um ältere Versionen eines Dokuments beizubehalten, während das Dokument weiter entwickelt wird.
W wie Webpart:
Ein Webpart ist ein Modul, welches verschiedene Informationen und/oder Funktionen zur Verfügung stellt, die von den Redakteuren auf Inhaltsseiten platziert, konfiguriert und verwendet werden können. Die meisten Webparts sind für einen bestimmten Verwendungszweck gedacht und können darüber hinaus nicht für andere Einsatzzwecke verwendet werden.
X wie XS-Publishing:
Cross Site Publishing: Das Cross Site Publishing“ erlaubt das Publizieren von Inhalte aus Listen und Dokumentenbibliotheken über SiteCollection- und Applikationsgrenzen hinweg und stellt dabei eine Kombination vieler Funktionen wie Kataloge, Metadatennavigation, Content Search Webpart, etc. dar.
Y wie Yes, you can:
SharePoint ist ein toller Baukasten, mit dem viele Anwendungsfälle im Bereich Unternehmenskommunikation abgedeckt werden können. Dass ein solches Glossar notwendig ist, wiederspricht allerdings der „intuitiven Nutzung“ gängiger Content Management Systeme – dafür geht der Leistungsumfang von SharePoint auch meist über deren hinaus, daher: Wagen Sie den Weg!
Z wie Zentraladministration:
Mithilfe der Zentraladministration können Sie Verwaltungsaufgaben für SharePoint-Produkte und -Technologien zentral ausführen. Die Zentraladministration ist in vier Bereiche unterteilt: die Homepage, die Seite Vorgänge, die Seite Anwendungsverwaltung und die Verwaltungsseiten für Anbieter für gemeinsame Dienste.

Für einen IT-Ausfall gibt es weit mehr Ursachen als die häufig genannten Viren und Würmer. Hinzu kommen Fehler in der Hardware, unausgereifte Software und menschliches Versagen. Stromausfälle und Brände, Diebstahl, Sabotage oder Hochwasser stellen ebenfalls ein Risiko für Infrastruktur und Daten dar. Viele Gründe also, die für hochverfügbare IT-Landschaften sprechen - und gut, dass sich diese mit fundiertem Technikwissen durchaus auch zu akzeptablen Kosten realisieren lassen. Ein Beispiel: SharePoint hat sich in vielen KMU zum Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation und damit zur geschäftskritischen Anwendung entwickelt. Umso wichtiger daher, dass die Plattform hochverfügbar ist - und das auf wirtschaftliche Weise.

Aufbau einer hochverfügbaren und wirtschaftlichen SharePoint-Farm

Typische redundante SharePoint-Architektur bestehend aus zwei Web-Frontend (WFE)-Servern, zwei Anwendungsservern sowie zwei SQL-Servern.
Foto: Comparex

Ein Betrieb mit 50 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fünf Millionen Euro plant, eine SharePoint-Farm aufzubauen. Dabei verfügt er - wie viele KMU - nur über eine relativ einfache IT-Struktur ohne Storage Area Network (SAN). Das Datenvolumen beläuft sich während des Produktlebenszyklus auf etwa drei Terabyte. Die technische Grundlage bildet eine Server-Farm mit einem beziehungsweise zwei Servern und jeweils einem eigenen SQL-Server. Da es sich in diesem konkreten Fall um ein geschäftskritisches System handelt, sollte die Server-Farm mindestens aus zwei Servern bestehen. Die Struktur sieht demnach aus wie folgt: jeweils zwei Web-Fontend (WFE)-, Anwendungs- sowie SQL-Server. Die Verfügbarkeit des Systems liegt so bei 99,9 Prozent.

Virtualisierung, Clustering und Redundanz für hochverfügbare Systeme

Hochverfügbarkeit gewährleistet einen Betrieb ohne spürbare Unterbrechungen, selbst wenn das gesamte System oder auch nur einzelne seiner Komponenten ausfallen. In der Praxis erreichen Unternehmen dies durch Redundanz und Clustering. Damit in einem Cluster ein zweiter Server den Betrieb des ersten nahtlos übernehmen kann, muss der zweite Server immer betriebsbereit sein und sollte auf dem gleichen "Wissensstand" sein wie der erste Server. Das heißt, die Daten müssen ständig synchronisiert werden. Darüber hinaus ist eine Verbindung zwischen den beiden Servern ebenso erforderlich wie eine Software, die einen Ausfall unmittelbar erkennt und dafür sorgt, dass der zweite Server den Betrieb übernimmt. Hierzu sind IP-Adressen nötig, die sich dynamisch dem jeweils aktiven System zuordnen lassen.

Zudem sollten bei den Servern die zentralen Komponenten, also Netzteile und Festplatten, mehrfach vorhanden sein und mindestens zwei identische Server-Systeme eingesetzt werden. Aus Kostengründen kommt für kleine Unternehmen ein Clustering auf Hardware-Ebene nicht in Betracht. Günstiger ist eine Ausfallsicherheit auf Anwendungsebene. Dazu wird ein Server mit lokalem Speicher als Virtualisierungs-Host implementiert.

Denn in einer vollständig virtualisierten Umgebung können Unternehmen im Ernstfall ihre Infrastruktur - zwar mit verringerter Leistung - komplett funktionsfähig halten. Beliebte Virtualisierungslösungen stellen Microsoft Hyper-V und VMware ESX dar, wobei jedoch deutliche preisliche Unterschiede bestehen. Viele KMU setzen daher auf die Microsoft-Variante. Der Anbieter charakterisiert eine Server-Farm mit hoher Verfügbarkeit dadurch, dass potenzielle Einzelfehlerpunkte minimiert werden, Ausfallereignisse transparent erfolgen und keine beziehungsweise kaum Auswirkungen auf die Nutzeraktivität haben, die Farm belastbar ist und im schlimmsten Fall zwar mit verringerter Leistung arbeitet, aber nicht ausfällt.

Single Points of Failure eliminieren

Bevor sich die IT-Verantwortlichen in Unternehmen daran machen, eine hochverfügbare SharePoint-Umgebung aufzubauen, müssen sie potenzielle Fehlerpunkte identifizieren. Netzwerk, Server, Dienste und Datenbank sind die wichtigsten Einzelfehlerpunkte, auch Single Point of Failure, SPOF, genannt. Prinzipiell ist auch der Ort Serverraum ein potenzieller Einzelfehlerpunkt. In KMUs spielt er jedoch eine untergeordnete Rolle, da sie nur selten verteilte Rechenzentren an unterschiedlichen Örtlichkeiten betreiben.

Einzelfehlerpunkte lassen sich durch Redundanz eliminieren. Im Grunde genommen werden alle vier Fehlerquellen - Netzwerk, Server, Dienste und Datenbank - abgedeckt, wenn die Struktur die Leistungsanforderungen erfüllt und auf jeder dieser Ebenen redundant ausgelegt ist. Beim Netzwerk nützt sämtliche redundante Auslegung der Komponenten und Dienste nichts, wenn die gesamte Architektur zum Beispiel an einem einzelnen Netzwerkswitch hängt. Fällt dieser aus, ist das System nicht erreichbar. Daher bietet sich die Anbindung an mindestens zwei Switches an. Da die Kommunikation der Server untereinander eine große Rolle bezüglich Verfügbarkeit und Leistung spielt, würde in zweiter Instanz eine entsprechende Kapselung im Netzbereich für dedizierte Zwecke erfolgen. Das heißt, es werden mindestens vier Netzwerkbereiche mit dediziertem Nutzen benötigt, im Idealfall sogar fünf:

Unnötig zu erwähnen, dass für eine hohe Verfügbarkeit eine Netzbandbreite von mindestens 1 GBit pro Netz bereit stehen sollte. Um der Problematik des Ausfalls eines Switches Rechnung zu tragen, gibt es die Möglichkeit des Teamings von mindestens zwei Netzwerkkarten für einen Netzwerkabschnitt. Hierbei würde jeweils ein Netzwerkinterface auf einen eigenen Switch vernetzt. Dieses Szenario ist im Übrigen auch mit virtuellen Netzwerkkarten möglich. Hyper-V ab Version 2012 R2 sowie VMware ab Version 5.1 unterstützen zudem Load-Balancing bei geteamten Netzwerkkarten. Bei den Servern ist darauf zu achten, dass die zentralen Komponenten, also Netzteile und Festplatten, mehrfach vorhanden sind. Zudem sollten mindestens zwei identische Server-Systeme eingesetzt werden.

Bereitstellungsszenarien von SharePoint

Eine Art Datenbank-Clustering ist auch ohne zentralen Datenspeicher möglich. In Form von Always-on-Hochverfügbarkeitsgruppen lässt sich mit SQL Server 2012 Enterprise und der Windows Server Datacenter Edition ein solches Clustering einrichten. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine Weiterentwicklung der Datenbankspiegelung mit dem Vorteil, dass eine Datenbank trotz eines Serverausfalls erreichbar bleibt. Jedoch müssen dafür mindestens zwei Datenbankinstanzen mit zwei SQL-Serverlizenzen aktiv sein.

Schritt für Schritt zur hochverfügbaren IT-Infrastruktur

Wichtig ist, für ausreichend Arbeitsspeicher der virtuellen Maschinen (VM) zu sorgen, damit sich die virtualisierte Umgebung nicht negativ auf die Performance auswirkt. Im Normalfall weist der Host die Ressourcen - auch die CPU-Leistung - dynamisch zu, wobei die VM jedoch unbedingt über eine gewisse Grundperformance verfügen sollte. Als Richtwert dient ein Drittel der Zielleistung.

Zwar können Festplatten auf virtuellen SharePoint-Servern dynamisch wachsen. Zu beachten ist dabei aber, dass der IT-Administrator die virtuellen Festplatten des SQL-Servers in ihrer vollständigen Größe anlegt. Zudem sollte er die Datenbanken manuell mit einer Anfangsgröße festlegen, die sich am erwarteten Datenvolumen orientiert. Für eine Farm mit hohem Upload-Anteil sind die Standardeinstellungen nicht zu empfehlen.

Verteilung der virtuellen Maschinen auf die Hosts.
Foto: Comparex

Nun verteilt der IT-Administrator die VMs auf die entsprechenden Hosts. Dadurch ist das Gesamtsystem nicht mehr von einzelnen Komponenten abhängig. Dementsprechend könnten der Hyper-V-Host 1 und der Hyper-V-Host 2 zum Beispiel jeweils über einen SharePoint-Web-Frontend-Server, einen SharePoint-Anwendungsserver und einen SQL-Server verfügen.

So lässt sich mit einem einzelnen Host die gesamte Serverfarm komplett bereitstellen. Dabei müssen die Dimensionen der VMs so ausgelegt sein, dass sie die Leistungsanforderungen aus den Service Level Agreements (SLA) zu 100 Prozent erfüllen.

Der Hyper-V-Host muss jede Netzwerkverbindung der VM redundant abbilden. Tabelle 2 zeigt, dass für jedes Fachbereichsteam eines der Teammitglieder auf einen zugeordneten Port eines Switches verbunden wird. So ist das Team selbst dann erreichbar, wenn ein Switch ausfällt.

Switch 1

Switch 2

Hyper-V Host 1

Zuordnung virtuelle Maschine

Port 1

Port 1

Port 1Port 2

Team 1

Port 2

Port 3

Port 3Port 4

Team 2

Tabelle 1: Netzanbindung - Teaming der Netzwerk-Adapter des Hyper-V-Hosts

Das Netz selbst wird in vier Bereiche aufgeteilt, wobei die IP-Adressen in Abbildung 3 exemplarisch sind:

Die Netzaufteilung.
Foto: Comparex

Der rote Bereich besteht aus der Kommunikation mit dem LAN sowie den Application Delivery Controllern und DNS-Servern. Mit Hilfe von zwei 1-GBit-Netzwerkkarten wird das Netz in einem Teaming-Verbund des Hostsystems angelegt. Die Einbindung erfolgt über einen virtuellen Switch auf jedem Host, der die Kommunikation der VM mit der Netzwerkinfrastruktur ermöglicht.

Im schwarzen Bereich wird die Kommunikation der SharePoint-Server untereinander geregelt. So sind zwei weitere 1-GBit/s-Netzwerkkarten in einem Teaming-Verbund des Hosts an die virtuellen Switches angekoppelt. Zudem findet hier das Load-Balancing zwischen den Web-Frontend (WFE)-Servern statt.

Der grüne Bereich ermöglicht die Kommunikation der SQL-Server mit den SharePoint-Servern. Hier erfolgt die Anbindung an die Hyper-V-Hosts über zwei 1-GBit/s-LAN-Adapter in einem Teaming-Verbund.

Im gelben Bereich schließlich findet die Kommunikation der SQL-Server untereinander statt. Die zweiten 10-GBit/s-Adapter sind als Pass-Through-Karten in die virtuellen Server integriert; das Clustering erfolgt in Form einer Hochverfügbarkeitsgruppe direkt über dieses Netz.

Die Tabellen 3 und 4 zeigen exemplarisch, wie die Verteilung der Anwendungen aussehen müsste, damit sie bei einem Systemausfall weiterhin zur Verfügung stehen. Dafür sind alle Komponenten und Rollen der SharePoint-Suche auf beiden Servern bereitzustellen.

WFE1

WFE 2

APP1

APP2

SQL

Datenbankdienste

-

-

-

-

X

Zentraladministration

-

-

X

-

-

Forderungen an Windows-Token-Dienst

X

X

X

X

-

Verteilter Cache-Dienst

X

X

-

-

-

Verwalteter Metadatenwebdienst

-

-

X

X

-

Microsoft SharePoint FoundationAbonnement- einstellungsdienst

X

X

-

-

-

Microsoft SharePoint Foundation Webanwendungen

X

X

-

-

-

Suchhost Controller-Dienst

-

-

X

X

-

Suchabfrage- und Websiteeinstellungsdienst

X

X

-

-

-

SharePoint Server-Suche

-

-

X

X

-

Nutzerprofil-Dienst

-

-

X

X

-

Nutzerprofil-Synchronisierungsdienst

-

-

X

-

-

Tabelle 2: Verteilung der Services (Quelle Comparex).

Darüber hinaus muss die Verteilung der Dienstanwendungen ebenfalls geplant werden. Sie könnte sich wie folgt gestalten - nur verwendete Dienste:

WFE 1

WFE 2

APP 1

APP 2

SQL

Managed Metadata Service

-

-

X

X

-

Suche

-

-

X

X

-

State Service

X

X

X

X

-

Usage and Health Data Collection

X

X

X

X

-

Nutzerprofile

-

-

X

X

-

Tabelle 3: Verteilung der Dienstanwendungen (Quelle Comparex).

Wie bereits erwähnt, kommt bei der Suche hinzu, dass sämtliche Komponenten und Rollen dieser speziellen Dienstanwendung auf beiden Servern bereitzustellen sind.

Grundlage für Redundanz und Hochverfügbarkeit der SQL-Datenbank auf Basis von SQL Server 2012 sind die Hochverfügbarkeitsgruppen. Hierzu benötigt das Unternehmen mindestens zwei Windows-Server in einem Windows-Server-Failover-Cluster. Bei Hochverfügbarkeitsgruppen spricht man dann von primären und sekundären Replikas. Es lassen sich bis zu fünf Knoten implementieren: eine primäre Replika und bis zu vier sekundäre.

Diese Strategie hat einige Vorteile:

Generell werden die Daten auf Basis von SQL-Transaktionen zwischen den Replikas synchronisiert. Dies kann über synchrone oder asynchrone Commits erfolgen. Beim synchronen Commit werden alle Transaktionen auf allen Replikas synchron durchgeführt. Das heißt, wenn ein Nutzer eine Änderung vornimmt, wird diese in einer Transaktion aufgereiht. Um eine Transaktion konsistent in die Datenbank zu schreiben, braucht es ein Commit, quasi eine Bestätigung, um die Transaktion erfolgreich auszuführen.

Bei synchronen Commits wartet die primäre Replika, also der Server, auf dem der Nutzer arbeitet, bis die Transaktionen auf allen sekundären Replikas erfolgreich ausgeführt wurden. Änderungen erfolgen daher langsamer. Der Vorteil ist, dass alle Replikas synchron sind und im Fehlerfall kaum Daten verloren gehen. Diese Option bietet sich für Datenbanken mit geringen Änderungsfrequenzen an.

Beim asynchronen Commit übernimmt die primäre Replika die Änderung direkt, unabhängig davon, ob die sekundären Replikas das bereits getan haben. Aus Sicht des Nutzers werden Änderungen umgehend vorgenommen. Bei Ausfall einer Replika können jedoch Daten verloren gehen. Der asynchrone Commit eignet sich daher für Datenbanken mit häufigen Änderungen.

Flexible Hochverfügbarkeitsgruppen

SQL-Hochverfügbarkeit.
Foto: Comparex

Die Konfiguration von Commits ist komplex. Sie zielt letztlich darauf ab, dass ein DNS-Eintrag auf den Listener auf SQL-Server-Seite verweist. Der Listener ist ein virtueller Rechner, den SharePoint anspricht. Daher erfolgt die Implementierung transparent und erfordert keine weiteren Schritte in SharePoint. Bei Ausfall einer primären Replika springt automatisch die optimale sekundäre Replika ein. Ein typisches Beispielszenario in KMU wären zwei separate SQL-Server-Instanzen: eine für Konfiguration, Inhalte und Dienste von SharePoint, eine zweite für die Suche. Die Hochverfügbarkeitsgruppe könnte wie folgt aussehen:

Fazit

Virtualisierungslösungen eignen sich sehr gut, um hochverfügbare SharePoint-Farmen kostengünstig einzurichten. Wenn man bedenkt, dass ein Ausfall der Server auch KMU schnell einen fünfstelligen Betrag pro Stunde kosten kann, ist es umso wichtiger, sich zu rüsten und über Alternativen nachzudenken. In Anbetracht des möglichen Schadensausmaßes ist eine vergleichsweise kostspielige Hochverfügbarkeitslösung auch für KMU dann im Zweifelsfall vielleicht doch die bessere Wahl. (wh)