Management aktiv gestalten

Schritte in die Hybrid Cloud

12.09.2013 von Werner Kurzlechner
Viele Anwender sind gleichsam in die Hybrid Cloud gestolpert, ohne es richtig zu bemerken. Damit sind Management-Aufgaben entstanden, die nun aktiv übernommen werden sollten. Das mahnen Analysten an.
Foto: Lightspring, Shutterstock.com

Nordische Mythologie, Katholizismus, Bluthochdruck senken und Hunde erziehen – alles das kann man mittlerweile mit Büchern aus der Reihe „… für Dummies" lernen. Fast vergessen ist angesichts der ubiquitären Lebenshilfe zwischen Buchdeckeln, dass die verlegerische Erfolgsgeschichte einst mit „DOS for Dummies" in den USA begann. Vor vielen Jahren war das: in der gefühlten IT-Steinzeit ohne Fenster, als ohne DOS nichts ging. Konsequenterweise gibt es inzwischen auch ein Buch mit dem Titel „Hybrid Cloud for Dummies". Es weist den unausweichlich erscheinenden Weg in die hybride Cloud. Ratschläge dafür sind gewiss von Nöten, weil viele Anwender in den Mischmasch aus Private Cloud und Public Cloud eher stolpern denn planvoll marschieren.

In der Welt für Dummies gibt es demgegenüber einen Plan, wie sich in fünf gut abgemessenen Schritten in die Hybrid Cloud wandern lässt. Erstens sollte man die aktuelle IT-Strategie konsequent durchdenken, raten die Autoren. Zweitens sei es geboten, sich die Zukunft in drei bis fünf Jahren auszumalen, wenn die eigene IT-Welt vermutlich zum Teil aus eigener Infrastruktur, zum Teil aus Services aus der privaten und der öffentlichen Wolke besteht. Drittens solle man evaluieren, was genau es alles an Angeboten in der Cloud gibt, viertens einen strategischen Plan für die Hybrid Cloud entwerfen. „Gehen Sie dabei immer vom Wissen und der Expertise aus, die in ihrem Unternehmen bereits vorhanden sind", so Judith Hurwitz, Marcia Kaufman, Fern Halper und Dan Kirsch. „Eine gute Idee ist es auch, die wichtigsten strategischen Partner in den Prozess einzubinden." Zu berücksichtigen seien die Problemfelder Sicherheit, Datenschutz und Governance, ehe Schritt Nummer Fünf an der Reihe ist: die Planung der Implementierung.

Anleitung in fünf Schritten

Eine sicherlich brauchbare Anleitung insoweit für diejenigen, die planvoll ihre ersten Schritte in diese Richtung machen können. Die Fragen, die aktuelle Studien von Forrester Research beleuchten, adressieren eine problematischere Wirklichkeit. Demnach sind viele Anwender längst mittendrin in der Hybrid Cloud, ohne jemals gerade dahin bewusst aufgebrochen zu sein. Die Situation dieser Firmen: Man verfügt über eigene IT-Ressourcen, nutzt zudem Dienste in der Wolke und möglicherweise sogar Services, die von Hosting Providern erbracht werden.

Wie Forrester-Analyst James Staten in seinem Blog darlegt, stehen die Anwender vor der Herausforderung zu entscheiden, zu welchem Grad der Data Center-Betrieb auf diese drei Ebenen zu verteilen ist. Hosting kann im Rahmen, den Staten aufzeigt, durchaus als Zwischenschritt auf dem Weg in die Wolke interpretiert werden. Die Unterschiede werden beispielsweise manifest bei den Operationen: Anders als im eigenen Rechenzentrum gibt es beim Hosting etwas Automatisierung und Standardisierung, in der Cloud jede Menge. Dort sind die Workloads fixiert, eine Optimierung ist für Einzelfälle und Gruppen möglich. Bei Hosting herrscht demgegenüber eine hohe Variabilität vor, im eigenen Haus sogar ein Extremmaß. Das kann seine Vorzüge haben. Dennoch geht Staten davon aus, dass im Benchmark auf Sicht die Cloud unschlagbar ist. „Man kann von den Clouds lernen, aber nicht mit ihnen mithalten", so der Analyst.

Idealerweise bekommt man sämtliche Vorzüge der Cloud aus einer Hand geliefert, wie dies etwa bei Microsoft der Fall ist. Für den gezielten Aufbau einer effizienten Private Cloud-Infrastruktur stehen mit Windows Server 2012 und der Verwaltungsplattform Microsoft System Center 2012 die nötigen Werkzeuge zur Verfügung. Die Vorteile liegen in der Skalierbarkeit und Flexibilität sowie der Senkung von Kosten und Komplexität. Vor allen Dingen aber kann mit der Riese aus Redmond mit einem einzigartigen Trumpf aufwarten: dem Aufbau von Hybriden Infrastrukturen aus Private Cloud und Public Cloud unter Einbeziehung der bisherigen IT-Landschaft, die weithin von Microsoft-Produkten geprägt ist. In den vergangenen Monaten hat der Anbieter auch seine Public Cloud-Plattform Windows Azure beeindruckend nach vorne entwickelt. Die Experton Group adelt in ihren Cloud Vendor Benchmark Azure zu einem „Performer des Jahres". „Kaum eine Plattform hat sich in den letzten zwölf Monaten dermaßen erfolgreich weiterentwickelt", so die Studienautoren Carlo Velten und Steve Janata. „Anhand von Azure wird auch gut deutlich, wie IaaS und PaaS sukzessive zusammenwachsen." Experton geht davon aus, dass Microsoft mit seinem Partner-Ökosystem vermehrt Unternehmenskunden vom Cloud Computing überzeugen wird.

Umfassendes Cloud-Angebot

In der Microsoft-Welt sind also mittlerweile alle Services, die man für erfolgreiches Hybrid Cloud Computing benötigt, aus einer Hand verfügbar. In diesem speziellen Fall sogar noch mit dem Alleinstellungsmerkmal der besonders reibungslosen Verzahnung mit vorhandenen On-Premise-Lösungen. Diese Fortentwicklung auf der Angebotsseite sollte die Anwender aber nicht zum Irrglauben verführen, dass sich in der gemischten Wolke alle Probleme von selbst lösen. Dave Bartoletti, Analyst bei Forrester Research, arbeitet in einer Studie heraus, worin die entscheidende Management-Herausforderung bei der Hybrid Cloud besteht. Die aktuelle Lage sehe so aus: Die Hälfte der Firmen sei momentan dabei, eine eigene Private Cloud aufzubauen. Parallel tummelten sich ihre Entwickler in der Public Cloud, um mit Hilfe der dort vorhandenen Möglichkeiten elastische Apps zu bauen und Legacy-Funktionalitäten auszuweiten. Auch ohne den strategischen Plan, über den Dummies verfügen, ist man so flugs in der Hybrid Cloud angekommen. Aber dieser Mix muss laut Bartoletti gemanaged werden. Momentan geschehe das häufig, indem die Software Developer nolens volens die Management-Aufgaben für das cloud-basierte IT-Portfolio miterledigen. Auf Dauer führe aber kein Weg daran vorbei, dass Spezialisten für Infrastructure & Operations (I&O) das Problem in die Hand nähmen.

„In der Cloud-Ära besteht die neue Rolle darin, Leitplanken aufzubauen, die die Entwickler zu den besten Cloud Services führen", schreibt Bartoletti. Während die Developer ihrem Kerngeschäft nachgehen und testen, sollte man ihnen möglichst aus dem Weg bleiben, um hinterher den operativen Support für die Apps zu liefern. Die beim Management traditioneller Rechenzentren erlernten Skills müssten neu auf die Applikationsebene fokussiert werden. Zwei Ziele sollten I&O-Profis laut Bartoletti dabei immer im Blick haben: größtmögliche Produktivität für die Entwickler sowie ständige Optimierung von Laufzeit-Performance, Verfügbarkeit und Kosteneffizienz – unabhängig davon, wo die Cloud-Apps bereitgestellt werden. Performance, Verfügbarkeit und Kosteneffizienz hat Microsoft jüngst im Rahmen der allgemeinen verfügbaren Windows Azure Infrastructure Service noch einmal deutlich verbessert – ebenso wie die Navigation für Entwickler durch Templates. Der „Performer des Jahres" hat seit dem Ritterschlag durch die Experton Group längst weiter an der Optimierung seines Angebots gearbeitet. Dem Aufbruch in die Hybrid Cloud steht so gesehen wirklich nichts mehr im Weg.