IT-Freiberufler

Schnell-Check Existenzgründung: 15 Tipps für IT-Freiberufler

27.02.2008 von Peter Brenner
Für IT-Experten, die sich selbständig machen wollen, haben wir die wichtigsten 15 Punkte zusammengestellt, die bei der Existenzgründung helfen.

Sind Sie IT-Experte und spielen mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen? Dann lohnt es sich, im Vorfeld einige Fragen zur Existenzgründung zu klären. Im folgenden Schnell-Check haben wir 15 Punkte zusammengefasst, die IT-Experten Orientierung im Gründerdschungel geben können.

1. Bin ich fachlich geeignet?

Zu Beginn ist es sinnvoll, das Marktumfeld, die Zielgruppe und die Qualität der Dienstleistung, die man anbieten will, zu bewerten. Die fachliche Eignung ergibt sich aus der beruflichen Ausbildung und Erfahrung, den fachlichen Kenntnissen und Fähigkeiten. Schon der gewissenhafte Eintrag in Internet-Portale kann die Qualität der eigenen Skills eindrucksvoll vor Augen führen.

2. Wie schätze ich mich selbst ein?

Ein ausgezeichneter IT-Spezialist zu sein reicht für den geschäftlichen Erfolg in der Selbstständigkeit noch nicht aus. Wichtig ist auch, sich klar zu werden über:

Wer hier selbstkritisch ist und eventuell große Defizite erkennt, sollte sich beizeiten überlegen, wie er sie beheben kann.

Peter Brenner

Foto: Peter Brenner

Peter Brenner ist seit 1978 Informatiker, als Existenzgründungsberater/Coach sowie Sachverständiger im Bereich der Informatik tätig. Er ist zudem Vorstandsmitglied im Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI). Bei Rückfragen zu den in diesem Artikel genannten Themen können Interessierte ihn gerne per E-Mail oder per Handy unter der Nummer 0172-5470892 kontaktieren. Weitere Informationen erhalten Sie hier: www.svkanzlei.de.

3. Wie ausgeprägt sind meine Soft Skills?

Häufig unterschätzte Erfolgsfaktoren sind die Soft Skills. Angehende Freelancer sollten sich unter anderem fragen,

Bei Schwachstellen helfen geeignete Trainingsprogramme weiter.

4. Benötige ich einen Business-Plan?

Natürlich ist ein komprimierter Business-Plan erforderlich. Der muss zwar nicht so detailliert und umfassend sein wie bei einem mittelständischen Unternehmen, aber folgende Eckdaten sollten enthalten sein:

5. Wie muss ich Marketing betreiben und akquirieren?

Wer sich von Beginn an vor Projektaufträgen nicht retten kann, wird sich um Marketing und Akquise wenig Gedanken machen. Allerdings ist dies bei Existenzgründern seltener der Fall - und auch bei erfahrenen IT-Freiberuflern können plötzlich die Projektangebote aus bleiben. Es lohnt sich also, die möglichen Marketing-Aktivitäten genauer zu überprüfen:

In puncto Akquise noch ein Tipp: Versuchen Sie möglichst zu Beginn Ihrer Freiberuflichkeit ein erstes Projekt mit einer Dauer von mehr als sechs Monaten zu akquirieren, um nicht sofort nach Beginn eines (kürzeren) Projekts Nachfolgeprojekte akquirieren zu müssen. Es dürfte Ihnen kaum Zeit dazu bleiben.

6. Wie gehe ich mit dem Finanzamt um?

Der offizielle Start der freiberuflichen Tätigkeit erfolgt mit der entsprechenden Anmeldung beim zuständigen Finanzamt. Vorher sollte man aber

Der Status der Gewerblichkeit führt zu erheblichen Nachteilen: IHK-Pflichtmitgliedschaft, Bilanzierungspflicht und doppelte Buchführung, höhere Steuerberatungskosten und Beiträge zur Berufsgenossenschaft.

7. Bin ich rentenversicherungspflichtig?

Die Rentenversicherungspflicht ist zu klären. Bei einer Freistellung für maximal drei Jahre besteht das hohe Risiko, dass die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRB) nach Ablauf dieses Zeitraums die Kriterien prüft. Besser ist die Verhinderung der Rentenversicherungspflicht durch Erfüllung eines der relevanten Kriterien (Angestellter vorhanden oder mehr als ein Auftrag). Durch die Beauftragung eines Büroservice und die damit verbundene Zuordnung eines Angestellten werden zwei Probleme gelöst: die Rentenversicherungspflicht und die Entlastung von den oft leidigen Büroarbeiten. Die Rentenversicherungspflicht sollte unbedingt verhindert werden, denn jede andere Altersvorsorge bietet eine höhere Rendite.

8. Habe ich Anspruch auf eine staatlich geförderte Existenzgründungsberatung?

Ein Argument für eine Existenzgründungsberatung vorneweg: Sie wird bis zu drei Jahre nach einer Existenzgründung staatlich gefördert.

Inhaltlich spricht dafür: Der durch die Gesetzgebung und die beteiligten Behörden geschaffene Dschungel aus Vorschriften, Regularien sowie unscharfen Festlegungen birgt für den freiberuflichen IT-Experten erhebliche Risiken. Eigentlich kann er nur Fehler begehen - auch vor einem sehr schädlichen Halbwissen sei gewarnt. Hier hilft ein Existenzgründungsberater, der als Coach fungiert sowie Schwachstellen analysiert und beseitigt.

Nach einer gemeinsamen Sitzung erstellt der Coach einen für die staatliche Förderung erforderlichen Existenzberatungsbericht. Die Förderung wird mit einem aus zwei Seiten bestehenden Formular beantragt und erfolgt innerhalb von vier bis sechs Wochen durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Insgesamt eine sehr einfache und problemlose Abwicklung, die natürlich vom beauftragten Coach bis zum erfolgreichen Abschluss begleitet wird. Die restlichen Kosten sind als Betriebsausgabe absetzbar, so dass für den Existenzgründer ein Eigenanteil von etwa 25 Prozent übrig bleibt.

Innerhalb des Existenzberatungsberichtes wird untersucht, ob der angehende Selbstständige die Kriterien für eine Anerkennung als Freiberufler erfüllt. Außerdem ist es sinnvoll zu prüfen, ob die Kriterien für die Rentenversicherungspflicht oder sogar für eine Scheinselbstständigkeit vorliegen. Gehen beide Prüfungen positiv für den Jungunternehmer aus, kann er ein solches Testat im Streitfall dem Finanzamt oder auch der BfA vorlegen. Wenn der Coach als Gutachter anerkannt ist, bewirkt eine solche Vorlage sowohl die Anerkennung des Freiberuflerstatus als auch die Verhinderung der mit der Scheinselbstständigkeit zusammenhängenden Pflichten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist anschließend der Zukunftsschutz zur Sicherung der erzielten Anerkennungen. Hier ist der Coach gefordert, die erforderlichen Strategien festzulegen und umzusetzen. Dies gilt auch für die anderen in diesem Schnell-Check genannten Punkte.

9. Welcher Steuerberater ist der richtige?

Wenn man nicht selbst Steuerexperte ist, sollte man einen Steuerberater für das steuerliche Tagesgeschäft (wie Buchführung, Umsatzsteuer-Voranmeldung, Jahresabschluss, notwendige steuerliche Klärungen) haben. Es ist empfehlenswert, einen Steuerberater zu suchen, der darüber hinaus die speziellen Anforderungen eines IT-Freiberuflers kennt und beratend tätig sein kann. In jedem Fall sollte er den Jungunternehmer bei den ständig einzuhaltenden Steuerterminen entlasten. Daher ist in diesem Zusammenhang eine Empfangsvollmacht für den Steuerberater sinnvoll.

10. Um welche steuerlichen Themen muss ich mich kümmern?

Hinsichtlich der Steuer sollten Sie folgende Punkte klären:

All das sollte man für die ersten drei Geschäftsjahre planen. (Siehe auch: "Wie Freiberufler Schwierigkeiten mit Behörden vermeiden.")

11. Wie steht es mit meiner Altersvorsorge?

IT-Freiberufler sollten beizeiten ihr Konzept für die Altersvorsorge definieren - und unter anderem dabei überprüfen, ob die steuerlich möglichen Vorsorgeaufwendungen bereits ausgeschöpft sind, welche Alternativen es zu den klassischen Lebensversicherungen gibt und wo die risikoarmen und risikoreichen Alternativkonzepte sind.

12. Welche Versicherungen brauche ich?

Folgende Versicherungen sind für den IT-Freiberufler, der ungern "ohne Netz" leben will, notwendig: Krankenversicherung, Berufsunfähigkeit, Haftpflicht, Vertragshaftpflicht, Firmenrechtsschutz. Im Einzelfall ist anhand von Risikoklassen die Notwendigkeit dieser und weiterer Versicherungen zu prüfen.

13. Was muss ich bei Projekten beachten?

Hinsichtlich der Vertragsgestaltung von Projekten sollten Sie folgende Punkte beachten:

Wichtig sind die Haftungsfragen hinsichtlich des Vertragspartners, der Vertragsklauseln und des Werkes beziehungsweise der Dienstleistung.

14. Wie bleibt mein Fachwissen aktuell?

Heute noch fachlich an der Spitze, morgen bereits im Hintertreffen - es geht schneller, als man denkt. Deshalb sollten IT-Freiberufler sich kostengünstige, aber gut und systematisch fortbilden. Wie wäre es mit Wochenendseminaren oder Lernprogrammen aus dem Internet?

15. Soll ich Netzwerken beitreten?

Dies ist eine viel diskutierte Frage, die letztendlich auch vom Typ des IT-Freiberuflers abhängt. Stellen Sie alle Angebote (wie etwa BVSI, Gulp Membership, GI etc.) unter einem Gesichtspunkt auf den Prüfstand: Welche Ziele erreiche ich mit diesen Partnern? (ka)