Weniger Profit

SAP setzt alles auf die Cloud-Karte

25.01.2016 von Martin Bayer
In zwei Jahren will SAP mit seinen Cloud-Lösungen bereits mehr Umsatz machen als im klassischen Lizenz-Business. Allerdings geht der Umbau des Geschäftsmodells zu Lasten des Gewinns. Trotzdem glaubt sich die SAP-Führung auf dem richtigen Kurs für die Zukunft.

"Wir sind sehr zufrieden", kommentierte SAP-Vorstand Bernd Leukert die Bilanz für das Abschlussquartal 2015 und das gesamte Fiskaljahr. Man habe in alle Bereichen seine Ziele am oberen Rand der Prognosen getroffen beziehungsweise sogar übertroffen. Der größte deutsche Softwareanbieter verbuchte im vierten Quartal des zurückliegenden Jahres einen Umsatz von knapp 6,35 Milliarden Euro, etwa 16 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (fast 5,46 Milliarden Euro). Die Umbaumaßnahmen schlugen allerdings auf den Profit durch. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,28 Milliarden Euro, mit minus zwei Prozent etwas weniger als noch vor einem Jahr (1,31 Milliarden Euro). Im Gesamtjahr 2015 beliefen sich die Einnahmen auf knapp 20,8 Milliarden Euro, ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings verzeichnete SAP auch in der Jahresbilanz einen Gewinnrückgang, um sieben Prozent von 3,28 auf 3,06 Milliarden Euro.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Zufrieden zeigten sich die SAP-Verantwortlichen vor allem mit dem Abschneiden im Cloud-Geschäft. Hier verbuchten die badischen Softwerker im Gesamtjahr 2015 ein Plus von 110 Prozent auf ein Geschäftsvolumen von knapp 2,29 Milliarden Euro. Im Schlussquartal wuchs dieser Posten um 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 632 Millionen Euro. Diese Zahlen lassen SAP hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. In den beiden kommenden Jahren soll das Business mit Lösungen aus der Cloud jeweils um etwa ein Drittel wachsen - 2016 auf 2,95 bis 3,05 Milliarden Euro, im Jahr darauf auf etwa 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro und 2018 könnte die Cloud-Sparte schon mehr zum Gesamtumsatz beitragen als das klassische Lizenzgeschäft, verlautete aus Walldorf. Auch für sein Gesamtgeschäft geht SAP nun von besseren Zahlen aus. Für 2017 rechnet der Konzern mit Einnahmen zwischen 23 und 23,5 Milliarden Euro. Bislang war der Konzern von 21 bis 22 Milliarden Euro ausgegangen.

Auch das Lizenzgeschäft soll weiter wachsen

Dazu beitragen soll allerdings nicht nur das Cloud-Geschäft, beteuerte SAP-Vorstand Leukert. Der Konzern habe keine Ambitionen, sich als reiner Cloud-Anbieter zu positionieren. Auch mit Lizenzen für klassische On-Premise-Software wolle SAP in den kommenden Jahren weiter wachsen. Um die hochgesteckten Ziele im Cloud-Business zu erreichen, feilt der Konzern weiter an seinem Portfolio. Leukert zufolge gehe es dabei beispielsweise darum, Überlappungen auszuräumen und das Cloud-Angebot damit zu bereinigen sowie für die Kunden übersichtlicher zu machen. SAP hat in den vergangenen Jahren eine Reihe verschiedener Cloud-Anbieter zugekauft wie beispielswiese SuccessFactors, Ariba, Fieldglass und Concur. Das hat offensichtlich dazu geführt, dass einzelne Funktionsmodule mehrfach in der SAP-Cloud auftauchen. Die Entscheidung, welche Teile abgeschaltet würden, richte sich nach Qualität und Nutzung des jeweiligen Moduls. Den betroffenen Nutzern werde SAP einen möglichst reibungslosen Übergang zu den weitergepflegten Alternativen aufzeigen, versprach Leukert.

Grundsätzlich sieht es der SAP-Manager als eine der wichtigsten Aufgaben des Softwarekonzerns an, den Anwenderunternehmen einen Migrationspfad von deren On-Premise-Infrastrukturen in eine Public Cloud aufzuzeigen. Dabei gehe es nicht nur um eine technische Migration von zum Teil tiefgreifend angepassten Systemen über Managed Service-Angebote hin zu einer möglichst standardisierten Cloud-Lösung. Gerade im Zuge der Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen reichten die anstehenden Veränderungen in den Unternehmen über die Technik hinaus wesentlich tiefer. Leukert verweist in diesem Zusammenhang auf eine Kooperation mit Accenture, die jüngst erweitert wurde. Im Fokus steht dabei die HANA-Plattform, die mittlerweile die Basis für das gesamte SAP-Softwareportfolio - auch in der Cloud - bildet. Künftig wollen beide Unternehmen gemeinsam branchenspezifische Anwendungen entwickeln. Der Bedarf im Markt ist Leukert zufolge groß - so groß, dass ihn SAP nicht mehr allein schultern könne.

Seine Partner will sich SAP jedoch genau auszusuchen. In Sachen Cloud-Auslieferung werde der Konzern auch in Zukunft vor allem auf seine eigenen Rechenzentren setzen, sagte Leukert. Es gebe zwar Gespräche mit anderen Cloud-Providern, doch müssten diese Partner nachweisen können, dass sie in der Lage sind, Kunden zuverlässig und sicher mit SAPs Cloud-Lösungen versorgen zu können. Mit IBM und HP gebe es bereits entsprechende Kooperationen, Gespräche liefen derzeit beispielsweise mit T-Systems und Microsoft. Von Interesse für die Anwender dürfte vor allem sein, ihren Cloud-Betrieb bei einem oder wenigen Anbietern zu bündeln, also einen Cloud-Provider zu haben, der beispielsweise neben dem Office-365-Paket von Microsoft auch SAPs Business-Software betreibt und anbietet. SAP selbst will solche Kombinationen nicht in sein Cloud-Programm übernehmen. Die SAP-Cloud werde SAP-zentrisch bleiben, stellte Leukert klar.

Kein Preiskampf mit AWS und Microsoft Azure

Klar stellte der SAP-Vorstand auch die Ausrichtung von SAPs Cloud-Strategie. Man wolle nicht im Infrastructure-as-a-Service-Geschäft (IaaS) gegen Amazon Web Service (AWS) oder Microsoft Azure antreten. Damit unterscheidet sich SAP deutlich vom Konkurrenten Oracle. Deren Gründer Lawrence Ellison hatte im Herbst vergangenen Jahres auf den Kundenkonferenz OpenWorld in San Francisco angekündigt, mit der eigenen Cloud-Infrastruktur auch gegen Wettbewerber wie AWS antreten zu wollen, die vor allem auch in Sachen Pricing aggressiv im Cloud-Markt um Kunden werben.

Cloud Computing im deutschen Mittelstand
Die Studienteilnehmer
222 Mittelständler nahmen an der Studie teil. Zwei Drittel davon planen mit allen Cloud-Modellen.
Teilnehmende Branchen
Der größte Anteil der Teilnehmer kommt aus dem produzierenden Gewerbe.
Rolle der Cloud
Die Zahl der "Cloud-Verweigerer" liegt heute bei nicht einmal mehr 15 Prozent.
Zukunft gehört Multi-Cloud-Umgebungen
Die Zukunft liegt in Hybrid- und Multi-Cloud-Ansätzen.
Gründe für Cloud-Initiativen
Die Kundenanforderungen lassen Mittelständlern keine Wahl: der Weg führt in die Cloud.
IT-Abteilung entscheidet
IT-Abteilungen haben in Sachen Cloud den Hut auf. Doch kleine Mittelständler haben oft keine, dort entscheidet der Chef selbst.
Cloud-Anteil am IT-Budget
Vier von fünf Mittelständlern investieren weniger als 30 Prozent ihres IT-Budgets in Cloud-Technologien.
Flexibilität ist Trumpf
Anwender möchten flexibler und agiler werden. der Kostenaspekt ist nicht ganz so wichtig.
Immer noch Sicherheitssorgen
Datensicherheit und Datenschutz bleiben die hemmenden Faktoren.
Sichtbare Fortschritte
Die meisten Betriebe sind entweder in der konkreten Planungs- oder bereits in der Implementierungsphase.
Das wandert in die Cloud
E-Mail und Collaboration sind die bevorzugten Cloud-Anwendungen.
Vorhandenes wird verlagert
Am häufigsten werden bestehende Workloads migriert.
Offenheit ist Auswahlkriterium
Ein Public-Cloud-Anbieter muss vor allem offen sein und Integrationsmöglichkeiten bieten.
Bevorzugte Anbieter
AWS, Microsoft und SAP genießen die höchste Aufmerksamkeit im Mittelstand.
Cloud-Management
Als Cloud-Management-Lösungen sind VMware-Lösungen besonders beliebt.
Verantwortung beim Provider
Wer in die Public Cloud geht, sieht die Verantwortung für Betrieb und Sicherheit schwerpunktmäßig beim Anbieter.
Wann Externe ins Spiel kommen
Integration, Betrieb und Architektur sind Themen, bei denen Mittelständler Hilfe suchen.
Wichtig: Skills und Projekterfahrung
Cloud-Integratoren sollten gute Leute und Projekterfahrung haben.
Keine Alleingänge
Anwender arbeiten mit Externen zusammen.

An diesem Preiskampfspiel will sich SAP offenbar nicht beteiligen und sich stattdessen vor allem mit den auf der eigenen Cloud-Plattform angebotenen Services profilieren. Als Beispiele dafür führt Leukert an dieser Stelle Themen wie Mobile as a Service beziehungsweise Integrations-Services auf der eigenen Cloud-Plattform an. Ein weiterer wichtiger Themenkomplex ist aus SAP-Sicht das Internet of Things (IoT). Dafür sucht der Softwarehersteller Kooperationen mit Industriekonzernen wie beispielsweise Siemens, GEA und Kaeser. Leukert betonte indes, dass sich SAP dabei ganz auf die Rolle des Technologie-Lieferanten beschränken wolle und keine Ambitionen habe, seinen Partnern Konkurrenz zu machen. Dass es in diesem Umfeld durchaus ein gewisses Konfliktpotenzial gebe, belege das Beispiel Google, erläuterte der SAP-Vorstand. Die Internet-Konzern verfolge beispielsweise Ambitionen, mit Automobilherstellern zu kooperieren, um seine Android-Plattform als Basis für das vernetzte Auto zu platzieren. Gleichzeitig entwickle Google selbst an einem autonom fahrenden Automobil und mache damit im Grunde potenziellen Partnern aus der Automobilbranche Konkurrenz.

Kein Wettbewerb mit Partnern

Derartige Wettbewerbssituationen will SAP mit seinem Technikfokus von vorneherein vermeiden, versicherte Leukert. "Wir wollen kein Wettbewerber unserer Partner sein." Die Gefahr, als Technologielieferant für die Plattform austauschbar zu sein, sieht der SAP-Vorstand durchaus, glaubt sich mit seiner Lösung allerdings in einer guten Position im Markt. Leukert betonte die Offenheit der eigenen Plattform. Damit ließen sich in der SAP-Cloud auch Lösungen für neue Geschäftsmodelle umsetzen. Als Beispiel nannte der SAP-Manager die Fintechs, die sich derzeit anschicken, den großen Finanzkonzernen Teile deren Geschäfts abspenstig zu machen. Auch für das Internet-Business dieser Startups eigne sich SAPs Cloud-Plattform, so Leukert. Gefahr, seine angestammte Klientel aus dem Banken und Versicherungssektor zu verprellen, sieht der SAP-Vorstand nicht. Den Fintech-Trend werde auch eine Deutsche Bank nicht aufhalten. SAP geht es hier ums Geschäft.

10 Erkenntnisse aus der Fintech-Szene
Zehn Erkenntnisse aus der Fintech-Szene
Die mannigfaltigen Spielarten der Fintech-Szene sowie deren Geschäftspotenzial und "Sprengkraft" im Markt hat die Unternehmensberatung Pass IT-Consulting aus Aschaffenburg in einer Studie untersucht.
1. Fintechs entwickeln sowohl Lösungen, ...
... die Bankenleistungen ersetzen können, als auch solche, die den Service oder die Wertschöpfungskette der Banken anreichern.
2. Sie visieren oft Kernbereiche der Banken an, ...
... zum Beispiel den Zahlungsverkehr oder das Kreditgeschäft, bisweilen aber auch Rand- und nicht wertschöpfende Bereiche.
3. Die meisten Fintechs im B2B-Bereich richten ...
... sich auf Kooperationen mit Banken oder großen Internet-Konzernen aus.
4. Das heißt im Umkehrschluss:
Als direkte Angreifer der etablierten Banken positionieren sich nur wenige.
5. Der Markt ist sehr dynamisch:
Aus Angreifern könnten kurz- oder mittelfristig auch Zulieferer, also Kooperationspartner der Banken, werden.
6. Die Banken selbst messen den Fintechs ...
... innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre eine steigende Bedeutung bei.
7. Dabei sehen die Bankenvertreter sowohl Chancen ...
... als auch Risiken im Zusammenhang mit den Fintechs.
8. Viele von ihnen fürchten ...
... allerdings ganz konkret eine Beeinträchtigung ihres Kerngeschäfts durch die Aktivitäten der Fintechs.
9. Die "Zulieferer" unter den Fintechs ...
... haben viel Marktpotenzial. Ihre Kompetenz reicht von Customer-Service-Automatisierung über Videolegitimierung und Customer Journey bis zu Big Data Rating.
10. Das "Eruptionspotenzial" hingegen ist nur bei wenigen Fintechs wirklich hoch.
Wie die Studie ausweist, sind vor allem zwei Bereiche herausragend: Mobile Payment - sofern es mit Mehrwerten wie neuen Kassensystemen verbunden ist - sowie der Kreditmarkt für kleinere und mittlere Unternehmen.

Neben den Arbeiten rund um die Cloud-Plattform, gebe es Leukert zufolge auch im angestammten ERP-Geschäft durchaus immer wieder neuen Bedarf für Weiterentwicklungen. Demnach müssten viele SAP-Kunden ihre Systeme an neue Geschäftsmodelle anpassen. Beispielsweise seien in immer mehr Industrien Micropayment-Services gefragt. Leukert füht als Beispiel das Auto an, das sich mehr und mehr zu einer digitalen Plattform entwickle. In diesem Zusammenhang müssten die Hersteller unter anderem in der Lage sein, Services für das Tanken oder Parkplatzgebühren direkt über das Fahrzeug abzurechnen. Diese Transaktionen müssten dann aber auch in die klassische Finanzbuchhaltung einfließen. In diesem Umfeld stiegen derzeit die Anforderungen der Kunden, berichtete Leukert und versicherte zugleich: "Auch in Sachen ERP wird es nicht langweilig."

Mitarbeiter-Zufriedenheit steigt bei SAP

Insgesamt sehen sich die SAP-Verantworlichen mit ihrer Strategie auf dem richtigen Weg. Dabei scheint sich auch die Aufregung rund um den internen Umbau des Softwareriesen zu beruhigen. Im Zuge des Umbaus hatte SAP weltweit Stellen gestrichen, die nicht mehr so recht zur neuen Austrichtung passen wollten. Ursprünglich sollten rund 2000 Beschäftigte auf eine neue Position wechseln oder ab einem bestimmten Alter mit einer Abfindung zum Gehen bewegt werden. Tatsächlich nahmen aber etwa 3000 Mitarbeiter das Angebot an. Etwa zwei Drittel davon hätten das Unternehmen inzwischen verlassen, sagte Finanzchef Luka Mucic.

Ende 2015 beschäftigte SAP mit 76.986 trotz Ab- und Umbau gut 2500 Mitarbeiter mehr als im Vorjahr. Grundsätzlich waren die SAP-Angestellten trotz der Personalmaßnahmen zufriedener als noch ein Jahr zuvor. Der sogenannte Engagement-Index, mit dessen Hilfe SAP jährlich die Stimmung in der Belegschaft misst, verbesserte sich 2015 um zwei Prozentpunkte auf 81 Prozent. "Der Engagement-Index zeigt den mit Abstand höchsten Wert seit 2010", sagte Personalchef Stefan Ries. Dass die Stimmung gestiegen ist, führte er vor allem auf die bessere Kommunikation zurück. Für den Engagement-Index wurden 56.557 Mitarbeiter vom 14. Oktober bis 4. November 2015 befragt.