Übernahme von PLAT.ONE und Fedem

SAP pumpt Milliarden in sein IoT-Geschäft

28.09.2016 von Martin Bayer
SAP will zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner IoT-Plattform stecken. Auf Basis von HANA sollen Kunden vorkonfigurierte Pakete für ihren Weg in das neue Industriezeitalter erhalten. Dabei helfen sollen auch Übernahmen, wie die von PLAT.ONE und Fedem Technology.

SAP will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Euro in die Entwicklung seines Portfolios für das Internet of Things (IoT) stecken. Ziel ist, den eigenen Kunden dabei unter die Arme zu greifen, Daten aus verschiedensten Geräten und Sensoren zu sammeln, diese auszuwerten und mit Hilfe der aus den Analysen gewonnenen Informationen das eigene Geschäft voranzubringen. Dafür wollen die Softwerker aus dem Badischen ihre IoT-Anstrengungen unter dem Namen "SAP IoT" bündeln. Dies umfasst neben der Produktentwicklung auch die dazugehörigen Marketing- und Vertriebsaktivitäten sowie Einheiten für Support, Co-Innovation sowie den Aufbau eines Ökosystems mit Partnern und Startups.

Im Internet der Dinge lockt ein Milliarden-Geschäft

"Mit Milliarden von vernetzten Devices haben wir die Möglichkeit, Gesellschaft und Wirtschaft neu zu gestalten", konstatierte SAP-CEO Bill McDermott. Im gleichen Atemzug verweist der US-amerikanische SAP-Chef auf die eigene Expertise sowie die SAP HANA-Plattform als grundlegende Datendrehscheibe für das Internet der Dinge. Der Softwarekonzern wittert in diesem Umfeld offenbar gute Geschäfte. Das globale Marktvolumen rund um IoT taxieren die Walldorfer bis zum Jahr 2020 auf etwa 250 Milliarden Euro.

Mit Hilfe von SAP IoT sollen Anwenderunternehmen in die Lage versetzt werden, große Datenmengen, die in verschiedenen Lokationen, Geschäftsabteilungen und Teams tagtäglich entstehen, zu erfassen und mit den Business-Kernanwendungen wie S/4HANA zu verknüpfen. Die Plattform beinhaltet SAP-Angaben zufolge Lösungen, die Mitarbeiter, Kunden, Partner, Dinge und die gesamte physische Umgebung eines Unternehmens miteinander verbindet. Die so in Echtzeit gewonnenen Einblicke könnten direkt in die Geschäftsprozesse einfließen. Die Verantwortlichen seien damit in der Lage, neue Geschäftschancen schneller zu erkennen, die eigenen Prozesse auf mehr Effizienz zu trimmen und das Business-Modell, Abläufe, Produkte und Services laufend an das sich ständig verändernde Umfeld anzupassen.

Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, kündigte an, dass sich der Konzern im IoT-Umfeld gezielt nach weiteren Akquisitionen umschauen werde, um die eigene Plattform funktional und technisch zu verstärken.
Foto: SAP

SAP schnürt vorkonfigurierte IoT-Pakete

SAP hat darüber hinaus spezifische Industrie-4.0-Pakete vorgestellt. Das "Jumpstart Package" enthält grundlegende Funktionen, um verschiedene Informationsquellen im eigenen Unternehmen zu verknüpfen und die Effizienz der Prozesse im Blick zu behalten. Das "Accelerator Package" bringt darüber hinaus zusätzliche Werkzeuge mit, um Produktionsabläufe besser planen und überwachen zu können, sowie Analyse- und Wartungsfunktionen für Produktionsanlagen. Beide Pakete sind SAP-Angaben zufolge ab sofort verfügbar.

Im kommenden Jahr soll das "Advanced Package" als Industrie-4.0-Lösung folgen. Dieses beinhaltet weitergehende Funktionen, um Produktionsprozesse besser steuern zu können. Außerdem sollen Werkzeuge für Machine Learning, Predictive Analytics und Qualitätssicherung enthalten sein. Über diese drei Packages hinaus plant der Softwarehersteller weitere IoT-Pakete beispielsweise für Behörden sowie die Energie- und Landwirtschaft.

Zukäufe sollen IoT-Initiativen beschleunigen

Um die Entwicklung des eigenen IoT-Portfolios zu beschleunigen, setzt SAP auch auf Übernahmen. So schluckt der deutsche Softwarekonzern PLAT.ONE. Der in Norditalien gegründete Softwareanbieter offeriert eine Plattform, auf der Anwender auch komplexe IoT-Lösungen entwickeln und betreiben könnten. Dazu zählen beispielsweise Funktionen, um verschiedenste Geräte miteinander zu verbinden, den Lebenszyklus der Devices zu steuern und zu überwachen sowie für die Sicherheit von IoT-Netzen und die Entwicklung entsprechender Anwendungen. Wie viel Geld die Walldorfer für den IoT-Spezialisten auf den Tisch gelegt haben, wurde nicht bekannt gegeben.

Außerdem hat SAP kürzlich den norwegischen Anbieter Fedem Technology übernommen. Die Norweger sind darauf spezialisiert, Sensordaten aus Industrieanlagen zu sammeln und auszuwerten, um auf diese Basis beispielsweise digitale Avatare zu bauen. Anwender könnten damit einen effizienteren Betrieb ihrer Anlagen gewährleisten und die dazugehörige Wartung zum Beispiel mit Hilfe von Predictive Maintenance besser planen und abwickeln. Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, berichtet von einem Hersteller von Windkraftanlagen, die sich als digitaler Avatar virtuell warten lassen.

Die Lösungen von PLAT.ONE und Fedem Technology sollen in SAPs IoT-Portfolio integriert werden, kündigte SAP-Managerin Rückert an. Die Managerin stellte darüber hinaus weitere gezielte Akquisitionen in Aussicht, um das eigene IoT-Portfolio auszubauen.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Darüber hinaus will SAP weltweit IoT-Labs aufbauen, in denen der Austausch zwischen SAP, Kunden und Partnern zu Themen wie IoT und Industrie 4.0 forciert werden soll. Hier sollen beispielsweise Konzepte erläutert und Modell-Lösungen gezeigt werden. Für einen besseren Wissenstransfer will SAP zudem in mehr Beratungs-Knowhow investieren. Geplant sind diese Labs aktuell in Berlin, Johannesburg (Südafrika), München, Palo Alto in Kalifornien, dem brasilianischen Sao Leopoldo und Shanghai in China. In den verschiedenen Zentren soll spezifisch auf die Charakteristika und die unterschiedlichen IoT-Anforderungen der jeweiligen Märkte eingegangen werden.

Mit Partnerschaften zu besseren IoT-Geschäften

Derzeit ist der Kampf um die IoT-Claims in vollem Gange. Viele Anbieter unterschiedlicher Couleur versuchen aktuell, sich eine möglichst gute Ausgangsposition zu verschaffen. Dazu zählen neben IT-Schwergewichten wie Cisco, IBM, Microsoft, Oracle und SAP auch die Granden im Internet-Business wie Amazon Web Services (AWS) und Google sowie Branchengiganten aus der Industrie wie beispielsweise Bosch, General Electric (GE) und Siemens. Keiner der Anbieter verfügt über das gesamte IT- sowie Prozess-Knowhow, das notwendig ist, um sämtliche IoT-Anforderungen der Kunden allein abdecken zu können. Daher sind Partnerschaften in diesem Umfeld gefragt und gesucht.

Erst kürzlich haben SAP und Bosch angekündigt, bei der vernetzten Produktion und intelligenten Maschinen künftig enger zusammenarbeiten zu wollen. Das gemeinsame Vorgehen soll unter anderem Fertigungs- und Logistikprozesse beschleunigen und die Sicherheit sowie Qualität von Produkten und Services für Kunden erhöhen. "Um die großen Potenziale der vernetzten Industrie noch besser auszuschöpfen, müssen internationale Unternehmen stärker als bisher und mit offenen Standards kooperieren", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. "Neue Lösungen mit hohem Kundennutzen entstehen nur, wenn Unternehmen sich auf ihre Stärken und Kernkompetenzen konzentrieren und gleichzeitig ihre jeweiligen Kräfte bündeln", ergänzte Bernd Leukert, Mitglied des Vorstands der SAP, verantwortlich für Produkte und Innovation.

Veredelung der IoT-Plattform

Bei der nun angekündigten Partnerschaft wollen SAP und Bosch zentrale Datenspeicher (Cloud) und Softwarelösungen teilen. So sollen Bosch IoT Microservices auf der SAP HANA Cloud Plattform zur Verfügung gestellt werden, um unterschiedliche Geräte und Komponenten verknüpfen zu können. Für SAP-Managerin Rückert sind solche Partnerschaften essenziell für die eigene IoT-Strategie. Dabei gehe es beispielsweise um die "industriespezifische Veredelung" der eigenen IoT-Plattform. An dieser Stelle arbeitet der Softwarekonzern unter anderem auch mit Accenture zusammen.

IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player.
Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten.
Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit.
Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert.
Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird.
IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können.
Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann.
Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit.
SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing".
Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren.
PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.

Diese Kooperationen sind allerdings nicht exklusiv. Jeder versucht sich möglichst viele Optionen offen zu halten, zumal längst nicht absehbar ist, welche Lösungen beziehungsweise Plattformen das Rennen machen. So arbeitet SAP in Sachen IoT auch eng mit Siemens zusammen. Und Bosch hat gerade erst eine Kooperation mit dem Siemens-Erzrivalen GE angekündigt. Demnach sollen Teile von GEs "Predix"-System mit der Bosch IoT Suite integriert werden. GE wiederum hat Mitte Juli dieses Jahres verkündet, dass Predix in Zukunft auch auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure laufen soll.