SaaS ergänzt ERP-Software

SAP entwickelt On-Demand-Services für die Business Suite

10.06.2009 von Frank Niemann
Der Softwarekonzern entwickelt unter der Leitung des Ex-Oracle-Managers John Wookey On-Demand-Lösungen, die Bestandskunden von SAP ERP verwenden sollen. Netweaver spielt bei der Initative erstaunlicherweise keine Rolle.

Der Softwarekonzern will dem Treiben im Umfeld von Cloud Computing nicht mehr tatenlos zusehen: Unter der Leitung des Softwarearchitekten John Wookey, den SAP vergangenes Jahr von Oracle abgeworben hatte, entstehen neue On-Demand-Services, mit denen SAP-Kunden ihre Applikationen (Business Suite und SAP ERP) ergänzen können sollen. Diese Dienste laufen im Rechenzentrum eines Hosting-Partners, der noch nicht bekannt ist.

Zu den ersten Services zählen Funktionen für das E-Sourcing (Lieferantenauswahl), Customer-Relationship-Management und Expense-Management. Letzteres umfasst die Verwaltung und Überwachung von Ausgaben etwa für Reisen und beim Einkauf.

Web-Services-Schnittstellen zum ERP-System

SAP will diese Dienste vornehmlich bestehenden Softwarekunden anbieten. Sie zahlen für die Nutzung eine Mietgebühr. Über Web-Services-Schnittstellen sollen sie in der Lage sein, die Software-Services mit bestehenden Geschäftsapplikationen zu integrieren. Das soll nach den Worten von Wookey nahtlos möglich sein. Der SAP-Kunde merke nicht, dass er eine On-Demand-Software nutze.

Wookey, der den Posten des Executive Vice President Large Enterprise On-Demand bei SAP bekleidet, wurde angeheuert, um eine On-Demand-Strategie für die Großkunden zu entwickeln. Die Initiative häng somit nicht mit dem Miet-ERP-Produkt "Business ByDesign" zusammen.

Bei der Entwicklung bleibt Netweaver außen vor

Ex-Oracle-Manager John Wookey entwickelt SAPs On-Demand-Angebote für Großkunden.

Interessanterweise nutzt SAP für die Entwicklung dieser Services keine Netweaver-Technik. Vielmehr stützen sich Wookey und sein Team auf Java-Werkzeuge, die SAP im Jahr 2006 mit dem Kauf des amerikanischen E-Sourcing-Spezialisten Frictionless Commerce erworben hatte. "Netweaver ist für On-Premise-Umgebungen gedacht, für On-Demand-Services benötigen wir jedoch eine Entwicklungssoftware, mit der wir in kurzer Zeit neue Funktionen bauen können", begründet Wookey das Vorgehen.

Nicht die erste On-Demand-Initiative von SAP

Bisher kann SAP mit On-Demand-Angeboten keine nennenswerten Erfolge vorweisen. Ein 2006 vorgestelltes "CRM On-Demand" ist praktisch in Vergessenheit geraten. Es handelt sich dabei um eine Adaption der On-Premise-Lösung "SAP CRM", die auf dem Netweaver-Stack aufsetzt. Das genannte CRM-Mietangebot will Wookeys Team nun "weiterentwickeln", ohne Details zu nennen.

So manchen SAP-Kunden dürfte die On-Demand-Initiative zur Ergänzung der Business Suite verwundern, hatte der Konzern doch gerade das Konzept der Enhancement Packages eingeführt. Über diese von SAP ausgelieferten Pakete sollen Anwender neue Funktionen für die Suite erhalten, wobei die Einführung mit geringem Aufwand möglich sein soll. Die nun vorgestellten Services stehen Wookey zufolge jedoch nicht in Widerspruch mit der Enhancement-Package-Strategie: Während diese Pakete die On-Premise-Applikation betreffen, handelt es sich bei den On-Demand-Angeboten um Funktionsbausteine, die bisher in der Suite nicht vorhanden sind.

Auf der CeBIT im März dieses Jahres hatte SAP-Chef Leo Apothéker die Grundzüge der nun von Wookey postulierten Servicestrategie skizziert. Seinerzeit sprach er von "hybrider Software", die es dem Kunden erlaube, On-Premise-Software mit SaaS-Angeboten zu kombinieren.

Reaktion auf Konkurrenten wie Salesforce.com

Der Softwarekonzern reagiert mit dem neuen Ansatz auf den Trend, vermehrt Funktionen, die bisher von beim Kunden installierten Geschäftsanwendungen abgedeckt wurden, über das Netz zu beziehen (siehe auch "SaaS-Markt in Deutschland"). Zu den Vorreitern zählt Salesforce.com. Das kalifornische Unternehmen bietet seine CRM-Mietprodukte unter anderem auch SAP-Kunden an. Wenn sich SAP-Anwender für On-Demand-Lösungen interessieren, sollen sie sich künftig auch bei den Walldorfern bedienen können. Wie viel Geld SAP künftig mit solchen Services einnehmen will, wollte Wookey nicht sagen.