ERP-Vergleich, Teil 1

AP, Proalpha, Abas und Psipenta im Praxistest

08.05.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
In einem Wettbewerb mit Publikumsvotum traten die ERP-Hersteller AP, Proalpha, Abas und Psipenta gegeneinander an. Anhand eines vorgegebenen Prozessszenarios mussten die Anbieter zeigen, wie sie die Aufgaben lösten. Im zweiten Teil des ERP-Vergleichs berichten wir über SAP, Infor, Microsoft und IFS.
Die ERP-Hersteller mussten einen typischen Geschäftsprozess eines Unternehmens aus dem Maschinenbau nachbilden. Die Präsentation pro System dauerte drei Stunden.
Die ERP-Hersteller mussten einen typischen Geschäftsprozess eines Unternehmens aus dem Maschinenbau nachbilden. Die Präsentation pro System dauerte drei Stunden.

Die ERP-Anbieter hatten einen für Industriebetriebe typischen Geschäftsprozess abzuwickeln. Dieser reichte vom Angebot nebst Kalkulation über Auftragserfassung, Lieferterminermittlung, Konstruktion, Produktion, Lieferung, Service/Ersatzteillieferung bis zum Rechnungswesen und der Auswertung. An dem Vorgang waren der Vertrieb und die Fertigung eines fiktiven Maschinenbauunternehmens beteiligt. Für den Vergleichstest erhielten die Anbieter konkrete Vorgaben bezüglich des zeitlichen Ablaufs, der Stammdaten und der zu präsentierenden Funktionen.

Veranstaltet wurde der ERP-Vergleich von den Beratungshäusern GPS aus Ulm und MQ Result aus Konstanz.

Die anwesenden Zuschauer konnten anhand von Fragebögen bewerten, wie gut die ERP-Systeme die jeweiligen Aufgaben bewältigt haben. Sie konnten Noten von eins bis fünf vergeben, und zwar für:

  • die Erfüllung der Aufgaben;

  • Übersichten und Auswertung;

  • Look and Feel;

  • Akzeptanz des Systems und

  • Kompetenz des Anbieters.

Darüber hinaus werteten die Veranstalter die funktionale Abdeckung der ERP-Produkte aus.

Laut den Veranstaltern - alles ERP-Experten mit langjähriger Erfahrung - konnten sämtliche getesteten Produkte die Aufgaben über Standardfunktionen bewältigen. In der Wertung Funktionsabdeckung liegt AP AG ("APplus") mit 94,5 Prozent vorn, gefolgt von Proalpha (91,8 Prozent), Psipenta (85,3 Prozent) und Abas (82,5 Prozent). Allerdings hatte Abas eine nur sehr kurze Vorbereitungszeit, da die Firma wegen der Absage eines SAP-Partners kurzfristig eingesprungen war. Nicht so eindeutig fiel das Zuschauervotum aus.

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Alle angetretenen ERP-Hersteller verfügen über reichhaltige Funktionen zur Produktionsplanung. An Funktionen mangelt es den Systemen schon deshalb nicht, weil sie seit Jahren auf dem Markt sind und ständig weiterentwickelt wurden.

Unterschiede weisen sie aber dennoch auf: Das fängt mit der Benutzerschnittstelle an. Proalpha hat eine eigenwillige Benutzerführung, bei der mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet sind. APplus setzt auf ein Web-Frontend. Während Abas und Proalpha über eigene Module für das Rechnungswesen verfügen, verwenden die anderen Anbieter Komponenten von Kooperationspartnern wie CSS. Dies muss in der Praxis nicht von Nachteil sein: Oftmals legen die ERP-Anwender Buchungen zwar an, überlassen es jedoch dem Buchhalter, die Transaktion vorher zu prüfen, um sie dann zu vollziehen. Allerdings bedeutet ein Fremdprodukt meist Schnittstellen, doppelte Datenhaltung und keine wirklich nahtlose Integration.

ERP-Hersteller nutzen Drittsysteme

Auf Drittlösungen greifen die Softwarehäuser auch zurück, wenn es um die Auswertung und Präsentation von Geschäftsdaten, die Arbeitszeiterfassung (für die Rückmeldung von Arbeitsgängen) und das Produktdaten-Management geht.

Weitere Unterschiede treten bei Funktionen wie Customer-Relationship-Management und Service zutage. Hier wird deutlich, dass die Hersteller diese Merkmale nachträglich in ihre Systeme eingebaut haben.

Auf der ERP-Suche?

Bei der Suche nach einem passenden ERP-System hilft Ihnen der ERP-Matchmaker von Trovarit und der COMPUTERWOCHE.

Obwohl neben den Produkteigenschaften immer auch die Fähigkeiten der präsentierenden Softwareexperten eine Rolle spielen, lässt sich anhand solcher Veranstaltungen durchaus eine Bewertung vornehmen.

Projekt-Management und Fähigkeiten des ERP-Projektteams entscheidend

Welche Lösung für wen die richtige ist, muss jede Firma für sich entscheiden, da ERP-Vergleichstests immer nur Eindrücke liefern können. Auch sollte man die Technik und den Funktionsumfang der Lösungen nicht überbewerten. Schließlich hängt der Erfolg der ERP-Einführung weit mehr vom Projekt-Management sowie dem Können und Engagement des Einführungsteams ab.

Die vier ERP-Hersteller wurden auch um Angaben zu den Kosten gebeten.
Die vier ERP-Hersteller wurden auch um Angaben zu den Kosten gebeten.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind dabei klare Vorstellungen von den Prozessen. Die an dem Vergleich teilnehmenden ERP-Anbieter hatten hier Vorgaben bekommen und konnten so ohne allzu viel Aufwand ihre Systeme entsprechend einrichten. Im Falle von Abas, das wie erwähnt erst kurzfristig zu der Testgruppe zugestoßen war, gelang dies sogar in nur drei Tagen. "Klar strukturierte Prozesse lassen sich in kurzer Zeit und ohne Schwierigkeiten einführen. Und am Ende verstehen die Anwender sogar, was die Software tut", resümiert Werner Schmid, Geschäftsführer von GPS.

Auf den folgenden Seiten finden Sie positive und negative Eigenschaften sowie Schwachstellen der vier ERP-Produkte, die dem Autor während der Präsentationen aufgefallen sind.