ERP-Software im Vergleich, Teil 2

SAP, IFS, Microsoft und Infor im Test

08.09.2010
Die Multisite-ERP-Systeme von SAP, IFS, Microsoft (Dynamics AX) und Infor (ERP LN) traten in einem Wettbewerb mit Publikumsbewertung gegeneinander an. Anhand eines vorgegebenen Prozessszenarios mussten die Anbieter zeigen, wie sie einen kompletten Geschäftsprozess innerhalb einer Firmengruppe abwickeln.

Manche Unternehmen aus dem Mittelstand unterhalten Firmengruppen mit rechtlich eigenständigen Gesellschaften. Diese innerhalb einer ERP-Software abzubilden ist eine Herausforderung für so manche Applikation. Multisite-Systeme dagegen wurden dafür entwickelt. Ihre Datenbankstruktur erlaubt es, den Waren- und Wertefluss mehrerer Unternehmen unter einem Dach abzubilden.

Firmen mit diesem Bedarf verfügen oft nicht über geeignete Lösungen. Nach Schätzungen der am ERP-Test beteiligten Firma MQ Result Consulting AG werden in nahezu 80 Prozent aller Einführungsprojekte Altsysteme abgelöst. Und obwohl die Technik gereift ist und Einführungskonzepte und -werkzeuge zur Verfügung stehen, werden laut Wolfgang Quelle, Vorstand der MQ Result Consulting AG, die Projekte immer komplexer: "Unternehmen wollen nicht mehr nur Kernfunktionen installieren, sondern auch zahlreiche Komponenten wie Dokumenten-Management, CAD, Portale und Drittlösungen integrieren, und zwar nicht nur am Stammsitz, sondern in allen Gesellschaften."

Zu den Erfolgsfaktoren einer ERP-Einführung zählt natürlich geeignete Software, allerdings mache sie laut Quelle rund 25 Prozent des Erfolgs aus - insofern solle man die Ergebnisse solcher Produktvergleiche auch nicht überbewerten. Weitere 25 bis 30 Prozent entfielen auf die Fähigkeiten des ERP-Herstellers beziehungsweise -Einführungspartners. Und der Rest? Den habe der Kunde selbst in der Hand. Menschliche Faktoren wie gute und offene Kommunikation zwischen Teams des Anbieters und Anwenders, klare Projektfahrpläne und ein straffes Projekt-Management wiegen laut MQ Result mehr als gute Technik. Das gilt erst recht für Softwareprojekte, die mehrere Gesellschaften, Standorte und vielleicht sogar Länder umfassen.

Vier Multisite-ERP-Lösungen im Wettbewerb

Während im ersten Teil des ERP-Vergleichs Applikationen für ein Einzelunternehmen getestet wurden, traten im zweiten Teil vier Multisite-Lösungen gegeneinander an (siehe "ERP-Vergleich, Teil 1: AP AG, Proalpha, Abas und Pispenta im Praxistest"). Zum zweiten ERP-Vergleich waren erschienen: SAP ("SAP ERP" beziehungsweise "SAP Business All-in-One", vorgestellt vom SAP-Partner Itelligence), Infor ("Infor ERP LN"), Microsoft ("Dynamics AX", vertreten durch den Microsoft-Partner KCS.net) und IFS ("IFS Applications"). Am Ende erhielt das SAP-System die beste Bewertung, dicht gefolgt von IFS. Knapp dahinter Infor und Microsoft. Benotet werden dabei aber nicht nur die Funktionen einer Software, sondern auch die Fähigkeit des jeweiligen Teams, die gestellten Aufgaben im System umzusetzen und die Lösungen dann dem Zuschauer zu präsentieren. Eine Herausforderung dabei: Wie stellt man Abläufe innerhalb einer Firmengruppe dar, ohne das Publikum zu verwirren? Nach Angaben von GPS und MQ Result entspricht das Szenario der Präsentation etwa dem eines Workshops bei einem Anwender, der sich im Rahmen einer ERP-Auswahl verschiedene Produkte vorführen lässt (siehe auch "ERP-Migration: Mut zum Prozesswechsel").

Alle zum Vergleich angetretenen ERP-Systeme konnten die gestellten Aufgaben erfüllen und tragen somit zu Recht den Titel "Standardsoftware". Wie schon im ersten Teil bestätigte sich, dass die Produkte grundsätzlich der Aufgabe gewachsen sind. Unterschiede ergeben sich erst bei genauerer Betrachtung.

Beachten Sie bitte auch die PDF-Dateien zum Download am Ende dieser Seite. Sie finden dort Preisangaben sowie weitere Details zu den ERP-Herstellern.

Auf den folgenden Seiten finden Sie zu den vier ERP-Produkten Stärken und Schwächen, die dem Autor während der Präsentationen aufgefallen sind.

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