Kostengründe

SAP-Anwender migrieren zunehmend auf Linux

06.05.2009 von RAAD Research
Linux hat sich in den letzten Jahren als alternatives Betriebssystem für SAP-Applikationsserver mehr und mehr etabliert. Welche Aspekte in den Unternehmen pro oder contra Linux abgewogen werden und wie aktuelle Planungen aussehen, erfahren Sie hier.

Wie bereits im Beitrag "Linux für SAP wird immer beliebter" analysiert, hat sich Linux in der Vergangenheit als alternatives Betriebssystem für SAP-Applikationsserver mehr und mehr etabliert. Welche Gründe in den Unternehmen pro/contra Linux erwogen werden und wie aktuelle Planungen aussehen, soll der folgende Text erläutern.

Entscheidungskriterien für Linux in der SAP-Landschaft.
Foto: RAAD Research

Eine Entscheidung für eine Linux-Migration wird nicht unbedingt aus dem laufenden Betrieb getroffen wird. Vielmehr steht diese Entscheidung häufig an, wenn es zu einer natürlichen Reorganisation im Betrieb kommt, sei es aufgrund von auslaufender Wartung bestehender Betriebssysteme (z.B. Tru64), aus zusätzlichem Hardwarebedarf oder Konsolidierungsbestrebungen im Rechenzentrum.

Wenn also die aktuelle Betriebssystemstrategie zur Disposition steht, geht es für die Unternehmen darum, Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten abzuwägen und Szenarien durchzuspielen, in denen alle wichtigen Faktoren, wie Kosten des Betriebes, Kosten der Migration und Zukunftsfähigkeit der Systeme, bewertet werden. Die Reduktion der Kosten ist für die meisten Anwenderunternehmen der entscheidende Grund für den Wechsel zu Linux als Betriebssystem für den SAP-Applikationsserver.

Wichtig ist für die Kostenbemessung, dass das Gesamtpaket stimmt. Es dürfen nicht nur die reinen Lizenzierungskosten betrachtet werden, in die Rechnung müssen auch Aspekte wie Aufbau des KnowHow, Portabilität der Anwendungen und nicht zuletzt die Kosten für Wartung und Support durch den Distributor einfließen. Diese Rechnung geht vor allem dann auf, wenn von einer Unix-Plattform auf Linux gewechselt wird, da hierdurch hohe Investitionen in den Know-How-Aufbau der Mitarbeiter vermieden werden. Dies ist daher auch als einer der Entscheidungsgründe genannt worden und wirkt sich auch in der Marktverteilung aus.

Die Migrationen zu Linux gehen in der Regel von Unix aus und graben damit Windows das Wasser ab. In der Vergangenheit konnte Microsoft Kostenvorteile im Vergleich zu Unix geltend machen und dadurch im SAP-Markt wachsen. Im Vergleich zu Linux besteht dieser Vorteil nicht. Hinzu kam mit Vista ein schwacher XP-Nachfolger, so dass Windows stagniert und lediglich Linux Zuwächse verbucht. Eine erwartete höhere Verfügbarkeit der Serverleistung unter Linuxbetriebssystemen ist für ein Viertel der befragten Unternehmen ein wichtiges Entscheidungskriterium gewesen.

Eine Verbesserung der Performance war für ein Fünftel der Anwenderunternehmen ein ausschlaggebendes Kriterium für die Migration zu Linux. Inwieweit diese Vorteile auch realisiert werden konnten, müsste noch einmal gesondert untersucht werden. Dass Linuxmigrationen aber offenbar erfolgreich sind, zeigt sich daran, dass 99 Prozent der befragten Unternehmen, die den Schritt bereits getan haben, diesen durchaus wiederholen würden.

Investitionen in Server-Betriebssysteme

Aktuell planen zwölf Prozent der Befragten innerhalb der kommenden 24 Monate eine Investition in Serverbetriebssysteme für SAP. Darunter sind sowohl Austausch als auch Erweiterung gefasst. Über die Hälfte der Planungen (insgesamt sieben Prozent) sind bereits budgetiert und daher sehr konkret. Fünf Prozent haben bisher eine Investition für die kommenden 24 Monate angedacht. Wenn bei diesen Planungen ein Wechsel des Betriebssystems vorgenommen werden soll, so gibt die Verteilung der angestrebten Zielsysteme deutlich Aufschluss, wie intensiv das Thema Linux momentan im Markt verfolgt wird.

Investitionsplanungen für Betriebssysteme
Foto: RAAD Research

Über die Hälfte dieser Planungen dreht sich um die Migration zu oder die Erweiterung von Linux als Betriebssystem für den SAP-Applikationsserver. Dagegen gehen nur zehn Prozent der Planungen in Richtung Windows, es zeigt sich also ein deutlicher Unterschied. Noch immer kommen die meisten Migrationen zu Linux von anderen UNIX-Derivaten (40 Prozent). Aber auch zehn Prozent der Migrationen gehen von Windows zu Linux, der höhere Aufwand für den Wissenstransfer wird hier offenbar nicht gescheut.

Unternehmen, die bisher keine Linux-Ambitionen aufweisen, gaben dafür eine Vielzahl an Gründen an. Ein wichtiger Punkt ist das fehlende KnowHow für den Linuxbetrieb. Während die Migration von UNIX-Systemen einfacher ist, ist der Knowledge-Gap z.B. von Windowssystemen größer und für die Unternehmen aufwändiger und teurer zu überbrücken. Von 31 Prozent der Befragten wird auch im Hinblick auf die Homogenität auf eine andere Betriebssystemstrategie verwiesen. Neben dem fehlenden KnowHow spielen hier anderweitige Plattform- und Anwendungsabhängigkeiten hinein, die wiederum von 24 Prozent explizit formuliert wurden. Daneben sind fehlende finanzielle Anreize (unter Berücksichtigung der bereits formulierten Punkte) sowie wahrgenommene technische Nachteile Gründe gegen eine Linux-Migration.

Insgesamt kann aber festgehalten werden, dass Linux als echte Alternative wahrgenommen wird und somit den weiteren etablierten Systemen praktisch gleichberechtigt gegenübersteht. Ob eine solche Open-Source-Lösung in Zeiten der Krise Aufschwung erhält, kann bisher nur spekuliert werden. Auch hier darf nicht von einer Null-Rechnung ausgegangen werden. Aber auch die strategischen Vorteile der möglichen Homogenisierung und der Langfristigkeit sind nicht zu vernachlässigen. Bei Unternehmen, die momentan ohnehin ihre Strategie überdenken und einen Wechsel evaluieren, wird Linux sicherlich immer häufiger im Relevant Set auftauchen. (RAAD Research/ lex)

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