Lösungen für KI und Productivity

Salesforce und IBM erweitern ihren Cloud-Pakt

24.01.2018 von Martin Bayer
Die Bündnispartner wollen ihre Cloud-Lösungen enger miteinander verzahnen. Dabei geht es in erster Linie um die Themen Künstliche Intelligenz und die Productivity-Suite „Quip“. Salesforce hat IBM außerdem zum bevorzugten Cloud-Anbieter ernannt. Diesen Titel tragen bereits Google und Amazon Web Services.

IBM und Salesforce wollen ihre strategische Partnerschaft weiter ausbauen. Ziel sei es, Anwenderunternehmen mit den CRM-Tools von Salesforce sowie den Cloud- und KI-Lösungen von IBM in die Lage zu versetzen, schneller und individueller auf Kundenwünsche reagieren zu können, so die Bündnispartner.

IBM und Salesforce bauen ihre strategische Partnerschaft aus.
Foto: totojang1977 - shutterstock.com

Konkret will IBM eigene Entwicklungen für die Cloud-Plattform von Salesforce vorantreiben und kündigte die "IBM WatsonQuip Live Apps" an. Diese interaktiven Anwendungen würden direkt in jedes Quip-Dokument eingebettet, hieß es. Dadurch könnten Verkaufsteams über den gesamten Wertschöpfungsprozess hinweg effektiver zusammenarbeiten, stellten die IBM-Verantwortlichen den Nutzern in Aussicht.

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Salesforce hatte die Productivity-Plattform Quip Anfang August 2016 übernommen und die Werkzeuge in der Folge tief in die eigene Cloud-Plattform integriert. Anwender sollen mit Quip in die Lage versetzt werden, projektbezogen Dokumente, Tabellen und Aufgabenlisten zentral zu erstellen und zu bearbeiten. Beispielsweise könnten Teams eine Seite bauen, auf der Vertriebsinformationen angezeigt werden, die anhand von Daten aus der Salesforce-Plattform automatisch laufend aktualisiert werden. IBM plant nun, weitere intelligente Funktionen für diese Quip-Dokumente anzubieten.

Watson und Einstein arbeiten zusammen

Auch rund um Funktionen für Künstliche Intelligenz (KI) ist offenbar eine intensivere Kooperation geplant - obwohl beide Unternehmen in diesem Bereich konkurrieren und die Entwicklung eigener Lösungen vorantreiben - IBM unter dem Label "Watson" und Salesforce mit "Einstein". Die Fähigkeiten von IBM Watson und der Service Cloud Einstein würden in Zukunft gebündelt, kündigten die Partner an. Mithilfe von KI-gestützten vorausschauenden Analysen und auf Basis der letzten Anrufe oder Chats könne das System dann beispielsweise individuell auf den Kunden zugeschnittene Maßnahmen vorschlagen.

IBM Watson IoT Eröffnung - Impressionen
IBM Watson IoT Center München
Die Zentrale von IBMs Geschäftsbereich Watson IoT in den Münchner Highlight Towers.
IBM Watson IoT Center München
An US-amerikanische Straßenschluchten erinnert der Blick am Fuß der Higlight Towers.
IBM Watson IoT Center München
Mit dem zweiten Turm ist das Gebäude über zwei Übergänge verbunden.
IBM Watson IoT Center München
Auch bei Nacht machen die Türme eine gute Figur.
IBM Watson IoT Center München
Eine Fahrt in den Glasaufzügen ist gewöhungsbedürftig.
IBM Watson IoT - IBM John Kelly
"Wenn IBM wettet, dann mit hohem Einsatz", scherzte John Kelly, IBM Senior Vice President Cognitive Solutions Group and Research, zur Eröffnung.
IBM IoT Watson - Harriet Green
Harriert Green, General Manager IBM Watson IoT, führte durch die Eröffungszeremonie.
IBM Watson IoT - IBM Koederitz und Aigner
Ministerin Aigner (rechts) im Gespräch mit Martina Koederitz, Geschäftsführerin IBM Deutschland.
IBM Watson IoT Aktivierung
Harriet Green (links) und Ilse Aigner nehmen das Watson IoT Center offiziell in Betrieb.
IBM Watson IoT - Pessekonferenz
Hariett Green, Martina Koederitz, EU-Vizepräsident Andrus Ansip, Ilse Aigner und Peter Gutzmer (von links), CTO Schaeffler, stehen in der Pressekonferenz Rede und Antwort.
IBM Watson IoT - Industry Lab
Am Eingang zum Industry Lab begrüßt Roboter Pepper die Besucher. Trotz seines Namens sit der Roboter nach eigenem Bekunden eine Frau.
IBM IoT Watson - Intelligente Whiteboards
Intelligente Whiteboards von Ricoh erlauben neue Meeting-Formen.
Watson IoT Design Studio
Im Design-Studio entstehen aus Ideen neue Produkte.
Watson IoT Design Studio 2
Trotz Whiteboards und Robotern haben die klassischen Postit-Zettel noch nicht ausgedient.

Der KI-Pakt zwischen IBM und Salesforce ist im Grunde nicht neu. Bereits Anfang März 2017 hatten beide IT-Anbieter eine strategische, weltweit geltende Partnerschaft rund um Lösungen für künstliche Intelligenz (KI) bekannt gegeben. Die Vereinbarung des IT-Urgesteins und des Cloud-Spezialisten zielte darauf ab, gemeinsame Lösungen herauszubringen. Unternehmen sollten damit KI wirksamer einsetzen können, um Entscheidungen zielsicherer und schneller treffen zu können, hieß es vor knapp einem Jahr in der offiziellen Verlautbarung.

Der Deal aus dem vergangenen Jahr sah eine engere Integration der verschiedenen KI-Plattformen beider Unternehmen vor. So könnten Anwender Kundendaten aus der Salesforce-Plattform mit weiteren externen Daten verknüpfen und auswerten, hieß es damals. Das werde beispielsweise im Handel zu einer zielgenaueren Kundenansprache führen, weil sich E-Mail-Kampagnen besser personalisieren und lokalisieren ließen. Zudem hatte IBM eine Application Integration Suite für Salesforce angekündigt. Anwender könnten damit eine Daten-Brücke zwischen ihrer On-Premise-Welt und dem Cloud-Kosmos von Salesforce schlagen.

Salesforce-Chef Marc Benioff verspricht mehr Innovation

Die Kombination von Einstein und Watson mache das Business intelligenter und die Kunden erfolgreicher, hatte Salesforce-Gründer und CEO Marc Benioff den Kunden im vergangenen Jahr versprochen. "Die Kombination von IBM Cloud- und Watson-Services mit Salesforce Einstein und Quip wird für einen weiteren Innovationsschub sorgen", setzte der umtriebige Manager nun ein weiteres Versprechen drauf. "Wir ermöglichen es Unternehmen, ihre Kunden besser miteinander zu vernetzten sowie die Vorteile der Cloud und Künstlicher Intelligenz intensiv zu nutzen."

Ziemlich beste Cloud-Freunde - Salesforce-CEO Marc Benioff und IBM-Chefin Ginni Rometty.
Foto: Jon Simon / IBM

Intensiver nutzen wollen IBM und Salesforce offenbar auch die Lösungen des jeweiligen Bündnispartners. Nachdem IBM im vergangenen Jahr angekündigt hatte, künftig die Salesforce Service Cloud intern für die Betreuung der eigenen Kunden einsetzen zu wollen, erklärte Salesforce nun IBM zum bevorzugten Cloud-Infrastruktur-Anbieter. "Das ist ein Beweis dafür, wie sehr der Einsatz von IBM Cloud-Lösungen Unternehmen dabei hilft, ihre Geschäftsabläufe grundlegend zu verändern", sagte Ginni Rometty, Chairman, President und CEO von IBM.

Salesforce hat viele bevorzugte Cloud-Partner

Von Exklusivität kann an dieser Stelle allerdings keine Rede sein. Erst im November 2017 hatten die Salesforce-Verantwortlichen auf ihrer Kundenkonferenz Dreamforce in San Francisco der Google-Cloud den Status einer "preferred Public Cloud" verliehen. Ziel sei es, Googles Cloud-Infrastruktur als Plattform für die eigenen Kernservices zu verwenden, hieß es. Google und Salesforce wollten dafür ihre Lösungen enger miteinander verzahnen. So sollten beispielsweise einzelne Bestandteile aus dem Cloud-Kosmos von Salesforce mit den Collaboration-Services von Googles "G Suite" integriert werden.

Auch die Collaboration-Lösungen beider Anbieter sollten tiefer miteinander integriert werden, kündigten Google und Salesforce an. Mit "Quip Live Apps for Google Drive and Google Calendar" könnten Teams in Zukunft auch auf Dateien in Googles Online-Speicher "Drive" zugreifen, beispielsweise auf Dokumente, Präsentationen oder Tabellen. Auch Kalenderinformationen aus Google sollen künftig in Quip verfügbar sein. Die Kombination von Quip und der G Suite biete eine Alternative zu veralteten Legacy-Intranet-Lösungen, versprachen Salesforce und Google.

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"Diese Partnerschaft wird unsere Kunden intelligenter und produktiver machen", sagte Salesforce-Chef Benioff auf der vergangenen Dreamforce mit Blick auf die Partnerschaft mit Google. Mit fast den gleichen Worten würdigte Benioff nun das Bündnis mit IBM. Für den Software-as-a-Service- (SaaS-)Spezialisten Salesforce geht es in erster Linie darum, seine Lösungen über möglichst viele Cloud-Plattformen anzubieten und damit seine Marktpräsenz auszubauen. Dazu passt auch, dass Salesforce schon im Mai 2016 Amazon Web Services (AWS) zum "preferred Public Cloud Provider" für seine internationale Infrastruktur-Expansion ernannt hatte. Der Deal helfe dem CRM-Anbieter, seine internationale Ausbreitung weiter zu forcieren, ohne eigene Rechenzentrumskapazitäten für die Cloud aufbauen zu müssen. Benioff pries den Pakt mit AWS damals in höchsten Tönen. "Es gibt keinen Anbieter von Public-Cloud-Infrastrukturen, der ausgereifter ist oder über robustere Enterprise-Funktionen verfügt."

Salesforce will seinen Umsatz verdoppeln

Dass Salesforce solche Deals braucht, um expandieren zu können, ließ Chief Operating Officer (COO) und Vice Chairman Keith Block durchblicken. Der Manager machte am 22. Januar auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos Zwischenstopp in München, um in der bayerischen Landeshauptstadt ein neues Executive Briefing Center (EBC) von Salesforce zu eröffnen. Block bezeichnete Europa und Deutschland als wichtige "Wachstumsmaschinen".

Keith Block, COO und Vice Chairman von Salesforce, peilt 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz an.
Foto: Salesforce

Die Ziele von Salesforce sind ambitioniert. Im laufenden Jahr wird Block zufolge ein weltweiter Umsatz von über zehn Milliarden Dollar angepeilt, im kommenden Jahr sollen es bereits 12,5 Milliarden Dollar sein und mittelfristig will der Softwareanbieter dann sogar die 20-Milliarden-Dollar-Marke überwinden.

Digitalisierung - die CEOs stehen in der Pflicht

Um diese Ziele zu erreichen, will sich Salesforce in eine Schlüsselposition bei den Digitalisierungsprojekten seiner Kunden bringen. Wichtigste Ansprechpartner dabei sind laut Block die Firmenchefs selbst. Treiber des digitalen Wandels müsse der CEO sein, stellte er klar. "Technologie zu ignorieren heißt die Zukunft zu ignorieren." Block zufolge gibt es keinen progressiven und zukunftsorientierten CEO, der nicht über Technik nachdenkt.

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Um sich selbst im Digitalisierungsgeschäft zu positionieren, richtet Salesforce weltweit EBCs ein. Diese Innovationszentren sollen Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen durch Show Cases und anhand praktischer Beispiele dazu inspirieren, neue Technologien wie KI und IoT zu nutzen, so der Plan der Salesforce-Verantwortlichen.

Salesforce stärkt den IT-Standort Bayern

Die Salesforce-Initiative leistete einen wertvollen Beitrag dazu, Unternehmen die Chancen und Möglichkeiten der neuen Technologien in hochmoderner, innovativer Form zu vermitteln, kommentierte Ilse Aigner, stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin und Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, die Eröffnung des Centers in München.

Ilse Aigner, stellvertretende Bayerische Ministerpräsidentin und Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, und Joachim Schreiner, Senior Vice President Salesforce Deutschland, bei der Eröffnung des Executive Briefing Centers (EBC) in München.
Foto: Salesforce

Zugleich nutzte die CSU-Politikerin die Gelegenheit, Bayern in ein positives Licht zu rücken. Der Freistaat sei ein international anerkannter Hightech-Standort und auch im Bereich der Digitalisierung wolle man Vorreiter und Innovationsmotor sein. "Mit Salesforce baut nun ein wichtiger Wegbereiter der Digitalisierung sein Engagement in München aus. Das stärkt den IT-Standort Bayern insgesamt."