Marktanteil von Macintosh nahezu unverändert

PC-Software in Europa: Windows nimmt OS/2 die Butter vom Brot

13.11.1992

MÜNCHEN (CW) - Der Märkt für Windows-Anwendungen wächst schneller als erwartet: 1991 lief in Europa jedes vierte legal erworbene PC-Paket in der fensterorientierten Microsoft-Umgebung. Das berichtet das Marktforschungsunternehmen Dataquest in seinem jüngsten Report über den europäischen Markt für kommerzielle PC-Software.

"Unser Bericht stellt klar, daß Windows bei den grafischen Benutzeroberflächen unangefochten an der Spitze liegt und sein Einsatz immer noch zunimmt", resümiert Chris Fell, Senior Industry Analyst bei der europäischen Dataquest-Zentrale im britischen Denham, Uxridge. Hielten sich Windows-Pakete und Macintosh-Anwendungen 1990 noch die Waage, so arbeiteten 1991 schon doppelt so viele Applikationen in der Microsoft-Umgebung wie unter dem Apple-Betriebssystem.

In drei Jahren, so die Einschätzung, der Marktforscher von Dataquest, wird mehr als die Hälfte des PC-Softwaremarkts auf das Windows-Konto gehen. Diese Entwicklung wirke sich hauptsächlich zu Lasten des alten MS-DOS aus.

Das Mac-System hingegen werde nur wenig von seinem seit Jahren bei rund elf Prozent liegenden Marktanteil einbüßen. Dem Windows-Boom steht ein rückläufiger Trend bei den OS/2-Anwendungen gegenüber. Der Marktanteil des IBM-Betriebssystems hat sich laut Dataquest-Report von 1990 auf 1991 halbiert. Fell begründet das damit, daß die Kunden zunächst abgewartet hätten, was das zweite OS/2-Release bringen würde. Insofern sei für 1992 mit einer gestiegenen Zahl von ausgelieferten OS/2-Paketen zu rechnen - allerdings ausgehend von einer sehr kleinen Basis.

Als eine Nebenwirkung des Windows-Erfolgs bezeichnet Dataquest die Windstille, die 1991 auf dem Markt für PC-Datenbanken herrschte. Da bis dato nur wenige DB-Produkte für Windows verfügbar gewesen seien, hätten die potentiellen Käufer ihre Investitionsentscheidungen erst einmal zurückgestellt. Darüber hinaus konstatierte Dataquest auch im PC-Softwaremarkt eine Konzentration auf wenige Key-players. Den größten Teil des Geschäfts machen demnach Microsoft, Lotus, Borland und Wordperfect unter sich aus. Insbesondere sei eine wachsende Dominanz der Microsoft Corp. zu beobachten, die in den Bereichen Textverarbeitung, integrierte Pakete und Projekt-Management bereits das Feld anführe.