CeBIT 2009

PC-Hersteller setzen auf die Netbook-Karte

23.02.2009 von Martin Bayer
Nach dem Erfolg des Eee PC von Asus haben die anderen Anbieter nachgezogen. Auf der CeBIT sind eine ganze Reihe neuer Netbooks zu sehen.

Der Höhenflug der Netbooks hält an. Seit Asus vor einem guten Jahr mit seinem Eee PC für einen Überraschungscoup im weltweiten Notebook-Markt gesorgt hat, boomt das Geschäft mit den Bonsai-Rechnern. Mit dem kompakten Format und einem günstigen Preis hatte der Hersteller offenbar den Nerv der Verbraucher getroffen. Inzwischen zeigen auch viele andere Hersteller Netbooks auf der Messe.

Retter des PC-Markts

Netbooks sind der Wachstumsmotor des gesamten PC-Markts - zumindest was die Absatzzahlen angeht. Gartner zufolge legte der PC-Verkauf in Westeuropa im vierten Quartal 2008 trotz Wirtschaftskrise um 12,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 20,1 Millionen Rechner zu. Wären die Netbooks nicht gewesen, hätten die Anbieter Rückgänge zu beklagen gehabt, sagt Ranjit Atwal, Principal Analyst von Gartner. Zwischen Oktober und Dezember 2008 seien allein in Westeuropa rund 2,5 Millionen Kompakt-Notebooks über die Ladentische gegangen. Für Deutschland taxieren die Analysten den Absatz auf etwa eine halbe Million Geräte. IDC meldet für das vierte Quartal 2008 in der gesamten Region Emea einen Mini-Notebook-Absatz von 3,6 Millionen Geräten. Das entspreche einem Anteil von 20 Prozent am gesamten Markt für Mobilrechner.

Experten sprechen allerdings von einem schwierigen PC-Jahr 2009 für die Hersteller in Deutschland. Die Absätze würden stagnieren, bestenfalls leicht zulegen, und die Umsätze infolge des wachsenden Preisdrucks deutlich zurückgehen. Vielleicht gelingt es den Netbooks wieder, den Markt zu retten. IDC geht davon aus, dass sich der weltweite Verkauf 2009 im Vergleich zum Vorjahr auf etwa 20 Millionen Geräte verdoppeln wird.

Die neuen Netbook-Modelle auf der CeBIT

Foto: Asus

Netbook-Pionier Asus (Halle 26, Stand D39) stellt in Hannover zwei neue Mitglieder seiner Eee-PC-Familie vor. An den Modellen "Eee PC T91" und "Eee PC T101H" ist die Display-Technik interessant. Beide Rechner sind mit einem berührungsgesteuerten Touchscreen ausgestattet, der sich wie bei einem Tablet-PC um 180 Grad drehen und umklappen lässt. Beim T91 misst die Bilddiagonale 8,9 Zoll, der T101H wird mit einem zehn Zoll großen Display ausgeliefert. Asus verwendet für beide neuen Eee PCs Intels Atom-Chip-Plattform. Die Rechner laufen unter Windows XP und sind von Haus mit WLAN-Anschluss ausgerüstet. Darüber hinaus entwickelt der taiwanische Hersteller die Technik seiner bestehenden Eee-PC-Linien weiter. Beispielsweise soll das Modell "Eee PC 1000HE" mit einem sechszelligen Hochleistungsakku ausgeliefert werden, der eine Betriebsdauer von bis zu neuneinhalb Stunden verspricht.

Foto: Acer

Acer (Halle 25, Stand D40) wird zur CeBIT mit dem "Aspire One D150" den größeren Bruder seiner im Sommer vergangenen Jahres gestarteten "Aspire-One"-Serie zeigen. Statt 8,9 Zoll bietet der Nachfolger ein 10,1 Zoll großes Display mit einer Widescreen-Auflösung von 1024 mal 600 Bildpunkten. Die Festplatte hat Platz für 160 GB an Daten und der Arbeitsspeicher lässt sich mit maximal 2 GB bestücken. Für die Rechenleistung sorgt ein Intel-Atom-Chip "N280", der auf 1,66 Gigahertz getaktet ist. Zur weiteren Ausstattung des in vier Farbvarianten (weiß, blau, rot und schwarz) erhältlichen Mobilrechners gehören eine Webcam, ein Speicherkartenleser sowie ein WLAN-Modul. Als Betriebssystem ist Windows XP vorinstalliert. Optional bietet Acer den D150 auch in Versionen mit Bluetooth- und UMTS-Funktion an. Der Rechner soll laut Herstellerangaben ab März für 399 Euro zu haben sein.

Foto: FSC

Fujitsu-Siemens Computers (FSC) hat in Hannover (Halle 21, Stand E23) sein "Amilo Mini UI 3520" im Gepäck. Das Netbook bietet ein 8,9 Zoll großes Display, integrierte WLAN- und Bluetooth-Verbindung und arbeitet mit Intels Atom-Chip, 1 GB Arbeitsspeicher, einer 60, 80 oder 120 GB großen Festplatte sowie dem Microsoft-Betriebssystem Windows XP. Schickes Detail am Rande: Mit Hilfe von aufsteckbaren Covern lässt sich der Look des Mini-Notebooks je nach Geschmack und Laune verändern. Wem die Farben nicht zusagen, der kann einfach ein Foto unter ein transparentes Cover schieben.

Dell (Pavillon 33) will mit dem "Inspiron Mini 10" die Lücke zwischen den Modellen "Mini 9" und "Mini 12" schließen. Die 9er Varianten mit 8,9-Zoll-Display, Intels Atom-Plattform und 1 GB Arbeitsspeicher liefert der texanische Direktanbieter entweder mit Ubuntu-Linux oder Windows XP aus. Außerdem können die Kunden zwischen 8 und 16 GB großen SSD-Speichern wählen. Im Vergleich dazu fällt die 12er Serie mit dem 12,1 Zoll großen Display etwas aus dem Netbook-Rahmen. Die Rechner arbeiten mit der neuen Atom-Generation Z520 beziehungsweise Z530 von Intel. Auch hier können Kunden zwischen einer Linux- und einer Windows-Version sowie 40 oder 80 GB großen Festplatten wählen. Technische Details zur neuen 10er Serie sind bis Redaktionsschluss noch Mangelware. Angeblich sind die künftigen Dell-Minis mit GPS-Modulen und einem Touchscreen ausgestattet.

Auch Gigabyte (Halle 21, Stand D56) setzt bei seinem neuen "Cafe Book" auf einen Touchscreen (8,9 Zoll). Der Mini-Rechner, der wie die Konkurrenten mit Intels Atom-Chip arbeitet, bietet Kunden verschiedene Optionen bei der Wahl des Betriebssystems (Linux, XP oder Vista) sowie bei der Festplattengröße (80, 160 oder 250 GB). Der Arbeitsspeicher lässt sich mit 1 oder 2 GB RAM bestücken.

Foto:

Neue technische Wege beschreitet MSI (Halle 21, Stand E28) mit dem jüngsten Spross aus seiner Wind-Familie. Die Taiwaner liefern das "Wind U115 Hybrid" mit zwei verschiedenen Festspeichern aus: einer herkömmlichen, 2,5 Zoll großen Festplatte (120 oder 160 GB) und zusätzlich einem SSD-Laufwerk mit 8 beziehungsweise 16 GB. Mit Hilfe des stromsparenden Flash-Speichers und einem Eco-Mode für die Festplatte soll sich die Laufzeit des Mobilrechners auf bis zu zwölf Stunden ausdehnen lassen. Das Netbook mit Zehn-Zoll-Display arbeitet mit Intels aktuellem Z530-Atom-Chip und erlaubt bis zu 2 GB Arbeitsspeicher.

Notebook-Spezialist Schenker (Pavillon P33) zeigt auf der CeBIT sein "mySN MS1". Der Mini-Rechner mit einem 10,2 Zoll großen Display bringt im Gegensatz zur Konkurrenz ein integriertes DVD-Brenner-Laufwerk mit. Die sonstige Ausstattung mit Intels Atom-Chip, 2 GB RAM und 250-GB-Festplatte entspricht dem üblichen Netbook-Standard. Schenker liefert den Mobilrechner für 459 Euro ohne Betriebssystem und Software aus. Ein Acht-Zellen-Akku, der die Betriebsdauer von vier auf sieben Stunden erhöhen soll, ist für 115 Euro zu haben.

LG Electronics (Halle 25, Stand E107) präsentiert mit dem "X120" den Nachfolger des "X110". In der technischen Grundausstattung mit Intels Atom-Chip, 10,2-Zoll-Display, 160-GB-Festplatte, 1 GB RAM und Windows XP gibt es keine Unterschiede. Allerdings im Handling: Mit "Smart-On", einem Linux-basierenden Mini-Betriebssystem, soll sich der Rechner binnen Sekunden starten lassen und schnellen Zugriff auf Browser und Instant Messaging gewähren. Außerdem stattet LG den X120 mit der "Smart Link Software" aus. Damit können Anwender im Heimnetzwerk auf in anderen Rechnern installierte optische Laufwerke wie beispielsweise DVD-Brenner zugreifen. Optional ist der Rechen-Mini mit einem 3G-Mobilfunkmodul zu haben. Mit einem sechszelligen Akku soll das Netbook bis zu sieben Stunden Betriebsdauer erreichen.

Konkurrenz belebt das Netbook-Geschäft

Der Netbook-Markt wird weiter in Bewegung bleiben - dafür dürfte schon allein der wachsende Wettbewerb sorgen. Bis dato kontrolliert Intel mit seinen Atom-Chips die Netbook-Plattform, doch im Laufe des Jahres will die Halbleiterkonkurrenz von Via, Nvidia, Freescale, Qualcomm und Texas Instruments nachziehen. Damit könnten auch die Preise weiter ins Rutschen geraten. In der Branche wird bereits über Preise von unter 100 Dollar für einfache Mini-Notebooks spekuliert.

Eckdaten Netbooks

Obwohl die Grenzen zwischen den einzelnen Notebook-Klassen immer mehr verschwimmen, lassen sich die Netbooks unter folgenden Rahmenparametern zusammenfassen:

Display: acht bis zehn Zoll Bilddiagonale;

Gewicht: 1 bis 1,5 Kilogramm;

Preis: 200 bis 500 Euro;

Technik:

  • CPU: der überwiegende Teil der Netbooks läuft mit Intels Atom-Plattform;

  • RAM: 1 bis 2 GB Arbeitsspeicher;

  • HDD: 60 bis 250 GB Festplatte oder Solid State Drives mit 8, 16 oder 32 GB Speicherplatz;

  • OS: Windows XP oder Linux.

Auch die Formatpalette könnte breiter werden. Sony hat Anfang des Jahres mit seiner Vaio-P-Serie einen Ultraportable PC vorgestellt, mit acht Zoll großem Widescreen-Display und Windows Vista. Hersteller wie Samsung und Gigabyte haben Ultra-Mobile PCs (UMPCs) und Mobile Internet Devices (MIDs) mit noch kleineren Display-Größen im Programm. Darüber hinaus wollen AMD mit "Yukon" sowie Via mit "Nano" Chipplattformen herausbringen, die die Ultraportable-Klasse für die breite Masse erschwinglich machen sollen. Sind für Sub-Notebooks vom Schlag eines Apple Airbook, Samsung X360 oder Lenovo X300 weit über 1000 Euro zu bezahlen, soll die neue Leichtgewicht-Generation mit Zwölf- oder 13-Zoll-Display nur noch zwischen 500 und 1000 Euro kosten. Die ersten Geräte stehen bereits in den Startlöchern. Samsung bringt mit dem NC20 ein Zwölf-Zoll-Notebook mit einer Nano-CPU von Via auf den Markt. Hewlett-Packard hat mit dem "Pavilion DV2" und "Pavilion DV3" erste Mobilrechner mit AMDs Yukon-Plattform angekündigt. Die Preise sollen jeweils bei unter 700 Dollar beginnen.