Oracle sucht den Weg auf den Desktop

25.10.2006
Mit der "Web Center Suite" wollen die Oracle-Verantwortlichen den Zugriff und die Nutzung der eigenen Backend-Anwendungen vom Frontend aus vereinfachen.

Oracle baut mit der Web Center Suite seine Fusion-Middleware weiter aus. Ziel des Softwareherstellers ist es, eine zentrale Umgebung auf dem Frontend zu schaffen, in der Nutzer auf verschiedene Funktionen des Oracle-eigenen Anwendungs-Portfolios zugreifen können. Es gehe darum, die Grenzen zwischen Portalen, Enterprise-Applikationen und Internet-Techniken wie Web 2.0 niederzureißen, hieß es. Anwender könnten künftig über die Web Center Suite auf Business-Anwendungen zugreifen, Abfragen und Auswertungen starten, nach strukturierten und unstrukturierten Informationen suchen sowie verschiedene Collaboration-Funktionen nutzen. Die Suite soll nach dem Willen der Oracle-Strategen den einheitlichen Eingang für die neue Fusion-Applikationslinie bilden. Anwender müssten nicht mehr dediziert verschiedene Programme starten, um einzelne Funktionen nutzen zu können.

Das Java-basierende Framework, das auch den Service-orientierten Ansatz der zukünftigen Anwendungswelt unterstützen soll, besteht aus verschiedenen Modulen. Es enthält Services, um Inhalte zu verwalten und zu integrieren, Desktop und Backend-Applikationen zu verknüpfen sowie Funktionen für Suche, Kommunikation und Collaboration. Mittels verschiedener Werkzeuge können Anwender die Umgebung auch für den Zugriff von mobilen Geräten aus konfigurieren. Die Tools erlaubten es ferner, das Browser-basierende User-Interface von Web Center an die individuellen Anforderungen des einzelnen Nutzers anzupassen. Mit Hilfe von Profilen und Berechtigungskonzepten lässt sich darüber hinaus der Zugriff auf Daten reglementieren. Außerdem können Gruppen eingerichtet werden, die zusammen an bestimmten Problemen und Aufgaben arbeiten sollen.

Mit der Web Center Suite steigt Oracle mit ein in den Kampf um den Desktop. Andere Anbieter von Business-Applikationen arbeiten bereits seit geraumer Zeit daran, das Frontend des klassischen Büro-Anwenders enger mit dem eigenen Backend zu verzahnen. So hat beispielsweise SAP im vergangenen Jahr eine Kooperation mit Microsoft gestartet, um Office-Anwendern den Zugriff auf SAP-Programme zu erleichtern. Mit "Duet" sind die ersten Früchte dieser Zusammenarbeit seit Mitte des Jahres im Markt verfügbar (siehe auch: Was kostet die Office-SAP-Kopplung). Darüber hinaus bastelt Microsoft daran, seine Frontend-Produkte auch mit Business-Applikationen anderer Hersteller zu verknüpfen (siehe auch: Microsoft bringt Office näher an das Backend). IBM bemüht sich indes, Notes als zentralen Zugang zu Business-Anwendungen zu etablieren (siehe auch: Update: Lotus Notes und Mysap kommen sich näher). Parallel arbeiten Firmen wie Salesforce.com und Google mit Hochdruck daran, den Anwendern via Internet eine möglichst einfache Nutzung von Applikationen zu ermöglichen - seien es Enterprise-Applikationen oder klassische Office-Anwendungen für den Desktop.

Die Absicht der Business-Software-Anbieter ist klar. Waren es bislang hauptsächlich speziell ausgebildete Power-User, die sich um die Bedienung von Oracle, SAP und Co. im Unternehmen kümmerten, sollen die Anwenderunternehmen in Zukunft mehr Lizenzen kaufen, um auch ihren nicht spezialisierten Büroangestellten den Zugriff auf die Enterprise-Software zu ermöglichen. (ba)