Kein Netlock

O2 steckt iPhone-Konkurrenten Palm Pre nicht in den Käfig

13.10.2009
Um den Taschencomputer-Pionier Palm war es die vergangenen Jahre ruhig geworden.

Das Unternehmen, das 1996 mit dem Palm Pilot den ersten brauchbaren Personal Digital Assistant (PDA) auf den Markt brachte und später mit den "Treo"-Smartphones loyale Kunden gewann, hatte scheinbar den Anschluss verloren. Während Apple mit dem iPhone und das kanadische Unternehmen RIM mit dem Blackberry große Absatzerfolge feierten, floppten Neuentwicklungen von Palm am Markt. Mit dem neuen Palm Pre, das am Dienstag in Deutschland bei O2 in die Läden kam, will Palm nun auch in Europa die Wende schaffen.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Im Januar 2009 überraschte Palm auf der Consumer Electronics Show in Las Vergas mit der Präsentation des Palm Pre, für den das Handy-Betriebssystem WebOS ohne Altlasten geschrieben wurde. In Testberichten schneidet das Gerät gut ab. Insbesondere die neuartige "Synergy"-Funktion, mit der Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook mit Informationen auf dem PC zusammengeführt werden, wird gelobt. Kritische Anmerkungen in den Tests betreffen das noch schmächtige Angebot im Palm App Catalog, dem Gegenstück zum Apple-Onlineladen iTunes App Store.

Hinter dem Palm-System steht der ehemalige Apple-Manager Jon Rubinstein. Der heute 53 Jahre alte Informatiker hatte Apple Ende der 90er Jahre an der Seite von Steve Jobs mit dem iMac vor dem Totalabsturz bewahrt. Bis zum Jahr 2006 verantwortete er dann das iPod-Geschäft. "Wir haben 2007 mit der Transformation von Palm begonnen und diesen Prozess inzwischen weitgehend abgeschlossen", sagte Rubinstein. "Nun geht es darum, die Resultate zu zeigen und zusammen mit unseren Partnern die Marke Palm wieder ins Rampenlicht zu rücken."

Börse glaubt an das Comeback

Zumindest die Börse glaubt daran, dass Palm die Wende geschafft hat. Vom 52-Wochentief von 1,14 Dollar ist die Aktie mit derzeit 17,01 Dollar meilenweit entfernt. Die Börsianer setzen darauf, dass das Palm nach dem Pre eine komplette Produktfamilie auf die Beine stellen kann. Sie soll Nokia, Apple, Google, RIM und Microsoft mit ihren jeweiligen Smartphone-Systemen Paroli bieten können.

Das Marktforschungsinstitut Gartner räumt hingegen dem von Google initiierten Open-Source-System Android im Wettstreit der Smartphone-Plattformen die besten Aussichten ein. Für den Marktführer Nokia (Symbian) erwartet Gartner einen Absturz von derzeit über 50 Prozent auf 39 Prozent im Jahr 2012. Android werde dagegen von derzeit zwei Prozent auf dann 14 Prozent Marktanteil weltweit wachsen und damit sogar das iPhone von Apple und die Blackberrys von RIM überholen. Das Palm-System WebOS sehen die Marktforscher auf Platz sieben mit einem Anteil von 2,1 Prozent.

Palm-Chef Rubinstein sieht dagegen bessere Wachstumschancen für sein Unternehmen: "Der Smartphone-Markt ist immer noch jung. Da ist Platz für viele", sagte er der dpa. Es sei aber ein signifikanter Wettbewerbsvorteil, wenn man wie Apple, RIM oder Palm alle Komponenten kontrollieren könne, um das Erlebnis des Verbrauchers möglichst komplett zu gestalten. "Ich rede nicht nur von der Hardware und Software, sondern auch von den Services, der Auswahl der Partner bis hin zur Verpackung der Geräte."

Palm Pre Pandora
Pandora bringt ein personalisiertes Web-Radio auf den Palm Pre.
Palm Pre Flightview
Flightview liefert in Echtzeit Statusmeldungen zu gebuchten Flügen und zeigt unterwegs die aktuelle Position des Flugzeugs auf einer Karte.
Palm Pre AP News
AP News bietet aktuelle Nachrichten, Fotostrecken und Videos. Wichtige Meldungen werden direkt über die Notification Bar auf dem Pre gezeigt.
Palm Pre Connect 4
Das klassische "Vier gewinnt" ist der mögliche Anfang für eine Spielerkarriere des Palm-Geräts.
Palm Pre Express Stocks
Express Stocks liefert per Knopfdruck aktuelle Kursinformationen.
Palm Pre Likeme
Like me Mobile hilft, den perfekten Ort zum Essen, Übernachten oder Ausgehen zu finden.
Palm Pre Where
Where liefert für alle möglichen Zwecke standortbasierende Informationen und navigiert den Nutzer direkt zu seinem Ziel.
Palm Pre Fandango
Fandango bietet (fast) alles für den Film-Fan, etwa eine Liste der Kinos und deren Programm, Trailer oder Filmbewertungen. Außerdem kann man Tickets direkt über das Programm erwerben.
Palm Pre Flixter
Auch eine mobile Version des Video-Bewertungsportals Flixter wird für das Palm Pre angeboten.
Palm Pre Mobile by Citysearch
Mobile by Citiysearch hilft, die Nachbarschaft ausgiebig zu erkunden; mit einer Liste von Angeboten naher Geschäfte, deren Bewertung und vieles mehr. GPS, Keyword-Suche und eine Feedback-Möglickeit via SMS, E-Mail ode Twitter sind natürlich integriert.
Palm Pre Accuweather
Die für viele Plattformen verfügbare Freeware bietet umfassende Wetterinformationen für den ganzen Globus.

Verzicht auf Vertragsbindung

Palm-Partner O2 geht bei der Vermarktung des Palm Pre einen in der Branche bislang eher unüblichen Weg. So verzichtet die Telefónica- Tochter darauf, den Verkauf des Smartphones fest mit dem Abschluss eines Zweijahresvertrages zu koppeln, wie dies beispielsweise T-Mobile beim Vertrieb des iPhone vorschreibt. "Mit der Vermarktung des Palm Pre ohne Netzsperre gehen nicht wir ein Risiko ein", sagte O2- Chef Rene Schuster. "Unsere Wettbewerber, die ihre Smartphones mit einer Netzsperre versehen und ihren Kunden misstrauen, riskieren viel, wenn sie sich nicht ebenfalls öffnen werden."

Bei dem O2-Ratenzahlungsdienst "MyHandy", über den man ein Mobiltelefon auch ohne Vertrag erwerben kann, gehe trotzdem nur ein Bruchteil der Kunden ohne einen O2-Vertrag aus dem Laden. "Auf der anderen Seite kommt jeder dritte Kunde von einem Wettbewerber zu uns. Unterm Strich geht die Rechnung also auf", sagte Schuster. (dpa/tc)

Palm1000
Der Pilot 1000/5000 besaß die wichtigsten Features des Apple Newton - zu einem deutlich günstigeren Preis.
PalmPilot
Mit ihrer umfangreichen Softwareausstattung waren die PalmPilot-Modelle - für ihre Zeit - revolutionär.
PalmIII
Das Palm III verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung.
PalmV
Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen. Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten.
PalmVII
Der 599 Dollar teure PalmVII, Palms erster PDA mit eingebauter Antenne, floppte.
PalmIIIc
Das erste Farbmodell PalmIIIc riss mit 256 Farben niemanden vom Hocker: Mit Windows CE ausgestattete Konkurrenzmodelle schafften damals bereits 65.000 Farben.
Tungsten und Zire
Mit dem "Tungsten" als Highend-Modell und dem Einstiegsgerät "Zire" wollte Palm(one) jedem Gledbeutel gerecht werden.
Palmphones
Mit dem Treo näherte sich Palm den Vorstellungen der Kundschaft, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte.
Treo 600
Das wegweisende Smartphone Treo 600 entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget - zumindest in den USA.
Treo 700w
Das "Treo 700w" war das erste Palm-Gerät, das anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war.
Centro
Mit seinem sportlichen Design und dem günstigen Preis sollte das Palm Centro Privatkunden anlocken.
Treo Pro
Das Treo Pro war technisch auf der Höhe der Zeit, mit 550 Dollar jedoch zu teuer.
Palm Pre
Mit dem schicken Slider Palm Pre und einem neu konzipierten Betriebssystem versucht Palm (vergeblich), Marktanteile zurückgewinnen.
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und auch billiger als das Palm Pre.