Wenig Besucher auf der Discuss & Discover

Münchner IT-Messe zwischen Hoffen und Bangen

22.10.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die Nachfolgeveranstaltung zur Münchner Systems, die Discuss & Discover (D&D), beweist Mut bezüglich ihres Konzepts. Doch die Besucherzahlen sind sehr unbefriedigend.

Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München GmbH und verantwortlich für die D&D, macht im Pressegespräch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung: "Mit der Besucherzahl können wir nicht zufrieden sein."

Bis zum frühen Nachmittag des dritten und letzten Tags der Münchner IT-Veranstaltung zeichnete sich ab, dass lediglich rund 6000 Besucher ihren Weg in zwei Veranstaltungsorte (ICM und Halle B0) des Messegeländes der bayerischen Landeshauptstadt gefunden haben. Im Vergleich zu den beiden anderen Veranstaltungen - der Security-Messe IT-SA in Nürnberg mit 6600 und der IT & Business in Stuttgart mit 6500 Schaulustigen - war die D&D die am wenigsten frequentierte IT-Veranstaltung. "Wir haben bezüglich der Besucherzahlen ein anderes Ziel gehabt", schiebt Dittrich nach. Noch im August 2009 hatte er die Erwartung ausgesprochen, rund 18.000 Besucher würden zur D&D kommen. Zum Vergleich: Die letzte Systems-Messe im Jahr 2008 hatte 39.000 Besucher angezogen, im Jahr des Jahrtausendwechsels waren 147.000 zum Münchner IT-Treff gepilgert.

Zu dem ausgebliebenen Besucherstrom dürfte beigetragen haben, dass die vom Konzept zwar unterschiedlichen, nichtsdestotrotz als Konkurrenzveranstaltungen wahrgenommenen Unternehmungen IT-SA (eine Woche vor der D&D) und der Stuttgarter "IT & Business" (zwei Wochen vor der D&D) unmittelbar vor dem Münchner Event stattfanden.

Insbesondere die dreitägige "IT&Business" in Stuttgart mit ihrer an den Mittelstand gewandten IT-Fachmesse mit betriebswirtschaftlichen IT-Lösungen und -Services versammelte verschiedene, früher separat ausgerichtete wichtige Branchen-Events unter einem Dach: die BITexpo, die PPS-Hausmesse des VDMA und die PPS-Tage des Fraunhofer-IPA.

Allerdings darf man sich fragen, ob die Schwaben nicht vor allem mit besonders günstigen Preisen pro Quadratmeter Ausstellungsfläche ihr nagelneues Messegelände schmackhaft gemacht haben. Die Stuttgarter offerieren laut Aussagen von Insidern ein Preisgefüge, das weit unter dem der Münchner Veranstaltung liegt. Auf dem neben dem Stuttgarter Flughafen gelegenen Messegelände zahlen die Aussteller 178 Euro pro Quadratmeter. Über Sonderkonditionen wollten die schwäbischen Messeverantwortlichen nichts sagen.Auch die Nürnberger IT-SA macht Ausstellern attraktivere Angebote als die Messeverantwortlichen der bayerischen Landeshauptstadt.

Prinzipiell ist sowohl die Strategie der Stuttgarter IT & Business als auch die der Nürnberger IT-SA konventioneller als die D&D und an einem herkömmlichen Messekonzept ausgerichtet. Ob dies aber zum Vorteil des Münchner Wettbewerbers gereicht, wird sich erst noch zeigen.

Liegt die Latte des D&D-Konzepts zu hoch?

Denn eine weitere Crux der D&D könnte in der Namensgebung der Veranstaltung und ihrer Ausrichtung begründet sein: Offensichtlich können viele mit der Begrifflichkeit Discuss and Discover wenig anfangen. Genau diese Bezeichnung umreißt allerdings den Anspruch, den das neue Veranstaltungskonzept hat: Nicht mehr die Ausstellung mit Produktpräsentationen wie bei herkömmlichen Messen soll im Vordergrund stehen. Vielmehr versteht sich die D&D als Forum für den Gedankenaustausch von angesagten Techniken und künftigen Trends in der ITK-Branche.

Mit diesem Anspruch an eine Veranstaltung, die von der Diskussion, dem Austausch und der Vernetzung der Vortragenden und der Teilnehmer lebt, legen die Messeverantwortlichen die Latte allerdings hoch. Denn der Besucher dürfte sich zumindest bei der diesjährigen Veranstaltung nicht ganz im Klaren darüber gewesen sein, was ihn auf der D&D erwartet. Genau hier sieht Dittrich wohl auch Optimierungsmöglichkeiten, wenn er sagt, dass man "überlegen müsse, ob man nicht manche Themen weiter zuspitzen" sollte.

Dittrich sagte, die Konferenzveranstaltungen und dessen Programm seien gut angenommen worden. Immerhin ein Sechstel der insgesamt rund 6000 Besucher hätte am Konferenzprogramm teilgenommen. Dieses sei dabei, so Dittrich schon früher, die entscheidende neue Qualität der Münchner Veranstaltung. Hier drehte sich fast alles um die vier Oberthemen "Mobility", "Collaboration", "IT as a Service" und "Infrastructure & Security".

Auch die so genannten Networking Events fanden nach den Worten des Münchner Messemanagers viel Zuspruch. Rund 850 Teilnehmer hätten sich zum Fachsimpeln getroffen. Mit der Bemerkung, dies sei aber noch ausbaufähig, machte Dittrich aber auch klar, dass die D&D in der jetzigen Form nicht mehr ist als eine "gute Basis für die kommenden Jahre".

2011 muss ein Gewinn her

Dittrich sagte, dass spätestens mit der dritten Auflage der D&D - also 2011 - ein Gewinn erzielt werden sollte. Viel wird davon abhängen, wie die Großen der Branchen die D&D einschätzen. In diesem Jahr hatten sich Dell und insbesondere Microsoft mit Corporate Events hervorgetan - und so Geld in die Kassen der Messe München gespült. Ob beide auch nächstes Jahr der bayrischen Veranstaltung noch die Stange halten, ist noch nicht klar. Ob darüber hinaus andere wichtige ITK-Hersteller wie etwa IBM oder SAP künftig antreten - die beide München fern blieben, neben Microsoft auf der Stuttgarter IT & Business jedoch vertreten waren -, wird entscheidend für den Fortbestand der D&D sein.

Microsoft selbst dürfte dabei mit dem Ergebnis seiner Partner Conference, die der Softwarekonzern im Rahmen der Windows-7-Ankündigung auf der D&D abhielt, durchaus zufrieden gewesen sein. Immerhin 520 Teilnehmer drängten laut Dittrich am ersten Tag der D&D auf die Firmenveranstaltung des größten Softwareanbieters der Welt.

Angst vor der eigenen Courage?

Als wolle er sich selbst Mut für die kommenden Wochen und Monate machen, sagte Dittrich: "Wir bereuen die Entscheidung, die D&D mit dem jetzigen Konzept gemacht zu haben, nicht." Klar dürfte sein, dass die Veranstaltungen D&D, IT-SA und IT & Business alle unter dem Verdrängungswettbewerb leiden. In Anbetracht der Tatsache, dass die drei Veranstaltungen zusammen nicht einmal die Hälfte der Besucherzahl der letzten - und am schlechtesten besuchten - Systems erreichten, muss die Frage erlaubt sein, ob vielleicht schon 2010 nicht mehr alle drei überleben werden. (jm)