Mobility: Fast alles geht auch unterwegs

04.03.2005 von Martin Bayer
Steigende Leistung und zusätzliche Funktionen machen Notebooks, Handhelds, Smartphones und Mobiltelefone für Business- und Consumer-Anwender immer interessanter.

Der Vertriebsleiter klinkt sich via WLAN in das Firmennetz ein, Besucher können sich Hallenpläne auf den Personal Digital Assistant (PDA) laden, und ohne das allgegenwärtige Mobilfunknetz würde wohl nur die Hälfte aller Verabredungen und Termine auf der CeBIT zustande kommen. Der Trend zu mehr Mobilität spiegelt sich auch im Angebot der CeBIT-Aussteller wider. Themen rund um mobile Lösungen und Geräte werden von Jahr zu Jahr wichtiger in Hannover.

Neue Notebooks

Fujitsu Siemens Computers Celsius H-230 (Foto: FSC)

Fujitsu-Siemens Computers zeigt unter dem Begriff "Pragmatic Mobility" mobile Workstations der "Celsius-H230"-Reihe sowie neue Modelle aus der "Lifebook"- und "Amilo"-Serie. Asus präsentiert fünf neue Notebook-Serien ("V6800V", "W1000Gc", "W2000N", "W3400N", "W5600A"), die zum Teil auf Intels neuer Centrino-Plattform basieren. Auch Toshiba hat mit zwei Varianten der "Satellite-A80"-Serie Mobilrechner mit der neuen Intel-Plattform im Programm. Sony baut mit den Notebooks seiner neuen "Vaio-FS"-Serie ebenfalls auf die überarbeitete Centrino-Technik. Acer präsentiert sich mit den drei neuen "Travelmate"-Serien "4100", "4600" und "8100" in Hannover. IBM hat seine "Thinkpad"-Reihen "X", "T"und "R"überarbeitet.

Mobile Devices sind gefragt wie nie zuvor. Das belegen auch die jüngsten Zahlen der Marktforscher. So geht beispielsweise Gartner davon aus, dass im laufenden Jahr erneut die Notebooks der maßgebliche Treiber für das Wachstum im weltweiten PC-Geschäft sein werden. Während der Absatz von Arbeitsplatzrechnern der aktuellen Prognose zufolge nur um 6,1 Prozent steigen wird, könnten die Hersteller 2005 über 17 Prozent mehr mobile Rechner verkaufen als noch im vergangenen Jahr. 2004 war der Anteil der Notebooks am weltweiten PC-Absatz auf 38,7 Prozent gewachsen. Ein Jahr zuvor hatte dieser Wert 33,8 Prozent betragen.

Sony baut mit den Notebooks seiner neuen "Vaio-FS"-Serie auf die überarbeitete Centrino-Technik von Intel. Foto: Sony

Mobile Rechner würden für eine zunehmende Zahl von Nutzern attraktiver, erläutert Gartner-Analyst George Shiffler den Trend. Gründe dafür seien weiter fallende Preise sowie erweiterte Funktionen in Sachen drahtlose Netzanbindung und Multimedia. Damit dies so bleibt, hat Intel vor kurzem eine unter dem Codenamen "Sonoma" entwickelte Variante seiner Mobilplattform "Centrino" vorgestellt. Neben neuen schnelleren Prozessoren der Pentium-M-Reihe und dem bewährten WLAN-Modul haben die Intel-Techniker zahlreiche Funktionen aus dem PC-Segment in die überarbeitete Plattform integriert. So können künftige Notebooks mit der schnelleren Grafikschnittstelle PCI Express, Double-Data-Rate- (DDR-)2-Speicher und Serial-ATA-Festplatten ausgerüstet werden.

Musste sich Intel im PC-Geschäft während der vergangenen Jahre einer stärker werdenden Konkurrenz durch AMD erwehren, hat der Chiphersteller den Markt für mobile Plattformen noch fest in der Hand. Bislang war AMD nicht in der Lage, dem Centrino die Stirn zu bieten. Das könnte sich 2005 jedoch ändern. Der ewige Zweite im Prozessorgeschäft hat angekündigt, mit dem "Turion" eine neue Prozessorreihe speziell für Notebooks herauszubringen. Eine komplette Plattform inklusive Chipsatz und WLAN-Modul ist dagegen nicht geplant. Bislang halten sich die AMD-Verantwortlichen mit Details noch zurück.

Während das Notebook-Geschäft floriert, fristet die vor zwei Jahren mit großem Marketing-Getöse auf den Markt geworfene Spezialform der Tablet-PCs nach wie vor ein Nischendasein. Hoffnungen von Anbietern wie Acer haben sich nicht erfüllt. Die Taiwaner hatten prognostiziert, Tablet-PCs würden binnen weniger Jahre rund ein Viertel des gesamten Notebook-Geschäfts ausmachen. Analysten von International Data Corp. (IDC) schätzen, dass 2004 weltweit weniger als eine Million dieser Geräte verkauft wurden. Das entspricht weniger als 0,5 Prozent des gesamten PC-Marktes. Als Gründe für die flauen Geschäfte nennen Branchenbeobachter die nach wie vor hohen Preise der Geräte sowie die fehlenden Anwendungen. Demnach müsste es mehr Tablet-spezifische Applikationen für vertikale Märkte wie das Gesundheitswesen oder die Versicherungsbranche geben.

Nokia Communicator 9300

Neue PDAs/Smartphones

Palmone zeigt die aktuellen Modelle seiner "Tungsten"- und "Zire"-Reihe sowie Smartphones der "Treo"-Serie. Nokia präsentiert mit dem Modell "9300"eine schlankere Variante aus seiner "Communicator"-Reihe. Wie Nokia baut auch Sony Ericsson auf die Symbian-Plattform und demonstriert sein bereits im vergangenen Jahr vorgestelltes Smartphone-Modell "P910". Dagegen setzt Motorola mit seinem neuen "MPx220" auf ein Windows-System. Auch Fujitsu-Siemens Computers bietet die Modelle der "Loox-400"- und "Loox-700"- Reihe mit Microsoft-Systemen an. Asus mit dem neuen "Mypal A730" und Toshiba mit den Modellen der "e400"- und "e800"-Serie vertrauen in Sachen PDA-Betriebssystem ebenfalls Microsoft. Hewlett-Packard ist mit seinem "iPaq Mobile Messenger" auf Microsofts Hauptstand untergeschlüpft. Research in Motion stellt für seinen E-Mail-Push-Dienst den neuen "Blackberry-Enterprise-Server 4.0" vor. Die Geräte der Reihe "7100" und der neuen Serie "7290" sind bei Netzbetreibern wie T-Mobile, Vodafone und

O2 zu sehen. T-Mobile präsentiert außerdem Modell "IV" seiner "MDA"-Serie, die von dem taiwanischen Hersteller HTC gefertigt wird.

Motorolas "MPx220"

Auch die Hersteller von Personal Digital Assistants kämpfen mit einem widrigen Marktumfeld. Laut IDC ist der Absatz 2004 im dritten Jahr in Folge zurückgegangen. Insgesamt schoben die Händler 2004 rund 9,2 Millionen Geräte weltweit über die Ladentische. Das entspricht einem Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Ursache dafür nennen die Marktforscher den Rückzug von Herstellern wie Toshiba und Sony sowie die Konkurrenz durch Smartphones. Viele Anwender verzichteten auf die Anschaffung eines teuren Westentaschenrechners, wenn ein Smartphone neben der Telefonie die gleichen PIM-Basisfunktionen (Personal Information Management) wie ein PDA unterstütze, erläutert IDC-Analyst David Linsalata.

Einen Großteil des Wachstums verdankt der Smartphone-Markt RIMs Blackberry-Geräten (hier Modell 7290)

Die wachsende Nachfrage nach Smartphones lässt sich an den Statistiken des britischen Marktforschungsinstituts Canalys ablesen. Demnach wurden allein im vierten Quartal 2004 weltweit rund 10,9 Millionen mobile Devices verkauft, 51 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahresquartal. Allerdings beschränken sich die Briten in ihren Analysen nicht allein auf reine Handhelds, sondern berücksichtigen auch Smartphone-Verkäufe und einen Teil des Handy-Marktes.

Canalys zufolge legte der Absatz von herkömmlichen Handhelds im vierten Quartal 2004 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um fünf Prozent zu. Dagegen verdoppelten sich im gleichen Zeitraum die Verkaufszahlen von Smartphones. Profitiert haben davon in erster Linie Nokia und der Shooting-Star der Handheld-Szene Research in Motion (RIM). Nokia gelang es, seinen Absatz auf fast fünf Millionen Geräte mehr als zu verdoppeln. Basis dieses Erfolgs sind die überarbeiteten Modelle der "Communicator"-Reihe. RIM konnte mit den "Blackberry"-Geräten seine Verkaufszahlen sogar um 249 Prozent auf rund 827 000 Stück steigern.

Angelockt von diesen Erfolgen, wollen auch andere Handheld- und Handy-Hersteller von dem Smartphone-Boom profitieren. So hat beispielsweise HP mit dem "iPaq Mobile Messenger" ein Smartphone mit PDA-und Global-Positioning-System- (GPS-)Funktionen angekündigt. Auch Palmone, einst unumstrittener Marktführer im Handheld-Segment, versucht mit dem Smartphone-Modell "Treo 600" an bessere Zeiten anzuknüpfen.

Toshiba e800

Allerdings dürfte es für HP und Palmone, die auf Windows- und die eigene Palm-OS-Plattform setzen, schwer werden, gegen das immer stärker werdende Symbian-Konsortium anzutreten. Das Unternehmen, an dem Nokia die Mehrheit hält, stattete im vergangenen Jahr knapp 14,4 Millionen Smartphones mit seinem Betriebssystem aus. Das entspricht einem Marktanteil von über 50 Prozent. Symbian-CEO David Levin zufolge gibt es mittlerweile rund 4000 Anwendungen für die Plattform. 40 Endgeräte seien bereits auf dem Markt, 26 weitere würden derzeit entwickelt. Weltweit verkauften 200 Netzbetreiber Symbian-Geräte.

In die Phalanx der Symbian-Front würde Microsoft nur zu gerne eine Bresche schlagen. Der Softwarehersteller bemüht sich seit geraumer Zeit mit seinen auf der Pocket-PC-Plattform basierenden Betriebssystemen, zu denen auch eine Smartphone- und eine Phone-Edition zählen. Bislang reichte es jedoch nur zu einem Marktanteil von etwas über 20 Prozent. Das könnte sich mit der neuen Betriebssystem-Version "Windows Mobile 2005" ändern. Das unter dem Codenamen "Magneto" entwickelte System soll unter anderem verbesserte Grafikfunktionen, eine neue Benutzeroberfläche sowie mehr Multimedia-Features bieten. In dem System könnten Experten zufolge PDA- und Smartphone-Versionen verschmelzen.

Um seine Plattform zu pushen, hat Microsoft ein Joint Venture mit dem Auftragsfertiger Flextronics angekündigt. Mit "Peabody" wollen beide Unternehmen eine Referenzplattform auf Basis von Windows Mobile anbieten. Damit sollen Hersteller von Mobiltelefonen in die Lage versetzt werden, schnell an die Produktpolitik der Netzbetreiber angepasste Geräte zu produzieren. Außerdem will der Softwarekonzern mit dem "Connected Services Framework" (CFS) den Netzbetreibern eine einheitliche Umgebung zur Verfügung stellen, mit der sich die Implementierung neuer Dienste und deren Abrechnung vereinfachen sollen. Die Lösung setzt sich aus dem Windows- und Biztalk-Server sowie Visual Studio .NET und dem SQL Server zusammen.

Noch sieht Symbian der Offensive aus Redmond gelassen entgegen. Für Mitte des Jahres kündigte Nokia mit "Series 60 Plattform 3rd Edition" eine neue Version der eigenen Smartphone-Plattform an, die auf dem Betriebssystem "Symbian OS v9.0" basieren soll. Neben zusätzlichen Multimedia-Fähigkeiten will man vor allem Enterprise-Funktionen ausbauen. So werde beispielsweise ein Security-Framework unternehmenskritische Daten besser schützen. Außerdem soll die Entwicklung von Business-Applikationen für die Plattform vereinfacht werden.

So zeichnet sich ein Plattform-Zweikampf zwischen Symbian und Microsoft ab, den beide Seiten mit zusätzlichen Funktionen und Features für sich entscheiden wollen. Mit dem immer breiter werdenden Anwendungsspektrum dürfte auch das Interesse an den mobilen Helfern weiter steigen. Das Büro in der Westentasche wird so mehr und mehr zur Realität. (ba)

Aussteller Mobility

Acer (Halle 25, Stand D40);

AMD (Halle 2, Saal Prag und Büro 2);

Asus (Halle 2, Stand A10);

Fujitsu-Siemens Computers (Halle 1, Stand 5E2);

Hewlett-Packard (Partner bei Microsoft: Halle 4, Stand A26);

IBM (Halle 1, Stand 4G2-5D2);

Intel (Halle 2, Stand A46);

Microsoft (Halle 2, Stand B34; Halle 4, Stand A38);

Motorola (Halle 26, Stand E40);

Nokia (Halle 26, Stand E68);

O2 (Halle 12, Stand B26);

Palmone (Halle 26, Stand F36);

Research in Motion (Halle 12, Stand A30);

Sony (Halle 2, Stand C02);

Sony Ericsson (Halle 26, Stand D32);

T-Mobile (Halle 26, Stand A01);

Toshiba (Halle 1, Stand 6H2);

Vodafone (Freigelände, Stand G04).