Great Place to Work

Mobile Work erfordert mehr Kommunikation

10.05.2021 von Alexandra Mesmer
Eine gute Arbeitskultur kostet Geld und Zeit, ist aber der Kitt, der Unternehmen krisenfester macht, sagt Holger Wolff, Geschäftsführer von MaibornWolff.
Holger Wolff, Geschäftsführer MaibornWolff: "Wir rechnen damit, dass unsere Umsetzungsteams in einer Post-Corona-Welt wieder andere Wege der Zusammenarbeit etablieren - vermutlich räumlich verteilter, dafür mit expliziten Team-Tagen vor Ort."
Foto: Wolff - MaibornWolff

93 ITK-Unternehmen hat Great Place to Work in dem Jahr auf Basis einer anonymen Mitarbeiterbefragung und einem Kulturaudit zu besten Arbeitgebern gekürt. So viele wie nie zuvor. Der Münchner IT-Dienstleister MaibornWolff mit 600 Beschäftigten ist zum zwölften Mal einer von ihnen. Im Interview verrät Geschäftsführer Holger Wolff, wie das Miteinander erhalten bleibt und wie Raum für persönliche Begegnungen geschaffen werden kann.

Herr Wolff, mittlerweile ist MaibornWolff an acht Standorten vertreten. Wie haben sich bei Ihnen die Arbeitsbedingungen im vergangenen Jahr verändert?

Holger Wolff: Wir sind durch die Arbeit im Mobile Office deutlich remote-fähiger geworden und haben viel gelernt für das standortübergreife Arbeiten. Zusätzlich finden wir für viele Begegnungen andere Formen, vom Kennerlerngespräch online (oder letzten Sommer auch bei einem Spaziergang) übers Onboarding mit mehr Remote-Anteilen bis zu virtuellen Kaffeerunden und Team-Events. Schließlich sind wir auch in der Kommunikation asynchroner aufgestellt, bieten Aufzeichnungen der wöchentlichen Allhands-Runden an, fassen wichtige Neuigkeiten in Posts auf und ähnliches.

Wie reagiert Ihr Team auf diese Veränderungen?

Wolff: Viele Menschen in unserem Team schätzen dabei die hohe Flexibilität, die wir bei Arbeitszeit und -ort einräumen. Das war schon vor Corona typisch für uns, im letzten Jahr haben wir sie weiter verbessert. Die Flexibilität hilft natürlich gerade Kolleginnen und Kollegen mit Familienanforderungen wie Betreuung und Home Schooling, in ihren Teams zu den Uhrzeiten produktiv zu sein, die machbar sind. Zusätzlich haben wir ausgleichende Gehaltsregelungen für die von Home-Schooling und Kinderbetreuung Betroffenen geschaffen, um etwas Druck rauszunehmen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen ohne Kinder profitieren davon und machen zum Beispiel tagsüber Sport. Das hört sich banal an, und kann für die eine oder den anderen in psychisch anspruchsvollen Lockdown-Phasen ein Wohlfühlfaktor sein.

Ist eine Rückkehr in die Büros geplant?

Wolff: Wir stellen mittlerweile bei einigen den Wunsch fest, wieder ins Büro zu kommen. Gerade die soziale Komponente von zufälligen Begegnungen fehlt im Homeoffice. Das versuchen wir bei aller Vorsicht wieder möglich zu machen, mit einem klugen Konzept aus UV-C-Luftfilter, Tests, Sitzabstände und Abtrennungen.

Tipps fürs Arbeiten im Homeoffice
So profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Arbeit im Home-Office ist aufgrund der COVID-19-Pandemie für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur Arbeitsnorm geworden - gewollt und ungewollt. Die Bedingungen der Pandemie stellen Heimarbeiter vor besondere Herausforderungen, aber auch ohne die Corona-Einschränkungen gilt es, im Home-Office auf die mentale Stärke und Gesundheit zu achten. Folgende Tipps sollten Unternehmen und Angestellte beachten, um motiviert und produktiv arbeiten zu können.
Arbeitspensum im Blick behalten
Arbeitgeber sollten besonders die Wahrnehmung ihrer Mitarbeiter in Bezug auf ihr Arbeitspensum im Blick behalten. Nicht alle haben den Mut zu sagen, überfordert zu sein. Regelmäßige Einzelgespräche, in denen sich auf vertrauter Ebene nach dem Wohlbefinden und der Auslastung erkundigt werden kann, sind jetzt entscheidend. Das ist entweder im persönlichen Videogespräch oder über digitale Werkzeuge möglich. Hier können vor allem Feedback-Tools helfen, womit Angestellte idealerweise einmal in der Woche anonym Feedback geben können.
Zusätzliche Benefits für Angestellte anbieten
Gerade jetzt sollten Unternehmen darauf achten, dass die Benefits stimmen. Eine Möglichkeit wäre, die Urlaubstage zu erhöhen, sofern sich das einrichten lässt. So haben Angestellte als Ausgleich mehr Zeit für sich oder ihre Familie. Angefallene Überstunden eignen sich zudem, um nun für die Freizeit genutzt zu werden. Zusätzlich sollten Betriebe das Homeoffice ihrer Angestellten mit entsprechenden Büromöbeln und IT ausstatten, damit die Arbeit von zu Hause produktiv bleibt.
Home-Office vom Privatleben trennen
Beschäftigte sollten darauf achten, dass der Arbeitsbereich vom häuslichen Alltag abgegrenzt wird und der Arbeitsplatz nicht dort ist, wo auch der Feierabend verbracht wird. Der Computer sollte also, wenn möglich, in einen separaten Raum platziert werden, um zur Ruhe zu kommen. Dadurch gelingt es leichter in den Feierabendmodus zu wechseln. Und auch das Mittagessen sollte nicht vor dem Laptop eingenommen, sondern bewusst vom Arbeitsplatz abgegrenzt werden.
Bewusste Pausen einlegen
Die Mittagspause oder den Feierabend sollten Angestellte für einen Gang an die frischen Luft nutzen, um gedanklich von der Arbeit abzuschalten. Dafür können sie ihren Kollegen über die Statusanzeige in Chat-Programmen signalisieren, dass sie gerade zu Tisch oder in einer Pause sind. Es wäre auch möglich, mit Emojis kleine Codes vereinbaren: Ein Pizza-Emoji hinter dem eigenen Account-Namen steht für die Mittagspause, ein Computer-Emoji für die Arbeitsphase.
Feierabend ist Feierabend
Direkt nach Arbeitsende sollte der Computer ausgeschaltet werden, auch das Smartphone kann nach der Arbeit für eine gewisse Zeit auf Flugmodus gestellt werden, um einen bewussten Übergang von Arbeit und Feierabend sicherzustellen. Beschäftigte können auch hier ihren Kollegen über die Statusanzeige oder mit Emojis signalisieren, dass sie im wohlverdienten Feierabend sind. Manchmal kann es auch schon helfen, von den Arbeitsklamotten in eine Jogginghose zu wechseln, um geistig mit dem Arbeitstag abzuschließen.
Erwartungen anpassen
Sowohl als Chef als auch als Angestellter heißt es, Erwartungen an die neuen Umstände anzugleichen, Verständnis und Empathie zu zeigen, eigene Grenzen kennenzulernen und zu setzen - "business as usual" ist derzeit kaum möglich. Arbeitgeber, aber auch Angestellte sollten klare und faire Ziele vereinbaren. Hierfür hilft eine strukturierte Liste zu allen Arbeitsaufträgen, die priorisiert werden. Wenn es leichter ist, die Arbeit zu erledigen, nachdem die Kinder ins Bett gegangen sind, dann sollten Angestellte die Möglichkeit haben, die Arbeitszeiten an ihre Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen.
Kein schlechtes Gewissen, wenn nicht alles geschafft wurde
An manchen Tagen ist man produktiver als an anderen. Daher sollten sich Angestellte auf die wichtigen Projekte konzentrieren, wenn sie einen Tag mit wenigen Unterbrechungen haben. Kleinere Aufgaben sollten auf Tage mit weniger Konzentrationslast aufgeschoben werden, sofern möglich. Mitarbeiter sollten auch immer die Möglichkeit haben, ihre Kollegen anzusprechen und um Rat oder Unterstützung bitten zu können - denn jeder kennt solche Tage oder Aufgaben, in denen einfach der Wurm drin ist und nichts zu laufen scheint. Empathie und Verständnis ist also gerade jetzt das Gebot der Stunde - das sollte sich auch in der Unternehmenskultur niederschlagen, damit sich die gesamte Belegschaft gehört und inkludiert fühlt.

Wie schaffen Sie es, ihre Arbeitskultur zu erhalten?

Wolff: Unsere Kultur erweist sich als resilient - und wir profitieren vom ausgezeichneten Miteinander, dass es vor Corona schon gab. Um unseren hohen Stand zu halten, achten wir auf drei Dinge:

Wir planen und preisen mehr Zeit für Kommunikation im Team ein. Das ist unternehmerisch durchaus fordernd, da die Tagessätze nicht steigen.

Wir schaffen Rahmenbedingungen für Begegnungen: Events müssen nicht immer nach dem Motto "alle in einen Raum stattfinden" - es können sich auch mehrere kleine Gruppen untereinander vernetzen. Wir wägen immer ab, wo ein persönliches Treffen doch möglich und vertretbar sein könnte. Diese regelmäßigen Ausnahmen sind identitätsstiftend.

Schließlich braucht es von uns als Geschäftsführer und Führungskräften immer wieder ein "Gesicht zeigen". Das bedeutet mehr explizites Nachfassen in Führungsbeziehungen und regelmäßig auf internen Kanälen präsent zu sein. Das hört sich einfach an, braucht aber Zeit neben dem Tagesgeschäft.

Was ist Ihre Prognose für das Arbeiten post Corona?

Wolff: Wir rechnen damit, dass unsere Umsetzungsteams in einer Post-Corona-Welt wieder andere Wege der Zusammenarbeit etablieren - vermutlich räumlich verteilter, dafür mit expliziten Team-Tagen vor Ort, zum Beispiel rund um Retro und Planning beim Sprintwechsel.

Ganz sicher wollen wir Events mit Teams oder der ganzen Firma wieder zusammen feiern, angefangen vom Projekt-Highlight über unsere Firmenseminar bis zur Weihnachtsfeier. Wir wagen uns vor und planen für den Sommer ein auf sechs Gruppen verteiltes Firmenseminar.

Und auch die wichtigen Termine - Kennenlern-Gespräche, Onboarding, die ersten Wochen, wichtige Feedback-Gespräche oder auch Kick-Workshops bei neuen Projekten - dürfen sehr gern wieder vor Ort in unseren schönen Meetingräumen stattfinden.

Das sind die besten Arbeitgeber in der ITK 2020
Prämierte Arbeitgeber in der ITK
Seit 2012 ermittelt "Great Place to Work" in Kooperation mit dem Bitkom und der COMPUTERWOCHE die besten ITK-Arbeitgeber. Die COMPUTERWOCHE porträtiert die besten Arbeitgeber im Sonderheft "Die besten Arbeitgeber in der ITK 2020".
adesso
Dank adesso-Ideenwettbewerb zum eigenen Start-up: In der Größenklasse über 1000 Mitarbeitern belegt adesso dieses Jahr Platz 1 der besten Arbeitgeber in der ITK.
Adobe Deutschland
Adobe und die Mitarbeiter unterstützen wohltätige Organisationen: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter belegt Adobe Platz 2.
Accso
Mitarbeiter bestimmen über das neue Büro: Das Unternehmen wurde in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter mit dem fünften Platz ausgezeichnet.
ATIX
Der gemeinsame Kochtag stärkt das Team: Atix gehört zu den Top 20 besten Arbeitgebern in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
b.telligent
Sabbaticals und Eltern-Kind-Büros fördern die Work-Life-Balance: 2020 gehört b.telligent zu Deutschlands besten Arbeitgebern in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter.
COMPIRICUS
Teambuilding unter der Sonne des Südens: COMPIRICUS zählt zu den Top 20 der besten Arbeitgebern in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
ConVista
Kinderbetreuung der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle: Auch 2020 gehört ConVista wieder zu den Top 20 der besten Arbeitgebernin der Größenklasse 101-500 Mitarbeitende.
Erik Sterck GmbH
Beim Bewerbungsgespräch sind Mitarbeiter dabei: Die Erik Sterck GmbH belegt Platz 1 in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
Evora IT
5000 € Weiterbildungsbudget pro Jahr: Evora IT gehört zu den Top 10 besten deutschen Arbeitgebern in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
FLOCERT
Popcorn und Rätselspaß beleben jedes Meeting: Im allgemeinen Ranking der besten Arbeitgebern Deutschlands wird FLOCERT zu einem der besten Arbeitgeber in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter ausgezeichnet.
GAMBIT
Yoga und Stargazing auf GAMBIT Island: In der Größenklasse 50-100 Mitarbeiter belegt GAMBIT den sechsten Platz.
GWS - Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme mbH
Mit GWS-Sportkursen gemeinsam fit bleiben: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeitende gehört GWS zu den Top 30 besten Arbeitgebern Deutschlands.
INFORMATION WORKS
Gemeinsam Segelfliegen, Paintball spielen und grillen: INFORMATION WORKS ist einer der Top 30 besten Arbeitgeber 2020 in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
Inxmail
Bio-Obst und Diensträder für die Gesundheit: Inxmail gehört zu Deutschlands Top 30 besten Arbeitgebern in der Größenklasse 101-500 Mitarbeitende.
iteratec
Mit der eigenen App zum Lunch verabreden: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter belegt iteratec Platz 6.
MaibornWolff
Ein Mitarbeiterparlament bestimmt die Unternehmensentwicklung mit: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter wurde MaibornWolff mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.
MODELYZR
Begrüßungspakete warten auf die neuen Mitarbeiter: Auch 2020 zählt Modelyzr wieder zu den Top 20 der besten Arbeitgebern in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter.
msg
Manager beantworten Fragen im Partnercafé: In der Größenklasse über 1000 Mitarbeiter belegt msg Platz 3.
NetCologne
Ein Familienservice unterstützt Mitarbeitende in allen Lebenslagen: Great Place to Work zeichnet das Unternehmen in der Größenklasse 501-1000 Mitarbeiter mit Platz 4 aus.
ORAYLIS
Techniktrends in Innovation Labs unter die Lupe nehmen: In der Größenkategorie 50-100 Mitarbeiter belegt ORAYLIS erneut Platz 2 der besten Arbeitgeber.
Novatec Consulting
Schulpatenschaften und Programmier-AGs: 2020 zählt Novatec Consulting zu Deutschlands Top 20 besten Arbeitgebern in der Größenklasse 101 bis 500 Mitarbeiter.
QAware
Neben der Arbeit gemeinsam coden: QAware belegt Platz 1 im Arbeitgeberranking in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter.
Shopware
Das Teammeeting beginnt mit einem Frühstück: Shopware gehört zu den Top 10 der besten Arbeitgeber in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter.
TechniData IT-Gruppe
TechniData hilft bei der Wohnungssuche: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter zählt TechniData zu den Top 30 besten Arbeitgebern in der ITK.
viaboxx
Gemeinsames Mittagessen von Mama Viaboxx: In der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter wird viaboxx zu einem der Top 30 besten Arbeitgebern in der ITK ausgezeichnet.
viadee Unternehmensberatung AG
Unternehmensberatung geht auch ohne Druck: In der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter*innen belegt viadee Platz 3.
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