Mit Project Muse will SAP benutzerfreundlicher werden

19.05.2006
Der ERP-Hersteller arbeitet an einer Frontend-Technik für seine Business-Software, die Eigenschaften von Browser-Oberflächen und Rich Clients vereint.

Unter dem Codenamen "Project Muse" entwickelt SAP eine neue Benutzeroberfläche für die eigenen Business-Applikationen. Erste Eindrücke von dem GUI präsentierte der Konzern auf seiner Kundenkonferenz Sapphire in Orlando.

Ergebnisse von Project Muse sollen in Form von Updates in die Software "Mysap ERP 2005" einfließen. Letzteres ist die zweite Edition des ERP-Systems nach der R/3-Ära, die jetzt weltweit verfügbar ist.

Die Technik soll die Eigenschaften eines Browser-Interfaces mit denen eines Rich Client verbinden. Der Nutzer kann zum Beispiel mit der rechten Maustaste ein Datenfeld in einer Maske hinzufügen oder ändern.

Damit folgen die Walldorfer dem Trend von Web-basierenden Benutzeroberflächen, die zwar im Browser laufen, durch Interaktionselemente jedoch den Bedienkomfort fetter Clients bieten. Unter anderem Internet-Firmen wie Google und Yahoo haben solche Web-Frontends entwickelt und populär gemacht.

Mit Project Muse möchte der Softwarekonzern offenbar auch die Benutzerschnittstellen seiner Produkte harmonisieren. Die Mysap-Produkte verwenden andere Frontends als das für kleine und mittelständische Firmen gedachte "SAP Business One". Ein wieder anderes Erscheinungsbild hat "CRM On-Demand", die Mietlösung des Konzerns. Zudem kommt Ende nächsten Monats "Duet" auf den Markt, eine gemeinsam mit Microsoft entwickelte Integrationstechnik, die Mysap ERP mit Office Professional verzahnt (siehe SAP und Microsoft spielen im "Duet"). Auch mit IBM arbeitet SAP daran, Frontends der Lotus-Tochter an ERP-Backends anzubinden (siehe IBM harmonisiert Notes mit SAP-Backend).

Mitunter greift SAP auch auf Technik von Drittherstellern zurück, um die Visualisierung von Daten für den Anwender zu verbessern. In der Plattform Netweaver 2004s ist Macromedias "Flex"-Technik integriert. Sie erlaubt es, grafische Anzeigen von Geschäftszahlen beispielsweise in Form von Balkendiagrammen im Browser dynamisch und ohne Neuladen der Web-Seite zu aktualisieren (siehe auch SAP erweitert Netweaver um Macromedia-Technik).

Wie viele ERP-Hersteller hatte auch SAP den Anwender in der Vergangenheit nicht gerade mit ansprechenden und leicht zu bedienenden Frontends verwöhnt. Ein erster Schritt hin zu einer intuitiveren Bedienbarkeit war der Erwerb des Portalanbieters Toptier, aus dessen Entwicklungen das heutige "Netweaver Portal" entsprang.

Ansprechende Interfaces sollen Anwender nicht nur einen leichteren und aufgabenspezifischen Zugang zu Backend-Prozessen bieten. Hersteller wollen auf diese Weise zudem erreichen, dass Kunden mehr Arbeitsplätze an die ERP-Software anbinden als bisher und somit auch mehr Benutzerlizenzen erwerben. In diese Richtung zielt vor allem die Duet-Entwicklung mit Microsoft ab (siehe auch Für jeden das passende SAP-Frontend). (fn)