Fernsteuerung von Unterhaltungselektronik

Mit iPad und iPhone Hifi-Anlage und Fernseher steuern

24.12.2011 von Thomas Bergbold
Das iPhone, der iPod Touch und erst recht das iPad sind bestens geeignet dafür, Steuerungsaufgaben zu übernehmen. Zahlreiche Apps für das Steuern von Unterhaltungselektronik machen es möglich.

Das iPad und das iPhone/iPod Touch mit ihren Touchscreens sind ideal, um neue Steuerungsmöglichkeiten wie den Neigungssensor oder das Wischen für die Gerätesteuerung zu verwenden. Dabei kann man alle Arten von Geräten steuern: Sei es einfach nur den Fernseher oder eine Hifi-Anlage, aber auch einen Multimedia-Player mit eingebauter Festplatte sowie einen Streaming-Mediaplayer, der sich Filme, Musik und Fotos vom Mac holt. Einige Anbieter haben eigene Löungen am Start, aber es gibt auch den herstellerunabhängigen Standard DLNA, mit dem man viele Möglichkeiten zum Steuern der Heimelektronik hat.

Heimelektronik zunehmend vernetzter

Die Netzwerkschnittstellen Ethernet und WLAN etablieren sich in den Geräten der Unterhaltungselektronik. In erster Linie zum Abspielen von Medien, aber immer mehr auch für Steuerungsaufgaben. Damit man das Rad für diese Aufgabe nicht neu erfinden muss, stellen die Hersteller die Schnittstellen in ihren Geräten und Programmen für Windows zur Verfügung. Programme für das Mac-OS X bleiben eine Seltenheit, allerdings werden Apps für die Touch-Geräte von Apple immer beliebter.

iPad und Co als Fernbedienung

Möchte man seine Heimelektronik von einem iPad beziehungsweise iPhone oder iPod Touch aus fernsteuern, gibt es hierzu zwei Lösungen: Zum einen die Steuerung des Gerätes über eine spezielle App des Herstellers. Sie wird meist als Alternative zur Infrarot-Fernbedienung und nur selten als eine Erweiterung angeboten. Zum anderen kann man den Weg über den offenen Standard DLNA (vormals UPnP-AV) suchen.

Der Pioneer VSX-920 lässt sich mit der App iControl AV steuern. Er ist nicht nur ein sehr guter AV-Verstärker, sondern verfügt auch über ein Internetradio und einen iPod-Anschluss mit digitaler Tonübertragung.

Richtige Innovationen sind noch selten, genauso wie Lösungen für den großen Touchscreen des iPad. Hier sind die Hersteller noch gefordert, aber erste Ansätze sind zu erkennen. Wir dürfen gespannt sein, was da noch auf uns zu kommt. Exemplarisch stellen wir einige Lösungen vor.

Exklusive Lösungen

Neben den reinen Musikplayern hat Linn auch kombinierte Geräte mit einem integrierten Verstärker wie den Majik DS-I im Angebot.
Foto: Linn

Wenn es innerhalb einer Systemfamilie bleibt, haben Hersteller wie Naim und Linn eigene Systeme wie das Naimnet oder Knext entwickelt. Aber auch hier gilt - wie im Profibereich immer: Es ist kein wirklich geschlossenes System, Kontakt in die Außenwelt der Haustechnik ist möglich. Beim Linn Mehrkanalvorverstärker Kisto ist sogar ein kleiner Heimautomatisierungs-Computer eingebaut und kann auf Wunsch direkt die Jalousie schließen oder den Beamer einschalten.

Pantoffel-Cineasten können es auf die Spitze treiben: Eine Reihe von Herstellern wie Crestron integrieren Heimelektronik in die Haussteuerung. So enthalten die speziellen Touch-Panels dieses Systems Szenarien wie "Film schauen", bei dem automatisch die Rollläden runter gehen, das Licht auf Ambient geschaltet wird, die Leinwand runter fährt und alle Geräte sich einschalten und auch den entsprechenden Eingang wählen. Dies erfordert allerdings eine Installation entsprechender Leitungen und Geräte sowie die Einrichtung durch einen Profi.

Universelle Steuerung über DLNA

DLNA wird meist mit dem Streaming von Audio- und Video-Daten in Verbindung gebracht. Aber es kann auch Geräte steuern.

Das DLNA-Protokoll gliedert sich in drei Bereiche: Digital Media Server für die Bereitstellung der Medien, Digital Media Renderer für das Abspielen der Medien und Digital Media Controller für die Steuerung. Doch nicht jeder DLNA-fähige Player ist auch steuerbar. Manche Hersteller geben dies nicht explizit an, daher ist ausprobieren angesagt.

Der knapp vier Euro teure Plug Player ist ein tolles Programm sowohl für die kleinen Touch-Screens des iPhone und iPod Touch, als auch in einer angepassten Version für das größere iPad. Mit dieser App lassen sich Musikstücke, Bilder oder Videos von einem Server (zum Beispiel ein Mac mit Eye Connect oder Twonky Server) auswählen und an einen beliebigen Player schicken. Neben der Auswahl ist auch die Steuerung wie Spulen, Pause und die Lautstärkeänderung möglich. Ob alle oder nur einige dieser Steuerungskommandos funktionieren, kann man vorher nicht sagen, da es hier von den verwendeten Geräten abhängt. Hier hilft nur ausprobieren. Mit einem Sony Bravia KDL40-NX705 und Samsung UE40-C6700 funktioniert die Wiedergabe/Pause sowie nächster Titel, aber kein Spulen oder die Lautstärke. Dafür klappen alle Steuerungsmöglichkeiten mit dem Musikplayer Linn Sneaky Musik DS. Abhängig vom eingesetzten DLNA-Server ist die Anzeige von Album-Covern bei Musikdateien oder einem Vorschaustandbild für Videos möglich.

Der erste Griff ist der zum Menüpunkt "Devices", dem Zahnrad-Symbol. Hier scannt der Plug Player das Netzwerk und listet alle verfügbaren Player und Server auf. Durch Anklicken setzt man einen Haken und trifft so seine Entscheidung. Im Menü "Browse" beziehungsweise dem "+"-Symbol wählt man die entsprechenden Medien mit einem Klick aus. Sie landen dann zusammen mit den restlichen Medien des Ordners in der Abspielliste. Alternativ kann man über "Select" mehre Medien, auch gerne quer über die gesamte Bibliothek, nacheinander auswählen und zur Abspielliste übertragen. Diese Liste arbeitet dann Plug Player beziehungsweise unser Abspielgerät ab. Etwas unschön ist bei der iPad-Version, dass beim Start im Querformat die Erkennung nicht funktioniert und die Menüpunkte sich zwischen Hoch- und Querformat unterscheiden.

Linn DS-Player über DLNA

Die DS-Musikplayer von Linn stellen eine Besonderheit dar: Media Renderer und Controller sind strikt getrennt. Kein anderer Hersteller verfolgt diese Taktik. Somit ist es unerlässlich, dass man zu seinem DS-Player auch ein Steuerungsgerät erwirbt oder die kostenlose Software Control von Linn für Windows verwendet - die Mac-Version ist noch Beta.

Neben weiteren Softwareprogrammen für Mac-OS X wie Songbook und ChorusDS gibt es auch Versionen für das iPhone/iPod Touch und das iPad. Hier sind neben Songbook Mobile auch Konductor, der universelle Plug Player und ChorusDSi erhältlich. Die Funktionen sind bei allen identisch und wie beim Plug Player schon beschrieben. Bei den Linn Playern kommen noch Spezialitäten wie die Linn-Radiostationen und Wiedergabelisten hinzu. Die Wiedergabelisten gibt es in zwei Varianten: Zum einen beliebige Listen, die die Programme anlegen und abspeichern können, zum anderen füttert man die Linn Player nicht mit einzelnen Liedern, sondern mit kompletten Listen. Das funktioniert so: Man wählt ein Lied nach dem anderen oder ein Album nach dem anderen aus und die Steuerungsprogramme senden diese Titel an den DS-Player. Dieser hat jetzt in seinem Speicher eine Liste mit beispielsweise 1000 Titeln und spielt diese ab. Die Steuerung kann jetzt wahlweise mit der Gerätefernbedienung oder weiterhin mit dem Apple-Touchgerät erfolgen.

Neben dem besagten Plug Player ist speziell ChorusDS in der HD-Version einen Blick wert. Die übersichtliche Oberfläche zeigt permanent den aktuellen Titel, die Wiedergabeliste und die Musik auf dem Server. Mit direkten Buttons kann man schnell den Musik-Server, den DS-Player und in den Radiomodus wechseln. Auf Wunsch gibt es auch eine große Vorschau des Album-Covers - hierfür reicht nur meist die Auflösung der Bilder nicht. Die Wiedergabeliste ist schnell zusammengestellt und lässt sich auch abspeichern. Das große Display des iPad wird hier sehr gut ausgenutzt. Bei einer direkten Verbindung zwischen einem Linn-Verstärker und dem DS-Player durch ein Steuerungskabel übernimmt ChrousDS auch das Umschalten der Eingänge und die Lautstärke.

Samsung Fernseher der C-Serie

Fernseher bekommen immer mehr Funktionen, neue Steuerungsmöglichkeiten helfen, diese in den Griff zu bekommen.

Die neue C-Serie von Samsung steht für moderne Flachmänner, die neben dem eigentlichen Fernseher mit Empfängern von DVB-T, DVB-C und DVB-S2 auch als Mediaplayer und Internet-TV fungieren. Dieser Vielzahl an Funktionen und der damit einhergehenden Bedienung trägt Samsung mit einer unübersichtlichen Fernbedienung Rechnung. Die kostenlose iPod Touch- und iPhone-App TV Remote fasst die Funktionen in praktische Gruppen zusammen. Für das Fernsehen und den Mediaplayer werden alle Tasten der Fernbedienung auf drei Screens verteilt. Das macht die Bedienung nicht einfacher, ein App für das iPad mit übersichtlicher Struktur könnte die Lösung sein. Sehr gut hingegen sind die drei anderen Bereiche der App. Die "Gesture Remote" ist zum Zappen und Ändern der Lautstärke. Durch Kippen wechselt man die Sender und durch Neigen zur Seite ändert man die Lautstärke. Der Bewegungssensor der Touch-Geräte macht es möglich. Des weiteren gibt es eine Tastatur, die man sehr gut bei der Eingabe von Texten im Internetbereich des Fernsehers, beispielsweise in Youtube, brauchen kann. Samsung hat als derzeit einziger Fernsehhersteller in seinem Onlineangebot Spiele integriert. Diese sind zwar keine Aktionspiele, aber Sudoku und Memory bieten einen netten Zeitvertreib. Mit der Infrarot-Fernbedienung sind sie nur bedingt spielbar, im iPhone-App gibt es für diese Spiele ein Gamepad - damit klappt es schon besser.

Sony BD-Player

Einen anderen Weg als die Mitbewerber geht Sony bereits bei der Benutzeroberfläche, die App für das iPhone nutzt ebenfalls neue Möglichkeiten.

Sony geht bei seiner neuen Generation an LCD-Fernsehern und Blu-Ray Playern einen neuen Weg der Benutzeroberfläche und Steuerung. Die "xross media bar" genannte Benutzeroberfläche der Playstation 3 ordnet die Menüpunkte wie Foto, Musik, Video und Andere horizontal. Vertikal finden sich dann beispielsweise die Einträge der Videolisten. Das App BD Remote bietet zum einen die 1:1-Abbildung der Infrarot-Fernbedienung im Menü "Full Remote", was nur den Vorteil hat, alle Tasten im direkten Zugriff zu haben. In den Menüs "Simple Remote" und "Disc Info" verwendet Sony einen neuen Ansatz der Bedienung und nutzt die Möglichkeiten des Touch-Screens und des Internetzugangs. Bei "Simple Remote" wird ein Großteil des Touch-Screen für die Navigation benutzt. Ein kurzes Streifen mit einem Finger in eine der vier Richtungen - was übrigens auch wunderbar blind mit dem Daumen klappt - bringt den Nutzer zur nächsten Auswahl im Menü. Ein Tippen reicht für die Auswahl. Zusätzliche Tasten wie Home für das Hauptmenü, Optionen für die Wiedergabeoptionen und Return sind ebenfalls für den Daumen gut am unteren Rand erreichbar.

Beim Einlegen einer DVD oder Blu-Ray wird automatisch die Gracenote Datenbank im Internet nach der eingelegten Disk abgefragt. Die Informationen werden über den Punkt "Disc Info" von BD Remote visualisiert. Neben allgemeinen Informationen zum Film, dem Cover und einer detaillierten Textzusammenfassung werden passende Filme in You Tube gefunden. Von hier kann man auch einen der gefundenen Filme ansehen.

Verstärker Pioneer

Pioneer nutzt konsequent die neuen Möglichkeiten aus, die Touch-Geräte bieten. Das ergibt nicht nur eine große Fläche für die Steuerung, sondern auch einen neuen Ansatz der Bedienung.

Für das iPhone und das iPad bietet Pioneer die App iControl AV. Auf dem Hauptbildschirm von iControl AV sind vier Rubriken: Control, Precision, Emphasis und Balance. Mit einem Klick kommt man zu dieser Auswahl immer wieder zurück.

Exemplarisch für die Möglichkeiten der Steuerung eines Surround-Verstärkers nehmen wir aus der Einstiegsklasse von Pioneer den VSX-1020. Das ist der große Bruder des identisch ausgestatteten VSX-920.

Im Bereich Control hält man sich die meiste Zeit auf. Ein großer und sehr gut bedienbarer Touch-Drehregler für die Lautstärke dominiert das Fenster. Im schnellen Zugriff hat man die Steuerung für die Zone 2, den Ein-Aus-Schalter, die Stummschaltung und die oberhalb des Drehreglers angeordneten Schalter für die Eingangswahl, Raumklangmodi und einen Informationsbildschirm. Gerade letzterer bietet Informationen, die man so noch nicht gesehen hat. Ein Bild des Raumes mit den aktiven Lautsprechern und Informationen zu den anliegenden Signalen für Audio und Video.

Richtig begeistert der Zugriff auf die Klangmodi, der wesentlich einfacher ist, als eine Taste auf der Fernbedienung 1000mal zu drücken und dabei immer das Display im Auge zu haben, um den richtigen Modus nicht zu verpassen.

Der Neigungssensor in den Touch-Geräten wird von Emphasis und Balance genutzt. Intuitiv kann man auf diese Weise bei Emphasis die Anhebung beziehungsweise Absenkung des Centers und des Basslautsprechers vornehmen. Je nach eingesetztem Filmmaterial kann das schon einmal nötig sein und funktioniert in diesem Fall sehr gut. Ebenso gut klappt das auch bei Balance für die Position im Raum.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Macwelt.