Ignite 2018

Microsoft stellt neue KI-, IoT- und Edge-Services für Azure sowie Erweiterungen für Microsoft 365 vor

01.10.2018 von Bernhard Haluschak
Auf der Kundenkonferenz Ignite 2018 zeigte Microsoft, wie künstliche Intelligenz (KI) und das Internet of Things (IoT) unsere Welt in Zukunft verändern werden. Neue Azure-Services wie Digital Twins, IoT Central, Data Box oder Azure Sphere sollen den Anwendern bei der digitalen Transformation helfen. Auch Neuerungen rund um Microsoft 365 und das Thema Security kamen auf der Ignite nicht zu kurz.
Microsoft Ignite 2018.
Foto: Microsoft

Auf der Eröffnungskeynote der Ignite 2018 im amerikanischen Orlando unterstrich Microsoft-Chef Satya Nadella, wie stark mittlerweile die Digitalisierung unser gesamtes Lebensumfeld prägt und auch unser zukünftiges Handeln mehr und mehr mitbestimmen wird. Das umfasst natürlich auch alle Industriebereiche wie Energieversorgung, Landwirtschaft, Gesundheits-, Bildungs-, Transport- oder Finanzwesen, die immer mehr "intelligente" Rechenleistung nutzen. "Diese Computing-Leistung kann und wird dazu verwendet werden, um neue KI-basierte Business-Prozesse der nächsten Generation zu generieren", so Nadella.

Für diesen Paradigmenwechsel müssen die Unternehmen nicht nur neue Technologien einsetzen, sondern auch selber neue Technologien für ihr Business-Umfeld entwickeln. Diese Entwicklung der IT-Branche will Microsoft mitprägen. So standen im Mittelpunkt der Ignite 2018 natürlich entsprechende Microsoft-Produkte und Services rund um Azure, IoT, Edge Computing AI, Microsoft 365 und Security. Hier die wichtigsten Vorstellungen:

Microsoft-Chef Satya Nadella zeigt auf der Kundenkonferenz Ignite 2018, wie Microsoft Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen kann.
Foto: Microsoft

Azure Cloud Plattform

Microsoft baut die Azure-Cloud immer weiter aus und unterstreicht damit die strategische Bedeutung der Plattform für das Unternehmen. So kündigte Microsoft die offizielle Verfügbarkeit von Azure IoT Central an. Dabei handelt es sich um eine vollständig verwaltete IoT-SaaS-Lösung, die Anwender nutzen können, um IoT-Lösungen inklusive notwendiger Ressourcen in der Azure-Cloud zur Verfügung zu stellen. Der Dienst hilft bei der Vernetzung, Überwachung und Verwaltung von unterschiedlichen IoT-Systemen, sodass IoT-basierte Produkte schneller auf den Markt gebracht werden können. Tiefgreifendes IoT-Know-how ist dabei nicht notwendig, versprechen die Softwareentwickler.

Im Industrieumfeld wird die Digital-Twin-Technologie immer wichtiger. Damit lassen sich zum Beispiel reale Fertigungsprozesse digital abbilden, um sie dann auf mögliche Produktivitätspotenziale zu untersuchen. Mit Azure Digital Twins bietet Microsoft jetzt in einer Public Preview diese Technologie als neuen Azure IoT Service an. Zu den ersten Nutzern gehört thyssenkrupp Elevator, der für seinen Testturm in Rottweil den Service für ein virtuelles Modell des Gebäudes einsetzt. Das Unternehmen kann den Turm so noch effizienter warten und für die Besucher und Entwicklungsingenieure ständig optimieren.

Um gespeicherte Daten schnell nach Azure zu migrieren, offeriert Microsoft die Azure Data Box und Azure Data Box Edge. Die Offline-Geräte sind in der Lage Daten zu sammeln, wenn aufgrund einer hohen Auslastung kein Netzwerk nutzbar ist, um diese dann bei freien Netzwerk-Ressourcen von oder nach Azure zu transferieren. Die Data Box ist ein Gerät mit 100 TByte Kapazität und verwendet NAS-Standardprotokolle sowie gängige Kopiertools. Es verfügt über AES-256-Bit-Verschlüsselung für eine sicherere Datenübertragung. Bei der Data Box Edge handelt es sich um eine physische Netzwerk-Appliance, die lokale Daten mittels KI-fähiger Edge-Computing-Funktionen analysiert, verarbeitet und transformiert, bevor sie in die Cloud hochgeladen werden.

So stellt sich Microsoft eine allumfassende, intelligente Cloud-Edge-Lösung vor.
Foto: Microsoft

Neuigkeiten gibt es auch rund um die IoT-Sicherheitslösung Azure Sphere, die Microsoft Mitte April am Rande der RSA-Konferenz vorgestellt hat: Ab sofort ist das dazugehörende Developer Kit erhältlich, mit dem sich schnell und kostengünstig Smart-Home- und Industrie-4.0-Systeme, die direkt mit dem Internet verbunden sind, realisieren lassen sollen. Das Herzstück dieser Geräte ist eine Micro Controller Unit (MCU) von MediaTek (MediaTek MT3620) mit entsprechender Rechen- und Speicherkapazität sowie Azure Sphere OS. Das System bietet mehrstufige Sicherheitsfunktionen inklusive dem Cloud-Dienst Azure Sphere Security Service für die sichere Kommunikation zwischen den Geräten und der Cloud. Mit dem Azure Developer Kit will Microsoft in den hart umkämpften Markt für diese Systeme einsteigen, der jährlich 9 Milliarden Microcontroller benötigt.

Mehr Sicherheit für Cloud- und IoT-Anwendungen

Das Thema Sicherheit beziehungsweise Datenschutz sieht Microsoft als zentrale Herausforderung im digitalen Zeitalter. Mit einer Fülle neuer Sicherheitslösungen untermauert Microsoft sein Bekenntnis, möglichst sichere IoT- und Cloud-Anwendungen dem Nutzer bieten zu wollen. So zeigte die Company erstmals in einer Preview Azure Confidential Computing, eine Lösung, die es Anwendern erlaubt, verschlüsselte Daten in Public-Cloud Diensten zu verarbeiten. Auf diese Weise lassen sich etwa vom Kunden verschlüsselte Daten direkt für Maschine-Learning-Analysen in der Cloud nutzen, ohne dass sie vor der Verarbeitung dekodiert werden müssen.

Für eine passwortlose Anmeldung im Azure AD und die damit verbundene Nutzung von Cloud-Anwendungen bietet der Softwareanbieter jetzt die Authenticator App an. Die App ersetzt das Passwort durch eine sicherere Multi-Faktor-Anmeldung über das Smartphone. Die Software kombiniert dabei die möglichen Anmeldemethoden wie Fingerabdruck, Gesicht oder PIN, um die Freigabe für den Zugang zum entsprechenden System zu autorisieren.

Um die Sicherheit von Systemen zu veranschaulichen und zu verbessern, offeriert Microsoft mit Microsoft Secure Score einen Bewertungsreport, der den Sicherheitsstatus eines Unternehmen bewertet und zudem Empfehlungen vorschlägt, wie der IT-Verantwortliche das Sicherheitsniveau erhöhen könnte. Zum Beispiel mittels Sicherung von Administratoren- und Benutzerkonten mit Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) oder Deaktivierung von Regeln für die E-Mail-Weiterleitung in Outlook. Microsoft erweitert die Secure-Score-Technologie jetzt auf Microsoft 365 und hybride Cloud-Workloads im Azure Security Center.

Ferner wurde Microsoft Threat Protection angekündigt, dabei handelt es sich um eine End-to-End-Lösung, die Cyberbedrohungen erkennt und eliminiert. Der Service nutzt KI- und Human Research, um Security-Attacken schneller zu erkennen. Bei Bedarf lassen sich nicht nur Identitäten und E-Mails automatisch wiederherstellen, sondern auch PCs und komplette Infrastrukturen regenerieren.

Microsoft 365 mit neuen Funktionen und Updates

Ein echtes Novum ist mit Windows Virtual Desktop der Einstieg Microsofts in die Welt der virtuellen Office-Rechner. Dieser in Azure integrierte Cloud-Dienst arbeitet auf Basis von Remote Desktop Modern Infrastructure (RDmi). So lassen sich unter anderem Mehrbenutzer-Sessions mit Windows 10 aufbauen. Zudem verspricht Microsoft, dass Windows 7 in dieser Umgebung mit kostenlosen Extended Security Updates weiterhin verfügbar sein wird. Optimiert ist Windows Virtual Desktop vorerst für Office 365 ProPlus - andere Version sollen folgen. Außerdem ist Windows Virtual Desktop als Ecosystem zu sehen, sodass Partner je nach Bedarf zusätzliche individuelle Mehrwerte zu dem Service zuliefern können.

Auch für den Azure Stack hatte Microsoft einige Neuigkeiten in petto. Mit Azure Stack lassen sich Azure-Dienste in eine Rechenzentrumsinfrastruktur integrieren. Partner wie Dell EMC, HPE oder Lenovo bieten vorkonfigurierte Systeme mit Azure Stack bereits an. Neu: Jetzt lässt sich ein Azure Stack bis auf 16 Knoten erweitern, um schnell entsprechende Kapazitäten bereitzustellen. Auch die Bereitstellung von Kubernetes-Clustern ist in Azure Stack nun möglich.

Noch in der Entwicklungsphase sind Azure Event Hub on Azure Stack und Consistent Blockchain Deployment for Azure and Azure Stack. Der Event Hub erlaubt es, Cloud-basierte Telemetriedaten vor Ort aus verschiedenen Quellen zu sammeln. Das soll die Entwicklung von lokalen Apps oder on-premises IoT-Systemen vorantreiben. Das Consistent Blockchain Deployment vereinfacht die Nutzung von Blockchain, in Azure und Azure Stack, da die gleichen Tools übergreifend verwenden werden können.

Darüber hinaus kündigte Microsoft die sofortige Verfügbarkeit des SQL Server 2019 an. Der SQL Server ist eine cloudbasierte Datenbank, die Windows, Linux und Docker-Container unterstützt und auch als on-premises Lösung in einem Rechenzentrum eingesetzt werden kann. SQL Server 2019 vereinfacht die Verwaltung großer Datenumgebungen, da es neben Apache Spark jetzt auch das Hadoop Distributed File System (HDFS) integriert hat. So lassen sich Anwendungen, Analysen und KI-Jobs über strukturierte und unstrukturierte Daten in einem integrierten Cluster ausführen. Dabei kann der Anwender auf vertraute T-SQL-Abfragen zurückgreifen oder Spark-Anwender Python, R, Scala oder Java nutzen, um etwa Spark-Aufträge zur Datenaufbereitung oder -analyse durchzuführen.

Daneben hat Microsoft zahlreiche Updates und Erweiterungen für SQL angekündigt: Azure SQL DB Hyper Scale ist ein bis zu 100 TByte pro Datenbank skalierbarer Service für unterschiedliche Workloads. Azure Cosmos DB Multi-Master erleichtert das Erstellen kritischer, unternehmensübergreifender Anwendungen inklusive hoher Verfügbarkeit und geringer Latenzzeit. Der Azure Data Explorer analysiert in Echtzeit große Datensätze nach Mustern und Anomalien, um zum Beispiel Geschäftsprozesse zu optimieren oder Fehlerquellen zu lokalisieren und zu beseitigen.

Ferner erweiterte Microsoft die Leistungsfähigkeit des Kollaboration-Plattform Teams um eine Terminverwaltung. Damit lassen sich flexible Zeitpläne für Mitarbeiter erstellen, Urlaube beantragen oder Fehlzeiten beziehungsweise Krankmeldungen erfassen. Für den Einsatz von Teams in Krankenhäuser bietet der Softwarehersteller eine Lösung zur Koordination von Arbeitsabläufe bei der Patientenversorgung an, die sich in elektronische Gesundheitsakten (EHR-Systeme) integrieren lässt. Die Healthcare-Lösung arbeitet nach den aktuellen Sicherheitsstandards und ist HIPAA-konform.

Die Microsoft Open Data Initiative im Detail.
Foto: Microsoft

Last but not least hat Microsoft auf der Ignite 2018 die Open Data Initiative ins Leben gerufen. Sie setzt sich vorerst aus den drei Unternehmen Adobe, Microsoft und SAP zusammen. Ziel der Kooperation ist es, Kunden bei der unternehmensweiten Vernetzung von Daten zu helfen und daraus aussagekräftige Ergebnisse beziehungsweise Mehrwerte zu gewinnen. Aus diesen wollen die Branchenriesen dann intelligente und vermarktbare Services entwickeln. Gespräche mit weiteren Unternehmen sind bereits im Gange.