Auch wenn der Hype um Google etwas nachgelassen hat und die Kritik vor allem am umstrittenen Streetview-Projekt immer lauter wird, tut das der Popularität des Unternehmens bei Berufseinsteigern keinen Abbruch. Nach wie vor wollen Deutschlands Informatikstudenten am liebsten bei Google arbeiten. Keinem Arbeitgeber ist es in so kurzer Zeit gelungen, ein derart positives Image aufzubauen. "Google schafft den Spagat zwischen beliebt und anspruchsvoll, zwischen locker und leistungsorientiert", hieß es im vergangenen Jahr in der Begründung von Trendence, dem Berliner Marktforschungs- und Beratungshaus, das seit Jahren europaweit Studenten nach ihrem Wunschunternehmen befragt.
Mühsame Bewerbung bei Google
Allerdings hat Google im Vergleich zum Vorjahr einige Prozentpunkte an Attraktivität eingebüßt. "Wir sind gespannt, ob sich dieser Trend in der Zukunft fortsetzt", kommentiert Jörn Klick, Senior Account Manager bei Trendence, das Ergebnis. Langsam scheint sich herumzusprechen, dass die Bewerbungsphase bei Google außergewöhnlich lange dauern kann, manchmal mehrere Monate. Zu hören ist auch, dass der wöchentliche Kreativtag, den Google seinen Mitarbeitern zugesteht, häufig dem Projektdruck zum Opfer fällt und dass entstandene Hierarchien Kreativität und Innovation bremsen. Google scheint also langsam im normalen Unternehmensalltag anzukommen.
So setzt sich IBM in Szene
Sichere Kandidaten auf dem Treppchen sind seit Jahren IBM und SAP, wobei die Walldorfer wie Google ein paar Prozente verloren haben und von Platz zwei auf Platz drei abgerutscht sind. Vielleicht schafft es die neue Vorstandsriege um Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe mit der Ex-Unilever-Managerin Angelika Dammann als neuer Personalvorstandsfrau, wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen, nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte wegen schlechter Zahlen Mitarbeiter entlassen hat. IBM dagegen gelingt es durch seine jahrelange kontinuierliche Hochschularbeit, aber auch mit werbewirksamen Auftritten wie etwa auf der größten Web-2.0-Konferenz in Berlin, der re: publica, sich beim Nachwuchs gut in Szene zu setzen und das Gefühl zu vermitteln, an den zukunftsweisenden Themen immer dran zu sein.
Aufsteiger und damit heimlicher Sieger ist die deutsche Microsoft-Niederlassung. Sie verbesserte sich von Rang sieben auf vier. Kaum ein Unternehmen hat in den letzten Jahren so viele vordere Plätze belegt und für positive Schlagzeilen gesorgt, wenn es um vorbildliche Personalarbeit ging. Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer ist es ein wichtiges Anliegen, ein motivierendes Klima im Unternehmen zu schaffen. Das gelingt ihr auch durch öffentlichkeitswirksames Engagement, etwa indem sie der Initiative des Bundesarbeitsministeriums beitrat, in der es um gleiche Löhne für Männer und Frauen geht. Oder indem sie sich dafür einsetzt, dass Work-Life-Balance kein Lippenbekenntnis bleibt und Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können, um Zeit für die Kinder zu haben. Microsoft ist stolz darauf, in der erweiterten Geschäftsführung vier Frauen zu haben - eine ziemlich einmalige Quote in diesem Land. Die bekannteste davon ist Angelika Gifford, verantwortlich vor allem für das Geschäft mit dem öffentlichen Sektor und Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Sie wurde im Vorjahr als "Managerin des Jahres" ausgezeichnet.
Apple lebt vom Produktimage
Das krasse Gegenstück zu Microsoft ist Apple. Die Steve-Jobs-Firma ist als Arbeitgeber nicht sichtbar, man hört nichts, sieht nichts, und es dringt nichts nach draußen, was die Personalaktivitäten des Unternehmens angeht. Die Apfel-Firma lebt vom Kultcharakter ihrer Produkte. In diesem Jahr verschlechterte sich das Unternehmen im Ranking der attraktiven Arbeitgeber um einen Platz, was auch Trendence überraschte. "Apple kann offenbar die aktuellen Erfolge mit iPad und Co. nicht direkt auf den Arbeitsmarkt übertragen", kommentiert Jörn Klick das Abschneiden des in Cupertino ansässigen Unternehmens.
Ebenfalls als kleine Überraschung lässt sich werten, dass die Gaming-Unternehmen nicht so weit vorne gelandet sind, wie man vielleicht vermutet hätte. Die Branche gilt als cool, viele Anbieter schreiben schwarze Zahlen. Aber offenbar sind die Berufseinsteiger konservativ und möchten eher in großen, klassischen Branchen und Unternehmen oder beim Staat unterkommen. So verschlechterte sich Crytec, der Aufsteiger des Vorjahres, um drei Ränge auf Platz 24. Blizzard Entertainment rutschte von Rang vier auf sieben ab, und Electronic Arts hielt Platz 19.
Ebenfalls nicht so richtig vom Fleck kommen die Unternehmensberatungen. Während Betriebswirtschaftsabsolventen gerne zu Consulting-Firmen gehen, sind die weniger karriereorientierten, dafür technisch interessierten Informatiker eher zurückhaltend. So landet das bestplatzierte Beratungshaus, Accenture, auf Rang 33, Tendenz fallend. Im Vorjahr hatte das mit über 200.000 Mitarbeitern weltgrößte Consulting-Unternehmen noch Platz 29 belegt. Richtig heftig erwischte es Capgemini sd&m, das gleich 13 Plätze verlor und auf Platz 34 durchgereicht wurde. Zwei Plätze dahinter liegt McKinsey, und dessen direkter Wettbewerber Boston Consulting muss sich gar mit Platz 50 begnügen, nachdem er im Vorjahr noch Platz 43 belegte. Abgeschlagen auf Rang 83 (minus acht Plätze zum Vorjahr) rangiert der Pionier der deutschen Unternehmensberater Roland Berger.
Wohin es High Potentials zieht
Was die Personaler der Beratungshäuser trösten dürfte, ist, dass sie vor allem für die besonders begabten Bewerber interessant bleiben. Trendence hat ein zusätzliches Ranking erstellt, für das es die High Potentials nach ihren bevorzugten Arbeitgebern gefragt hat. Und siehe da: Accenture belegt den fünften Platz, McKinsey den achten und Boston Consulting den 14. Platz. Die ersten drei Ränge entfallen auf die gleichen Firmen wie im allgemeinen Ranking. Bei den High Potentials erreicht allerdings Microsoft nur den achten und Apple lediglich den zwölften Rang.
Als High Potentials bezeichnet Trendence Studenten, die zu den besten 25 Prozent ihres Faches und Jahrgangs gehören, Auslandserfahrung (Studium oder Praktikum) und außeruniversitäres Engagement mitbringen.
Die Aufsteiger des Jahres
Wie jedes Jahr hat es auch diesmal einige Firmen gegeben, die unerwartete Sprünge nach vorne gemacht haben. Man wird sehen, ob ihre guten Ergebnisse in den nächsten Jahren Bestand haben. Den spektakulärsten Sprung nach vorne schaffte die Commerzbank, die sich von Platz 89 auf 64 verbesserte. Ebenfalls kräftig nach oben kletterte der Axel Springer Verlag - von 81 auf 60. Mit Roche Diagnostics und Bayer zählen weitere Anwenderunternehmen zu den auffälligen Aufsteigern - ein positives Signal für diese Branchen und Unternehmen, die sich immer wieder darüber beklagen, dass die Informatiker sie ignorierten und IT-Unternehmen vorzögen, obwohl Aufgaben und Bezahlung bei vielen Anwendern mitterweile genauso attraktiv geworden seien.
Jedes Jahr können die befragten Informatikstudenten Firmen ihrer Wahl der Liste der beliebtesten Arbeitgeber hinzufügen und so auch Neueinsteiger nach vorne bringen. So stürmte Google vor drei Jahren auf Anhieb auf Platz drei und Crytec im vergangenen Jahr auf Platz 21. In diesem Jahr landete der beste Aufsteiger, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), aus dem Nichts auf Platz 27. Dies bestätigt einen Trend, der sich auch schon im vorigen Jahr abzeichnete: Der öffentliche Dienst und die staatsnahen Institutionen - jahrelang von den Informatikern unter anderem wegen ihrer unterdurchschnittlichen Lohnzahlung gemieden - entpuppen sich als attraktive Alternativen. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes, interessante Aufgaben, geregelte Arbeitszeiten sowie unterschiedlichste Arbeitszeitmodelle, um Familie und Beruf zu vereinbaren, gelten als großes Plus. Nicht umsonst schneiden Institutionen wie die Fraunhofer-Gesellschaft (Platz fünf), die Max-Planck-Gesellschaft (Platz 15) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Platz 17) gut ab. Auch der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik liegen mit den Rängen elf und zwölf gut im Rennen.
Trendence befragte die Studenten auch, wie viel sie verdienen möchten. Nachdem sie im vorigen Jahr, noch unter dem Einfluss der Krise, etwas bescheidener waren, und im Durchschnitt 42.800 Euro Bruttojahresgehalt verlangten, gaben sie heuer fast einen Tausender mehr an - 43.700 Euro. Dafür möchten sie dann weniger arbeiten. Rechneten sie 2009 noch damit, einem Unternehmen 43,6 Stunden in der Woche zur Verfügung stehen zu müssen, gehen sie nun von 43,3 Stunden aus. Offensichtlich haben die Studenten den Eindruck, dass die Wirtschaftskrise vorbei ist. In dieses Bild passt noch eine andere Zahl: "Die 2009 stark ausgeprägte Bereitschaft zu Flexibilität und Umorientierung im Berufsleben sinkt um fast neun Prozent", bilanziert Trendence.
Überraschend skeptisch sind die Studenten aber, wenn es um die voraussichtliche Dauer des eigenen Bewerbungsverfahrens und die Anzahl ihrer Bewerbungsschreiben geht. Sie gehen von durchschnittlich 25,4 Bewerbungen aus - fast vier mehr als im Vorjahr, und von einer viermonatigen Frist (3,6 Monate im Vorjahr), bis sie den ersten Job gefunden haben.
Hier geht's zum Ranking
Rang 2010/2009 |
Arbeitgeber |
|
1/1 |
/ |
|
2/3 |
+ |
IBM |
3/2 |
- |
SAP |
4/7 |
+ |
Microsoft Deutschland |
5/6 |
+ |
Fraunhofer-Gesellschaft |
6/5 |
- |
Apple Computer |
7/4 |
- |
Blizzard Entertainment |
8/8 |
/ |
Siemens |
9/9 |
/ |
Audi |
9/10 |
+ |
BMW Group |
11/13 |
+ |
Bundesnachrichtendienst |
12/12 |
/ |
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik |
13/11 |
- |
Porsche |
14/15 |
+ |
Adobe |
15/16 |
+ |
Intel |
15/14 |
- |
Max-Planck-Gesellschaft |
17/24 |
+ |
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) |
17/20 |
+ |
Sun Microsystems |
19/19 |
/ |
Electronic Arts |
19/17 |
- |
Lufthansa Systems |
21/17 |
- |
EADS |
22/26 |
+ |
Bosch Gruppe |
22/21 |
- |
Daimler |
24/21 |
- |
Crytek |
25/26 |
+ |
ProSiebenSat.1 Media |
25/32 |
+ |
Volkswagen |
27 |
Neu |
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz |
27/35 |
+ |
Oracle Deutschland GmbH |
29/26 |
- |
Cisco |
29/31 |
+ |
Deutsche Telekom |
31/25 |
- |
Nvidia |
32/39 |
+ |
Dell |
33/29 |
- |
Accenture |
34/21 |
- |
Capgemini sd&m |
34/32 |
- |
ZDF |
36/29 |
- |
ESA European Space Agency |
36/38 |
+ |
McKinsey & Company |
38/51 |
+ |
Bayer |
38/34 |
- |
Suse Linux Products |
40 |
Neu |
Ebay |
41/35 |
- |
ARD |
41/49 |
+ |
BASF IT Services Holding |
41/41 |
/ |
Sony Deutschland |
44/41 |
- |
Deutsche Bank |
44/43 |
- |
Software AG |
46/43 |
- |
Hewlett-Packard |
46/51 |
+ |
Nokia |
46/57 |
+ |
United Internet |
49/39 |
- |
Adidas |
50/51 |
+ |
AVM |
50/43 |
- |
BCG The Boston Consulting Group |
50/57 |
+ |
Fraport |
50/47 |
- |
Thyssen-Krupp (Konzern) |
54/57 |
+ |
Bertelsmann |
54/49 |
- |
Datev |
54 |
Neu |
Eon |
54/46 |
- |
Ikea IT Germany |
54/51 |
- |
Philips |
54/69 |
+ |
Yahoo Deutschland |
60/81 |
+ |
Axel Springer |
60/69 |
+ |
O2 |
60/56 |
- |
PricewaterhouseCoopers |
60/75 |
+ |
Roche Diagnostics |
64/89 |
+ |
Commerzbank |
64/47 |
- |
Deutsche Bahn |
64/69 |
+ |
Infineon Technologies |
64/65 |
+ |
Otto Group |
64/65 |
+ |
Vodafone |
69/65 |
- |
Carl Zeiss |
69/62 |
- |
KPMG |
69 |
Neu |
SMA Solar Technology |
69/57 |
- |
Statistisches Bundesamt |
73/69 |
- |
Allianz Gruppe |
73/81 |
+ |
Dräger |
73/81 |
+ |
Ericsson |
73/75 |
+ |
Rohde & Schwarz |
73/62 |
- |
RWE |
73 |
Neu |
Unilever |
73/69 |
- |
ZF Friedrichshafen |
80/85 |
+ |
ABB |
80/69 |
- |
Boehringer Ingelheim Pharma |
80 |
Neu |
Ernst & Young |
83/75 |
- |
DHL |
83/37 |
- |
Global Foundries (vormals AMD Saxony) |
83/65 |
- |
Materna |
83/89 |
+ |
Merck |
83/75 |
- |
Roland Berger Strategy Consultants |
88/89 |
+ |
Adam Opel |
88/85 |
- |
Bearingpoint |
88 |
Neu |
Computacenter |
88 |
Neu |
Deloitte |
88/89 |
+ |
Deutsche Post |
88/89 |
+ |
Ford-Werke |
88 |
Neu |
Lidl |
88/89 |
+ |
Novell |
88/75 |
- |
Procter & Gamble |
88/57 |
- |
Wincor-Nixdorf |
98/98 |
/ |
Agilent Technologies Deutschland |
98/81 |
- |
cdv Software Entertainment |
98/89 |
- |
Continental (inklusive Siemens VDO) |
98/75 |
- |
Deutsche Börse |
98 |
Neu |
EnBW Energie Baden-Württemberg |
98/98 |
/ |
E-Plus Mobilfunk |
98/85 |
- |
msg Systems |
98/98 |
/ |
Münchener Rück |
98/89 |
- |
Steria Mummert Consulting |
98 |
Neu |
Vector Informatik |
108/98 |
- |
General Electric Company |
108/98 |
- |
GfK Aktiengesellschaft |
108 |
Neu |
Itemis |
108/89 |
- |
Postbank Systems |
108/98 |
- |
Sanofi-Aventis Deutschland |
108/85 |
- |
SGI Silicon Graphics |
108/106 |
- |
UBS |
115/62 |
- |
dSpace |
115/106 |
- |
EDS |
115/106 |
- |
Elektrobit Automotive (ehemals 3Soft) |
115/106 |
- |
I-D Media |
115/98 |
- |
Motorola |
115/106 |
- |
Nortel |