Praxistest HTC Touch Diamond2

Letzter Schliff für ein Smartphone-Juwel

25.06.2009 von Yvonne Göpfert
Ein Jahr nach dem Launch des erfolgreichen Touch Diamond bringt HTC das Nachfolgemodell an den Start. Wir haben getestet, ob das Gerät dank der aktualisierten Hard- und Software auf dem neuesten Stand ist.

Der taiwanische Hersteller HTC ist für seine Modellpflege in der Branche bekannt. Nach einigen Software-Updates bringt das Unternehmen in diesem Jahr auch einige überarbeitete Versionen früherer Smartphones an den Start, darunter das Touch Diamond 2. Unsere Schwesterpublikation PC-Welt hat sich den Nachfolger des erfolgreichen, wenn auch nicht kritikfreien, Windows-Mobile-Geräts genauer angeschaut.

Schlichtes, aber besseres Design

Anders als das Urmodell trägt der Touch Diamond2 seinen Namen eigentlich zu Unrecht. So ist das kantige Design des Ur-Diamond, das an einen geschliffenen Diamanten erinnern soll, einem glatten Standard-Akkudeckel gewichen. Die Anwender werden es vermutlich mit Fassung tragen, denn die Kanten des ersten Touch Diamond nutzten sich doch allzu schnell ab. Ein Pluspunkt also für das neue, schlichtere Design, das dank gebürstetem Alurahmen auch sehr viel besser verarbeitet wirkt. Etwas mehr Schliff könnte dagegen die Beschichtung des Diamond2 vertragen: Jeder Fingertapser verewigt sich nämlich sofort auf dem Gehäuse.

Das Display ist im Vergleich zum ersten Touch Diamond um fast einen Zentimeter länger, die Auflösung auf 480 mal 800 Pixel gestiegen. Doch bei starker Sonne hat der Anwender nach wie vor Probleme, die Inhalte zu lesen. Die Vorderseite des Touch Diamond2 hat HTC auch anderweitig optisch aufgewertet: So wurde das Steuerkreuz unter dem Display ersatzlos entfernt. Neben der Lautstärkeregelung am linken Rand sind nur vier Tasten zu sehen, darunter eine Windows-Taste. Über diese gelangt der Nutzer per Tastendruck zu einer langen Schnellzugriffsseite mit Platz für 24 Programme. Diese kann der Anwender nach Lust und Laune mit häufig genutzten Funktionen bestücken. 24 Icons stehen hier als Platzhalter, der Nutzer kann auf jeden Platz eine häufig genutzte Funktion setzen. Das sieht hübsch aus und hilft dank der etwa ein mal ein Zentimeter großen Bildchen bei der Programmsuche. Mit einem Klick auf "alle" unten am Bildschirmrand gelangt der Anwender zu allen Programmen.

Touch Flo 3D taucht noch tiefer

Mit dem Programm-Starter hat HTC seine Bedienoberfläche Touch Flo 3D noch eine Stufe tiefer ins Betriebssystem gezogen. Mit der schnöden Windows-Mobile-Ansicht des älteren Touch Diamond hat diese von HTC programmierte Ansicht nichts mehr zu tun. Wer auf die reine Windows-Oberfläche gelangen will, muss nach Drücken der Windows-Taste auf "Einstellungen" gehen und dort auf "mehr" klicken, dann landet er wieder im nüchternen Windows-Layout. Auch wenn er auf den Datei-Explorer klickt, findet er sich plötzlich im typischen Windows-Menü wieder. Nach wie vor gibt es somit einen Bruch zwischen dem Betriebssystem Windows Mobile und der optisch aufgehübschten Benutzerführung Touch Flo 3D von HTC. Diese findet sich nämlich nur auf den höheren Ebenen.

Die wichtigsten Funktionen erreicht der Nutzer über eine Schiebeleiste unten am Displayrand. Sie lässt sich flüssig nach links oder rechts verschieben. Neu im Vergleich zum Ur-Diamond ist ein Icon, das direkt zu den aktuellen Börsenkursen führt. Die Informationen kommen kostenlos, aber zeitverzögert von Yahoo.

Die Bedienung des Touch Diamond2 erfolgt über einen großen Touchscreen, der im Vergleich zu den Vorgängermodellen viel an Sensibilität gewonnen hat. Damit lässt er sich mit dem Finger fast genauso gut bedienen wie mit einem Stylus, der im Gerät steckt. Das Scrollen durch eine lange Kontaktliste gelingt mühelos. Nur wer einen Touch zu fest drückt, landet ungewollt bei einem falschen Kontakt.

Eine gewaltige Verbesserung haben wir bei der Performance festgestellt: Der 528-MHz-Prozessor läuft wesentlich stabiler als es noch beim Touch Diamond der Fall war. Damals musste der Nutzer regelmäßig mit einem Systemabsturz rechnen, wenn im Hintergrund unbemerkt zu viele Programme liefen. Das scheint beim Diamond2 Vergangenheit zu sein, im Test haben wir keinen Totalausfall verzeichnet.

Üppige Ausstattung

Bei der Ausstattung gibt es wenig zu meckern. HSDPA mit einer Übertragungsrate von theoretischen 7,2 MBit/s und WLAN sind standardmäßig an Bord, so wie man es von einem Business-Smartphone erwartet. Der Nutzer kann damit so gut wie überall schnell im Netz surfen und sich die neuesten Nachrichten und Youtube-Videos aufs Mobiltelefon holen. Ob der Nutzer nun lieber über den Hauptbrowser Opera Mobile oder über den etwas versteckten Internet Explorer surfen will, ist Geschmacksache. Der Opera-Browser erkennt nicht immer die mobile Webseite eines Anbieters und lädt dann die volle PC-Webseite - mit langen Ladezeiten. Der Internet-Explorer bietet kein Tabbed-Browsing, also das Surfen mit mehreren geöffneten Fenstern im Hintergrund.

Einen GPS-Chip hat HTC ebenfalls verbaut. Ab Werk vorinstalliert ist aber nur Google Maps. Eine vollwertige Navigations-Software mit Sprachansagen muss der Nutzer zusätzlich erwerben und selbst installieren. Geo-Tagging ist mit dem GPS möglich, vorausgesetzt es ist im Kamera-Menü aktiviert. Standardmäßig schaltet der Hersteller diese Funktion ab, da das GPS viel Akku-Power verbraucht.

Leistungsfähige Kamera

Die Kamera ist ein flotter Knipser: In drei Sekunden dreht sie von null auf hundert, ist also startklar. Zwei bis drei Sekunden braucht sie zum Fokussieren. Da spielt sie vorn in der Liga mit. Die Farben wirken kräftig, die Schärfe geht in Ordnung. Mangelware sind nach wie vor Motivprogramme, Lächelmodus oder Panoramaansicht. Der Nutzer hat gerade mal die Möglichkeit, ein Foto im Breitbildformat aufzunehmen. Das zeichnet die Kamera aber nur mit vier statt mit maximal möglichen fünf Megapixeln auf - wir würden daher davon abraten.

Nichts Neues gibt es beim Media-Player von HTC festzustellen. Er tut in Konkurrenz zum Windows-Media-Player brav seinen Dienst. Sein Vorteil: das großartige 3D-Layout. Alle Songs lassen sich in der Bibliothek nach mehreren Kriterien sortieren und damit leicht finden. Extras wie eine Songerkennung anhand eines 10-Sekunden-Sound-Schnipsels oder eine Tag-Ergänzung bietet HTC jedoch nicht. Das Headset lässt eine ziemlich hohe Lautstärke zu, tendiert jedoch zu einem leichten Scheppern. Anlass zu Kritik bietet der Steckeranschluss für die Kopfhörer: Hier setzt HTC auf USB statt 3,5-Millimeter-Klinkenstecker. Trotz kleiner Mängel kann das Touch Diamond2 im Multimedia-Bereich insgesamt überzeugen.

So gut wie ein Privatsekretär

Im Business-Bereich punktet der Organizer. Der Datenabgleich mit Outlook klappt zügiger als bei der Konkurrenz. Per ActiveSync gelangen Kontakte, Aufgaben und Termine im Nu auf dem PC. Einen Extrapunkt für die Optik erhält die Kalenderansicht, die auf dem großen Display sehr übersichtlich wirkt.

Wer jede E-Mail sofort lesen muss, kann das Touch Diamond2 per Exchange-Anbindung mit dem Firmen-Mail-Server koppeln. So erhält er seine Mails in Echtzeit aufs Mobiltelefon. Beantwortet wird die elektronische Post über die Bildschirmtastatur auf dem Diamond2. Leider bietet die QWERTZ-Tastatur weder im Hoch- noch im Querformat Tasten für Umlaute an. Der Nutzer muss hier länger auf den Buchstaben drücken und sich bis zum deutschen Umlaut vorhangeln. Wer viel beruflich mailen muss, sollte daher besser zum Touch Pro2 greifen. Dieses HTC-Smartphone kommt mit ausziehbarer Tastatur.

Fazit

Das Touch Diamond2 bringt viel Ausstattung und eine gute Performance mit. Die 5-Megapixelkamera bietet zwar nur spartanische Einstellungsmöglichkeiten, dafür ist sie schnell und die Bilder gelingen. HSDPA, WLAN und GPS stehen jederzeit zur Verfügung, es mangelt aber an einem Standard-Kopfhöreranschluss.

Der Organizer ist absolut Business-tauglich, nur beim Tippen von Nachrichten offenbart das Diamond2 seine große Schwäche: Eine QWERTZ-Tastatur zum Ausfahren fehlt. Wer darauf nicht verzichten will, muss zum Touch Pro2 von HTC greifen.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel der COMPUTERWOCH-Schwesterpublikation PC-Welt.

Testergebnisse und Technische Daten

HTC Touch Diamond 2

Gesamtnote

gut (2,05)

Anbieter

HTC

Weblink

www.htc.com/de/

Preis (Hersteller-UVP)

479 Euro

BEWERTUNG (0-100 Punkte)

Punkte

Handy-Basics (30%)

85

Handhabung (25%)

72

Ausstattung (20%)

78

Multimedia (15%)

79

Connectivity (10%)

76

Gesamtwertung

79 von 100

DIE TECHNISCHEN DATEN

HTC Touch Diamond 2

Handy-Basics

Größe

108 x 53,6 x 14,2

Gewicht

119 Gramm

Formfaktor

Riegel

Betriebssystem

Windows Mobile 6.1 Professional

Prozessor

528 MHz

Akku-Laufzeit

Stand-by-Zeit im GSM-Netz in Stunden

360 Stunden

Gesprächszeit im GSM-Netz in Minuten

340 Minuten

Stand-by-Zeit im UMTS-Netz in Stunden

500 Stunden

Gesprächszeit im UMTS-Netz in Minuten

300 Minuten

Netze

GSM 900

ja

GSM 1800

ja

GSM 1900

ja

GSM 850

ja

EDGE

ja

UMTS

ja

HSDPA

ja

Display

Größe

42 x 69 Millimeter

Auflösung

480 x 800 Pixel

Touchscreen

ja

Handhabung

Mechanische QWERTZ-Tastatur

nein

Ruftonzuordnung pro Kontakt oder Kontaktgruppe

ja

Profile

ja

Flugzeug-Modus

ja

Ausstattung

Schnittstellen

Bluetooth

ja

USB

ja

WLAN

ja

2,5- oder 3,5-Millimeter-Klinkenstecker

nein

Speicher

RAM

512 MB

ROM

288 MB

Speichererweiterung

ja

Speicherkarte im Lieferumfang

ja

GPS

GPS-Chip

ja

Navigationssoftware

nein

Multimedia

Fotos

Auflösung

2592 x 1944 Pixel

Autofokus

ja

Makro

nein

Motivprogramme

nein

Bildstabilisator

nein

Optischer Zoom

nein

Videos

Auflösung

640 x 480 Pixel

Bildstabilisator

nein

Musik

Anzahl Formate

7

Headset im Lieferumfang

ja

UKW-Radio

ja

Connectivity

Browser

ja

Push-E-Mail

ja

E-Mail-Anhänge

ja

Instant Messaging

ja