Oracle OpenWorld

Larry Ellison sagt IBM den Kampf an

04.10.2011 von Thomas Cloer
Auf der Oracle-Hausmesse OpenWorld in San Francisco wirbt der CEO für neue Database Appliances und teilt gegen den Rivalen IBM aus.

Seine Eröffnungsrede am frühen Sonntagabend (Ortszeit) nutzte Larry Ellison überwiegend dazu, einmal mehr die Vorteile der hauseigenen sogenannten Engineered Systems herauszustellen - optimierte Kombinationen aus Soft- und Hardware.

Als Alleinstellungsmerkmale der Engineered Systems stellte Ellison die durchgängige Parallelisierung - von Servern über Storage bis hin zu den Infiniband-I/O-Pipes - in Kombination mit effektiver Datenkompression heraus.

Bisher gab es "Exadata" für Datenbanken, "Exalogic" für Middleware sowie die "Oracle Database Appliance" für kleine und mittlere Unternehmen. Exadata und Exalogic arbeiten mit Intel-Prozessoren. Seit letzter Woche hat Oracle ihnen nun den universell einsetzbaren Highend-Cluster "Oracle Sparc Supercluster" mit Sparc/Solaris zur Seite gestellt.

Der Oracle-Chef lobte die Sparc- und Solaris-Entwicklungsteams der übernommenen Sun Microsystems ganz ausdrücklich und bescheinigte ihnen eine hervorragende Arbeit. Ganz besonders stolz ist Ellison offensichtlich angesichts der Fortschritte, die Oracle mit dem "Sparc T4" erzielt hat.

Der ist endlich mal in einem wichtigen Punkt schneller als IBMs seit Jahren im RISC-Bereich führende Power-Architektur - nämlich in der Java-Leistung gemessen im SPECjEnterprise-Benchmark. Oracles T4-Systeme seien allerdings nicht nur leistungsmäßig überlegen, sondern auch beim Preis-Leistungsverhältnis, so Ellison.

"Wir sind bei Java schneller, Mr. Blue", lästerte der Oracle-Boss. "Und wir werden nicht nachlassen." Man werde IBM über kurz oder lang auch bei der Integer-Rechenleistung abhängen - bereits in einem Jahr (und damit schneller als geplant) werde der "T5" herauskommen und "doppelt so schnell" sein wie der Vorgänger.

"Wir sind schon jetzt besser bei Java als IBM. Bei Integer werden wir sie auch schlagen", versprach Ellison. "Und dann ist nichts mehr übrig." Danach ruderte er allerdings ein bisschen zurück - falls Oracle die künftigen Power-Chips von "Big Blue" in Sachen Integer-Leistung nicht schlagen könne, dann würden seine Chipdesigner zumindest "nah dran" sein.

Exalytics und Big Data Appliance

Im Keynote-Gepäck hatte der Oracle-Chef dann immerhin ein neues Engineered System in petto: "Exalytics" für In-memory Analytics. Die Hardware dieser "Intelligence Machine" basiert auf dem "Sun Fire X4470 M2" (Vier-Sockel "Westmere-EX" Xeon E7).

Darauf laufen im Arbeitsspeicher parallelisierte Versionen der OLTP-Datenbank "TimesTen" (relational) und der OLAP-Datenbank "Essbase" (multidimensional). Oracle hat außerdem seine analytischen Algorithmen so parallelisiert, dass sie sich möglichst effektiv über die 40 Core und 80 Threads der Hardware verteilen.

Exalytics ist keine Standalone-Lösung, sondern primär als Zusatz zu einem Exadata-OLTP/Data-Warehouse-System konzipiert. Obwohl der physikalische Hauptspeicher "nur" 1 Terabyte groß ist, passen dank der Kompression de facto zwischen 5 und 10 TB an Daten hinein. Dass dies möglichst immer die richtigen sind, dafür soll eine ausgefuchste Technik namens "Heuristic Adaptive In-memory Cache" sorgen.

Oracle hat in BI-Benchmarks für das In-memory-System Exalytics einen durchschnittlich 18-fachen Leistungszuwachs ermittelt. Aber selbst eine Anwendung aus dem wirklichen Leben - die Budgetplanung für Oracle mit der hauseigenen EPM-Suite - soll mit Exalytics sechs Mal schneller laufen.

In der zweiten OpenWorld-Keynote am Montagmorgen (Ortszeit) hatte Oracle-President Mark Hurd einen überraschend kurzen und inhaltsleeren Auftritt. Immerhin konnte Softwarechef Thomas Kurian im Anschluss noch das "Oracle Big Data Appliance" vorstellen. Dessen Hardware ist weitgehend identisch mit Exadata.

Auf dem Big Data Appliance läuft allerdings neuartige Software, unter anderem die neue "Oracle NoSQL Datenbank" sowie eine Hadoop-Distribution, aus der sich extrahierte Data Sets vermittels "Oracle Loader for Hadoop" in ein herkömmliches Oracle-RDBMS übertragen lassen. Verwaltet wird die Maschine mit dem ebenfalls erneuerten "Oracle Enterprise Manager 12". (tc)