Auch Absolventen der IT-Studiengänge spüren die Wirtschaftskrise. So ging 2009 fast jedes zweite Unternehmen von einer rückläufigen beziehungsweise stark rückläufigen Nachfrage nach Informatikern aus. Damit finden sich die einst so begehrten IT-Absolventen in einem Boot mit Wirtschaftswissenschaftlern und Ingenieuren, die 2009 auch nicht mehr in so großer Zahl gesucht waren wie in der Vergangenheit. Das ist ein Ergebnis der Jobtrends-Studie 2009, in der das Personal-Marketing-Unternehmen Staufenbiel 349 Firmen auch zu ihren Erwartungen an Informatiker befragte.
Nachfrage: Obwohl die Arbeitgeber im zurückliegenden Jahr deutlich weniger IT-Stellen zu besetzen hatten, blicken sie mit Zuversicht in die mittelfristige Zukunft. In der IT-Branche rechnen über 60 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass der Bedarf an Informatikern binnen der nächsten fünf Jahre wieder ansteigt. Die Industrie hält sich hier etwas zurück. Nur 29 Prozent der Industriefirmen geht davon aus, dass sie mehr Informatiker brauchen.
Abschlüsse: Informatiker mit Universitätsdiplom oder Master genießen unter Arbeitgebern den besten Ruf. Aber auch der Bachelor findet zunehmend Anklang, je mehr Erfahrung die Arbeitgeber mit diesen Absolventen sammeln. Mittlerweile akzeptieren 74 Prozent der befragten Unternehmen den Bachelor bei Informatikern, bei Naturwissenschaftlern ist er verglichen mit höheren Abschlüssen wie Master oder Promotion weniger gefragt.
IT-Wissen: Die C-Sprachen bleiben die begehrtesten Programmiersprachen. Aber auch Kenntnisse in Java, SQL und Visual C+++ erwarten die Arbeitgeber von Informatikern. Unter den Datenbanken rangieren SQL Server, MS Access und MySQL oben, bei den Betriebssystemen sollten sich Informatiker mit den Microsoft-Produkten von Windows 2000 bis hin zu Vista sowie mit der Unix-Familie (inklusive Linux) auskennen. Großrechner-Betriebssysteme setzen dagegen nur 26 Prozent der befragten Firmen voraus.
Zusatzqualifikationen: Praktische Erfahrungen und Englischkenntnisse sind ein Muss für jeden Informatiker. Im Gegensatz zu Wirtschaftswissenschaftlern und Ingenieuren braucht der IT-Nachwuchs aber nicht zwingend ein Semester oder ein Praktikum im Ausland absolviert zu haben. Stärker ins Gewicht fallen außeruniversitäre Erfahrungen, die man durch Ehrenämter oder Jobs während des Studiums sammelt.
Gehälter: Ingenieure, Informatiker und Naturwissenschaftler verdienen zum Berufsstart zwischen 41.000 und 44.000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: In den meisten Firmen verdienen Absolventen zwischen 38.000 und 41.000 Euro, mit Ausnahme der Geisteswissenschaftler, die sich oft mit weniger als 38.000 Euro im Jahr begnügen müssen. Spitzeneinstiegsgehälter von 47.000 Euro und mehr im Jahr bleiben die Ausnahme und wenigen Naturwissenschaftlern beziehungsweise Juristen vorbehalten. Drei Viertel der Unternehmen ergänzen das Festgehalt mit erfolgsabhängigen Prämien. Weitere Gehaltsbestandteile können eine betriebliche Altersversorgung und eine Direktversicherung sein.
Der lange Weg zum Job
Etwa zehn Bewerbungen müssen Absolventen verschicken, damit sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Im Consulting und in der Industrie liegen die Hürden noch etwas höher: Hier führt nur etwa jede zwölfte Bewerbung zum persönlichen Gespräch.
Die Studie
Die Staufenbiel-Jobtrends-Studie 2009 untersuchte zum vierten Mal die Qualifikationsanforderungen von Unternehmen an Hochschulabsolventen. Befragt wurden 349 Firmen mit insgesamt mehr als sieben Millionen Mitarbeitern und über 260.000 Bewerbern im Jahr. Die Befragung fand von Mai bis Juni 2009 statt, in dieser Zeit schrieben die Unternehmen über 15.000 offene Stellen für Akademiker aus, zwei Drittel davon für Absolventen und Young Professionals.