Kostenlose Navigation ohne GPS

20.09.2007
Navigationsgeräte sind ein alter Hut. Per GPS-Signal empfängt man mit ihnen Satellitendaten und bestimmt damit punktgenau seinen Aufenthaltsort. Jedes moderne Navi weist uns damit mehr oder weniger vorausschauend den Weg. Was ursprünglich fürs US-Militär entwickelt wurde, hält mittlerweile auch Einzug auf normalen Handys. Eine neue Alternative zur GPS-Ortung stellte US-Hersteller Mexens Technology vor: er findet die aktuelle Position mit Hilfe von GSM-Daten und einer starken Community.

Immer häufiger kommt ursprünglich für einen ganz speziellen Anwendungszweck entwickelte Soft- oder Hardware später direkt in unserem alltäglichen Leben zur Anwendung. So landete Formel 1-Technik mit einigen Jahren Verzögerung auch auf der Straße und der CCD-Chip aus astronomischen Instrumenten in miniaturisierten Handy-Kameras. Populärstes Beispiel: die elektronisch gestützte Navigation. Ursprünglich fürs amerikanische Militär entwickelt, fand die Satellitennavigation rasch ihren Weg in Autos oder in private, portable Gerätschaften zur genauen Echtzeitbestimmung des Aufenthaltortes. Lösungen, die auch Handys zu Navigationsgeräten machen, gibt es viele - ohne weiteres Zubehör navigationsfähige Mobiltelefone sind hingegen noch vergleichsweise selten. Doch gibt es schon seit Jahren eine ganz andere Überlegung, wie man innerhalb eines aus vielen regional begrenzten Zellen bestehenden Netzes seine ungefähre Position orten kann.

Der New Yorker Entwickler Mexens Technology stellt mit seiner Navizon-Software eine neue Möglichkeit vor, ohne GPS-Hilfe und kostenlos seinen aktuellen Standpunkt zu benennen. Dabei nutzt die Software die Signale von aus WiFi-Hotspots den GSM-Zellen und berechnet mit Hilfe von Signalstärke und Triangulierungsverfahren eine relativ genaue Standortangabe. Da es hierfür unerlässlich ist, die exakte Position der Sender zu kennen, wird die Software vorerst nur in großen amerikanischen Städten funktionieren.

Die Idee von Navizon ist alles andere als neu: Skyhook Wireless versuchte sich 2005 an Hotspots, Rosum gar an der Empfangsstärke von TV-Signalen. Die von Navizon favorisierte GSM-Kreuzpeilung steckt darüber hinaus auch im AGPS-Feature, das es Navigationshandys ermöglicht, über eine ungefähre Positionsmessung schneller an Satellitendaten heranzukommen. Auch der Tausch von GPS gegen WLAN als Voraussetzung für die Positionsbestimmung scheint (noch) nicht allzu logisch: Ein WiFi-Chip steckt bislang in der Regel nur in Smartphones, die man ohnehin vergleichsweise günstig mit einem externen GPS-Empfänger navigationsfähig machen könnte.

Navizon verlässt sich auf seine Community. Auf der Herstellerseite kann man in Erfahrung bringen, ob die gewünschten Areale schon implementiert sind. Ist das nicht der Fall, kann man selbst dafür sorgen. Als privater Land- bzw. Funkzellenvermesser benötigt man dafür freilich selbst einen GPS-Empfänger, doch sobald ein Bereich mit aktivierter Software und GPS kartographiert und an die Community weitergegeben wurde, soll laut Navizon die Präzision der Kreuzpeilung ausreichen, um auch ohne GPS navigieren zu können. Voraussetzung ist natürlich auch hier die Existenz von WLAN-Spots oder GSM-Netzabdeckung.

Der Navigationsclient von Navizon läuft derzeit nicht nur auf Symbian- und Windows-Smartphones und vielen Java-fähigen Handys, sondern soll laut einigen amerikanischen Kollegen auch auf Apples iPhone funktionieren. Ersten Erfahrungsberichten zu folge funktionierte die GPS-lose Navigation in Verbindung mit Google Maps in New York ganz gut, auch wenn die Genauigkeit wie zu erwarten nicht immer hoch genug war, um damit ein Onboardsystem für den Straßenverkehr zu ersetzen.

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