Java SE 6 Update 10

Java-Update soll Applets stärken

04.09.2008 von Thomas Cloer
Java SE 6 Update 10 klingt zunächst nach einem inkrementellen Release. Die neue Sun-Software enthält aber Technik, die als kritisch für ein Revival von Java-Applets auf dem Client angesehen wird.

Dank verschiedener Verbesserungen in der neuen Java-Version starten Applets schneller und lassen sich in Desktop-Widgets verwandeln. Java Standard Edition (SE) läuft auf Desktops und Servern. Java SE 6 Update 10 sollte eigentlich heute zum Download bereitstehen. Es wurde allerdings nach Angaben eines Sun-Sprechers auf unbestimmt verschoben, nachdem in abschließenden Tests noch ein Fehler entdeckt wurde.

Zu den Highlights des kommenden Updates zählt zweifellos der "Java Quick Starter", der den Start von Java-Anwendungen und -Applets erheblich beschleunigen soll. "Wir haben das Hochfahren der Java-Runtime so strukturiert, dass die mit dem Start einer Anwendung oder eines Applets zusammenhängenden Elemente schneller Ergebnisse produzieren, die auf dem Bildschirm sichtbar sind", erläutert David Bryant, Senior Director für das Java-Marketing bei Sun.

Schnellerer Start, einfacheres Deployment

Mit Java SE 6 Update 10 führt Sun außerdem das "Java-Kernel"-Konzept ein. Nutzer laden dabei zunächst nur ein Grundgerüst der wichtigsten JRE-Komponenten (Java Runtime Environment) herunter. Werden weitere Bestandteile benötigt, werden diese später nachgeladen. "Sie installieren nur ein anfängliches, 4,5 Megabyte großes Paket, und das reicht für gängige Anwendugen und Applets aus", verspricht Bryant.

Mitte der 1990er Jahre wurde Java zunächst als Plattform für Client-seitige Anwendungen bejubelt. Stattdessen wurde die Plattform später aber aufgrund ihrer Fähigkeiten auf dem Server populär. Applets auf dem Client seien aber für Web-Anwendungen weiterhin sinnvoll, befindet Bryant, so etwa zur Erzeugung von Diagrammen oder zur Datenanalyse. "Applets werden wieder populär, um Funktionalität über das Web bereitzustellen."

Zusammenspiel mit JavaFX

Java SE 6 Update 10 wird auch als Gegenstück zu Suns neuer Technik "JavaFX" für so genannte Rich Internet Applications (RIA) angesehen. "Das Release von Java SE 6u10 ist wichtig, weil es die Deployment-Probleme von JRE und Java-Applikationen beseitigt", sagt der Java-Entwickler Jim Weaver von JMentor, der auch ein JavaFX-Blog betreibt. "Bis dato war Richt-Client-Java für die meisten Anwendungen kaum brauchbar. Ich freue mich auf eine Zukunft mit breiter Nutzung von Java als Rich Client und JavaFX. Und ich hoffe, dass Apple nachzieht und das Update für Mac OS veröffentlicht, so dass Mac-Nutzer von den gleichen Vorteilen profitieren können." Weaver zufolge benötigt auch der neue Google-Browser "Chrome" Java SE 6 Update 10, um Java-Applets ablaufen zu lassen.

Jeffrey Hammond von Forrester Research sieht Java SE 6u10 wiederum als Treiber für JavaFX. "Die JRE wird zu einem Zeitpunkt verschlankt, wo alternative Plug-ins wie Silverlight und Flash/Flex fetter werden", kommentiert der Analyst. "Das hilft dabei, Java (mit JavaFX) zu einer wettbewerbsfähigen Alternative zu anderen RIA-Plattformen zu machen." Allerdings müsse Sun JavaFX auch noch auf mobile Endgeräte bringen, und dafür tue die neue Java-SE-Version nichts.

Eine weitere Triebfeder für Java-Applets stellt aus Sicht von Sun das in SE 6u10 eingebaute Deployment Toolkit dar. Diese stellt sicher, dass Endanwender stets die aktuellste Version von Java SE verwenden und soll damit das Ausrollen von Applets oder "Java-Web-Start"-Programmen erleichtern.

Aus Applet mach Widget

Mit Java SE 6 Update 10 wird es erstmals möglich, Applets direkt aus einem Browser-Fenster herauszuziehen und als Desktop-Widgets laufen zu lassen. Das wird über eine neue Implementierung des Java-Plug-ins erreicht. "Browser müssen nicht länger die Java Virtual Machine in sich implementieren", erläutert Sun-Mann Bryant. "Der End-User schnappt sich einfach die Maus, zieht das Applet aus dem Browser heraus und lässt es auf den Desktop fallen. Dort läuft es dann als Desktop-Applikation außerhalb des Browsers." Das Plug-in ist in Java SE 6u10 mit einer Browser-unabhängigen Architektur realisiert und arbeitet daher über verschiedene Browser hinweg in identischer Manier.

Für ein modernes Look and Feel soll "Nimbus" sorgen, das Entwicklern verbesserte Controls für die Benutzerschnittstelle bietet. Nimbus wird mithilfe von Java-2D-Vektorgrafiken gezeichnet. Um die Grafikleistung von Java-Anwendungen auf Windows-Desktops zu verbessern, wurde die Grafik-Pipeline in Java SE 6 Update 10 so umgeschrieben, dass sie für Funktionen wie Transparenz oder Verläufe Microsofts 3D-API (Application Programming Interface) "Direct3D" verwendet. Davon soll auch die Runtime-Performance von "Swing"-Applikationen profitieren.

Wann das endgültige Release von Java SE 6 Update 10 erscheint, ist noch unklar. Wer möchte, kann sich aber schon vorab den bereits erhältlichen Release Candidate installieren.