Diskussion auf der CeBIT

IT-Profis verzweifelt gesucht

03.03.2011 von Alexandra Mesmer
IT-Firmen brauchen viele neue Mitarbeiter. Die Personalsuche fällt schwer, weil die Anforderungen hoch, die Arbeit stressig und die Jobs nicht alle sicher sind.
Über den Fachkräftemangel diskutierten (von rechts) Computacenter-Chef Oliver Tuszik, Softcon-Vorstand Brigitte Stuckart, CW-Moderator Hans Königes, Accenture-Manager Frank Mang und Hans-Joachim Weis von der IG Metall.
Foto: Breitenwirkung

Zuerst die gute Nachricht: Die Geschäfte für die IT-Dienstleister laufen wieder bestens, die Nachfrage kommt aus allen Branchen, große IT-Konsolidierungsprojekte, die wegen der Wirtschaftkrise auf Eis lagen, werden wieder angeschoben. Diese neuen Aufträge setzen die Serviceunternehmen gleichzeitig unter Zugzwang. Sie müssen möglichst schnell sehr viele neue IT-Experten einstellen, der hohe Bedarf lässt sich aber nicht sofort oder nur unter hohen Anstrengungen decken. Soweit die schlechte Nachricht. Kann man deshalb von einem dramatischen Fachkräftemangel in der IT sprechen? Auf diese Frage fanden die Diskussionsteilnehmer im Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT (Halle 6, Stand D 22) keine einvernehmliche Antwort.

Für Computacenter-Chef Oliver Tuszik, der aktuell 350 offene Stellen besetzen muss, ist es deutlich schwerer geworden, erfahrene Projekt-Manager oder IT-Berater als neue Mitarbeiter zu gewinnen. Einige Positionen sind schon ein Jahr lang unbesetzt. "Den Fachkräftemangel hat es immer gegeben und er ist auch nicht kurzfristig zu lösen. Aber heute müssen wir uns wieder bei den Bewerbern bewerben", umschreibt er die veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt.

CeBIT-Impressionen 2011
Ziemlich abgehoben
Mit einem Satellit auf Weltraummission - dieses erstaunliche Wunderwerk der Technik der Reshetnev Information Satellite Systems gibt es in Halle 12 zu bewundern.
Sam macht Stimmung
IBM-CEO Samuel Palmisano ist Keynote-Sprecher der feierlichen Eröffnungsgala am Abend im Kongresszentrum Hannover.
"Die Welt wird immer kleiner"
Palmisano referiert vor der gesammelten politischen und wirtschaftlichen Prominenz...
Gruppenbild 1
... unter anderem Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer, Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister, Kanzlerin Angela Merkel, dem türkische Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit Ehefrau Emine und Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda (von links nach rechts).
Gruppenbild 2
David McAllister, Angela Merkel, Recep Tayyip Erdogan mit Ehefrau Emine (von links nach rechts).
Bitte lächeln
Unterhaltsame Gespräche am Rande der Reden: Erdogan, Merkel, Palmisano (v.l.).
Feinster Zwirn
Die prominenten Eröffnungsgäste füllen das Kongresszentrum fast bis auf den letzten Platz.
MAZ ab
Mit visuellen Effekten und kleinen Videoclips verdeutlicht die CeBIT, dass die IT heute alle Bereiche des Lebens durchdringt.
Innenminister
Bundesinnnenminister Thomas de Maizière (Mitte) stattet der CeBIT am Dienstag einen Besuch ab. Nicht von seiner Seite weichen Karl-Heinz Streibich, Chef der Software AG, und Cornelia Rogall-Grothe, die IT-Beauftragte der Bundesregierung.
Gratis einchecken
De Maizière versucht, mit dem neuen Personalausweis (nPa) auf dem Messegelände einzuchecken. Alle Besucher, die mit dem nPa kommen, haben freien Eintritt.
Stau
Es ist nur die Frage, ob der Test wie vorgesehen funktioniert - bei dem Rückstau, der sich hinter dem Minister gebildet hat...
Innenminister
Noch ein kleiner Plausch mit der netten Empfangsdame und einmal schön den Wisch gezeigt - dann kann nichts mehr schiefgehen.
Lobeshymne
Am Donnerstag spricht Gary Kovacs, neuer CEO von Mozilla, auf den "CeBIT Global Conferences" vor und preist HTML5 als den neuen Heilsbringer für Web-Entwickler.<br /><br />Foto: Simon Hülsbömer
Blau in Blau
Sieht hochwertig aus...<br /><br />Foto: Jan-Bernd Meyer
Entspannung
Auch der Donnerstag ist sonniger als je zuvor.<br /><br />Foto: Jan-Bernd Meyer
Fall down
Wenn Roboter in die Schlacht ziehen...<br /><br />Foto: Jan-Bernd Meyer
Protzig geht immer
Mit Schlachten kennt sich dieses (Schlacht-)Schiff bestens aus. Vodafone präsentiert einen McLaren SLR in Action. Wir gehen auch in Aktion und verabschieden uns für dieses Jahr von der CeBIT. CU in der zweiten März-Woche 2012 oder jeden Tag bei Cowo online!<br /><br />Foto: Jan-Bernd Meyer

Gibt es den Fachkräftemangel wirklich?

Hans-Joachim Weis vom Vorstand der IG Metall bezweifelte indes, ob ein akuter Mangel an Fachkräften bestehe. Gegen einen solchen spreche nicht nur die immer noch hohe Zahl von 31.000 IT-Arbeitslosen. Auch zeige die aktuelle Entgeltanlayse der Gewerkschaft, für die knapp 27.000 Daten aus 118 Unternehmen ausgewertet wurden, dass die Gehälter der IT-Experten trotz Aufschwung nur moderat um etwa 1,5 Prozent gewachsen sind. Dazu Weis: "Wäre der beschworene Fachkräftemangel schon eingetreten, hätten die Gehälter viel deutlicher steigen müssen."

Schweiz importiert Fachkräfte in großen Mengen

Einen wirklichen Mangel gibt es nach Ansicht von Accenture-Manager Frank Mang schon in der Schweiz. Hier müssten Fachkräfte im großen Stil importiert werden, da es in dem kleinen Land nicht genügend Einwohner und damit Arbeitskräfte gebe. In Deutschland, Österreich und der Schweiz rekrutierte die IT-Beratung allein in den vergangenen sechs Monaten 1000 neue Mitarbeiter, zum Großteil Hochschulabsolventen. Im selben Zeitraum wuchs die Accenture-Belegschaft am Offshore-Standort in Indien um 20.000 Mitarbeiter an.

"Man muss on- und offshore wachsen. Die Tätigkeiten, die hierzulande verbleiben, erfordern aber eine hochwertige Ausbildung", sagte Mang. Das zeige sich etwa am Fachinformatiker: Musste der vor Jahren noch vor allem programmieren, ist er heute zunehmend gefordert, die Softwareapplikationen zu konfigurieren und den Kunden zu beraten. Lediglich die komplexen Teile einer Software würden vor Ort entwickelt.

Wo Informatiker arbeiten wollen
Schnelle Autos...
...machen nicht nur Männer, sondern auch Arbeitgeber sexy. Die deutschen Informatikstudenten haben BMW zum weiderholten Mal unter die Top Ten der beliebtesten Arbeitgeber gewählt, dieses Mal teilt sich BMW den neuen Platz mit.... Quelle: BMW
Audi
Auch der Ingolstädter Autohersteller ist eine feste Größe, wenn es um die beliebtesten Arbeitgeber für Informatiker geht. 2009 landete Audi auch schon auf dem neunten Platz. Quelle: Audi
Nur noch Platz acht...
kann Siemens für sich behaupten. Vor Jahren wollten noch die meisten Informatikstudenten hier arbeiten. Quelle: Siemens
Die Welt der Computerspiele...
scheint viele IT-Studenten anzuziehen. Blizzard Entertainment, der Hersteller des Spiels World War Craft, kommt 2010 auf Platz sieben. Im vergangenen Jahr hatte der den spektakulären Sprung von null auf Platz vier geschafft. Quelle: Blizzard Entertainment
Coole Produkte...
...färben anscheinend auch auf das Arbeitgeberimage ab. Apple ist für die Informatikstudenten der Wunscharbeitgeber Nummer sechs, obwohl er in Deutschland wenig in Sachen Recruiting und Employer Branding unternimmt. Quelle: Apple.com
Die Fraunhofer Gesellschaft
...mit ihren zahlreichen Forschungsinstituten ist für den IT-Nachwuchs schon immer ein wichtiger Arbeitgeber, in diesem Jahr in die Top 5 aufgestiegen. Quelle: Fraunhofer
Microsoft-Geschäftsführerin Angelika Gifford...
hat gut lachen. Sie wurde nicht nur zur Managerin des Jahres gewählt. Microsoft Deutschland macht drei Plätze im Vergleich zum Vorjahr gut und landete auf dem vierten Platz unter den Top-IT-Arbeitgebern. Quelle: Microsoft
SAP....
...war schon einmal die erste Adresse für Deutschlands IT-Nachwuchs. Nunmehr müssen sich die Walldorfer mit Platz drei begnügen. Quelle: SAP
And the winner is....
Google. Zum dritten Mal in Folge und mit deutlichem Abstand vor den Konkurrenten. Quelle: "Google"
Der Internet-Konzern...
besticht auch durch ungewöhnliche Niederlassungen wie hier in Zürich. Quelle: Google

Anforderungen an Bewerber sind gestiegen

Die gestiegenen Anforderungen an Bewerber erschweren allerdings die Suche nach ihnen. Dessen ist sich auch Brigitte Stuckart, Vorstand des mittelständischen IT-Dienstleisters Softcon, bewusst: "Java und anderes technisches Wissen sind nur das Handwerkszeug, das reicht aber nicht. Die IT-Experten müssen die Probleme des Kunden analysieren und sie niederschreiben können, sie müssen in Teams, auch in virtuellen und internationalen, arbeiten können."

Arbeiten in virtuellen Teams
Virtuelle Teams: Beziehungspflege
Von Projekt Beginn an sollten intensive "Kennenlern-Komponenten" eingeplant werden. Teammitglieder müssen die Möglichkeit erhalten, emotionale Verbindungen zu den Kollegen herzustellen. Es ist wichtig, dass Mitglieder für das geschätzt werden, was sie sind und nicht für das, was sie tun. Idealerweise geschieht das über ein Face-to-face Kick-off-Meeting. Falls das nicht möglich ist, wäre eine virtuelle Vorstellungsrunde etwa in Wikis oder per Videokonferenz angebracht. Dabei könnten Mitglieder beispielsweise ihre Interessen, Ziele und Visionen sowie persönliche Bilder untereinander austauschen.
Interkulturelle und virtuelle Teams führen
Fünf Tipps von der Expertin Carolin Schäfer, damit internationale Projektarbeit in virtuellen Teams zum Erfolg wird.
Virtuelle Teams: Klare Ziele
Es zahlt sich aus, zu Anfang genügend Zeit in die Klarstellung des Teamzwecks, der Rollenverteilung im Team und den Verantwortlichkeiten zu investieren. Aufgrund der Distanz bestehen schon ausreichend Unsicherheiten, die nicht noch zusätzlich mit Verwirrung und Ungewissheit angereichert werden sollten. Klare Ziele und Aufgaben, einschließlich der Festlegung von wem, bis wann und in welcher Art diese zu erfüllen sind, schaffen Fokus und Klarheit für alle Teammitglieder.
Virtuelle Teams: Berechenbarkeit
Unmodern, aber nicht wegzudenken: Ein klarer Ablauf und Berechenbarkeit der Teammitglieder sind kritische Erfolgsfaktoren für virtuelle Teams. Ungewissheit erzeugt Zweifel, Angst und Rückzug. Das Resultat ist ein demotiviertes und unproduktives Team. Der Nutzen von einheitlichen Team Tools, Vorlagen, definierte Prozesse oder festgelegte Kommunikationszeiten tragen zu einem klaren Ablauf und somit zu Berechenbarkeit bei. Teamleiter sollten leicht erreichbar sein sowie den Dreh- und Angelpunkt im Team darstellen.
Virtuelle Teams: Ablaufvereinbarungen
Operationale Ablaufvereinbarungen legen Methodik und Prozesse der Teamarbeit fest und sollten zu Beginn des Projektes gemeinsam definiert werden. Ablaufvereinbarungen bedarf es in der Regel für Planungsprozesse, Entscheidungsfindung, Kommunikation und Koordination. Während virtueller Team-Meetings sollte der Teamleiter sich immer wieder Zeit nehmen zu prüfen, ob und wie gut die Ablaufvereinbarungen gelebt werden.
Virtuelle Teams: Aufmerksamkeit
Was bei Face-to-face-Teams selbstverständlich ist und in Kaffeeecken oder auf dem Flur vor dem Meeting informell passiert, sollten Manager von virtuellen Teams explizit einplanen, nämlich dass sie einzelne Teammitglieder auch außerhalb des offiziellen Meetings treffen. Jedes Mitglied sollte die Möglichkeit bekommen, mit dem Leiter persönliche Erfolge, Herausforderungen, Bedürfnisse und Wünsche zu besprechen. Die Distanz und die Technologien wecken leicht den Eindruck, dass Teammitglieder abstrakt und "ohne Gesicht" sind. Persönliche Aufmerksamkeit schafft Vertrauen, kostet wenig und bietet einen enormen Vorteil für jeden einzelnen im Team und letztlich für die gesamte Teamleistung.

Auch Computacenter-Chef Tuszik räumte einfachen IT-Tätigkeiten keine lange Überlebensdauer mehr ein, wenn sich Cloud Computing durchsetze: "Die Rechenzentren müssen dann nicht mehr in Deutschland stehen. Niedrig qualifizierte Jobs gehen wahrscheinlich verloren. Wir müssen dafür sorgen, dass durch die Cloud hierzulande viele hoch qualifizierte Jobs entstehen."

Projektgeschäft heißt viel reisen

Um für die anspruchsvollen IT-Berufe ausreichend und genügend qualifizierte Bewerber zu finden, muss die Branche aber noch einige Hausaufgaben machen. Für IG-Metall-Mann Weis ist das mehr als eine Frage von Imagepolitur: "Die jungen Leute wollen feste Arbeitsverhältnisse und einen Job, der mit ihrem Privatleben vereinbar ist. Die Projektarbeit muss so gestaltet werden, dass man sie auch bis 65 schaffen kann." Die Projektziele müssten ohne zu großen Zeit- und Kostendruck erreichbar sein. Dann wären auch die Jobs in der IT attraktiver.

Accenture-Manager Mang bezweifelte indes, ob sich das Projektgeschäft ändern lässt. Denn dieses sei nicht nur in der IT, sondern auch in anderen Branchen stressig. "Wir versuchen allerdings, das Umfeld der Projekte mitarbeiterfreundlicher zu gestalten und die Berater lokaler einzusetzen." Einige Tage in der Woche zuhause zu übernachten sei immer noch besser, als die ganze Woche im Hotel zu schlafen.

Die hohe Reisetätigkeit, die der Beraterberuf mit sich bringt, sei der Hauptgrund, warum die Fluktuation höher sei als erwünscht. Die geforderte Mobilität macht es in Mangs Augen auch so schwierig, erfahrene IT-Experten für das Beraterleben zu gewinnen. "Es ist einfacher, die Beratung Berufseinsteigern zu verkaufen, für sie ist es ein Karrieresprungbrett", räumte Mang ein. Ob man den Beraterberuf bis 65 Jahren ausüben könne, lasse sich nicht sagen: "Das hat nicht nur mit dem Alter, sondern auch mit dem Familienstand zu tun."

Als SAP-Berater in Shanghai
Leben und Arbeiten in Shanghai
...heißt es seit zwei Jahren für SAP-Berater Andreas Leidloff, der jeden Monat zwei Wochen in Shanghai arbeitet.
Die Niederlassung von Itelligence in Shanghai...
....hat Andreas Leidloff (Bildmitte) aufgebaut. In China musste er umdenken. So hat ein unterschriebener Vertrag weniger Bedeutung als in Deutschland.
Von der fremden Kultur....
...ist Leidloff fasziniert. Er hat gelernt, dass man in China nicht so stark zwischen Privatem und Geschäftlichem trennt. Und dass beim Essen und Karaoke-Abende oft wichtige Kontakte geknüpft und Entscheidungen getroffen werden.
Andreas Leidloff, Itelligence, ...
...weiß aber auch, dass man nie sofort zum Geschäftlichen kommen sollte. Wichtig ist die Kunst, Umwege zu gehen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren; sich Zeit zu lassen für wichtige Entscheidungen.
Nicht nur beim Einkaufen....
kommt man als Europäer ohne Chinesischkenntnisse schnell an seine Grenzen. Leidloff war überrascht, dass in der 16-Millionen-Metropole kaum Englisch gesprochen wird.
In Herrn Zhu...
...fand IT-Berater Leidloff dennoch einen guten Ansprechpartner. Von ihm lernt er jedes Mal etwas Neues über Tee - der Sprachbarriere zum Trotz.
Teetrinken als Oase in der Hektik des Shanghaier Alltags
Leidloff lernte etwa von Herrn Zhu, den Tee immer erste nach dem zweiten Aufguss zu trinken. Der erste Aufguss ist nur dazu da, die Blätter zu öffnen und dem tee die Bitterkeit zu entziehen.

Schwierige Work-Life-Balance schreckt ab

Die schwierige Vereinbarkeit von IT-Beruf und Privatleben schreckt vor allem viele Frauen ab. Obwohl es in der IT überdurchschnittlich gute Verdienstchancen gibt, fruchtet das Werben der IT-Arbeitgeber um die Frauen als neue wichtige Zielgruppe bisher kaum. Die Zahl der Studienanfängerinnen in Fächern wie Informatik stagniert seit Anfang der 70er Jahre bei unter 20 Prozent. Die Zahl der weiblichen IT-Auszubildenden ging im vergangenen Jahr sogar erneut um fast vier Prozent zurück, insgesamt wurden nur acht Prozent der IT-Ausbildungsverträge mit Frauen geschlossen.

IT-Ausbildung stagniert

Gibt es einen Fachkräftemangel in der IT? Wer sich die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den sechs IT-Berufen anschaut, muss diese Frage verneinen. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wurden 2010 nur noch 14.613 Ausbildungs­verträge geschlossen, was gegenüber dem Vorjahr erneut einen Rückgang um 1,4 Prozent bedeutet. "Der Ausbildungsmarkt hat sich noch nicht erholt. Auch nach der Krise prägen unsichere Arbeitsverhältnisse wie Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs die Arbeitssituion von jungen Arbeitnehmern", so die IG Metall in einer Analyse.

Demgegenüber beklagen Arbeitgeber, dass sie nicht genügend qualifizierte Bewerber für die angeboteten Ausbildungsplätze fänden. Da die Unternehmen nicht zu großen Kompromissen bezüglich der Qualifikation bereit sind, bleiben die Ausbildungsplätze zum Teil unbesetzt.

Dabei sind die Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau in der IT (zehn Prozent) viel geringer als in anderen Branchen (23 Prozent). Brigitte Stuckart, die in ihrem Unternehmen einen Frauenanteil von 30 Prozent vorzuweisen hat, kann das nicht nachvollziehen: "Die Mädchen müssen bei der Berufswahl die Augen aufsperren und sich fragen, wo sie später genug verdienen, um sich eine vernünftige Kinderbetreuung leisten zu können." Und hier biete ein IT-Beruf mit gutem Gehalt, flexiblen Arbeitszeiten und -orten doch viel mehr Optionen als typische Frauenberufe wie Krankenschwester, die schlecht bezahlt sind und starre Arbeitszeiten haben. Das müsse die IT-Branche den Frauen nur vermitteln.

Gehälter 2010 nach Branchen
Der große Gehaltsreport für Projektleiter, Entwickler, Berater, Administratoren
Die Gehaltsstudie 2010 von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt, deckt auf, welche Branchen IT-Profis am besten zahlen und wo IT-Experten Abstriche hinnehmen müssen. (Foto: Fotolia.com/ yamix)
Ein IT-Projektleiter verdient...
(Foto: Fotolia.com)
...in der IT-Beratung...
im Schnitt 78.240 Euro pro Jahr. In Beratungshäusern haben Projektleiter die besten Verdienstaussichten. (Foto: Fotolia.com/Y.Arcurs)
...in der Finanzdienstleistung...
im Schnitt 76.200 Euro pro Jahr. Damit gehört die Finanzdienstleistung zu den Branchen, die IT-Projektleiter am besten zahlen. (Foto: Fotolia.com/G.Sanders)
... in der Pharmaindustrie...
77.350 Euro pro Jahr. In der Pharmaindustrie können IT-Projektleiter sehr gut verdienen. (Foto: Fotolia.com/Sebastian Kaulitzki)
... in der Bankenbranche...
73.150 Euro pro Jahr. Hier hat der IT-Projektleiter sehr gute verdienstchancen. (Foto: Fotolia.com/Pixelwolf)
... in der Autoindustrie ...
76.217 Euro pro Jahr. In der Autoindustrie können IT-Projektleiter sehr gut verdienen. (Foto: Pixelio.com/Lizzy-Tewordt)
... im öffentlichen Dienst....
im Schnitt 62.625 Euro pro Jahr. Der Öffentliche Dienst gehört damit wider Erwartungen nicht zu den Branchen, die am schlechtesten zahlen.(Foto: Fotolia.com/Dron)
... in der Medienbranche...
gerade einmal 56.800 Euro pro Jahr. Die Medienbranche hat ein gutes Image, zahlt aber vergleichsweise schlecht. (Foto: Fotolia.com/Doreen Salcher)
... in Forschungsinstituten...
55.200 Euro pro Jahr. Damit gehören Forschungsinstitute zu den Branchen, die IT- Projektleiter am schlechtesten zahlen. (Foto: Fotolia.com/Sebastian Kaulitzki)
... in Werbung und PR....
nur 48.00 Euro pro Jahr. Hier bekommen IT-Projektleiter 30.000 Euro im Jahr weniger als in Beratungshäusern. Damit bietet die Werbebranche die schlechtesten Verdienstaussichten für Projektleiter. (Foto: Fotolia.com/Stephen VanHorn)
Ein Softwareentwickler verdient...
(Foto: Fotolia.com/womue)
... in der Luftfahrtsindustrie....
im Schnitt 58.324 Euro pro Jahr. In der Luftfahrt können Softwareentwickler am meisten verdienen. (Foto: Fotolia.com/Y. Loukkal)
... in der Bankenbranche...
im Schnitt 56.472 Euro pro Jahr. Hier hat der Softwareentwickler sehr gute Verdienstchancen. (Foto: Fotolia.de/Pixelwolf)
... in der Halbleiterindustrie...
54.000 Euro pro Jahr. Damit gehört die Halbleiterindustrie zu den Branchen, die Entwickler am besten entlohnen. (Foto: Fotolia.com/J.Welter)
... in der Autoindustrie....
im Schnitt 50.400 Euro pro Jahr. In der Autoindustrie, können Softwareentwickler gut verdienen. (Foto: Pixelio.de/Lizzy-Tewordt)
... in der Telekommunikationsindustrie...
54.000 Euro pro Jahr. Damit zahlt die TK verhältnismäßig gut.
... in Forschungsinstituten...
45.242 Euro pro Jahr. In der Forschung bekommen Softwareentwickler 13.000 Euro weniger als in der Luftfahrtindustrie.
... in einem Ingenieurbüro....
im Schnitt 45.374 Euro pro Jahr. Damit gehören Ingenieurbüros zu den Branchen, die Softwareentwickler eher mittelmäßig entlohnen. (Foto: Fotolia.com/St. Thiermeyer)
... im Gesundheitswesen...
nur 42.027 Euro pro Jahr. Hier sind die Verdienstchancen mäßig. (Foto: Fotolia.com/Yanik Chauvin)
... im Einzelhandel...
43.400 Euro pro Jahr. Damit gehört der Einzelhandel zu den Branchen, die Softwareentwickler am schlechtesten zahlen. (Foto: Pressestelle Praktiker Baumarkt)
... in Werbung und PR....
nur 38.640 Euro pro Jahr. Hier verdienen Entwickler um 20.000 Euro weniger als in der Luftfahrt. Die PR-Branche bildet das Schlusslicht. (Foto: Fotolia.com/Stephen VanHorn)
Ein IT-Berater verdient...
(Foto: Fotolia.com/Anchels)
... in der E-Technik....
im Schnitt 69.883 Euro pro Jahr. In der E-Technik können IT-Berater am besten verdienen. (Foto: Fotolia.com/Peter Heckmeier)
... in der Autoindustrie...
im Schnitt 66.296 Euro pro Jahr. Damit gehört die Autoindustrie zu den Branchen, die Berater am besten zahlen. (Foto: Pixelio.de/Lizzy-Tewordt)
... in der Chemieindustrie....
im Schnitt 65.941 Euro pro Jahr. Hier können Berater sehr gut verdienen. (Foto: Fotolia.com/Pfluegl)
... in der Bankenbranche....
64.448 Euro pro Jahr. Auch hier sind die Verdienstchancen sehr gut. (Foto: Fotolia.com/Pixelwolf)
... in der Versicherungsbranche...
im Schnitt 64.737 Euro pro Jahr. In der Versicherungsbranche können IT-Berater gut verdienen. (Foto: Fotolia.com/Mikel Wohlschlegel)
... in der Medienbranche....
im Schnitt 57.200 Euro pro Jahr. Hier bekommen IT-Berater rund 12.000 Euro weniger als in der Elektroindustrie. (Foto: Fotolia.com/Doreen Salcher)
... in der Softwareindustrie....
im Schnitt 54.000 Euro pro Jahr. Softwarehäuser, vielfach sind es mittelständische Firmen, zahlen IT-Berater nur mittelmäßig. (Foto: Fotolia.com/Boguslaw Mazur)
... in einem Ingenieurbüro.....
nur 50.004 Euro pro Jahr. Hier verdient ein Berater eher schlecht. (Foto: Fotolia.com/St. Thiermeyer)
... in der Öffentliche Verwaltung / Behörden
im Schnitt 49.793 Euro pro Jahr. Damit bzehalt der Öffentliche Dienst IT-Berater am schlechtesten. (Foto: Fotolia.de/Dron)
Ein System-Administrator verdient...
(Foto: Fotolia.com/sumos)
... in der Bankenbranche
im Schnitt 53.357 Euro pro Jahr. Hier erhält der Administrator am meisten Geld. (Foto: Fotolia.com/Pixelwolf)
... in der Pharmaindustrie
51.834 Euro pro Jahr. Damit gehört die Pharmaindustrie zu den Branchen, die Systemadministratoren am besten zahlen. (Foto: Fotolia.de/Sebastian Kaulitzki )
... in der Versicherungsbranche
im Schnitt 51.485 Euro pro Jahr. In der Versicherungsbranche können Systemadministratoren sehr gut verdienen. (Foto: Fotolia.com/Mikel Wohlschlegel)
... im Maschinenbau, Pumpen, Schiffbau
im Schnitt 50.150 Euro pro Jahr. Hier sind die Verdienstaussichten ebenfalls gut. (Foto: MTU Friedrichshafen)
... in der Chemieindustrie.....
im Schnitt 46.016 Euro pro Jahr. Hier können System-Administratoren gut verdienen. (Foto: Fotolia.com/Pfluegl)
... in Werbung und PR....
nur 37.200 Euro pro Jahr. Hier sind die Verdienstchancen schlechter. (Foto: Stephen VanHorn/Fotolia.com)
... in der Softwareindustrie...
nur 36.000 Euro pro Jahr. Softwarehäuser zahlen um 17.000 Euro weniger als die Banken. (Foto: Fotolia.com/Boguslaw Mazur)
... in Bildungsinstitutionen.....
nur 34.313 Euro pro Jahr. Damit gehören Bildungsinstitutionen zu den Branchen, die am schlechtesten zahlen. (Foto: Fotolia.com/zimmytws)
... in einem Ingenieurbüro....
nur 34.542 Euro pro Jahr. Auch Ingenieurbüros vergüten vergleichsweise niedrig. (Foto: Fotolia.com/St. Thiermeyer)
... in einem Call Center....
nur 33.695 Euro pro Jahr. Hier verdient der System-Administrator 20.000 Euro weniger als etwa in einer Bank.

Frauenquote macht keinen Sinn

Stuckart hält allerdings von einer Quote ebenso wenig wie von einer Sonderrolle für Frauen in der IT. "Wenn ich nur den Frauen ganz flexible Arbeitszeiten verspreche, finde ich keinen Projektleiter, der sie einstellen will. Nur wenn Unternehmen allen Mitarbeitern die gleichen Arbeitsbedingungen, etwa flexible Zeiten, anbietet, ist gewährleistet, dass Frauen nicht mehr benachteiligt werden."

Auch Oliver Tuszik von Computacenter hält eine Frauenquote für falsch. Wichtig sei, dass der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen schwindet - bei Computacenter beträgt er bei vergleichbaren Positionen drei Prozent. Zudem setzt er auf das verstärkte Werben an Schulen: "Wir müssen die Mädchen für die IT begeistern." Er ist überzeugt, dass Frauen von Unternehmen angezogen werden, in denen schon viele Frauen arbeiten beziehungsweise in Führungspositionen sitzen.

Brigitte Stuckart ist für diese These das beste Beispiel: 30 Prozent der Führungskräfte und 50 Prozent der Belegschaft von Softcon sind weiblich. "Wir sind schon da, wo die Telekom hin will."

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