Anti-Trust-Klage wegen Großrechnern

Ist das Geschäftsgebaren von IBM wettbewerbswidrig?

08.10.2009
Das US-Justizministerium untersucht, ob IBM in wettbewerbswidriger Weise den Markt für Mainframes kontrolliert.

Die US-Behörde hat Unternehmen, die in der Industrievereinigung Computer & Communications Industry Association (CCIA) zusammengeschlossen sind, aufgefordert, Informationen und Unterlagen zur Verfügung zu stellen, die in diesem Fall relevant sein könnten. Dies bestätigte Edward Black vom CCIA.

Die Aufforderung folgt auf eine Beschwerde, die die CCIA beim Justizministerium eingereicht hatte, schreibt das "Wall Street Journal". Hierin beschuldigt das Industriekonglomerat Big Blue, seine Dominanz im Mainframe-Markt zu missbrauchen. IBM selbst hat zu den Vorgängen keinen Kommentar abgegeben und lediglich mitgeteilt, man kooperiere mit der Behörde.

Juristische Übereinkunft ausgelaufen

IBM-Konzernchef Sam Palmisano holen Gespenster aus längst vergangen geglaubten Zeiten wieder ein. Das Justizministerium der USA untersucht, ob Big Blue seine Dominanz im Mainframe-Segment wettbewerbswidrig nutzt.
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Vor 53 Jahren hatte IBM mit amerikanischen Justizbehörden einen Consent Decree geschlossen, in dem sich das Unternehmen verpflichtete, Mainframe-Technik auch an Konkurrenzunternehmen zu lizenzieren. Seinerzeit existierten noch einige Hersteller von Großrechnern. Dieser Consent Decree lief 2001 aus.

Die CCIA argumentiert, IBM verhindere seit diesem Zeitpunkt, dass neue IBM-Mainframe-Software auf Systemen des Wettbewerbs läuft. Aus Sicht von Big Blue wäre das insofern verständlich, als ein nicht unerheblicher Teil der gesamten Einnahmen - manche Experten sprechen von bis zu 25 Prozent des gesamten IBM-Umsatzes - aus dem Mainframe-Geschäft resultiert.

Problem 1: Platform Solutions Inc.

Das jetzt vom Justizministerium eingeleitete Verfahren folgt einer Auseinandersetzung, die IBM mit der Firma Platform Solutions Inc. Ausfocht. Das Unternehmen stellt preisgünstige Großrechner her, die kompatibel zu IBM-Systemen sind. IBM wollte für diese Maschinen keine Lizenzen der eigenen Mainframe-Software vergeben. Der IBM-Konkurrent argumentierte, Big Blue binde auf illegale Weise seine Mainframe-Software an die eigene Hardware und zwinge Kunden, beide Produkte von IBM zu kaufen. Der Großrechnermonopolist löste das Rechtsverfahren auf seine Weise: Er kaufte Platform Solutions Inc. und beendete so dessen Geschäfte.

Problem 2: T3T Inc.

In einem weiteren Antitrust-Verfahren, das die Firma T3T Inc. initiierte, obsiegte IBM. T3 Technologies benutzte in seinen Produkten Techniken von Platform. Das "Wall Street Journal" zitiert den Bundesrichter aus New York , Louis Kaplan, mit den Worten, IBMs Weigerung, Lizenzen für sein Mainframe-Betriebssystem an die Firma Platform zu vergeben und auch keinen Support hierfür zu leisten, sei nicht wettbewerbswidrig. Insofern sei T3Ts Klage als indirekt Betroffener - das Unternehmen nutzt Platform-Techniken - auch kein Erfolg beschieden. (jm)