Mobile World Congress 2016

IoT macht mobil

08.03.2016 von Mark Alexander  Schulte
Der diesjährige Mobile World Congress war wieder einmal eine wegweisende Veranstaltung, bei der Technologieexperten aus allen Ländern zusammentrafen. Das Thema „Mobile is everything“ hallt noch immer nach und zeigt, dass Mobilität der Schlüsselfaktor einer vernetzten Zukunft sein wird.
Foto: GSMA

Ende Februar 2016 traf sich die Technologie-Community zur größten Mobile-Messe der Welt: dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Trotz des Namens geht es bei dieser Messe heute weniger um die mobilen Geräte und Wide Area Networks ihrer Anfangstage, sondern zunehmend um unsere vernetzte Welt.

Unzählige Präsentationen verschiedener Virtual-Reality-Technologien und Roboter, die zwischen den Ständen herumwatscheln sowie vernetzte Autos – der Begriff „Mobilität“ hat in diesem Jahr eine spürbar neue Deutung erfahren. Mobilität ist eine Enabler-Technologie, die die Entwicklungen in anderen High-Tech-Bereichen vorantreibt. Das betrifft sowohl Gadgets für den Consumer-Markt als auch spezialisierte Unternehmensanwendungen.

Mobile World Congress 2016 Impressionen
Das Messegelände Fira Barcelona ist 2016 komplett ausgebucht.
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Schlange stehen gehört auch 2016 zum Messealltag auf dem MWC.
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Einer der zahlreichen Messeeingänge.
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Einen chinesische Delegation kommt am MWC an.
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Angesichts der angedrohten Streiks im öffentlichen Nahverkehr beschäftigt viele Messebesucher eine andere Mobilitätsfrage. Zweiräder wären auch eine Mobility-Lösung.
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Die Ruhe vor dem Sturm. Am Sonntag geht es bei der Registrierung noch beschaulich zu.
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Während Apple traditionell auf dem MWC fehlt, ist Android an jeder Ecke zu sehen.
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Das Messemotto des MWC 2016.
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Die GSMA ist der Veranstalter des Mobile World Congress.
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Per Mobile TV können sich die Besucher über das Messegeschehen informieren.
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Klotzen statt kleckern - mit gigantischen Werbepostern wirbt Samsung für die nächste Galaxy-Generation.
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Hochbetrieb am Eingang zum MWC - schon in den frühen Morgenstunden.
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Hier trifft sich wie jedes Jahr die Mobile-Elite zum Stelldichein.
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5G kommt - das ist auf dem MWC natürlich unübersehbar.
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We all live in a yellow submarine... Ein Hauch von Beatles in Barcelona.
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Ansturm auf dem Stand von LG.
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In der "Samsung Mobility Zone" gibt es alles rund um den Global Player aus Südkorea.
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Samsung Knox lockt...
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... viele Besucher an den Stand von Samsung.
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Die Deutsche Telekom taucht sich ganz in Magenta und stellt Lösungen rund um das Internet der Dinge in den Mittelpunkt seines MWC-Auftritts.
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Die großen Hersteller lassen sich wieder einmal nicht lumpen, was den Pomp ihrer Ausstellungsstände angeht. VMware wirbt unter anderem für seine EMM-Lösung Airwatch
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Microsoft lockt mit zahlreichen Angeboten auf seinen Stand, der alles rund um das Windows-10-Ökosystem präsentiert.
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Business-Lösungen, Surface-Tablets, IoT-Software - der Konzern aus Redmond ist auch in Barcelona sehr breit aufgestellt.
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Ein Hauch von fernöstlichem Miniatur-Wunderland in Barcelona.
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Virtual Reality steht in Barcelona in diesem Jahr hoch im Kurs...
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... sei es beim Gaming...
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... oder bei den Geschäftsleuten.
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Smart Glasses sind gefragt.
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Mittags lange aufs Essen warten, ist nicht ganz so angenehm. Aber immerhin lacht die Sonne vom katalonischen Hmmel.
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Alcatel präsentiert neue Smartphones...
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... und das neue 2-in-1-Device Plus 10.
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Auch intelligente Uhren sind gefragt, ...
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... denn je smarter, desto intelligenter. Oder so ähnlich.
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AVM und seine Fritz-Boxen dürfen auch nicht fehlen.
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Und - sieh mal einer an - sogar Nordrhein-Westfalen ist mit einem eigenen Stand in Barcelona vertreten.
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Allgegenwärtig auf dem MWC: der immergrüne Android-Bot...
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...egal ob als riesige Dachkuppel...
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...Gartenkunstwerk...
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...oder gleich in Form eines kompletten Standes.
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Das Wetter in Barcelona nutzen viele Gäste für ein intensives Februar-Sonnenbad.
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Bei Giesecke & Devrient gibt es die Demonstration eines Secure Gateways für Connected Cars zu sehen.

5G – Auf die Plätze, fertig, stopp

In allen Gesprächen, die wir mit Netzbetreibern und Netzwerkausrüstern führten, war 5G das Hauptthema. Viele sehen 5G als den notwendigen Impuls für eine breite Nutzung von IoT. Allerdings wird sich 5G vor allem auf Unternehmen konzentrieren und dort wiederum auf Einsatzszenarien, in denen geringe Latenzzeiten sowie sehr hohe Geschwindigkeiten gefordert sind.

Die wohl bekannteste Anwendung dieser Technologie ist das selbstfahrende Auto. Doch auch im Gesundheitswesen und bei Geräten zur Fernsteuerung dürfte eine große Nachfrage vorhanden sein. Jedoch wird 5G nicht vor dem Jahr 2020 verfügbar sein; erste Versuche starten 2016.

Für diesen großen Zeitrahmen gibt es drei Gründe: Zum einen müssen die 5G-Protokolle erst noch finalisiert werden. Zweitens müssen die Netzbetreiber ihre Netze virtualisieren, wobei viele Betreiber noch bei einer Virtualisierungsquote von weniger als 20 Prozent liegen. Drittens besteht zusätzlich zur Wiederverwendung bisheriger Bandbereiche für 5G Bedarf an neuen Bandbreiten in den oberen Bandbereichen. Auf dem diesjährigen MWC präsentierten die Netzbetreiber und Ausrüster nicht nur ihre Visionen. Sie warben zudem auch für eine gemeinsame Lösung bei den Realisierungsschwierigkeiten von 5G.

Partnerschaften, soweit das Auge reicht

IDC hat in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass sich kein Anbieter alleine bei IoT umfassend durchsetzen wird. Stattdessen wird ein komplexes Ökosystem aus Partnerschaften entstehen, in dem die Anbieter im Rahmen einer ganzheitlichen Lösung von den Stärken der Anderen profitieren.

Die MWC stellte die Bühne bereit, auf der zahlreiche solcher Partnerschaften angekündigt wurden, etwa Jasper mit Gemalto im Bereich Subskriptions-Management. AT&T kündigte Partnerschaften mit Intel (Intel IoT Developer Kit), Cisco (Fog Computing Solutions) und Microsoft Azure an. Das Ziel dahinter ist es, die Entwicklung von IoT-Anwendungen zu unterstützen und das Developer-Ökosystem mit Flow Designer von AT&T und der M2X-App-Plattform zu fördern.

Samsung wiederum gab eine Partnerschaft mit AT&T und Orange Business Services im Bereich In-Car-Connectivity für Samsung Connect Auto bekannt und kündigte eine Partnerschaft mit Tantalum für nutzungsbasierende Versicherungslösungen an.

IoT und EMM auf Kollisionskurs

Der zu VMware gehörende EMM-Anbieter Airwatch besitzt auch Expertise beim Management von IoT-Endpoints.

2015 war die IoT-Plattform das zentrale Thema am IoT-Markt. Nach wie vor steckt in diesem Marktsegment einiges an Dynamik bei traditionellen IoT-Plattform-Anbietern wie Jasper, Ericcson, Vodafone, IBM und anderen.

Allerdings konnten wir im Verlauf des MWC 2016 verstärkt beobachten, dass die herkömmlichen Anbieter von EMM (Enterprise Mobility Management) mehr als in den vergangenen Jahren über IoT reden. IDC sieht darin einen logischen Schritt für Anbieter wie die zu VMware gehörende Airwatch, MobileIron, Citrix oder SOTI, um nur einige zu nennen. Sie verfügen über die entsprechende Expertise beim Management von Endpoints wie Smartphones, Tablets oder PCs. Es ist also folgerichtig, weitere vernetzte Endpoints mit aufzunehmen.

Auch wenn deren Value Proposition rund um den Endpoint noch etwas ausgefeilter werden muss: Diese Anbieter beginnen, am IoT-Markt mitzumischen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sie uns beim MWC 2017 mit weiter ausgereiften Geschichten überraschen und beherzter in diesen Markt eintreten.

Hardware im Hintergrund

Im Gegensatz zu dem immensen Interesse für die Hardware bei Smartphones, Tablets, Wearables und sogar Virtual Reality lag der IoT-Fokus des MWC eher auf dem Stack an Software, Services und Konnektivität, der im Zusammenspiel den Mehrwert für die Unternehmenskunden erzeugt. Das bedeutet nicht, dass die Hardware keine Rolle spielen würde. Sie ist vielmehr die Basis, auf der überzeugende IoT-Lösungen entstehen können. Auf dem MWC 2016 lag jedoch auch bei Hardware-Anbietern wie Samsung mit Connect Auto der Neuigkeiten-Schwerpunkt eher auf ganzheitlichen Lösungen.

IT contra OT

Innerhalb der IoT-Community gab es lange Debatten um die Frage, wem IoT eigentlich gehört: Sind es die IT-Anbieter oder Operation-Technology (OT)-Anbieter wie zum Beispiel Schneider Electric, Bosch, Rockwell oder GE? Auf dem MWC 2016 glänzten diese OT-Anbieter auffällig mit Abwesenheit. Die IT-Hersteller fokussierten ihre Präsentationen auf die Technologien, die sie anbieten können.

Es wäre jedoch naiv zu denken, dass der Erfolg von IoT ohne eine tiefere IT/OT-Integration möglich sei. IDC erwartet, dass sich die Präsenz der OT-Unternehmen in den kommenden Jahren verstärken wird, eventuell als Untermieter an den Ständen ihrer IT-Partner. Gleichwohl hängt der Erfolg des IoT davon ab, wie die Innovationen auf der IT-Seite des Marktes und die umfassende Branchenerfahrung sowie das Wissen um die Business-Prozesse der OT-Anbieter zusammenfinden.

IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player.
Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten.
Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit.
Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert.
Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird.
IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können.
Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann.
Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit.
SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing".
Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren.
PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.

Unser Fazit

Schaut man sich den Mobile World Congress über das letzte Jahrzehnt rückblickend an, ist die Flut unterschiedlicher Technologien wirklich beeindruckend. In den Anfangstagen in Barcelona drehte sich alles um 3G/4G, mobile Daten und den Wertbeitrag der Netzbetreiber. Im Laufe der Zeit übernahmen mobile Geräte wie Smartphone und Tablet die Hauptrolle.

In diesem Jahr gab es eine augenfällige Stimmungsänderung: Die Hardware – und in geringerem Umfang auch die Netze – traten in den Hintergrund und überließen die Bühne den großen Geschichten der vernetzten Lösungen, die Endkunden und Unternehmen im Rahmen der aktuell voranschreitenden digitalen Transformation neue Möglichkeiten an die Hand geben.

Das Thema der Veranstaltung - „Mobile is everything“ – brachte mich dazu, darüber nachzudenken, was Mobilität vor zehn Jahren bedeutete, was es heute ist und was es morgen sein wird. Ich wage die Vermutung, dass Mobilität DER Enabler unserer vernetzten Zukunft sein wird. Mobile wird es uns ermöglichen, uns zu vernetzen. Mit allem. Überall. Jederzeit. (mb)