Hierzu hat der Chipgigant eigens eine in Dupont, Washington, beheimatete Division unter Leitung von General Manager Anand Chandrasekher gegründet. Die Strategie des Chipmolochs ist dabei schon aus der PC- und Server-Welt bekannt: Der Geschäftszweig wird Grundlagentechnologien und -komponenten entwickeln, die man an OEM-Kunden vertreiben will. Im Vordergrund stehen hierbei Entwürfe etwa für komplette Systemplatinen und Chipsätze, die geeignet sind, die PC- mit der Workstation-Arena zu verschmelzen. Die Leidtragenden des Intel-Engagements sind klar auszumachen: Alle Anbieter von Unix-Workstations, auf denen hochleistungsfähige Grafikanwendungen laufen.
Intel hat bereits einige Initiativen gestartet, die helfen sollen, PCs künftig zu veritablen Unix-Konkurrenzprodukten auszubauen. Auf seiner Technologiekonferenz "Platforms for Visual Computing" zeigten Aussteller erste Hardwareprodukte auf Basis der Accelerated-Graphics-Port-Spezifikationen, die Intel entwickelt hatte. AGP-Designs sollen die Bandbreite, also den Datendurchsatz, in Computern heben. Bereits jetzt wird an der nächsten AGP-Generation, dem sogenannten 4X-Modus, gearbeitet. Dieser soll einen Datendurchsatz von 1 GB/s ermöglichen.
Zu den AGP-Adepten gehören alle wichtigen Vertreter aus der PC-Grafikkomponentenwelt: Die ATI Technologies Inc., 3Dlabs, die Trident Microsystems Inc., die Cirrus Logic Inc. und die S3 Inc. Evans & Sutherland, Spezialist für Höchstleistungs-Grafikanwendungen, will AGP in etwa einem halben Jahr in seiner "Realimage"-Technologie unterstützen.
Von wesentlicher Bedeutung für den Wintel-Grafik-Markt ist eine weitere Intel-Ankündigung: Das Andy-Grove-Unternehmen gab bekannt, daß man nicht mehr nur Lizenzrechte am "Open-GL"-Quellcode von der Silicon Graphics Inc. (SGI) halte. Vielmehr sei man mittlerweile sogenannter Level-3-Lizenznehmer. Dies berechtigt Intel, die Schnittstellen-Technologie an eigene Kunden weiterzuvertreiben, die den Quellcode dann auf ihre spezifische Hardware zuschneiden können.
Open GL ist eine 2D/3D-Grafik-Programmier-Schnittstelle (API), die sich in der Industrie als Standard durchgesetzt hat. Praktisch alle wichtigen Anbieter aus dem Unix-Lager wie die IBM, Hewlett-Packard (HP), die Digital Equipment Corp. (DEC) und Sun, darüber hinaus Intergraph und Evans & Sutherland sowie Microsoft sind Lizenznehmer von SGI.
Hinzugekommen sind seit der Visual-Computing-Konferenz als Level-3-Lizenznehmer der weltweite PC-Marktführer Compaq, die beiden 3D-Grafik-Chiphersteller 3Dfx Interactive Inc. und die Rendition Inc., der deutsche Grafikspezialist Elsa, die Grafikkartenanbieter Number Nine Visual Technologies und Accelgraphics, die Interdimension Multimedia Inc., ein Produzent von Multimedia-Subsystemen für die Windows-95- und NT-Welt, und eben Intel.
Mit diesen Initiativen hat Intel die Ausrichtung für den Kampf um die letzte Bastion vorgegeben, die bislang vor dem Angriff der Wintel-Legionen sicher und allein den Unix-Anbietern vorbehalten schien. Wer Intel und seinen CEO Grove kennt, weiß, was die Platzhirsche aus der Grafikszene in den kommenden Jahren erwartet - ein Kampf ums Überleben.